Die Luftstreitkräfte im Zweiten Weltkrieg.
Luftstreitkräfte im 2. Weltkrieg
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Als Adolf Hitler den Befehl zum Polenfeldzug gab, begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg, welcher fünf Jahre dauern sollte. Eigentlich war die deutsche Luftwaffe auf diesen ‚totalen Krieg‘ nicht vorbereitet, der nach Hitlers Planungen eigentlich nicht vor 1942 hätte beginnen sollen. Zuvor sollte lediglich der deutsche Machtbereich mit kleineren Operation, wie zuvor beim Anschluss Österreichs und des Sudetenlandes, sowie bei der Besetzung der Rest-Tschechei schon vorexerziert, konsolidiert werden.
Zur Überraschung des Führers kam es diesmal anders, als entgegen seiner Erwartungen und Hoffnungen, Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg erklärten.
Trotz ihres ungenügenden Rüstungsstandes konnte die deutsche Luftwaffe in Polen und im Westfeldzug überzeugen, was jedoch daran lag, dass die übrigen Luftreitkräfte zu diesem Zeitpunkt noch schlechter ausgerüstet waren.
Während bei den RAF Staffeln im September 1939 und sogar bei der US Army Air Force zu Beginn des Zweiten Weltkriegs immer noch Doppeldecker als Jagdflugzeuge verwendet wurden, hatten Deutschland und Japan bereits moderne Eindecker. Jedoch triumphierten auf Dauer die Weitsicht der westlichen Alliierten, welche bereits schwere strategische Bomber entwickelten und eine gigantische Luftfahrtindustrie aufbauten.
Die U.S.A. hatten bereits ihre Neutralität erklärt und Japan und Italien stand als wohlwollende Neutrale im Fernen Osten b.z.w. im Mittelmeerraum auf Deutschlands Seite. Hitler wollte Polen also in wenigen Wochen besiegen, um dann seinen üblichen Kompromissvorschlag durchzudrücken. Die Wehrmacht und die Luftwaffe waren nur für einen kurzen Feldzug gerüstet – dagegen waren Frankreich und Großbritannien nahezu völlig unvorbereitet.
Somit unterschied sich der Beginn des Zweiten Weltkrieges erheblich von dem des Ersten Weltkriegs, als alle Seiten hochgerüstet und mit Zuversicht in den Kampf zogen. 1939 war eigentlich keiner der Kombattanten richtig für einen Krieg vorbereitet!
Normalerweise hätte die Möglichkeit eines Zweifrontenkrieges Hitler zutiefst beunruhigen müssen, da ja noch nicht einmal klar war, ob Polen in einem Streich sofort erobert werden könnte. Für Polen selbst hätte die Kriegserklärung von Großbritannien und Frankreich an Deutschland nur etwas gebracht, wenn dessen Streitkräfte bis zu einer möglichen, in der Zukunft liegenden Hilfe, lange genug durchgehalten hätten.
So war das Ergebnis, dass – bis auf den Feldzug in Polen – der Konflikt von beiden Seiten mehr oder weniger eingefroren wurde. Von den Kampfhandlungen war es ein sehr vornehm geführter Krieg im Westen. Briten und Franzosen hielten sich zurück, weil sie erst richtig aufrüsten mussten und Hitler machte das ungünstige Winterwetter für seine – allerdings zu diesem Zeitpunkt begrenzte – Westoffensive einen Strich durch die Rechnung und weil er wohl immer noch hoffte, nachdem Polen besetzt war, ein neues, berüchtigtes Kompromissabkommen durchdrücken zu können.
Doch selbst wenn die Gegner einen ernsthaften Luftkrieg hätten aufnehmen wollen, so waren sie jedoch alle auf ihre Weise ungenügend gerüstet. Dies lag an den Irrtümern, welche bei den Planungen – sowohl bei der RAF als auch bei der Luftwaffe – vor dem Krieg gemacht wurden.
Einzelberichte über die Luftstreitkräfte
Royal Air Force
Bei der britischen RAF war man z.B. in dem Glauben, dass die Bristol Blenheim ein vielversprechender Bomber mit fast schon magischen Zauber war, welcher deshalb von den Einsatzplanern völlig überfordert wurde.
Der Blenheim-Bomber war vollständig aus Metall und hatte eine mittragende Außenhülle und entstand aus einem Zivilflugzeug, dem Tiefdecker Bristol Typ 142. Das moderne Flugzeug war zum Zeitpunkt seiner Einführung 95 km/h schneller als das beste Jagdflugzeug der RAF, dem Doppeldecker Gloster Gauntlet, welcher 360 km/h erreichte.
Deshalb glaubten die Verantwortlichen, diesem Bomber könne kein Jäger gefährlich werden.
