Rückstoßlose Wegwurf-Waffe zur Panzervernichtung.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.
Panzerfaust
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Panzerfaust Modell 30, 30K, 60, 100, 150, 250
Typ: leichte, Rückstoßlose Wegwurfwaffe zur Panzervernichtung
Geschichte
Das Auftreten der schweren russischen Panzer KW-Panzer und T-34 Panzer im Jahre 1942 führte zu einem Bedarf an einer leichten, aber wirksamen Panzerabwehr-Waffe, welche von der deutschen Infanterie verwendet werden konnte. Dr. Langweiler von der Hugo Schneider Aktiengesellschaft (HASAG) wurde daher im Sommer des Jahres mit der Entwicklung einer geeigneten Waffe beauftragt.
Langweiler entwickelte eine einfache Rückstoßlose Waffe, genannt Faustpatrone, welche aus einem 36 cm langen Rohr bestand, gefüllt in der Mitte mit Schießpulver und einer Hohlladungsbombe am anderen Ende. Die Waffe wurde am ausgestreckten Arm gehalten und ein Abzug entzündete das Schießpulver. Dieses feuerte die Hohlladungsbombe nach vorn, während der Rückstoß aus dem anderen Ende des Rohres für den Ausgleich sorgte.
Das Gerät funktionierte zwar gut, aber als Waffe war es nicht zu gebrauchen, da es keine Zielvorrichtungen hatte.
Die Anbringung einer Zielvorrichtung würde jedoch bedeuten, dass der Schütze näher an der Waffe sein müsste. So wurde das Rohr verlängert, sodass die Rückstoß-Flammen hinter dem Schützen austraten. Die Bombe erhielt Flossen aus Feinblech, die um den Schwanz gewickelt waren, während sich diese noch im Rohr befand. Der Sprengkopf war viel größer als der Durchmesser des Rohres und befand sich am vorderen Ende.
Eine einfache Zielvorrichtung wurde eingebaut und die Waffe wurde Panzerfaust 30 genannt, wobei die Zahl immer die effektive Reichweite in Metern angab. Nach einer Reihe von Tests wurde sie im Oktober 1943 mit einer Rate von 200.000 Stück je Monat in die Produktion genommen.
Eine weitere Version, die Panzerfaust 30K (K=klein), welche eine Hohlladungsbombe mit einem kleineren Durchmesser verwendete, wurde ebenfalls mit 100.000 Stück je Monat produziert.
Da die Durchschlagskraft der Panzerfaust 30K mit 140 mm auf eine Panzerung mit 30° Winkel als ausreichend angesehen wurde, erfolgte die Weiterentwicklung in erster Linie bei der Steigerung der Reichweite. Die Treibladung wurde erhöht, was zwar die Verwendung von dickeren Rohren erforderte, aber die Beschleunigung und Reichweite erhöhte. Der Entwurf war Anfang 1944 fertig und während des Sommers wechselte die Produktion von der Panzerfaust 30 zur Panzerfaust 60.
Weitere Entwicklungsarbeiten zur Vergrößerung der Reichweite führten zur Panzerfaust 100, bei der die Treibladung durch einen Luftspalt in zwei Einheiten aufgeteilt wurde, um eine gestaffelte Zündung und einen nachhaltigen Schub zu erzeugen. Dieses Modell ging im November 1944 neben der Panzerfaust 60 in Produktion.
Die Panzerfäuste wurden bis Mai 1945 in Zehntausenden Stück produziert.
Alle umfangreich eingesetzten Modelle bis zur Panzerfaust 100 waren die ersten Wegwurfwaffen der Kriegsgeschichte, da sie nur einmal abgefeuert wurden.
In dem Bestreben dies ökonomischer zu handhaben und die Leistungen noch weiter zu verbessern, wurde nun die Panzerfaust 150 entwickelt. Bei diesem Modell wurde die Treibladung an den Schwanz der Bombe befestigt und Zündstreifen zum Abschuss verwendet. Auf diese Weise konnte angenommen werden, dass das Rohr bis zu zehnmal schnell nachgeladen werden konnte, bevor es unbrauchbar wurde. Die Hohlladungsbombe wurde ebenfalls neu gestaltet, um bei gleicher Durchschlagskraft Sprengstoffe einzusparen. Zudem wurde ein optionaler Fragment-Überzug für die Bombe entwickelt, welcher die effektive Bekämpfung von ‚weichen‘ Zielen, wie Fahrzeugen und Soldaten, ermöglichen sollte. Die Produktion dieses Modells begann im Januar 1945 und dauerte bis zum April an, wobei etwa 100.000 Stück hergestellt wurden. Aber aufgrund der katastrophalen Transportsituation zu dieser Zeit erreichten nur noch wenige die kämpfende Truppe.
Zu guter Letzt war da noch die Panzerfaust 250 in der Entwicklung als der Krieg endete. Hierbei wurde eine Bombe mit einem längeren Schwanz und einer verbesserten Treibladung verwendet, die elektrisch gezündet wurde.
