Die Aufstellung der SS-Totenkopf-Division (T) (Teil I).
Bezeichnung, Kommandeure, SS als Mittel der Staatsordnung im Dritten Reich, Besatzungsgräueltaten in Polen und Ausbau zur Division.
Die Totenkopf-Division hatte ihre Ursprünge aus den hochgradig verrufenen Einheiten, welche die Konzentrationslager bewachten. Diese SS-Totenkopf-Standarten übernahmen im Jahr 1934 von der SA die Aufsicht über diese Lager.
Aufstellung der SS-Totenkopf-Division
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Bezeichnung
SS-Totenkopf-Division (16. Oktober 1939)
SS-Panzergrenadier-Division Totenkopf (9. November 1942)
3. SS-Panzer-Division Totenkopf (22. November 1943)
Kommandeure
- SS-Obergruppenführer Theodor Eicke (November 1939 bis Juli 1941)
- SS-Obergruppenführer Matthias Kleinheisterkamp (Juli 1941)
- SS-Obergruppenführer Georg Keppler (Juli bis September 1941)
- SS-Obergruppenführer Theodor Eicke (September 1941 bis Februar 1943)
- SS-Obergruppenführer Hermann Priess (Februar bis April 1943)
- SS-Brigadeführer Heinz Lammerding (April 1943)
- SS-Gruppenführer Max Simon (Mai bis Oktober 1943)
- SS-Obergruppenführer Hermann Priess (Oktober 1943 bis Juni 1944)
- SS-Brigadeführer Helmuth Becker (Juni 1944 bis Mai 1945)
Aufstellung
Diese verschiedenen Teile der SS-Totenkopf wurden unter dem Begriff SS-Totenkopf-Verbände, oder kurz SS-TV, zusammengefasst.
Die SS als Mittel der Staatsordnung
Neben der Gestapo, welche das wichtigste Mittel des Dritten Reichs zur Bekämpfung der Gegner im Inneren war, diente auch die SS mit den ‚SS-Verfügungstruppen‘, ‚SS-Totenkopfverbänden‘ und auch der ‚Waffen-SS‚ unter der Leitung von Heinrich Himmler als Hilfsmittel von Adolf Hitler, seine Gegner zu bekämpfen. Mithilfe der SS konnte Hitler in seinem Machtbereich ohne jede kontrollierende Instanz jedem seinen Willen aufzwingen. Dies betraf Personen in der Wehrmacht, Verwaltung, Wirtschaft, Justiz oder sogar in der eigenen Partei, NSDAP.
Ein Gesetz aus dem Jahr 1938 legte fest, dass ‚der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung auch notwendige Maßnahmen außerhalb des üblichen gesetzlichen Rahmens treffen kann.‘
Hitler selbst und andere höhere SS-Führer machten schon kurz nach Kriegsbeginn deutlich, dass die SS sogar nach dem siegreichen Krieg im neuen Großdeutschen Reich eine wichtige Rolle spielen sollten. Denn dessen zukünftige Grenzen sollten auch Völker beinhalten, die dem Reich anfangs nicht wohlwollend gegenüberstehen werden. Daher sollten die gestählt aus dem Felde zurückgekehrten Männer der Waffen-SS eine Staatstruppen-Polizei bilden, welche die innere Sicherheit aufrechterhalten sollte.
Um sicherzustellen, dass die Qualität der Menschen in den Einheiten der Waffen-SS stets auch höchstem Niveau bleibt, sollte die Anzahl der Aufstellungen von Formationen begrenzt bleiben. Als geplante Sollstärke waren etwa 5 bis 10 Prozent der Friedensstärke des Heeres vorgesehen.
Es galt die Devise, fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung des zukünftigen Großdeutschen Reiches, welche durch beste Auslese bestimmt werden, sollte herrschen und der Rest hatte zu arbeiten und zu gehorchen. Diese Auslese der neuen Führungsschicht sollte durch die SS erfolgen.