Deutsche Luftwaffe
In Deutschland achtete man vor allem darauf, dass Flugzeuge gebaut wurden, welche ihren aktuellen Gegnern überlegen sein mussten. Dies beeinflusste jedoch negativ die möglichen Stückzahlen und die längerfristigen Entwicklungen.
Dadurch war die deutsche Luftwaffe den benachbarten Luftstreitkräften im September 1939 eindeutig überlegen. Dabei spielte die Einsatzreichweite eine wichtige Rolle, welche hauptsächlich für die Unterstützung der Bodentruppen ausgelegt war.
Da man beim deutschen Militär eigentlich davon ausging, dass Hitler seine angekündigten Ziele nur Schritt für Schritt zu erreichen gedachte, wurde keine Vorsorge für eine Reserve getroffen. Bisher gingen alle vom Führer ausgelösten Krisen ohne ernsthafte Zwischenfälle über die Bühne und auch für den Polenfeldzug reichte der Bestand. So gab es nicht einmal eine Jägerreserve für die Verteidigung des Reichsgebietes, welches sich als schwerer Fehler erweisen sollte, verursacht durch die Überheblichkeit Görings und der Weigerung Hitlers, irgendwelche Mittel für Defensivzwecke einzusetzen.
l’Armee de l’Air
Bei den Westalliierten befanden sich die französischen Luftstreitkräfte in der schlechtesten Lage. So fand die l’Armee de l’Air kein Nachfolgemuster für ihren veralteten Bomber Bloch 210, der sich 1939 bereits seit drei Jahren nicht mehr in Produktion befand. Damit war die Bloch 210 noch im September 1939 der Standard-Bomber der Franzosen, obwohl er es kaum wagen konnte, bei Tag zu fliegen.
Zwar begann bis zum Kriegsausbruch die Einführung drei neuer Modelle, welche aber nur in geringen Zahlen zum Einsatz kamen. Auch diese drei – Liore et Oliver LeO 451, Bloch MB 131 und Breguet 693 – waren lediglich nur zweimotorige, mittlere Bomber.
Das französische Standardjagdflugzeug Morane-Saulnier MS 406 war zwar wendig und kompakt, wurde jedoch von der Bf 109 völlig deklassiert. Erst kurz vor dem Waffenstillstand wurde mit der Dewoitine D520 ein guter Jäger mit einer mittragenden Metallkonstruktion und Reihenmotor eingeführt, welcher 510 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichte und mit einer 20-mm-Kanone und 4 Maschinengewehren in den Flügeln bewaffnet war.
RAF Bomberkommando
Der fragwürdige alliierte Kriegsplan vom September 1939 beinhaltete auch die Hoffnung der Franzosen, dass ihre mangelhafte Rüstung in der Luft durch die RAF ausgeglichen wird, welche theoretisch die Voraussetzungen hatte, Deutschland mit schweren Bombenangriffen zu treffen.
Das Bomberkommando der RAF hatte zu Kriegsbeginn die Muster Handley Page Hampden, Armstrong Withworth und Vickers Wellington im Einsatz, wobei letzterer Bomber deutlich der beste war.
Die Wellington hatte eine Reichweite von 2.500 km und konnte bis zu 2.205 kg Bomben tragen. Herausragend an diesem Bomber war jedoch die ‚geodätische‘ Gitterkonstruktions-Bauweise des genialen Vickers-Konstrukteur Barnes Wallis.
Wallis hatte zuvor den einmotorigen Wellesley-Bomber gebaut, welcher im November 1938 einen Fernflug-Weltrekord über 11.450 Kilometer Non-stop von Ismalia in Ägypten nach Darwin in Australien aufstellte.
Die Briten hatten jedoch eine weitere Zukunftsperspektive, da sie nach einer Spezifikation des Luftfahrtministeriums von 1936 bereits zwei Prototypen von schweren, viermotorigen strategischen Bombern vorzuweisen hatten. Der Short Stirling und die Handley Page Halifax konnten bereits zu Beginn des Jahres 1941 in Dienst gestellt werden.
Jedoch steckte das Bomberkommando 1939 noch in den Kinderschuhen. Noch wurde die Idee, zivile Ziele in Deutschland zu bombardieren und dabei auch Zivilisten zu töten, als Ungeheuerlichkeit abgetan. So gab es auch keine genauen Informationen über die wichtigsten Industrieanlagen in Deutschland als Ziele für die Bomber. Auch waren weder Maschinen noch Piloten auf die Navigation bei schlechtem Wetter oder in Dunkelheit vorbereitet, oder eine Technik zum genauen Bombenabwurf entwickelt.
