Geschichte der Leibstandarte SS Adolf Hitler, der 1. Division der Waffen-SS.
Leibstandarte SS Adolf Hitler
Bezeichnungen
SS-Stabswache Berlin (17. März 1933)
SS-Sonderkommando Berlin (8. Mai 1933)
SS-Sonderkommando Zossen (10. Mai 1933)
SS-Sonderkommando Jüterborg (8. Juli 1933)
Adolf Hitler Standarte (3. September 1933)
Leibstandarte Adolf Hitler (8. November 1933)
Leibstandarte SS Adolf Hitler (13. April 1934)
Infanterie-Regiment (mot.) Leibstandarte SS Adolf Hitler (12. Juni 1939)
SS-Division (mot.) Leibstandarte SS Adolf Hitler (15. Juli 1942)
SS-Panzergrenadier-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler (24. November 1942)
1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler (22. Oktober 1943)
Kommandeure
- SS-Obergruppenführer ‚Sepp‘ Dietrich (März 1933 bis Juli 1943)
- SS-Brigadeführer Theodor Wisch (Juli 1943 bis August 1944)
- SS-Oberführer Wilhelm Mohnke (August 1944 bis Februar 1945)
- SS-Brigadeführer Otto Kumm (Februar bis Mai 1945)
Aufstellung
Die Ursprünge der Leibstandarte lagen in der Leibwache Adolf Hitlers, welche im März 1933 unter der Bezeichnung ‚SS-Stabswache Berlin‘ zum persönlichen Schutz des Führers gebildet wurde.
Ihre offizielle Bezeichnung wechselte mehrmals, bevor sie im November 1933 zur ‚Leibstandarte Adolf Hitler‘ wurde.
Im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Einheiten, welche eine bestimmte Region zur Rekrutierung hatten, erhielt das Regiment sein Personal aus ganz Deutschland und nur die körperlich besten Kandidaten wurden aufgenommen.
Besondere Abzeichen – z.B. der Kragenspiegel mit SS-Runen im Gegensatz zu den sonst bei der Allgemeinen-SS verwendeten Einheitsnummern, das unverwechselbare Manschettenband mit Hitlers Unterschrift, sowie die weißen Ledergürtel für die Uniformen, welche bei Paraden getragen wurden – hoben die Leibstandarte über alle anderen Einheiten hervor.
Die Einheit stellte die Ehrengarde bei zahlreichen offiziellen Veranstaltungen und Empfängen, sowie die Wachen für Hitlers neuer Reichskanzlei in Berlin. Sie war in den ehemaligen kaiserlich-preußischen Kadetten-Baracken in Berlin-Lichterfelde stationiert.
Ihr tadelloses Erscheinungsbild und präziser Drill führte dazu, dass sie den etwas abwertend Spitznamen des ‚Asphalt-Soldaten‘ erhielten, der zwar gut für Paraden wäre, aber ungeeignet für die Feldschlacht.
Das motorisierte Infanterie-Regiment ‚Leibstandarte Adolf Hitler‘ nahm am Einmarsch in das Rheinland, dem Anschluss von Österreich und der Besetzung des Sudetenlandes und anschließend der Tschechoslowakei teil.
Am 20. August 1939 wurde der Verband mobil gemacht als Leibstandarte-SS-A.H. (mot). Die endgültige Reifeprüfung kam dann im September 1939 im Polenfeldzug im Rahmen der Wehrmacht-Panzerdivision Kempf. Im Einsatz bei Lodz, Warschau und Modlin kämpfte das Regiment gut, verlor aber über 400 Mann bei wiederholten Angriffen polnischer Infanterie und Kavallerie, wobei es oft zu Nahkämpfen kam.
Im März 1940 wurde, als erster Schritt der ständigen Erweiterung dieser Einheit, ein Artillerie-Bataillon dem Regiment hinzugefügt.
Das Regiment wurde Mitte August 1940 zur Brigade (mot.) LSSAH aufgestockt. Bis zum Balkanfeldzug im April 1941 verfügte der Stab/Brigade LSSAH (mot) über:
Drei Infanterie-Bataillone (motorisiert) und die 13. bis 18. Kompanie, einschließlich einer Pionier-Kompanie.
Einen Regimentsstab mit der I. und II. Artillerie-Abteilung (motorisiert, mit Zugmaschinen).
Bis zum Unternehmen Barbarossa wurde die Einheit als Teil der Heeresgruppe Süd auf Brigade-Stärke mit etwas unter 11.000 Mann gebracht.