Zuerst mit der Aufnahme geeigneter Kandidaten in der ‚Napola‘, den ‚Nationalpolitischen Erziehungsanstalten‘ und dann in den Ordensburgen, welche Hochschulen entsprachen und mit einem staatspolitischen Praktikum abgeschlossen wurden.
Gleichzeitig sollten jedoch auf der anderen Seite alle rassenbiologisch minderwertigen Elemente ausgemerzt und alle unverbesserlichen politischen Gegner beseitigt werden.
Dadurch sollte in etwa 10 Jahren nach dem vorgesehenen, siegreichen Kriegsende das Gesetz Adolf Hitlers über Europa herrschen, wodurch der Verfall des alten Kontinents zum Stillstand gebracht werden sollte. Eine europäische Völkergemeinschaft war das Idealbild, welche durch Deutschland als führende Ordnungsmacht angeführt werden sollte.
Schon die Zeitgenossen bescheinigten Heinrich Himmler zum Erreichen dieses Zieles mit den größten Schritten voranzugehen, obwohl oftmals selbst in den eigenen nationalsozialistischen Reihen viele in der Rassenfrage eher einen verschwommenen, antisemitischen, abwertenden Begriff sahen, aus welchem sich kein Völkermord, wie dann mit der Endlösung geschehen, ableiten ließe.
Trotzdem wurde die SS nicht zu dem einen Typ des SS-Mannes. Obwohl es eine eigene Gerichtsbarkeit gab, der Kirchenaustritt erwartet wurde, zur Eheschließung eine Erlaubnis erforderlich war, ein Mordbefehl auszuführen war und absolute Ehrlichkeit im eigenen SS-Orden verlangt wurde, gab es verschiedene Charaktere. Dies umso mehr, als kriegsbedingt die SS einen immer größeren Umfang annahm.
So gab es in der SS den Verbrecher und den Idealisten, genauso wie unterbelichtete Zeitgenossen oder Intellektuelle.
Männer wie Skorzeny gehorchten ihren Befehlen und kämpften. Andere planten Zukunftsvisionen, deren furchtbaren Schrecken sie nicht sehen wollten oder waren Träumer. Dann gab es diejenigen, die nur zufällig dabei waren: die Opportunisten, die im richtigen Moment auf der siegreichen Seite stehen wollten, oder welche die Macht, Furcht oder das Ansehen der Organisation in der Öffentlichkeit genossen. Andere wollten nur Beute machen oder ein Leben als praktisch staatlich geförderte Gesetzlose führen.
Manche ihrer Mitglieder waren nur Werkzeuge, andere zynische Gewaltmenschen oder Sadisten. Wieder andere wurden nur in die SS gepresst oder in der letzten Kriegsphase zur Waffen-SS eingezogen.
Zwar konnte der SS-Orden die einzelnen Individuen nur langsam anpassen, aber es gelang ihm trotzdem, Hunderttausende zumindest zu disziplinieren.
Vielmehr waren es diejenigen SS-Angehörigen, welche die unmenschlichen und grausamen, rassistische Massenmorde auf Befehl ihrer obersten Führer umsetzten. Es waren diejenigen, welche in den Konzentrationslagern die politischen Gegner des Systems folterten, schunden und quälten. Es waren diejenigen, die als SS-Ärzte ‚lebensunwertes‘ Leben beendeten und lebenden Menschen als Versuchskaninchen benutzten. Es waren die Angehörigen der Einsatzgruppen, welche hinter der Ostfront Angehörige ‚minderwertiger Rassen‘ liquidierten und letztendlich in Massenvernichtungslagern Millionen von Menschen in in Gaskammern systematisch umbrachten.
Die SS-Angehörigen hatten Adolf Hitler den treuen Gehorsam bis in den Tod geschworen. Dies hatte zur Folge, dass sie alle damit durch die furchtbarsten Verbrechen der zivilisierten Menschheit belastet wurden.
Denn Hitler bestimmte, wessen Wille in der nationalsozialistischen Staatsordnung gültig war und wer diesen ausführte, und auch wer nach dieser Weltanschauung des Lebens wert war.
