Kriegstagebuch 11. November 1918


 alliierten Bevollmächtigten bei der Unterzeichnung des Waffenstillstands
Die alliierten Bevollmächtigten bei der Unterzeichnung des Waffenstillstands in Fochs Salonwagen.
Kriegstagebuch 1. Weltkrieg für Montag den 11. November 1918:

Westfront

Frankreich: WAFFENSTILLSTAND UNTERZEICHNET um 5:05 Uhr in Fochs Eisenbahnwaggon, der in Rethondes im Wald von Compiegne steht.Tritt in Kraft um 11 Uhr und die Kämpfe enden entlang der gesamten Front.
Die alliierte Linie geht von Selzaete und Gent nach Thann und zur Schweizer Grenze. Das BEF steht auf einer 100 Kilometer langen Linie von der französisch-belgische Grenze östlich von Avesnes-Jeumont-Givry, 6,5 km östlich von Mons (genommen von der 3. Kanadischen Division und 5. Lanzen-Reitern) – Chievres 6,5 km östlich von Ath-Lessines (erobert um 10:55 Uhr mit 150 Kriegsgefangenen) – Grammont. Seit dem 18. Juli haben die alliierten Armeen 385.500 Kriegsgefangene und 6.615 Kanonen genommen (der Anteil des BEF beträgt 188.700 Kriegsgefangene und 2.840 Kanonen). Petain weint aus Frustration, dass der Waffenstillstand den ‚entscheidenden‘ Sieg verhindert hat, aber um 20:00 Uhr gibt er als Tagesbefehl des Hauptquartiers heraus: ‚Geschlossen wegen Sieg‘.
Maas: Die Vorhut der Zweiten US-Armee und 3 französischer Korps befindet sich innerhalb von 10 km von Montmedy. Das AEF umfasste nun 1.981.701 Mann (davon 1.078.222 Kampftruppen).

Ostfront

Deutschland: 26 deutsche Divisionen stehen von Finnland bis Georgien; Österreich-Ungarn hat 7 Divisionen in der Ukraine.
Großbritannien: Die Regierung erkennt Lettland an.
Polen: Direktorium in Warschau gebildet, welche den Regentenrat absetzt.
Litauen: Hoffmann-Tagebuch aus Kowno ‚Auch hier wurde ein Soldaten-Rat gebildet‘.
Nordrussland: Die alliierten Truppen aus Archangelsk (53 Verluste) wehren bei Kurgomin-Tulgas (Fluss Dwina) 1.000 Rote (über 600 Verluste) und Kanonenboote ab.

Südfronten

Balkan: 80.000 Mann deutscher Truppen (53 Bataillone oder 6 Divisionen) mit 338 Geschützen an der südöstlichen (Donau-)Front. Die britische effektive Stärke in den Mannschaftsrängen ist 103.996 Soldaten (Rationsstärke vom 1. November 158.707).

Seekrieg

Nordsee: Die Waffenstillstands-Bedingungen sehen die Auslieferung von 11 deutschen Schlachtschiffen, 5 Schlachtkreuzern, 8 Kreuzern, 50 Zerstörern (also alle modernen Kriegsschiffe) und alle U-Booten zur Internierung vor. Deutschland behält nur 6 Schlachtschiffe, 6 Kreuzer und 24 Zerstörer (alles älteste Typen). Die Rekordzahl von 20 Q-Schiffen (U-Boot-Fallen) ist beim schottischen Kommando vorhanden. Deutschland hat 171 U-Boote und 149 im Bau.
Ein Marine-Rat der 21 kommandiert in Wilhelmshaven.
Großbritannien: Der leichte Kreuzer Carlisle, auf der Werft von Fairfield fertiggestellt, schließt sich der Harwich Force an.

Luftkrieg

Westfront: Eine französische Breguet XIV (Minier) transportiert den deutschen Bevollmächtigten Major Geyer von Tergnier zum deutschen Obersten Hauptquartier in Spa mit den Waffenstillstands-Bedingungen. Dazu gehören die sofortige Demobilisierung des deutschen Armee-Fliegerdienstes und die Auslieferung von 2.000 Jägern und Bomben (die schließlich auf 1.700 reduziert werden). Besonderer Wert wird auf die Beschlagnahmung aller Fokker D.VII-Jäger und Zeppeline gelegt. 2.713 Flugzeuge werden bis zum 16. Januar 1919 übergeben.
Die RAF verfügt nun über 22.647 Flugzeuge (einschließlich Trainingsflugzeuge) mit 291.170 Mann, davon 54.075 in Frankreich. 1.576 von 1.789 Flugzeugen an der Westfront sind einsatzbereit. Die französische Frontstärke ist 4.511 Flugzeuge und 61.000 Mann in 80 Jagd-, 32 Bomber- und 146 Aufklärungsstaffeln. Die Deutschen haben 2.390 (2.709 Sollstärke) Flugzeuge, einschließlich 1.134 bis 1.296 Jäger und 168 Bomber in 284 Fliegereinheiten mit ca. 4.500 Mann Besatzungen. Seit dem 16. Mai hat allein die französische 1. Flieger-Division (600 Flugzeuge) 637 deutsche Flugzeuge und 125 Ballons als vernichtet gemeldet und 1.360 Tonnen Bomben abgeworfen.

Politik

FRANKREICH: WAFFENSTILLSTAND UM 05:05 UHR UNTERZEICHNET, FEINDSELIGKEITEN ENDEN UM 11:00 UHR. Die deutschen Truppen sollen Frankreich, Belgien und Luxemburg innerhalb von 14 Tagen räumen. Der neue deutsche Außenminister Dr. Solf plädiert am 12. November für mildere Bedingungen und sofortige Gespräche.
ÖSTERREICH-UNGARN: KAISER KARLS VERZICHT AUF DIE MACHT und am 13. November auch als König von Ungarn. Ministerpräsident Lammasch und das letzte kaiserliche Kabinett treten zurück.
USA: Wilson sagt in seiner Rede in Washington, dass die Alliierten Mitteleuropa ernähren werden.

Neutrale

Schweiz: Die Bolschewistische Mission wird ausgewiesen.
Niederlande: Kaiser Wilhelm II. erhält in Graf Bentincks Amerongens Wasserhaus bei Utrecht Zuflucht.

Besetzte Gebiete

Belgien: Erster deutscher Armee-Sowjet in Malines gebildet.

Heimatfronten

USA: Die Waffenstillstands-Nachrichten gehen um 03:00 Uhr ein. Wilson liest die Bedingungen für die gemeinsame Sitzung des Kongresses. Die größten landesweiten Feiern, die es bisher jemals gab.
Großbritannien: Des Königs Botschaft an das Empire. Fröhliches Chaos in London und anderswo ab 11:00 Uhr. Generalstabschef Wilson notiert vom Abendessen in Downing-Street Nr. 10, daß ‚Lloyd George den Kaiser erschießen will. Winston (Churchill) will es nicht…‘ Die Kriegsrisiko-Versicherung ist seit dem 1. November um 50% gefallen.
Österreich-Ungarn: Der Kaiser nimmt den Rücktritt seines letzten Ministerpräsidenten an. Die kaiserliche Familie verlässt Schloss Schönbrunn nach Eckartsau, 60 km nordöstlich von Wien.
Deutschland: Berliner Arbeiter-Delegierte ernennen einen Rat der sechs Volkskommissare (Nicht-Bolschewiki).
Frankreich: Von 11:00 Uhr läuten die Kirchenglocken zum Waffenstillstand; die Pariser Flak-Geschütze feuern 1.200 Schüsse ab.

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