Stärke und Organisation des Heeres, Luftwaffe und Marine von Finnland im Fortsetzungskrieg 1941 bis 1944.
Kriegsgliederung, Divisionen und Ausrüstung, Flugzeuge und Kriegsschiffe.
Obwohl die Unterzeichnung des Moskauer Vertrages im März 1940 den Winterkrieg beendete und Finnland seine Grenzen zu Russland garantierte, blieb die finnische Regierung unsicher in Bezug auf die russischen Absichten in Richtung der zukünftigen Unabhängigkeit von Finnland.
Hier zum vorherigen Teil: Finnische Streitkräfte im Winterkrieg 1939/40.
Finnische Armee
Als Hitler die Finnen darüber informierte, dass der deutsche Angriff auf Russland kurz bevorstand, zögerten sie nicht, mit Deutschland zusammenzuarbeiten und die Gebiete in Karelien zu sichern und das strategisch wichtige Nachschubzentrum von Murmansk mit der wichtigen Eisenbahnverbindung nach Süden anzugreifen.
Am 10. Juli 1941 griff die finnische Armee die russischen Truppen an, welche um den Ladogasee zum Schutz von Leningrad stationiert waren. Aber, nach dem die Finnen ihre Angriffsziele erreicht hatten – welche in der Rückgewinnung der 1939/40 verlorenen Gebiete lagen – stellten sie ihren Vormarsch ein.
Am 12. Dezember befahl Marschall Mannerheim seinen Soldaten zur Verteidigung überzugehen und die finnische Armee spielte bis zur russischen Offensive im Sommer 1944 nur noch eine untergeordnete Rolle in den Kämpfen an der Ostfront. Die finnischen Verluste in diesem Zeitabschnitt beliefen sich auf 25.000 Tote und mehr als 50.000 Verwundete.
Finnische Kriegsgliederung an der Ostfront 1941
Armee | Korps | Divisionen | Regimenter |
---|---|---|---|
Südostarmee (auf der Karelischen Landenge vor Leningrad) | II. Korps (Reserve: 2. Küsten-Artillerie-Brigade) | 2. Infanterie-Division | 7., 28., 49. Inf., 5. Art., 8. Aufklärungsbrigade |
10. Infanterie-Division | 1., 22., 43. Inf., 9. Art., 12. Aufklärungsbrigade | ||
15. Infanterie-Division | 15., 36., 57. Inf., 12. Art., 16. Aufklärungsbrigade | ||
18. Infanterie-Division | 6., 27., 48. Inf., 19. Art., 6. Aufklärungsbrigade | ||
IV. Korps | 4. Infanterie-Division | 5., 25., 46. Inf., 1. Art., 9., 14. Aufklärungsbrigade | |
8. Infanterie-Division | 4., 24., 45. Inf., 11. Art. | ||
17. Infanterie-Division | 13., 34. Inf., 8. Art., 19. Aufklärungsbrigade | ||
Karelische Armee (östlich des Ladoga-Sees am Fluß Svir) | VI. Korps (Reserve: 1. Jäger-Brigade) | 1. Infanterie-Division | 14., 35., 56., 60. Inf., 5. Art., 8. Aufklärungsbrigade |
5. Infanterie-Division | 2., 23., 44. Inf., 3. Art., 4. Aufklärungsbrigade | ||
11. Infanterie- Division | 8., 29., 50. Inf., 4. Art., 10. Aufklärungsbrigade | ||
deutsche 163. Infanterie-Division | |||
VII. Korps (Reserve: Kavallerie-Brigade, 2. Jäger-Brigade) | 7. Infanterie-Division | 9., 30., 51. Inf., 2. Art., 15. Aufklärungsbrigade | |
19. Infanterie-Division | 16., 37., 58., 61. Inf., 10. Art., 18. Aufklärungsbrigade | ||
unterstellt dem Deutsches AOK Norwegen(v.Falkenhorst), Lappland | III. Korps | 3. Infanterie-Division | 11., 32., 53. Inf., 16. Art., 5. Aufklärungsbrigade |
unterstellt dem deutschen XXXVI. Korps | 6. Infanterie-Division | 12., 33., 54. Inf., 14. Art., 3. Aufklärungsbrigade | |
Belagerung von Hangö | 14. Infanterie-Division | 10., 31., 53. Inf., 18. Art., 2. Aufklärungsbrigade | |
Armeereserve | 12. Infanterie-Division | 3., 26., 47., 55. Inf., 7. Art., 1. Aufklärungsbrigade | |
neu aufgestellte Einheiten 1943-44 | Panzer-Division (August 1943) | I., II. Panzer-Brigade, Sturmgeschütz-Brigade, Jäger-Brigade (2.,3.,4.,5. Bataillon), 14. Art.-Bataillon, PAK-Bataillon | |
200. Infanterie- Regiment (Februar 1944): 3.000 estnische Freiwillige, ein schwedisches Freiwilligen-Bataillon |
Am 9. Juni 1944 begann der sowjetische Großangriff auf Finnland mit fünf Armeen mit zusammen 450.000 Mann und 10.000 Geschützen. Die finnische Armee wurde davon überrascht, vor allem wegen der Selbstgefälligkeit ihres Oberkommandos, welches es in den vorausgegangenen Jahren des ereignislosen Stellungskrieges versäumt hatte, die notwendigen Verteidigungsmaßnahmen vorzubereiten. Tatsächlich hatte die lange Zeit des statischen und matten Stellungskrieges die Moral der Truppe untergraben und machte somit den Angriff der Roten Armee umso erfolgreicher.
