Luftwaffe September 1942


Einsatzstärken und Ausstattung an Flugzeugen der deutschen Luftflotten am 20. September 1942.
Die deutsche Luftwaffe in der zweiten Jahreshälfte 1942 im Einsatz.

Langstrecken-Jäger Ju 88C
Schwere Langstrecken-Jäger Ju 88C der 13. Staffel des Kampfgeschwader 40 in West-Frankreich für Einsätze gegen britische U-Boot-Jagdflugzeuge im Atlantik.

Die deutsche Luftwaffe spielte im Jahr 1942 eine wichtige Rolle bei den Kampfhandlungen. Hier sind einige der Höhepunkte azs dem Jahr 1942:

1. Strategische Bomberoffensive: Die Luftwaffe setzte ihre strategische Bombenkampagne gegen britische Städte und Industriezentren während des gesamten Jahres 1942 fort und führte Angriffe wie den berüchtigten ‚Baedeker-Blitz‚ durch.

2. Stalingrad: Während der Schlacht um Stalingrad leistete die Luftwaffe wichtige Luftunterstützung für die Heeresgruppe Süd. Sie sah sich jedoch zunehmenden Bedrohungen durch die sowjetische Luftabwehr bei gleichzeitig eigenen schwindenden Ressourcen gegenüber.

3. Nordafrika-Feldzug: Die Einheiten der Luftwaffe in Nordafrika, wie das Fliegerkorps VIII, lieferten sich heftige Luftkämpfe mit den alliierten Luftstreitkräften, insbesondere der Royal Air Force (RAF), über dem Mittelmeer und den Wüstengebieten.

Nachschub für das Afrikakorps mit Ju 52
Nachschub für das Afrikakorps mit Ju 52, welche durch Bf 110 Zerstörer gesichert werden.

4. Rückgang der Stärke: Im Jahr 1942 begann die Luftwaffe aufgrund schwerer Verluste an Personal und Flugzeugen und der Schwierigkeiten, diese zu ersetzen, insgesamt an Stärke zu verlieren. Die Produktion neuer Flugzeuge konnte mit der Abnutzungsrate nicht mithalten.

5. Defensive Aufgaben: Als sich das Blatt im Krieg gegen Deutschland wendete, verlagerte die Luftwaffe ihren Schwerpunkt zunehmend auf defensive Operationen und verteidigte den deutschen Luftraum gegen alliierte Bombenangriffe.

6. Technologischer Fortschritt: Trotz der Rückschläge führte die Luftwaffe 1942 weiterhin neue Flugzeugmodelle ein, wie das Jagdflugzeug Focke-Wulf Fw 190 und das Mehrzweckflugzeug Junkers Ju 88.

7. Veränderungen in der Führung: Anfang 1942 wurde Hermann Göring aufgrund der sich verschlechternden Lage von seinem Amt als Oberbefehlshaber der Luftwaffe entbunden. Erhard Milch übernahm eine wichtigere Rolle in der Führung der Luftwaffe.

Insgesamt war 1942 ein entscheidendes Jahr für die Luftwaffe, da sie an mehreren Fronten mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert war, schwere Verluste erlitt und ihre frühere Vorherrschaft am Himmel zu verlieren begann, was ihren späteren Niedergang in den späteren Kriegsjahren vorhersagte.

Diese Kriegsgliederung der deutschen Luftwaffe vom 20. September 1942 gibt die Einsatzstärken und Flugzeugausstattung der Einheiten der deutschen Luftwaffe wieder, als diese relativ am stärksten war.

Die deutsche Luftwaffe im September 1942

Nach drei Jahren Krieg hatte der von deutschen Truppen kontrollierte Machtbereich schon fast seine größte Ausdehnung erreicht. Ein großer Teil der Luftwaffe unterstützte das Feldheer in Russland, dessen am weitesten vorwärts befindliche Verbände sich gerade durch den äußeren Verteidigungsring von Stalingrad kämpften. Auf dem Kriegsschauplatz im Mittelmeer befand sich die Frontlinie in der Nähe von El Alamein in Ägypten und die Belagerung von Malta hatte ihre kritischste Phase erreicht. Im Westen hatten die Luftflotte 3 und in Deutschland selbst der Luftwaffenbefehlshaber Mitte starke Kräfte an Tag- und Nachtjägern zur Verfügung, um die strategischen Bombenangriffe der englischen Royal Air Force und der US Army Air Force zu bekämpfen.

