Bulgarien Streitkräfte


Die Streitkräfte von Bulgarien im Zweiten Weltkrieg von 1941 bis 1944.
Kriegsgliederung und Divisionen, Uniformen, Luftwaffe und Flugzeugausstattung und Marine.

Zar Boris III. von Bulgarien
Zar Boris III. von Bulgarien (links) mit Offizieren seines Heeres. Boris traf im Januar 1941 mit Hitler auf dem Berghof zusammen, zeigte Reserve gegenüber dem Ansinnen, dem Dreimächtepakt beizutreten, tat dies am 1. März 1941 trotzdem und erwarb nach dem Balkanfeldzug große Teile Griechenlands. Boris lehnte aber trotz Drängens der Achsenmächte eine Kriegserklärung an Russland ab. Sein Tod am 28. August 1943 erfolgte unter rätselhaften Umständen und war ein schwerer Verlust für das Achsenbündnis – möglicherweise war Mord im Spiel.

Während des Zweiten Weltkrieg war das zaristische Bulgarien offiziell nur im Krieg mit England und Amerika. Sein Bündnis mit Deutschland entstammte zum Teil aus der Erfahrung der guten Zusammenarbeit während des Ersten Weltkriegs, zum Teil aus der Hoffnung auf territoriale Gewinne und zum Teil aus Misstrauen gegenüber den sowjetischen Absichten.

Bulgarische Streitkräfte


Nach dem Balkanfeldzug, während dem deutsche Truppen Bulgarien durchqueren durften, wurde es dem Land erlaubt das griechische Makedonien, Thrakien und Saloniki zu besetzten – ein riesiges Gebiet von rund 50.000 Quadratkilometern.

Die Hauptaufgabe der bulgarischen Armee zwischen 1941 und 1944 war die Besetzung dieser neuen Territorien, wo sie oft Seite an Seite mit Truppen anderer Achsenmächte einen erbarmungslosen Krieg gegen Partisanen führte.

Im Sommer 1944 bestand die bulgarische Armee aus mehr als 21 Infanterie- und zwei Kavallerie-Divisionen sowie zwei Grenzbrigaden. Sieben ihrer Divisionen standen unter deutschem Operationsbefehl in West-Makedonien und Serbien zur Sicherung der deutschen Hauptversorgungslinie zwischen Belgrad und Griechenland. Bis auf 10 Divisionen waren alle Verbände veraltet ausgerüstet, vom Pferdetransport abhängig und verfügten über keine modernen Kampffahrzeuge oder Panzerabwehrgeschütze. Die Panzer-Brigade war mit 60 deutschen Kampfpanzern (PzKpfw 38(t), PzKpfw IV ) ausgerüstet und in der gesamten bulgarischen Armee gab es nur 121 Panzer (darunter auch französische Renault R-35).

Bulgarische Fallschirmjäger in Makedonien, 1943.
Bulgarische Fallschirmjäger in Makedonien, 1943.

Bulgarische Kriegsgliederung in Jugoslawien und Griechenland 1941-1944:

ArmeeKorpsDivision
5. Armee (in Skopje, Makedonien) Südost-Serbien 50. Infanterie-Regiment der 1. Infanterie-Division (in Pirot)
52. Infanterie-Regiment der 14. Infanterie-Division (in Vranje)
6. Infanterie-Division (in Zajecatr)
29. Infanterie-Division (ab 1944 in Vranje)
Makedonien14. Infanterie-Division (in Skopje)
15. Infanterie-Division (in Bitola)
1. Kavallerie-Brigade (1. Kavallerie-Regiment in Stip, 2. Kavallerie-Regiment in Skopje)
17. Infanterie-Division (ab August 1943 in Stip)
I. Besatzungs-Korps (General A.Nikolov)(zusammen nur 33.635 Mann im August 1944)9. Infanterie-Division 'Pleven'
7. Infanterie-Division 'Rila'
21. Infanterie-Division
22. Infanterie-Division
24. Infanterie-Division
25. Infanterie-Division
27. Infanterie-Division