Der mächtige russische Ansturm ließ einige Einheiten in Panik geraten und die finnische Armee zog sich in Richtung ihrer Grenzen nach dem Winterkrieg von 1939/40 zurück. Nach einem Monat harter Kämpfe konnte der russische Vormarsch gestoppt und die Front stabilisiert werden, jedoch erkannte Mannerheim, dass seine kleine Streitmacht auf Dauer keine Aussicht auf Erfolg gegen die fünf gegenüberstehenden Armeen hatte. Am 5. September 1944 wurde von daher ein Waffenstillstand vereinbart.
Die finnischen Verluste im Zweiten Weltkrieg beliefen sich auf insgesamt 90.000 Gefallene. Die deutschen Truppen räumten Finnland friedlich, abgesehen von einem erfolglosen Versuch die Insel Sur Sari zu besetzen.
Grundsätzliche Divisionen der finnischen Armee
Infanterie-Division | Panzer-Division | Kavallerie- und Jäger-Brigaden (mobile Elite-Truppen) | |
---|---|---|---|
Anzahl der Verbände | 16 | 1 | 3 (1 Kavallerie, 2 Jäger) |
Infanterie-Regimenter | 3 (Mosin-Nagant M1928 Gewehre) | 1 Jäger-Brigade mit 4 Bataillonen | 4 Bataillone |
Gesamtstärke | 14.200 | ? | ca. 5.000-6.000 |
Maschinengewehre | 116 (+ 250 Suomi Maschinenpistolen) | ca. 52 | ca. 52 |
Granatwerfer | 18 (81mm) | ca. 8 | ca. 8 |
Artillerie | 36 | ca. 12 | ? |
Panzerabwehr-Kanonen | ca. 10 | ca. 12 | ? |
Panzer | - | ca. 225 (150 Kampfpanzer - vor allem erbeutete T-26 - sowie ca. 75 StuG III und erbeutete BT-42 Sturmgeschütze) | erbeutete T-26, T-37 and T-38 (Stärke von insg. 3 Bataillonen) |
Fahrzeuge | ? | Jäger-Brigade auf LKW's und mit Fahrrädern | Kavallerie-Brigade im Juni 1941 in Umrüstung auf Kraftfahrzeuge und im Winter als Ski-Truppen, Jäger-Brigaden auf LKW's und Fahrrädern |
Organisation der finnischen Armee
In der Zeit nach dem Winterkrieg kam es zu einem raschen Ausbau der finnischen Streitkräfte. Bis 1941 verfügte die Armee über 16 Divisionen und drei Elite-Brigaden (zwei Jäger- und eine Kavalleriebrigade).
Die unzureichende finnische Artillerie war modernisiert worden, sodass die Armee nun über moderne Feldgeschütze verfügte, die ausreichend mit Munition versorgt waren. Zum ersten Mal wurden gepanzerte Fahrzeuge zu regulären Einheiten formiert, einige davon waren mit erbeuteten sowjetischen Panzern aus dem Winterkrieg ausgestattet.
Trotzdem konnte das finnische Heer diese Nachteile durch die überragende Qualität seiner Offiziere und Mannschaften ausgleichen, obwohl der Krieg bewies, dass die Finnen besser bei der Verteidigung ihrer Heimat kämpften als bei der Durchführung offensiver Unternehmungen.