An jeder dieser Fronten wurde die Luftwaffe von nun an durch die gegenüberliegenden englischen, amerikanischen und russischen Luftstreitkräfte zurückgedrängt. In jedem weiteren Monat, der nun noch während des 2. Weltkrieges folgte, würde die deutsche Luftwaffe relativ etwas schwächer werden, während gleichzeitig die gegnerischen Luftstreitkräfte schrittweise jeden Monat relativ stärker werden würden.

Kriegsgliederung Luftwaffe vom 20. September 1942

LuftflotteGeschwaderGruppeFlugzeug-Typinsg.Einsatz-bereit
Luftflotte Ost, bestehend aus Luftflotte 1, V. Fliegerkorps, Luftwaffen-Kommando Don an der mittleren und nördlichen Front in RusslandAufklärungs-gruppe 11Fw18976
insg.2.113 Flugzeuge:Ju8887
50 Fw189Aufklärungs-gruppe 12Fw18976
63 Hs126Hs12685
67 Do17Do173332
645 Ju88Aufklärungs-gruppe 13Fw18973
214 He111Hs1262119
202 Ju87Aufklärungs-gruppe 14Ju8866
489 Bf109Aufklärungs-gruppe 21Hs126 und Bf1092517
41 Fw190Aufklärungs-gruppe 22Ju88 und Bf1103021
82 Bf110Aufklärungs-gruppe 23Hs12666
12 Hs129Aufklärungs-gruppe 31Fw1892112
26 Ar196Hs12694
22 BV138Aufklärungs-gruppe 32Hs1261411
23 He160Aufklärungs-gruppe 33Bf1101210
166 Ju52Aufklärungs-gruppe 41Fw18987
5 BV222Aufklärungs-gruppe 121Ju8863
6 He115Aufklärungs-gruppe 122Ju88128
Aufklärungs-gruppe des OB LuftwaffeJu88 und Bf109139
Nacht-Aufklärungs-gruppeDo17 und He1113110
See-Aufklärungs-gruppe 125Ar196135
BV1382215
See-Aufklärungs-gruppe 127He160 und diverse erbeutete Flugzeuge2313
JG3II. GruppeBf1093732
JG51StabBf10955
I. GruppeFw1904135
II. GruppeBf1093325
III. GruppeBf1093518
IV. GruppeBf1093221
Panzerjäger-StaffelHs1291212
Spanische 15. StaffelBf109117
JG53StabBf10955
II. GruppeBf1093225
III. GruppeBf1092714
JG54StabBf10944
I. GruppeBf1093425
II. GruppeBf1093230
III. GruppeBf1093029
JG77StabBf10966
I. GruppeBf1093424
II. GruppeBf1091610
III. GruppeBf1093324
ZG1III. GruppeBf1092718
ZG26III. GruppeBf1104919
IV. GruppeJu88 und Do17116
StG1StabJu87 und Bf110125
III. GruppeJu873523
StG2III. GruppeJu872925
StG3StabJu8743
I. GruppeJu873428
II. GruppeJu873123
III. GruppeJu873226
StG77III. GruppeJu873126
KG1StabJu8832
I. GruppeJu883321
II. GruppeJu882610
III. GruppeJu882810
KG3StabJu8822
I. GruppeJu882415
II. GruppeJu881915
III. GruppeJu882413
KG4StabHe11131
I. GruppeHe1112514
II. GruppeHe1112720
KG6III. GruppeJu882418