Militärische Mobilisierung der SS-Totenkopf-Verbände
Die SS-Totenkopf-Verbände galten für die SS-Verfügungstruppe eigentlich als zu minderwertig. Dienst bei der SS-Verfügungstruppe bedeutete für deren Mitglieder, auch die Fähigkeit für den militärischen Einsatz zu haben – bei den Totenkopf-Verbänden galt dies als nicht gegeben.
Trotzdem hatte Eicke große Ambitionen für seine Totenkopf-Soldaten. Nach und nach entledigte er sich der schlechtesten Elemente und verbesserte die militärischen Fähigkeiten der anderen. Da die Truppe trotzdem aber als eigentlich internes Sicherheitspersonal angesehen wurde, erhielt sie nur geringe Prioritäten bei Personal und Ausrüstung und war auf zweitklassiges Material oder Beutewaffen angewiesen.
Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Standarten ‚Oberbayern‘, ‚Thüringen‘ und ‚Brandenburg‘ nach Polen geschickt, um jeglichen Widerstand in den eroberten Gebieten niederzuschlagen. Dies führte im Allgemeinen dazu, dass die Totenkopf-Leute den brutalen SD-Einsatzgruppen bei dem Zusammentreiben von Juden und anderen ‚unerwünschten Personen‘ hinter der Front halfen.
Alleine in der Gegend von Bydgoszec exekutierten Teile der ‚Brandenburg‘-Standarte 800 ‚verdächtige‘ Polen innerhalb von nur zwei Tagen.
Das entsetzliche Verhalten der Totenkopf-Einheiten in Polen führte zu heftigen Beschwerden durch die Wehrmacht, welche aber alle von den vorgesetzten Verantwortlichen zur Seite geschoben wurden.
Im November 1939 entschied Hitler letztlich sogar, dass die verschiedenen Totenkopf-Regimenter zu einer dritten SS-Division zusammengelegt werden sollten.
Schon seit Mitte Oktober 1939 wurde die Totenkopf-Division im Wehrkreis VII durch Gruppenführer Eicke als ‚Inspekteur der SS-Totenkopf-Verbände‘ aus den jüngeren Soldaten der existierenden vier SS-Standarten als bespannte Infanterie-Division aufgestellt.
Probleme mit der Disziplin waren immer noch weit verbreitet, trotz Eickes brutalen Reaktionen auf Ungehorsam oder Insubordination.
Das Training wurde in den ersten Monaten des Jahres 1940 fortgesetzt, aber die neue SS-Totenkopf-Division hatte einen großen Mangel an Fahrzeugen und bei der schweren Ausrüstung zu beklagen. Dies führte dazu, dass Eicke diese Ausstattung erbetteln, leihen und praktisch sogar stehlen musste, um seine Einheit auf Sollstärke zu bringen.
Die Division wurde schließlich der 2. Armee für den Westfeldzug unterstellt.
Gliederung 1939/40:
SS-Totenkopf | Einheiten |
---|---|
Stab/SS-Totenkopf-Division (tmot.) | SS-T |
SS-Aufkl.Abt. (mot) | 2 Kradschützen-Kompanien |
Pionier-Btl. (mot) | 1 le.PzSpäh-Zug/schw.Kp. |
PzJäger-Abt. | 3 Kpn./le.Pak-3,7/motZ) |
Art.Rgt.(mot) | 2 le.FHB.Abt.; 1 s.Bttr |
Nachrichten-Abt. (tmot) | 1 Fernsp.-/1 Fu.Kp. |
Div.Nachschub-Führer 'T' |
Hier zum Teil II: Einsätze der SS-Totenkopf-Division 1940 bis 1942
Quellenangaben und Literatur
The Waffen-SS (Martin Windrow)
Waffen-SS Encyclopedia (Marc J. Rikmenspoel)
Hitler’s Elite – The SS 1939-45 (Chris McNab)
The Waffen-SS (1) – 1. to 5. Divisions (Gordon Williamson)
Waffen SS in Action (Norman Harms)
Waffen-SS (1) Forging an Army 1934-1943 (Robert Michules, Ronald Volstad)
Illustrierte Geschichte des Dritte Reiches (Kurt Zentner)
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