Vor Unternehmen Barbarossa kamen im Juni 1941 hinzu:
das IV. motorisierte Infanterie-Bataillon,
das V. schwere Waffen-Bataillon,
Abteilung Schönberger mit einem Stab, einer Sturmgeschütz-Kompanie, eine motorisierte Panzerjäger-Kompanie auf Selbstfahrlafetten,
die motorisierte Flak-Abteilung LSSAH mit drei gemischten, leichten Flak-Batterien und einer 88-mm-Flak-Batterie,
Versorgungs- und Sanitäts-Truppen des Kdr. Brig. Nachschub-Truppen, darunter 2 Sanitäts-Kompanien, 1.-8. Nachschubs-Kolonne und eine motorisierte Werkstatt-Kompanie.
Ab dem 15. Juli 1942 in Nordwestfrankreich als SS-Pz.Gren.Div. Leibstandarte Adolf Hitler (kurz: LSSAH oder LAH) erweitert. Dieser motorisierte Großverband war bereits ab Spätsommer 1942 im Prinzip wie eine Panzer-Division gegliedert, wurde aber erst am 22. Oktober 1943 umbenannt in 1.SS-Pz.Div LSSAH.
Im Oktober 1942 wurde das SS-Panzer-Regiment 1 ungegliedert und neu aufgestellt aus der im Februar 1942 in Wildflecken/Senne-Lager aufgestellten SS-Panzer-Abteilung 1. Die Abteilung bestand aus Stammmannschaft der Sturmgeschütz-Batterie LAH und der motorisierten Panzerjäger-Kompanie mit Selbstfahrlafetten.
Die SS-Panzer-Aufklärungsabteilung 1 wurde aus der im Herbst gebildeten motorisierten Aufklärungsabteilung LAH aufgestellt und war bis Anfang 1943 sechs Panzer-Aufklärungskompanien stark.
Die SS-Sturmgeschütz-Abteilung 1 aus drei Batterien wurde ab Sommer 1942 aufgestellt.
Das III. Bataillon des SS-Panzer-Grenadier-Regiment 2 LSSAH (gp) konnte Mitte November 1942 mit Schützenpanzern ausgerüstet werden.
Die II. (gepanzerte) Abteilung des Panzer-Artillerie-Regiment 1 LSSAH wurde im April 1943 mit 18 Panzer-Haubitzen auf Selbstfahrlafetten ausgerüstet.
Die Leibstandarte in den Blitzkriegen
Die erste Härteprüfung kam dann im September 1939 im Polenfeldzug im Rahmen der Wehrmacht-Panzerdivision Kempf. Im Einsatz bei Lodz, Warschau und Modlin kämpfte das Regiment gut, verlor aber über 400 Mann bei wiederholten Angriffen polnischer Infanterie und Kavallerie, wobei es oft zu Nahkämpfen kam.
Während des Westfeldzug zeigte sich die Leibstandarte in hervorragender Verfassung und überquerte die Iser bei Zutphen und legte an einem einzigen Tag 75 km zurück. Erstmals zeigte sich die außergewöhnliche Kampfmoral des Verbandes, welche zu ihrem Markenzeichen werden sollte.
Die Leibstandarte nahm an der Einschließung und Einnahme von Amsterdam teil, was dadurch etwas getrübt wurde, als Angehörige den General der Luftwaffe, Kurt Student, versehentlich niederschossen, da sie ihn für einen Gegner hielten. Dazu kommt, dass Angehörige des Verbandes auch in Verdacht stehen, am 28. Mai 1940 achtzig britische Kriegsgefangene bei Wormhout ermordet zu haben.
In Anerkennung der exzellenten Kampfleistungen im Westen erhielten das Regiment die ‚Führerstandarte‘, Hitlers persönliches Banner.
Im April 1941 nahm die Leibstandarte am Balkanfeldzug teil und drang nach Griechenland ein. Höhepunkte waren die Eroberung und Säuberung des Klidi- und Klissura-Passes durch Kurt Meyers Aufklärungsverband. In dem schwierigen Gelände wurden Meyers Soldaten durch das feindliche Feuer niedergehalten. Meyer griff daher zu dem einfachen und zweckdienlichen Mittel, Handgranaten zwischen die Füße der eigenen Männer zu werfen, um ihnen keine andere Wahl zu lassen, als aus der Deckung zu springen und vorwärtszustürmen.
Es folgte die kühne die Überquerung des Golfes von Korinth nach Patras mithilfe von requirierten Fischerbooten.