KG26III. GruppeJu88178
6. StaffelHe1111010
KG30StabJu8832
I. GruppeJu883529
II. GruppeJu883130
III. GruppeJu883326
KG53StabHe11165
I. GruppeHe1113018
II. GruppeHe1112718
III. GruppeHe1112922
Kroatische 15. StaffelDo17138
KG54StabJu8821
I. GruppeJu883214
II. GruppeJu882615
III. GruppeJu88319
KG76I. GruppeJu882419
KG77StabJu8822
I. GruppeJu883314
II. GruppeJu882813
III. GruppeJu882812
KG100StabHe11111
II. GruppeHe1112811
III. GruppeHe111 und Ar196268
LG1StabJu8822
I. GruppeJu883116
II. GruppeJu883019
12. StaffelJu88145
KG zbV 1 (Transport)III. GruppeJu522818
IV. GruppeJu522718
Kampfgruppe zbV 400Ju522411
Kampfgruppe zbV 600Ju523520
Kampfgruppe zbV 800Ju525228
Lufttransport-Staffel SeeBV22251
Küstenflieger-Gruppe 906He11565
Jagdkommando 27 (normalerweise in Griechenland)Bf109116
Jabostaffel AfrikaBf1092714
Luftflotte 2 in Nordafrika, Italien und GriechenlandAufklärungsgruppe 11Bf109 und Bf110119
insg. 171 Flugzeuge:Aufklärungs-gruppe 121Ju88105
33 Ju88Aufklärungs-gruppe 122Ju88 und Bf1093115
8 Ju86Aufklärungs-gruppe 123Ju86 und Ju 88157
106 Bf109JG27StabBf10932
5 Bf110I. GruppeBf1092815
19 Ju52II. GruppeBf1092616
III. GruppeBf1092818
II. Flieger-Korps Transport StaffelJu521410
Transport-Staffel Süd-OstJu5255
Luftflotte 3 in Frankreich, Niederlande und Belgien
insg. 725 Flugzeuge:Aufklärungs-gruppe 33Ju88 und Bf 1092011
86 Ju88Aufklärungs-gruppe 123 Ju88, Bf109, Bf110, Fw1903420
74 Do217JG2StabFw19085
3 Ju86I. GruppeFw1904235
6 He111II. GruppeFw1904035
5 Me210III. GruppeFw1904133
19 He177IV. GruppeFw190 und Bf1093422
17 Fw200JG26StabFw19054
12 Do215I. GruppeFw1903932
80 Bf109II. GruppeFw1904443
141 Bf110III. GruppeFw190 und Bf1095848
300 Fw190IV. GruppeFw190 und Bf 1093021
5 BV138NJG1 (Nacht-jäger)StabBf11041
4 Ar196I. GruppeBf1102316
II. GruppeBf110 und Do2174833
III. GruppeBf1102822
IV. Gruppe Bf110, Do215, Do217, Fw1904833
NJG2StabJu8832
NJG4StabBf11011
II. GruppeBf1101812
III. GruppeBf1102320
KG2StabDo21711
I. GruppeDo2172519
III. GruppeDo2173719
KG6StabJu8811
I. GruppeJu882512
II. GruppeJu882820
14. StaffelJu86 (Höhenbomber)32
15. StaffelHe111 und Do217113
16. StaffelMe21053
KG40 (Atlantik-Operationen)I. GruppeHe1771913
III. GruppeFw2001711
13. StaffelJu88 (Lang-strecken-Jäger)106
Küsten-flieger-Gruppe 706BV138 und Ar19698
Luftflotte 4 in Süd-Russland