Die Grundorganisation der Divisionen hatte sich seit dem Winterkrieg kaum verändert (siehe Finnische Streitkräfte im Winterkrieg 1939/40) und bestand im Durchschnitt aus drei Infanterie-Regimentern und einem Feldartillerie-Regiment sowie einer begrenzten Anzahl von Unterstützungstruppen.
Eine typische Division war die 2. Division, die sich wie folgt zusammensetzte: Karjala-Garde-Regiment, Infanterie-Regiment Tampere, Mittelfinnisches Infanterie-Regiment und dem 2. Feldartillerie-Regiment.
Zusätzlich zu den regulären Truppen, welche entweder in Divisionen oder als schwere Artillerie-Regimenter, Küstenartillerie u.s.w. organisiert waren, gab es noch eine Nationalgarde, welche aus Finnen bestand, die zwar Waffen tragen konnten, sich aber bisher noch nicht in den Streitkräften befanden.
Diese Nationalgarde war regional organisiert und umfasste auch weibliche Angehörige.
Im Rahmen von Unternehmen Barbarossa wurde Finnland militärisch in zwei Hälften aufgeteilt. Die nördliche Hälfte des Landes kam unter deutsches Oberkommando (AOK Norwegen) und bestand aus dem Gebirgskorps von General Dietl, dem XXXVI. Korps (einschließlich der finnischen 6. Division) und dem nur aus einer Division bestehenden finnischen III. Korps.
Das Gebiet südlich von Oulu kam unter direkte finnische Kontrolle, wobei die Truppen an der karelischen Front aus 13 Divisionen und drei Brigaden bestanden, die wie folgt organisiert waren:
IV. Korps: vier Infanterie-Divisionen,
II. Korps: drei Infanterie-Divisionen,
VII. Korps: zwei Divisionen,
VI. Korps: zwei Divisionen und eine Jäger-Brigade,
Gruppe ‚Oinonen‘: eine Kavallerie- und eine Jägerbrigade,
14. Division,
Heeresreserve: eine Division.
Zusätzlich zu diesen Kräften blockierte eine finnische Division den sowjetischen Marinestützpunkt Hanko an der finnischen Westküste und ab Ende Juni 1941 war die deutsche 163. Division zur Unterstützung der Karelischen Armee eingesetzt. Insgesamt hatten die Finnen 400.000 Mann mobilisieren können.
Bis zum Zeitpunkt der russischen Großoffensive von 1944 gab es keine größeren Veränderungen in der Organisation der finnischen Armee. Deutsche Waffen- und Ausrüstungslieferungen haben dazu beigetragen, den Streitkräften ein moderneres Aussehen zu geben, aber die Katastrophen der anderen Achsenstreitkräfte an der Ostfront begrenzten diese Hilfe zwangsläufig. Im Mai 1944 bestand die Frontstärke der Armee aus 270.000 Soldaten, 1.900 Geschützen und 800 Panzerkampfwagen, wobei letztere zum Teil nun erstmals in eine Panzer-Division formiert waren.
Die Armee litt jedoch nach wie vor an zwei kritischen Engpässen: zu wenige Flugzeuge zum Schutz der Bodentruppen und unzureichende Panzerabwehrwaffen gegen die gut gepanzerten russischen T-34 und KW-Panzer. Die Armee von 1944 war weitgehend die gleiche wie sie es schon 1941 gewesen war: gut ausgebildet und geführt, aber ohne ausreichend moderne Ausstattung und Ausrüstung.
Estnische Freiwillige
Estnische Freiwillige dienten in der finnischen Armee sowohl während des Winterkriegs als auch während des sogenannten Fortsetzungskriegs in Finnland.
1944 waren es über 3.000 Esten und aus diesen Männern wurde das Infanterieregiment 200 gebildet. Unter seinem finnischen Kommandeur kämpfte das Regiment an der Front bis August 1944, als 2.600 Esten in ihre Heimat zurückkehrten, um sie vor den Sowjets zu verteidigen.
Die anderen Esten verblieben unter finnischem Kommando, bis sie nach dem Waffenstillstand mit den Sowjets sich über die Grenze nach Schweden absetzten.