Als sich Ende August 1944 eine sowjetische Heeresgruppe der bulgarischen Grenze näherte und da Zar Boris III., ein loyaler Verbündeter Deutschlands bereits ein Jahr zuvor unter mysteriösen Umständen gestorben war, kam es am 9. September zu einem Staatsstreich. Die neue bulgarische Regierung der Vaterländischen Front machte Frieden mit den Alliierten und wechselte die Seiten. Die Streitkräfte wurden von ihren reaktionärsten Offizieren gereinigt, Politoffiziere (Kommissare nach sowjetischem Vorbild) wurden ernannt und über Nacht wurden aus Königlichen Garde-Regimentern sogenannte Volksbefreiungsbrigaden.

Bulgarische Skoda LT-35 Panzer
Bulgarische Skoda LT-35 Panzer (= PzKpfw 35(t) ) im September 1944.

Im Oktober 1944 war das bulgarische Heer gegliedert in die 1., 2. und 4. Armee sowie einer strategischen Reserve von insgesamt:
10 Infanterie-Divisionen, 1 Garde-Division,
2 Kavallerie-Division,
1 Panzerbrigade, 1 unabhängige Brigade.

Nun war es die Aufgabe der 1., 2. und 4. bulgarischen Armee, zusammen mit sowjetischer Luftunterstützung, den deutschen Truppen den Rückzug aus Griechenland und der Ägäis zu verlegen. Die Kämpfe waren jedoch noch lange nicht vorbei und hart. Die Beziehungen zwischen den vorherigen Feinden waren oft angespannt, während das Überlaufen auf die andere Seite und die Unsicherheiten über die Zukunft die Moral drückten.
Im Mai 1945 fand sich die bulgarische Armee an den Grenzen zu Österreich wieder, wo sie am 13. Mai mit britischen Truppen zusammentraf. Zwischen September 1944 und Mai 1945 verloren die Bulgaren 31.910 Gefallene, Verwundete und Vermisste.

Uniformen bulgarische Armee

Uniformen bulgarische Armee
Infanterist (1941) und Major der bulgarischen Armee.
Der überwiegend zaristisch-russische Einfluss auf die Uniformen der bulgarischen Armee blieb bis zum Ende des Krieges bestehen, trotz der Einführung einer Reihe deutscher Merkmale wie Kragenabzeichen.

Der rechts abgebildete Offizier trägt die Kriegsdienstuniform mit dem Mantel, der für Generaloffiziere mit scharlachroten Reversen und scharlachroten Paspeln um den Kragen, mit Manschetten vorne unten und am Halbgürtel sowie auf den Taschenklappen auf der Rückseite versehen war.
Die unter dem Mantel getragene Tunika hatte entweder einen Steh- und Fallkragen oder einen offenen Kragen, der mit Hemd und Krawatte getragen wurde. Die Rangabzeichen erschienen in Form der russischen Schulterklappen, waren aber viel schmaler. Sowohl die Reithosen als auch die langen Hosen hatten entweder den roten Doppelstreifen (Lampassen) für Generäle oder Paspeln in der Farbe der Waffengattung bei anderen Offizieren.


Es gab drei grundlegende Arten der Kopfbedeckung. Zum ersten den Stahlhelm, der in der Tschechoslowakei hergestellt wurde und das deutsche Muster wieder aufgriff.
Die Seitenmütze hatte auf der rechten Seite ein Schild in den Nationalfarben weiß, grün und rot und auf der Vorderseite einen vergoldeten bulgarischen Löwen aus Metall oder Messing. Auf der linken Seite trugen die Offiziere eine Spitze mit Rangunterscheidungsmerkmalen.
Die Schirmmütze war khakifarben mit farblich abgesetztem Band und Paspelierung sowie schwarzem Schild und Kinnriemen. Auf der Vorderseite befand sich eine ovale Metallkokarde in den Nationalfarben.