insg. 886 Flugzeuge:Aufklärungs-gruppe 10Fw1892311
106 Fw189Hs126 und Ju8875
16 Hs126Aufklärungs-gruppe 11Do1784
122 Ju88Bf11095
8 Do17Fw18997
147 He111Aufklärungs-gruppe 12Fw189187
116 Ju87Aufklärungs-gruppe 13Fw18983
23 Hs123Aufklärungs-gruppe 14Fw189109
23 Hs129Aufklärungs-gruppe 21Fw18986
89 Bf110Aufklärungs-gruppe 31Bf110 und Fw18972
233 Bf109Aufklärungs-gruppe 32Fw1891310
2 He114Aufklärungs-gruppe 41Fw1892113
1 Ar196Aufklärungs-gruppe 121Ju88115
Aufklärungs-gruppe 122Ju8884
7. Staffel vom LG2 (Aufklärer)Bf11062
Nacht-Aufklärungs-gruppeHe111117
Nah-aufklärungs-Gruppe 4Hs12611
Nah-aufklärungs-Gruppe 7Hs12611
Nah-aufklärungs-Gruppe 9Hs12621
Nah-aufklärungs-Gruppe 12Fw189 und Hs12622
See-aufklärungs-Gruppe 125He114 und Ar19631
JG3StabBf10932
III. GruppeBf1093110
JG4I. GruppeBf109117
JG52StabBf10966
I. GruppeBf1092618
II. GruppeBf1094136
III. GruppeBf1094835
Kroatische 15. StaffelBf1091313
JG53I. GruppeBf1093414
ZG1StabBf11022
I. GruppeBf1102813
II. GruppeBf1103716
SG1 (Schlacht-flieger)StabBf10943
1. StaffelBf109160
II. GruppeHs123 und Hs1294628
StG1II. GruppeJu872411
StG2Stab Ju87, Bf110, Fw189104
I. GruppeJu872516
II. GruppeJu872813
StG77I. GruppeJu873520
KG4III. GruppeHe1112414
KG26II. GruppeHe111155
KG51StabJu8811
II. GruppeJu881810
KG55StabHe11143
I. GruppeHe11164
II. GruppeHe1112915
III. GruppeHe1113119
KG76StabJu8833
II. GruppeJu883918
III. GruppeJu883518
KG100I. GruppeHe1112720
Luftflotte 5 in Norwegen und Finnland
insg. 261 Flugzeuge:Aufklärungs-gruppe 32Fw189 und Hs1261614
8 Fw189Aufklärungs-gruppe 120Ju88 und Fw2001410
8 Hs126Aufklärungs-gruppe 124Ju88 und Bf110118
13 Ju88JG5StabBf10921
7 Fw200I. GruppeFw1903528
29 He111II. GruppeBf1093221
59 Ju87III. GruppeBf1091010
18 Bf110IV. GruppeFw19033
44 Bf10913. (Zerstörer) StaffelBf1101311
38 Fw190KG26Führungs-KetteHe11133
11 He115I. GruppeHe1112616
26 Bv138StG5I. GruppeJu875951
Küstenflieger-Gruppe 406He115116
BV1381714
Küstenflieger-Gruppe 906BV13898
Luftwaffen-Befehlshaber Mitte in Deutschland
insg. 327 FlugzeugeJG 1StabFw19020
118 Fw190I GruppeBf1096753
85 Bf109II GruppeFw1906019
60 Bf110III GruppeFw1903731
46 Do217IV GruppeFw190 und Bf1093731
18 Ju88NJG3 (Nacht-jäger)StabBf110 und Do21752
I. GruppeBf110 und Do 2172520
II. GruppeBf110 und Do2172618
III. GruppeBf1103120
IV. GruppeDo217 und Ju883720

