Amerikanischer schwerer Panzer ‚Liberty-Tank‘ oder ‚International‘.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Bilder und 3d-Modell.
Mark VIII (Liberty-Tank, International)
Typ: Schwerer Infanterie-Panzer.
Geschichte:
Im Jahr 1916 beauftragte General John J. Pershing einen Offizier mit der Planung einer Panzereinheit für die US Army. Dieser Offizier, Major James Drain, wurde nach London gesandt, wo er seine Aufgabe mit Oberstleutnant Albert Stern diskutierte, der zum Vorsitzenden des Royal Naval Air Service Landships Committee ernannt worden war.
Es wurde ein vorläufiger Auftrag über 600 Mark VI erteilt, doch im September 1917 empfahl Major Drain, diesen durch den damals gerade in der Entwicklung befindlichen Mark VIII zu ersetzen. Damals waren die Vorteile einer alliierten Standardisierung so augenscheinlich, dass der Vorschlag gemacht wurde, die britischen Erfahrungen mit den amerikanischen Produktionsmöglichkeiten zu vereinigen.
So wurde Winston Churchill am 11. November 1917 ein Vertragsentwurf übermittelt, nach dem zur Entwicklung und zum Bau eines neuen Panzers die britischen und amerikanischen Möglichkeiten zusammengefasst werden sollten. Montiert werden sollte das neue Fahrzeug in einem neuen Werk in Frankreich. Churchill stimmte dem Vorschlag im Dezember zu und Anfang 1918 wurde der britisch-amerikanische Panzervertrag von dem britischen Außenminister Arthur Balfour und dem amerikanischen Botschafter Walter Page in London unterzeichnet.
Die Entwurfsarbeit, für deren Zeichnungen Leutnant G. J. Rackham verantwortlich war, wurden vom Mechanical Warfare Supply Department des Rüstungsministeriums übernommen. Großbritannien sollte die Panzerplatten, die Strukturelemente, die Ketten und die Laufrollen liefern. Die USA hatten die Antriebselemente zu liefern und Frankreich sollte die Fabrikanlagen für die Montage mit britischer Bauausrüstung errichten. Die erste Sitzung der alliierten Panzerkommission fand am 4. Dezember 1917 in Frankreich statt. Man beschloss eine Anfangsproduktion von 300 Fahrzeugen im Monat, die später auf 1200 steigen sollte.
Der Idealismus, der sich in der Übereinkunft ausdrückte, wurde unglücklicherweise von einigen Ereignissen überschattet. Die deutsche März-Offensive von 1918 führte zu schweren britischen Materialverlusten und Fehler im amerikanischen Flugzeugprogramm machten es unmöglich, die für den Panzerbau vorgesehenen Liberty-Motoren bereitzustellen. So waren zur Zeit des Waffenstillstandes 1918 in Großbritannien nur etwa Teile für 100 Fahrzeuge fertig, während die USA genügend Material für die Hälfte der zunächst 2950 geplanten Fahrzeuge hatte.
Frankreich zog sich eine Woche nach dem Waffenstillstand aus dem Unternehmen zurück und die britische Begeisterung hatte nach den Verlusten im März 1918 ebenfalls stark abgenommen. So blieb den USA nichts anderes übrig, als 1919 im Rock-Island-Arsenal 100 Panzer aus von Großbritannien gekauften Teilen zu montieren. Die US-Armee hatte diese Panzer bis 1932 im Dienst, dann wurden sie zurückgezogen und eingemottet.
1940 wurden etwa 90 zum Schrottpreis an Kanada geliefert, wo sie den Grundstock zu General Worthingtons Panzer-Korps bildeten.
Der Mark VIII hatte noch ganz die Rhomboid-Form der Panzer aus dem 1. Weltkrieg und war so ausgelegt, dass er Gräben bis 4,40 m überschreiten konnte. Die Wanne war aus vergüteten Stahlplatten genietet und vorn und an den Seiten 22 mm dick – an den übrigen Teilen etwas schwächer.
Erstmals wurde der hintere Motorraum vom Kampfraum durch ein Schott getrennt. Der Kampfraum hatte Oberdruck, sodass Qualm, Hitze, Lärm – aber auch die Brandgefahr – vermindert wurden. Dies war der erste Versuch, etwas menschliche Bedingungen in einem Panzer zu verwirklichen. Unglücklicherweise war es immer noch nötig, dass ein Mechaniker sich im Motorraum aufhielt – und dessen Arbeitsbedingungen wurden natürlich durch diese Neuheit verschlechtert.
Der Mark VIII hatte ein von Major W. G. Wilson entwickeltes Steuersystem (vermutlich die erste praktische Anwendung der Getriebesteuerung), das die Motorkraft je nach Steuerausschlag auf die beiden Ketten verteilte statt sie, wie bisher, nur auf einer Seite abzubremsen.
Probleme gab es beim Mark VIII mit der Motorkühlung, sodass der Panzer die Höchstgeschwindigkeit nie für lange Zeit halten konnte – sehr zur Erleichterung des Mechanikers im Motorraum. Erst 1929 versuchte man, die Motorkühlung zu verbessern. Obgleich der Mark VIII niemals eingesetzt wurde, ist er doch beispielhaft für den ersten Versuch einer Zusammenarbeit mehrerer Länder.
Ohne den Waffenstillstand hätte die Produktion des Mark VIII 1919 alle anderen alliierten Panzerprogramme weit hinter sich gelassen.
Benutzer: US Army, später Kanada.
Animation 3d-Modell Mark VIII
Spezifikationen Mark VIII
Spezifikationen:
Mark VIII | Spezifikation |
---|---|
Typ | Schwerer Infanteriepanzer |
Besatzung | 10-12 Mann |
Bewaffnung | 2 x 6-Pfünder-QF-Kanonen in Kasematten, je Seite eine. |
Sekundär-Bewaffnung | bis zu 7 x 7,62-mm-Browning-MG in Panzerblenden |
Länge | 10,40 m |
Breite | 2,81 m |
Höhe | 3,12 m |
Panzerung | 6-22 mm |
Kampfgewicht | 37.594 - 44.707 kg |
Bodendruck | ca. 0,37 kg/cm² |
Leistungsgewicht | ca. 9 PS/t |
Antrieb | Liberty V-12 wassergekühlter Flugzeugmotor mit 338 PS bei 1.400 U/min. |
Strassengeschwindigkeit | 10,4 km/h |
Fahrbereich (Strasse) | 80 km |
Kletterfähigkeit | 1,30 m |
Grabenüberschreitfähigkeit | 4,40 m |
Steigfähigkeit | unbekannt, aber als 'gut' deklariert |
Indienststellung | 1920 |
Bauzahl | 100 |
Stückpreis | 85.000 US-Dollar (Preise von 1919) |
Quellenangaben und Literatur
Panzer und andere Kampffahrzeuge von 1916 bis heute (Christopher F. Foss, John F. Milsom, Colonel John Stafford Weeks, Captain Georffrey Tillotson, Richard M. Ogorkiewicz)
Panzerkampfwagen des 1. und 2. Weltkrieges (Andrew Kershaw)
British and American Tanks of World War II (Peter Chamberlain, Chris Ellis)
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