Finnische Luftwaffe
Die finnische Luftwaffe leistete einen harten Widerstand gegen die zahlenmäßig stärkere Rote Luftwaffe während des Winterkriegs von November 1939 bis März 1940 und hatte dabei wertvolle Erfahrungen gewonnen. Wenn auch klein mit etwa 222 Frontflugzeugen (andere Quellen sprechen von bis zu 307) im Juni 1941, war die finnische Luftwaffe eine willkommene Verstärkung für die deutsche Luftwaffe über dem Nordabschnitt der Ostfront.
Die Luftwaffe war ein Teil der Armee, wurde jedoch von einem Befehlshaber der Fliegerkräfte kommandiert. Sie war in fünf Flieger-Regimenter und eine Reihe von unabhängigen Einheiten gegliedert. Die Flak-Artillerie, welche 1939 aus 192 Flugabwehr-Kanonen unterschiedlicher Kaliber bestand, war auf fast 700 Geschütze bis zum Juni 1941 angewachsen.
Während des in Finnland als sogenannter ‚Fortsetzungskrieg‘ bezeichneten Konfliktes gegen die Sowjetunion verteilten die Finnen ihre Flugzeuge in kleinere Ketten von etwa zehn Maschinen, welche dadurch in der Nähe der Front stationiert werden konnten und so immer sofort in den Abschnitten waren, wo sie am dringendsten gebraucht wurden.
Bis zum Frühjahr 1944 verfügte die Luftwaffe über 223 Jagdflugzeuge und 106 Bomber aus verschiedenen Typen, viele davon veraltet, aber zumindest vier Ketten flogen Bf 109 Gustav.
Nach dem Waffenstillstand vom September 1944 wurde die finnische Luftwaffe gegen ihre ehemaligen Verbündeten in Finnland und Nord-Norwegen eingesetzt.
Während des ‚Fortsetzungskrieges‘ sollen die finnische Luftwaffe und die Flak-Artillerie zusammen 2.674 feindliche Flugzeuge zerstört haben. Verluste waren 366 Kampfflugzeuge und 361 Mann.
Finnische Marine
Während des ‚Fortsetzungskrieges‘ wurde die finnische Marine wieder neu aufgestellt und mit Schiffen ausgerüstet, welche die sich zurückziehende Rote Armee zurückgelassen hatte. Finnland verfügte über einen Verteidigungsminister und einen Oberbefehlshaber der Marine, Generalmajor V.L.R. Vlave. Die Küstenflotte, welche in Flottillen und Divisionen gegliedert war, wurde von dem Flaggoffizier zur See, Kommandant E.A. Rahola, befehligt. Die Gesamtstärke des Marinepersonals betrug 4.500 Mann.
Von Juni 1941 an, als Finnland an der Seite Deutschlands kämpfte, stellten die finnischen Seestreitkräfte ein großes Küstenpanzerschiff und rund 30 Kanonenboote, Minensucher und Schnellboote für die Achsenmächte in der Ostsee. Dazu gab es noch zusätzlich 432 Schiffe aller Größen der finnischen Handelsmarine.
Während des ‚Fortsetzungskrieges‘ operierte diese winzige finnische Marine zusammen mit deutschen und finnischen Landstreitkräften und war keine eigenständige Seestreitmacht. Ihre wichtigsten Aufgaben waren Minen-, Transport- und Evakuierung-Unternehmen für die Truppen und Versuche, die feindlichen Verbindungs- und Versorgungs-Seewege zu unterbrechen.
Die Ladogasee-Flottille wurde 1941 ebenfalls wieder aufgestellt und bestand aus 41 Booten, welche von den Russen erbeutet wurden. Andere Binnen-Flottillen wurden auf den Seen von Segozero (ein Schlepper), Payazero (zwei Schlepper und Motorboote) und Onega (130 Boote) aufgestellt. Alle wurden später während des Rückzuges aufgegeben.
Die finnischen Verluste während des ‚Fortsetzungskrieges‘ beliefen sich auf zwei Minenlegern, 16 Minenräumern, einer Yacht, zwei Schnellboote und verschiedener anderer kleinerer Schiffe. Am Ende des Krieges beschlagnahmte Russland das verbleibende Küstenpanzerschiff und fünf U-Boote.
Quellenangaben und Literatur
The Armed Forces of World War II (Andrew Mollo)
World War II – A Statistical Survey (John Ellis)
Der Grosse Atlas zum II. Weltkrieg (Peter Young)
Germany’s Eastern Front Allies 1941-45 (Peter Abbott, Nigel Thomas)
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