Ausrüstung der Frontverbände der Luftwaffe

Flugzeug-TypEtwaige Anzahl am 20. September 1942Anzahl am 31. Dezember 1942
He111-Bomber398315
Do177555
Ju88917845
Do21512(bei Do217)
Do217120245
Fw2002450
He1771950
Ju86115
Ju87 Stuka377270
Hs129 Panzerjäger3565
Hs12323(bei Hs129)
Bf109F Jagdflugzeuge82790
Bf109G Jagdflugzeuge(bei Bf 109F)610
Fw190 Jagdflugzeuge497615
Bf110395405
Me210515
Fw189 taktische Aufklärer164130
Hs126 taktische Aufklärer8765
Küstenflugzeuge, Flugboote 131135
Insgesamt4.1173.965

Staffel:
Die Anzahl des Flugpersonals in einer Staffel hing natürlich vom Typ der Flugzeuge ab. Es waren 10 Piloten bei einsitzigen Jagdflugzeugen und konnten mehr als 40 Mann Flugpersonal bei mehrmotorigen Bombern sein. Die Anzahl des Bodenpersonals variierte zwischen 150 Mann bei einsitzigen Jagdflugzeugen und nur 80 Mann bei mehrmotorigen Bombenflugzeugen. Der Grund für die im ersten Moment erstaunlich wirkende geringere Anzahl bei den Bombern ist, dass ein Großteil der Wartungseinrichtungen und administrativen Bürotätigkeiten von den örtlichen Luftgau übernommen wurde, in der die Einheit stationiert war.
Eine Staffel hatte eine Stärke von 9 bis 12 Flugzeugen bei Kriegsbeginn, dies stieg aber ständig während des Krieges bis zu einer Maximalstärke von 16 an, wodurch natürlich auch die Anzahl des Flugpersonals und des Bodenpersonals vermehrt werden musste.


Gruppe:
Die Gruppe war normalerweise die grundsätzliche Einheit für operative Einsätze und Organisationsaufgaben. Ursprünglich bestand eine Gruppe aus drei Staffeln und dem Stab mit drei weiteren Flugzeugen, was somit eine Gesamtzahl von 30 Flugzeugen ergab. Ab der Mitte des Krieges hatten viele Jagdgruppen eine vierte Staffel und zusammen mit der maximalen Staffel-Stärke von 16 Jagdflugzeugen ergab dies eine Gruppenstärke von bis zu 67 Flugzeugen.
Die Mannschaften eine Gruppe waren zwischen 35 und 150 Mann Flugpersonal sowie zwischen 300 und 515 Mann Bodenpersonal stark.

Geschwader:
Das Geschwader war die größte Flug-Formation in der Luftwaffe. Ursprünglich bestand es aus drei Gruppen mit 90 Flugzeugen und einem Stab mit vier, was insgesamt 94 Flugzeuge ergab.


Die deutsche Luftwaffe in der zweiten Jahreshälfte 1942

Vom 7. Juni bis 1. Juli 1942 flog die deutsche Luftwaffe 23.751 Einsätze gegen die sowjetische Festung Sewastopol auf der Krim, bei denen 20.529 Tonnen Bomben abgeworfen wurden. Zur Einnahme dieses Bollwerks musste die Luftwaffe rollende Angriffe in einem bisher nicht gekannten Ausmaß durchführen und warf dabei fast soviel Bomben ab, wie auf England während des ganzen Jahres 1941 (21.860 Tonnen) zusammen.

Fliegerangriff durch Ju 88 Kampflugzeuge
Fliegerangriff durch Ju 88 Kampflugzeuge auf russische Stellungen auf der Krim.

Am 4. Juli 1942 griffen erstmals USAAF-Piloten bei einem Einsatz mit A-20 Boston Bombern gegen deutsche Flugplätze in Holland in die Kämpfe in Europa ein. Durch die zunehmende Anzahl der Angriffe der westlichen Alliierten mussten seit Sommer 1942 nahezu zwei Drittel der deutschen Flugzeuge im Westen stationiert werden.
Dies bedeutete, dass immer weniger erfahrene Jagdpiloten und moderne Jagdflugzeuge für die Ostfront zur Verfügung standen. So waren zum Zeitpunkt des Falls Blau, den Vorstoß in den Kaukasus und auf Stalingrad, nur noch 2.350 bis 2.500 Flugzeuge aller Typen an der Ostfront, während die Rote Luftwaffe über dreimal soviel Maschinen verfügte. Im Bereich der Jagdflugzeuge waren die Sowjets sogar vier zu eins überlegen.
Allerdings waren die deutschen Flugzeugtypen und ihre Piloten den Russen noch überlegen – und trotzdem erzielte die Rote Luftwaffe im Juli erstmals die uneingeschränkte Luftherrschaft im Raum Woronesch am Don.

B-17 für den ersten US-Luftangriff auf Europa
Die Amerikaner proben den Luftkrieg über Europa. Vorbereitungen zum Angriff auf den französischen Verschiebebahnhof bei Rouen.