In der Abbildung oben rechts ist auf der linken Seite ein Infanterist in Sommeruniform dargestellt. Die Stofftunika war einreihig mit Steh- und Fallkragen, sechs Knöpfen vorne und Brust- und Seitentaschen mit dreizackigen Taschenklappen nach österreichischem Muster.
Die Waffengattung wurde durch die Farbe der Schulterriemen und Kragenabzeichen identifiziert. Der Mantel bestand aus grobem, graubraunem Stoff und war zweireihig, aber mit einer einzigen mittleren Reihe von sechs Metallknöpfen vorne und sechs Metallknöpfen an der Vorderseite und vertikalen Seitentaschen mit Schlitz.

Die Panzerbesatzungen trugen eine Standard-Armeeuniform mit entweder einem khakifarbenen Overall oder einer Lederjacke und einem italienischen Leder-Panzerhelm.

Rangabzeichen

Rangabzeichen wurden von allen Dienstgraden an den Schulterriemen und an der linken Seite der Seitenmütze getragen. Die Farben der Waffengattung erschienen auf der Schirmmütze, sowie als Paspel oder Unterlage auf den Schulterklappen. Die Knöpfe, Abzeichen und Spitzen waren entweder aus Gold oder Silber, je nach Waffengattung.

Rangabzeichen Bulgarien
Rangabzeichen der bulgarischen Armee und Luftwaffe

Rangabzeichen der bulgarischen Armee und Luftwaffe:
Oberste Reihe (v.l.n.r.): Kragenspiegel Armee-General bzw. Luftwaffen-General (in blau), Kragenspiegel Armee-Offiziere bzw. Luftwaffen-Offiziere (in blau).
Mittlere Reihe (v.l.n.r.): Schulterstücke für General, Generalleutnant, Generalmajor (Luftwaffe), Oberst (Pioniere), Generalleutnant (Artillerie), Major (Pioniere), Hauptmann (Luftwaffe), Leutnant (Infanterie), Zweiter Leutnant (Luftwaffe), Kadett (Luftwaffe).
Unterste Reihe (v.l.n.r.): Schulterstücke für Stabsfeldwebel, Unterfeldwebel, Unteroffizier, Soldat 1. Klasse (Luftwaffe), Soldat (Luftwaffe); dann Mützenabzeichen Luftwaffen-General, Mützenabzeichen Armee-Offiziere, Mützenabzeichen Luftwaffen-Offiziere, Kragenspiegel Luftwaffen-Kadett.


Bulgarische Luftwaffe

Dewoitine D520 Jagdflugzuge der bulgarischen Luftwaffe
Von Deutschland gelieferte französische Dewoitine D520 Jagdflugzuge der bulgarischen Luftwaffe im Winter 1943/44.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde durch den Frieden von Neuilly (1919) die Militärluftfahrt in Bulgarien verboten. Dieses Verbot wurde aber später umgangen. Mitte der 1930er Jahre wurde die bulgarische Luftwaffe mit italienischer und deutscher Hilfe aufgebaut und die Bestimmungen des Vertrages von 1919 wurden im Jahr 1938 offiziell nicht mehr anerkannt. Im folgenden Jahr lieferte Polen Jagdflugzeuge und Schlachtflieger und im September 1939 bestand die bulgarische Luftwaffe aus 8 Flieger-Regimentern (Orliak, insgesamt 130 Flugzeuge, davon ca. 40 Aufklärungsbomber PLZ P.43 Karas).

Der Ausbruch des Krieges schnitt Bulgarien von den polnischen Lieferungen ab und die Italiener wurden durch ihren Achsenpartner verdrängt, sodass der Weg frei war für die Deutschen, die bulgarische Luftwaffe zu durchsetzen. Eine bulgarische Militärmission im von Deutschland besetzten Tschechien kaufte eine Reihe ehemaliger Flugzeuge der tschechoslowakischen Luftwaffe, darunter 72 Avia B-534 Doppeldecker und 32 Avia B-71 Bomber (ein Lizenzbau der russischen Tupolew SB-2).