Guy Gibson, später bekanntester britischer Bomberpilot, war sich überhaupt nicht sicher, als er und seine Besatzung den ersten ’scharfen Einsatz‘ mit 1.000 kg Bomben fliegen sollten, ob ihre Hampden mit dieser Zuladung überhaupt starten konnte.
In den ersten Monaten des Krieges, während des Sitzkrieges im Westen, hatten sowohl die Bomber der RAF als auch die Luftwaffe nur ein einziges Ziel für ihre Angriffe. Dies waren feindliche Kriegsschiffe, da dabei kaum Zivilisten gefährdet werden konnten.
Erste Luftkämpfe
Die deutsche Luftwaffe traf über Polen im September 1939 über keinen ernstzunehmenden Widerstand. Dabei wurde der Sturzkampfbomber – die Ju 87 Stuka – zum gefürchteten Symbol des Blitzkrieges. Bis noch in den Russlandfeldzug hinein wurde er vom Doppeldecker Henschel Hs 123 wirksam ergänzt.
So war das beste Flugzeug der deutschen Luftwaffe der Jäger Messerschmitt Bf 109.
Die Royal Air Force hatte im September 1939 zwei einmotorige Jagdflugzeuge: die Hawker Hurricane und die Supermarine Spitfire.
Bei Kriegsausbruch waren 14 Jagdverbände mit der Hurricane, aber nur neun mit der Spitfire ausgerüstet. Die Hurricane war der deutschen Bf 109 klar unterlegen, konnte aber bei der Bekämpfung der schweren Jäger Bf 110 und der deutschen Bomber glänzen. Dagegen war die Spitfire zumindest ein gleichwertiger, wenn nicht sogar überlegener Gegner für die Bf 109.
Zudem verfügte die RAF noch über den Doppeldecker Gloster Gladiator und die Boulton Paul Defiant, wobei letzterer ein ebenso zweifelhaftes Konzept wie die Bf 110 war, da sie lediglich mit einem Heckturm bewaffnet war. Beide Typen hatten gegen die Bf 109 nicht den Hauch einer Chance.
Regia Aeronautica
Da Italien am schlechtesten auf einen Krieg vorbereitet war, erklärte Mussolini den bisher im Völkerrecht unbekannten Zustand der ‚Nichteinmischung‘, was für ihn weniger erniedrigend war, als sich als Neutral bezeichnen zu müssen.
Zu diesem Zeitpunkt besaß die italienische Luftwaffe kein Jagdflugzeug, welches es mit der Bf 109 oder Spitfire hätte aufnehmen können. Alle italienischen Jagdflugzeuge hatten einen zu schwachen Motor und eine ungenügende Bewaffnung.
Das beste italienische Flugzeug war der dreimotorige Bomber Savoia-Marchetti S.M.79, welcher ebenfalls als Torpedoflugzeug eingesetzt werden konnte. Dafür sollten die Italiener aber ab 1942 über den einzigen viermotorigen Bomber der Achsenmächte verfügen, der Piaggio P.108.
Rote Luftwaffe
Mit Ausnahme des Einfalls in Ostpolen, dem Winterkrieg 1939/40 gegen Finnland und der Annexion der baltischen Staaten und Bessarabiens blieb Sowjetrussland erst einmal neutral, unterstützte Deutschland aber wirtschaftlich und mit Stützpunkten bei seinen Kriegsanstrengungen.
Sechs Monate vor Beginn des Zweiten Weltkrieges engagierte sich die Sowjetunion im Spanischen Bürgerkrieg noch gegen Deutschland und Italien und der Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939 hatte die Lage auf den Kopf gestellt.
Der Standardjäger der Roten Luftwaffe war die zwischenzeitlich veralteten Polikarpow I-15/I-153 und die Polikarpov I-16 , welche einst mit ihrem einziehbaren Fahrwerk, geschlossenem Cockpit, vier Maschinengewehren und freitragenden Flügeln weltweit führend war.
Die Bomber der Roten Luftwaffe bestanden vor allem aus der Tupolew SB-2 und der Illjuschin Il-4. Die SB-2 war der Do 17 sehr ähnlich und ebenfalls ein Mittelstrecken-Schnellbomber mit nur 3 MGs als Bewaffnung. Sie wurde seit 1936 gebaut und auch in Spanien verwendet. Ihre relativ hohe Geschwindigkeit zum Zeitpunkt der Einführung führte bei den Russen – ebenso wie bei den deutschen und britischen schnellen Tagbombern – zu einer Fehleinschätzung bei der Überlebensfähigkeit bei Tagbombereinsätzen. Ab Sommer 1941 wurden sie dann von der Bf 109 massakriert.
Die II-4 war ein zweimotoriger Langstreckenbomber und Torpedobomber, welcher von 1936 bis 1944 in großen Stückzahlen gebaut wurde. Zusammen mit der schweren, viermotorigen Pe-8 bildete er später das Rückgrat der schweren sowjetischen Bomberflotte. Erstmals bombardierten II-4 im August 1941 Berlin.