Am 17. August 1942 griffen die Amerikaner dann endgültig in den Luftkrieg über Westeuropa ein, als 12 B-17 Fliegende Festung der Ausführung E der 97. Bombergruppe der 8. US-Luftflotte, angeführt von Brigade-General Eaker im Bomber ‚Yankee Doodle‘, den Bahnhof Sotteville-les-Rouen an der Seine im Tageslicht angriffen.
Dagegen kam die deutsche Luftwaffe bei der anschließenden Landung bei Dieppe am 19. August einen großen Sieg erringen. Die Alliierten flogen 2.462 Einsätze, wobei die RAF 106 die USAAF 8 Flugzeuge verloren, während dagegen 45 deutsche Flugzeuge verloren gingen.

 

Zu diesem Zeitpunkt verlegte die Rote Luftwaffe mehrere Fliegerdivisionen aus dem Raum Moskau an die Südfront, wo der Kampf um Stalingrad begonnen hatte. Erstmals tauchten dabei auch die neuen La-5-Jäger auf und die Russen übernahmen nun auch die Taktiken der deutschen Jäger, wie ‚Freie Jagd‘ und der Flug in Ketten zu zwei Paaren.

Vom 13. bis 18. September 1942 bekämpfte die deutsche Luftwaffe wieder einmal einen Arktis-Konvoi in der Barentssee. Deutsche Bomber und Torpedoflugzeuge versenkten vom Konvoi PQ-18 insgesamt 10 Schiffe mit 52.908 BRT. Dabei gingen 20 deutsche Flugzeuge verloren. Davon einige durch den erstmaligen Einsatz eines britischen Geleitträgers auf dieser Konvoi-Route, welcher mit 12 umgebauten alten Hawker Hurricane aus der Vorkriegszeit bestückt war. Deutsche U-Boote versenkten zudem zwei weitere Frachtschiffe und einen Tanker mit zusammen 17.742 BRT.

Im September 1942 erfolgten durchgehende Überfälle alliierter Jäger und Jagdbomber im Westen, welche die deutsche Luftabwehr schwer unter Druck setzte. Dagegen steigerte die deutsche Nachtjagd ihre Leistungen weiter und so konnte das XII. Fliegerkorps am 28. September seinen Tausendsten Abschuss erzielen.
Zur Vorbereitung des Unternehmen Torch mussten die amerikanischen und britischen Bombereinsätze vorübergehend eingeschränkt werden. Nach einem letzten Angriff von 108 US-Bombern auf die französische Stadt Lille am 9. Oktober 1942 änderte sich die Ziele nun auf die deutschen U-Boot-Stützpunkte an der Atlantik-Küste, während die britische Royal Air Force ihren Schwerpunkt in den Mittelmeer-Raum verlagerte.
In dieser Zeit der relativen Ruhe im Westen und über dem Reichsgebiet wurde die deutsche Jagdabwehr reorganisiert. Dabei wurden alle Tag- und Nachtjäger-Verbände in fünf Jagd-Divisionen unter dem ‚Luftwaffen-Befehlshaber Mitte‘ zusammengelegt. Trotzdem hatte die Luftflotte 3 in Frankreich keine Nachtjäger.

Am 10. Oktober 1942 eröffnete Feldmarschall Kesselring eine neue Luftoffensive gegen Malta. In den nächsten neuen Tagen flogen die deutsche und italienische Luftwaffe täglich vom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang etwa zweihundert bis zwei Hundertsiebzig Einsätze gegen die Insel. Dies kostete 70 Flugzeuge und da sich eine Insel ’nicht versenken lässt‘, wurde die Operation eingestellt. Als Folge davon wurde von Rommels Nachschub im September 30 Prozent und im Oktober 40 Prozent versenkt, während Montgomery die Schlacht von El Alamein vorbereitete.

SM.79 Sparviero startbereit zum Angriff auf Malta
Ein italienischer Bomber Savoia-Marchetti SM.79 Sparviero (Sperber) der 2. Squadra, startbereit zum Angriff auf Malta.