Deutsche Luftwaffen-Berater und Ausbilder wurden 1940 nach Bulgarien entsendet, zusammen mit Trainings- und Verbindungsflugzeugen sowie 10 Messerschmitt Bf 109E Jägern und 11 Dornier Do 17M Bombern. Trotz dieser Einführung neuer Flugzeuge und Geräte war die Moral in der bulgarischen Luftwaffe gering, da die Anwesenheit deutscher Berater nicht populär war und die Mehrheit der Bevölkerung pro-Russisch war. Nur die königliche Partei und ihre Anhänger begünstigten die Freundschaft mit Deutschland. Trotzdem unterzeichnete Bulgarien im März 1941 den Dreimächtepakt und Verbände der deutschen Luftwaffe wurden in das Land verlegt, um den Angriff auf Jugoslawien und Griechenland vorzubereiten.
Die deutsche Luftwaffen-Mission in Sofia arbeitete daraufhin, die bulgarische Luftwaffe auf eine Linie mit den deutschen Standards zu bringen, sodass sie in der Lage sein würde, eigenständig die Luftverteidigung des Landes zu übernehmen. Doch da Bulgarien allen Versuchen widerstand, Russland den Krieg zu erklären, wurden als Konsequenz nur wenige deutsche Militärflugzeuge zwischen 1941 und 1942 geliefert.


Bf 109 G der bulgarischen Luftwaffe
Bf 109 G der bulgarischen Luftwaffe

Erst die Bedrohung der rumänischen Ölfelder durch amerikanische strategische Bomber änderte die Lage und 1943 wurden die deutschen Lieferungen wieder aufgenommen. Doch der erste, großangelegte Luftangriff der USAAF auf Ploesti am 1. August 1943 fand die Bulgaren erschreckend unvorbereitet vor. Nur drei der insgesamt 54 verlorenen amerikanischen B-24 Bomber konnten von der bulgarischen Luftabwehr abgeschossen werden. Daher wurde die bulgarische Luftwaffe zusätzlich mit 100 französischen Dewoitine D520 Jagdflugzeugen verstärkt und 48 Bf109G (siehe Bild) wurden von Deutschland versprochen. Trotzdem hatten die Bulgaren nur wenig Erfolg zwischen November 1943 und Januar 1944 gegen die mit Begleitjägern geschützten amerikanischen Luftangriffe.

Bis zum September 1944 hatten feindliche sowjetische Streitkräfte bulgarischen Boden betreten. Viele Bulgaren kapitulierten oder schlossen sich den Partisanen an und am 9. September erklärte das Land Deutschland den Krieg. Danach kämpfte die bulgarische Luftwaffe an der Seite sowjetischer Flieger-Regimenter.


Bulgarische Marine

Stationiert in Varna am Schwarzen Meer bestand die bulgarische Marine 1939 aus vier älteren Zerstörern und Torpedobooten, fünf Motortorpedobooten (S-Boot-Modelle) und sechs Flussbooten. Darüber hinaus besaß sie 14 Handelsschiffe und Luftunterstützung wurde durch Wasserflugzeuge der Armee gestellt.

Nachdem sich das Land 1941 der Achse angeschlossen hatte, wird angenommen das Bulgarien noch 6 Motortorpedoboote über Deutschland erhalten hatte. Diese wurden während des Westfeldzugs unfertig in der Nähe von Rotterdam erbeutet und quer durch Europa angeliefert. Ihre Einsätze und ihr Schicksal sind unklar, einige mögen in der Adria in deutschen Diensten zurückgeblieben sein, während andere weiterhin von den Bulgaren verwendet wurden, nachdem das Land die Seiten gewechselt hatte.


Quellenangaben und Literatur

The Armed Forces of World War II (Andrew Mollo)
World War II – A Statistical Survey (John Ellis)
Krieg der Panzer (Piekalkiewicz)
Luftkrieg (Piekalkiewicz)
Axis Forces in Yugoslavia 1941-45 (Thomas and K. Mikulan)


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2 Kommentare zu „Bulgarien Streitkräfte“

  1. „Bulgarische Skoda LT-35 Panzer (= PzKpfw 38(t)“

    bildunterschrift ist einfach falsch, es ist ein PzKpfw 35(t)
    35 und 38 waren 2 ganz unterschiedliche fahrzeuge.

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