Weiterhin gab es in der Sowjetunion noch eine große Menge älterer Typen, während eine Reihe von vielversprechenden, neuen Flugzeugmodellen sich gerade in der Entwicklung befanden.
Japanische Luftstreitkräfte
Der Dritte im Bunde der Achsenmächte war Japan. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war Japan schon seit zwei Jahren im Krieg gegen China, wobei nicht gerade zimperlich vorgegangen wurde. Weder Zivilisten noch ihr Eigentum wurde verschont und der Krieg zeigt von Anbeginn an seine hässliche Fratze. So erlitt die japanische Luftwaffe bis 1939 schon einige Verluste.
Doch zwischenzeitlich hatten die Japaner einen zweimotorigen Langstreckenbomber entwickelt, die Mitsubishi G3M (Codename ‚Nell‘) mit einer Bombenladung von 1.000 kg und einer Reichweite von 4.640 km. Die Nell war bereits 1937 von der japanischen Marineluftwaffe in Dienst gestellt worden.
Bei der Heeresluftwaffe war die Mitsubishi Ki-21 (Sally) der Standardbomber und ähnelte der britischen Handley Page Hampden. Beide Bomber hatten ihre Fähigkeiten bereits in China unter Beweis gestellt.
Als der Krieg in Europa ausbrach, war der Standardjäger bei der Marine die Mitsubishi A5M (Claude), ein Tiefdecker mit starrem Fahrwerk, zwei Maschinengewehren auf dem Bug und einer Höchstgeschwindigkeit von 480 km/h. Ihr Nachfolger, der Langstreckenjäger Mitsubishi A6M Zero (Zecke), stand aber bereits in den Startlöchern.
Beim Heer stand die Nakajima Ki-27 (Nate) in Dienst, welche der ‚Claude‘ geringfügig überlegen war. Als Nachfolger war die Nakajima Ki-43 Hayabusa (Oscar) ausersehen, welche aber der Zero unterlegen sein sollte.
USAAF
US-Jäger waren vor dem eigentlichen Kriegseintritt der Vereinigten Staaten schon an den Luftkämpfen beteiligt, da sie in großen Mengen exportiert wurden. Es waren hauptsächlich Curtiss P-36 mit einem luftgekühlten Sternmotor und 560 km/h Höchstgeschwindigkeit und vor allem die P-40 Curtiss Hawk mit einem wassergekühlten Motor und 600 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Frankreich hatte bereits 1938 P-36 bestellt, welche aber später als ‚Mohawk‘ bei der RAF verwendet wurden. Die P-40 war das erste US-Jagdflugzeug, welches von den Briten bestellt wurde. Der Jäger wurde später auch von den Frei-französischen Streitkräften, China und der Sowjetunion im Rahmen des Lend-Lease-Programms eingesetzt.
Die P-40 war mit sechs 12,7-mm-MGs bewaffnet, war aber den meisten Jagdflugzeugen auf dem europäischen Kriegsschauplatz unterlegen, weshalb sie ihre eigentliche Bestimmung in der Jagdbomber-Rolle fand.
Mit der B-17 Fliegende Festung hielten die Amerikaner im September 1939 jedoch den stärksten Trumpf in ihrer Hand. Der schwere strategische Bomber führte später die Luftoffensive gegen Deutschland an und trug erheblich zum Sieg der Alliierten bei, als Tausende von ihnen die Rüstungsindustrie, Treibstoffversorgung und das Verkehrssystem zerschlugen und Wehrmacht, Luftwaffe und Industrie schließlich lähmten.
Der Prototyp flog bereits im Juli 1935 und machte so einen hervorragenden Eindruck, dass gleich 65 bestellt wurden. Wegen der hohen Stückkosten musste diese Zahl aber erst einmal auf dreizehn reduziert werden.
In den USA wurde in den 1930er Jahren der strategische Bomber wesentlich verbessert. Dazu gehörte eine neuartige Zieleinrichtung, Sauerstoffversorgung für die Besatzung, Spezialkompressoren für große Flughöhen und eine massive Abwehrbewaffnung aus 12,7-mm-MGs. Erstmals sah die B-17 mit der USAAF im Dezember 1941 auf den Philippinen Kampfeinsätze.
So begann der Zweite Weltkrieg in der Luft weitgehend förmlich, nach festen Regeln und eher ritterlich und endete mit den Atombombenabwürfen über Japan als Höhepunkte umso grauenvoller.
Quellenangaben und Literatur
Luftkrieg (Piekalkiewicz)
Das große Buch der Luftkämpfe (Ian Parsons)
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