Als in der mondhellen Nacht vom 23. auf den 24. Oktober um 21:40 Uhr die britische 8. Armee mit 1.200 Geschützen ihren Angriff bei El Alamein begann, belief sich die Stärke der deutschen und italienischen Luftwaffe auf 129 Bomber, 65 Ju 87 Stukas, 55 Schlachtflugzeuge und 123 Jagdflugzeuge. Die Briten hatten mehr als 1.500 Flugzeuge in der Region zur Verfügung, davon 1.200 in Ägypten und Palästina.

Im Spätherbst 1942 zeichnete sich auch der Umschwung in Russland ab. Bei der Schlacht um Stalingrad setzten die Russen ihre Luftstreitkräfte in starker Konzentration ein, während die deutsche Luftwaffe versuchte, mithilfe von 1.000 Flugzeugen noch den Sieg zu erringen.

Vier Tage, nachdem Rommel gezwungen wurde, bei El Alamein den Rückzug anzutreten, landeten Briten und Amerikaner am 7./8. November 1942 in Französisch-Nordwestafrika. Allerdings scheiterte der alliierte Versuch, auch Tunesien zu besetzten, da Alarmeinheiten des neu gebildeten ‚Fliegerführer Tunesien‘ eingeflogen wurden. Insgesamt schickte die deutsche Luftwaffe vierhundert Flugzeuge nach Tunesien, zum Teil auch von der wichtigen Ostfront. Da den Achsenmächten das Wetter mit seinen Herbstregen zu Hilfe kam, gelang es ihnen die Luftherrschaft über Tunesien zu behaupten, da sie gute Flugplätze in Sardinien und Sizilien zur Verfügung hatten, während die Rollbahnen der Alliierten in Nordafrika im Schlamm versanken.

Der nächste Schlag erfolgte jedoch im Osten, als am 19. November Schukow mit seiner Großoffensive bei Stalingrad begann. Die Rote Luftwaffe setzte dabei die 2. Luft-Armee und die 17. Luft-Armee zur Unterstützung ein. Diese beiden Luft-Armeen hatten 1.196 Flugzeuge, darunter 152 Bomber, 561 Il-2 Stormowik-Schlachtflugzeuge, 803 Jagdflugzeuge und 367 Nachtbomber.
Nachdem wenige Tage später in Stalingrad 20 deutsche und zwei rumänische Divisionen mit zusammen 330.000 Mann eingeschlossen waren, befiehlt Adolf Hitler nach verantwortungsloser, ungeprüfter Bestätigung durch den Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Reichsmarschall Göring, die Versorgung der 6. Armee aus der Luft.

Ju 52 im Kessel von Stalingrad
Nachschub wird aus einer Ju 52 im Kessel von Stalingrad entladen.

Am 25. November 1942 begannen die ersten Ju 52 ‘Tante Ju’ mit der Luftversorgung des Kessels. Die Flüge wurden aber von Beginn an durch russische Jäger behindert und so mussten deutsche Jagdflugzeuge im Kessel stationiert werden, welche wiederum jederzeit durch russische Schlachtflieger angegriffen werden konnten.
Die beiden großen Flugplätze Tazinskaja und Morosowskaja-West, etwa 180 Kilometer westlich von Stalingrad, sollten die Basis für die Transportflugzeuge werden. Elf Gruppen mit Ju 52 und Ju 86, zusammen 1.000 Transportflugzeuge, werden dort stationiert und alle notwendigen Versorgungsgüter für die eingeschlossene Armee auf Monate hinaus dort bereitgestellt.
Später beteiligten sich auch noch FW 200 und Ju 290 Langstrecken-Transportflugzeuge von Stalino, 3 Gruppen He 111 von Nowotscherkask und Lastensegler Go 242 und Me 323 Gigant von Makejewka aus an der Versorgungsaktion.

Vorkriegsversionen der He 111 bei der Luftbrücke für Stalingrad
Ungetrübt von jeder Sachkenntnis und gegen alle Proteste verantwortlicher Offiziere der Luftwaffe, befiehlt Hitler die Luftversorgung der 6. Armee im Kessel von Stalingrad und verbietet den Ausbruch. Sogar völlig untaugliche Schulmaschinen, wie hier Vorkriegsversionen der He 111, mußte die Luftwaffe für die hoffnungslose Aufgabe opfern.