Unternehmen Barbarossa
Von Juli bis Dezember 1941 im Einsatz als Brigade im Verband des III. Panzer-Korps (Panzer-Gruppe 1) erfolgte der Angriff über die Gegend ostwärts Uman bis Nikolajew und Cherson, die Eroberung von Taganrog am Asowschen Meer und über den Fluss Mius hinweg bis nach Rostow. Die Brigade nahm die Stadt im November ein, wo sie über 10.000 Kriegsgefangene einbrachte. Dort erhielt auch SS-Hauptsturmführer Heinrich Springer das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz für seine waghalsige Eroberung der wichtigen Brücke über den Don.
Als sich das Jahr dem Ende zuneigte, geriet jedoch der deutsche Angriffsschwung ins Stocken, während sich gleichzeitig der sowjetische Widerstand verhärtete. Ein Gegenangriff brachte die Leibstandarte in Gefahr, bei Rostow abgeschnitten zu werden, jedoch verweigerte Hitler einen allgemeinen Rückzug. Trotzdem musste die Stadt somit kurz nach ihrer Eroberung wegen drohendem russischen Überflügelns wieder aufgegeben werden und es erfolgte ein Rückzug nach Westen in die Gegend von Taganrog.
Von Dezember 1941 bis Mai 1942 folgten heftige Abwehrkämpfe am Fluss Mius im Donez-Becken, bei denen sowjetische Gegenangriffe mit beachtlichen Kräften gegen die SS-Brigade erfolgten.
Dabei konnte die Leibstandarte ihren Ruf als erstklassige Fronteinheit weiter ausbauen und erhielt sogar Lobpreisungen von Wehrmachtsgeneralen, welche bisher die Waffen-SS eher geringschätzten. Der Befehlshaber des III. Panzer-Korps sagte dabei über die Leibstandarte aus, dass sie eine echte Elite-Einheit wäre.
Dieser Ruf wurde allerdings nicht ohne Kosten erworben, denn bis dahin hatte die Brigade 5.200 Mann Verluste eingebüßt.
Im Juni 1942 erfolgte wieder der Übergang zum Angriff auf Rostow am Don, bis die Leibstandarte Ende Juli als OKH-Reserve in die Gegend bei Stalino verlegt wurde.
Von hier aus erfolgte der Abtransport nach Frankreich, wo ein großes Ausbau- und Modernisierungsprogramm zu einer vollständigen motorisierten Infanterie-Division erfolgte, welche nun als ‚SS-Division (mot.) Leibstandarte SS Adolf Hitler‘ bezeichnet wurde. Nachdem die motorisierten Infanterie-Divisionen im Laufe des Jahres 1942 zu Panzergrenadier-Divisionen umbenannt wurden, erfolgte im November die Umbenennung auf ‚SS-Panzergrenadier-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler‘.
In Frankreich erfolgte auch die Aufstellung der Panzer-Jäger-Abteilung 1 LSSAH als gepanzerte Abteilung mit drei Batterien Selbstfahrlafetten.
In diesem Zeitraum erhielt die Leibstandarten-Division auch ihre eigene schwere Panzerabteilung aus den neuen Tiger-Panzern.
Obwohl immer noch als Panzergrenadier-Division bezeichnet, war die Leibstandarte zu diesem Zeitpunkt – sowohl von Gliederung als auch von Stärke – bereits eine mehr als vollwertige Panzer-Division.
Hier geht es weiter mit der Leibstandarte: SS-Panzergrenadier-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler.
Quellenangaben und Literatur
Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 (Bundesarchiv-Militärarchiv und Arbeitskreis Wehrforschung)
Die gepanzerten und motorisierten deutschen Grossverbände 1935-1945 (Rolf Stoves)
The Waffen-SS (Martin Windrow)
Waffen-SS Encyclopedia (Marc J. Rikmenspoel)
Hitler’s Elite – The SS 1939-45 (Chris McNab)
Waffen SS in Action (Norman Harms)
Into the Abyss – The last years of the Waffen-SS (Ian Baxter)
Waffen SS in Russia (Bruce Quarrie)
Waffen-SS (1) Forging an Army 1934-1943 (Robert Michules, Ronald Volstad)
The Waffen-SS (1) – 1. to 5. Divisions (Gordon Williamson)
1.SS Panzer Division: Leibstandarte SS Adolf Hitler (History WWII Military Units)
Leibstandarte – Hitler’s Elite Bodyguard (Michael Sharpe, Brian L. Davis)
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