Der deutsche Jagdschutz stellte sich aber als unzureichend heraus, da die deutschen Jagdflieger schon seit Sommer schwere Verluste erlitten hatten. Russische La-5 schossen Hunderte von Transportflugzeuge ab und das Wetter war selten für Transportflüge geeignet. So mussten auch fabrikneue Ju 52 und alte Trainingsmaschinen der Fliegerschulen zusammengekratzt werden.

Russische Horchgeräte an Stalingrad-Einflugschneise
Eines der zahlreichen russischen Horchgeräte an der Einflugschneise der deutschen Versorgungsflugzeuge nach Stalingrad.

Die Luftblockade des Kessels übernahmen die 17., 16. und 8. sowjetische Luft-Armeen, welche bis auf 60 Kilometer nahe am Kessel stationiert wurden und über Schlachtflieger und Jagdflugzeuge verfügten. Dazu wurden in den Anflugschneisen der deutschen Transportflugzeuge Flak-Sperren errichtet.
Die hohe Verlustquote bei den langsamen Ju-52 zwang die Deutschen, ab 15. Dezember 1942 die Tagesflüge bei klarem Wetter einzustellen. In der Woche vor Weihnachten 1942 wurde das Wetter dann so schlecht, dass nur noch im Blindflug ausgebildete Piloten die Flugplätze im Kessel anfliegen konnten.
Das Ergebnis der ganzen Umstände war, dass nur etwa 60 Prozent der gestarteten Maschinen den Kessel erreichen konnten und nur 30 bis 40 Prozent aus diesem auch wieder zurückkehrten.

Am 24. Dezember 1942 griff die Rote Armee in Richtung des Versorgungs-Flugplatzes Kotelnikow an und am nächsten Morgen später standen ihre Panzer vor dem Flugplatz. Dabei wurden viele deutsche Flugzeuge zerstört und etwa 120 Maschinen konnten gerade noch im letzten Moment starten. Es dauerte aber Tage, bis sie sich wieder auf dem Flugplatz Salsk gesammelt hatten und von dort betrug die Entfernung nach Stalingrad schon 320 Kilometer.

Das neue Jahr 1943 hatte die Versorgungsmission Stalingrad zu einer verzweifelten Rettungsaktion verkommen lassen, von der jeder wusste, dass sie das tragische Ende der 6. Armee nicht mehr abwenden konnte. Aufgrund des schlechten Wetters und der sowjetischen Jäger konnten für acht Tage überhaupt keine Versorgung eingeflogen werden.

Am 10. Januar 1943 begann die sowjetische Offensive auf den Kessel selbst und kurz danach gongen die beiden Flugplätze Pitomnik und Bessargino verloren.
Am 2. Februar 1943 traf der letzte Funkspruch aus Stalingrad ein und am Abend versuchten einige He 111 noch Versorgungsbomben über den deutschen Truppen abzuwerfen, konnten aber in der verschneiten, riesigen Ruinenlandschaft keine Verteidiger mehr finden.

He 111 mit Versorgungsbomben für Stalingrad beladen
Nach dem Verlust des letzten Flugplatz Gumrak wird eine He 111 mit Versorgungsbomben für Stalingrad beladen.

Vom 25. November 1942 bis zum 2. Februar 1943 hatte die deutsche Luftwaffe an 72 Tagen und Nächten etwa 6.600 Tonnen nach Stalingrad gebracht, im Schnitt etwa 100 Tonnen pro Tag. Das war nur ein Drittel der benötigten Versorgungsmenge. Allerdings konnten auf dem Rückflug 34.000 Verwundete und Spezialpersonal ausgeflogen werden.
495 Transportflugzeuge wurden abgeschossen, mindestens genauso viele gingen auf dem Boden verloren. Tausend Mann ihrer Besatzungen wurden getötet. Die deutschen Transportflieger haben sich von diesen Verlusten bis Kriegsende nicht mehr erholt.


Quellenangaben und Literatur

Das große Buch der Luftkämpfe (Ian Parsons)
Luftkrieg (Piekalkiewicz)
Luftwaffe Handbook (Dr Alfred Price)


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