Funktion
Da alle Modelle der Panzerfaust weitgehend ähnlich waren, reicht eine allgemeine Beschreibung der Panzerfaust 60 aus:
Der Hauptteil bestand aus einem Weichstahl-Rohr mit einer kleinen Öffnung am Ende, welches aus Austrittsdüse für die Gase diente. Dazu kam ein einfacher Feuermechanismus und ein Visier zum Zielen oben auf der Waffe. Die Bombe bestand aus dünnem Blech auf einem hölzernen Stab, auf dem sich die einziehbaren Flossen befanden. Die Treibladung befand sich in einer Papierhülse hinter der Bombe und unter dem Auslöser. Zur Sicherheit befand sich eine Verriegelung am Rand des Gefechtskopfes. Um zu feuern, wurde die Verriegelung entfernt und das Visier aufgerichtet. Dieses hatte drei Einstellungen für 30, 60 und 80 Meter. Nachdem das Visier aufgerichtet war, gab dieses auch den Auslöser frei. Der Schütze steckte das Rohr nun unter den Arm, zielte auf das Ziel und drückte auf den Auslöser, um zu feuern. Dies löste eine Blattfeder mit einem kleinen Schlagbolzen, der auf das Zündhütchen schlug, die Treibladung zündete und die Bombe abschoss.
Einsatz
Anscheinend ist es aber heute üblich in den Romanen über den Zweiten Weltkrieg die Panzerfaust als ein primitives und unwirksames Stück Müll zu beschreiben, welches in den letzten Tagen des Krieges an Volkssturm-Einheiten ausgegeben wurde. Dies ist jedoch weit von der Wahrheit entfernt. Sie war eine höchst effektive Panzervernichtungswaffe und wurde von der Wehrmacht häufig an der Ost- und Westfront verwendet.
Die Panzerfaust passte genau in die deutschen Defensivtaktiken von 1943 bis 1945 und die alliierten Panzerbesatzungen fürchteten die Waffe. Da sie in großer Zahl verfügbar war, war mindestens eine Panzerfaust in jedem deutschen Fahrzeug vorhanden und viele der unglücklichen Volkssturmleute gingen mit nichts anderem ins Gefecht. Wenn mit der Panzerfaust richtig auf die richtige Distanz gut gezielt wurde, konnte jeder deutscher Soldat mindestens einen alliierten Panzer zerstören. Jedoch verhinderte die zunehmende Anbringung von Abstandspanzerung, um die Hohlladungsgranate vor dem Auftreffen auf die eigentliche Panzerung zur Explosion zu bringen, und die Taktik von Infanterietrupps zum Schutz der Panzer die schlimmsten Verluste durch die deutsche Infanterie.
Die extrem hohen Panzerverluste der Sowjets in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges (die selbst die zu diesem Zeitpunkt höchsten russischen Produktionszahlen deutlich überstiegen) beim Kampf um die deutschen Städte sind höchstwahrscheinlich auf die ständig zunehmende Verwendung der Panzerfaust zurückzuführen. Alleine bei den letzten Kämpfen in Berlin sind nach sowjetischen Angaben rund 700 Panzer der Roten Armee nur durch die Panzerfaust vernichtet worden.
In den Händen eines erfahrenen Soldaten konnte die Waffe jeden Panzer stoppen – und selbst heute noch würde ihre Leistung auf dem Gefechtsfeld beeindrucken.
Animation 3d-Modell Panzerfaust Modell 60
Spezifikationen Panzerfaust Modell 60
Spezifikationen:
Panzerfaust Modell 60 | Spezifikation |
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Typ | rückstosslose Wegwerf-Waffe zur Panzervernichtung |
Kaliber | 28 mm (Panzerfaust 30) |
Länge | Rohr 80 cm, Bombe 49,5 cm |
Durchmesser Bombe | 15 cm |
Gewicht Bombe | Hohlladung 3,2 kg |
Gesamtgewicht | 6,8 kg |
Mündungsgeschwindigkeit | 45,70 m / sec |
Funktion | einschüssiger, rückstossloser Werfer |
Effektive Reichweite | 60 m |
Durchschlagskraft | 200 mm auf 30° |
Einsatzstatistik:
Panzerfaust Modell 60 | Angaben |
---|---|
Produktionsbeginn | Oktober 1943 (Modell 30), Sommer 1944 (Modell 60), November 1944 (Modell 100), Januar 1945 (Modell 150) |
Endlieferung | April 1945 |
Stückzahl 1943 | ca. 500.000 |
Stückzahl 1944 | ca. 5.570.000 (davon: 404.000 im Oktober, 1.186.000 im November, 1.280.000 im Dezember) |
Stückzahl Januar und Februar 1945 | 2.056.000 (1.000.000 im Januar) |
Bestand Oktober 1944 | 1.019.000 |
Bestand November 1944 | 998.000 |
Bestand Dezember 1944 | 1.717.000 |
Bestand Januar 1945 | 2.054.000 |
Bestand Februar 1945 | 2.508.000 |
Bestand März 1945 | 3.018.000 |
Im Nahkampf zerstörte russische Panzer an der Ostfront vom Januar bis April 1944:
Waffe | Januar | Februar | März | April |
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Panzerfaust | 58 | 45 | 51 | 110 |
Panzerschreck | 9 | 24 | 29 | 26 |
Hafthohlladung | 21 | 13 | 14 | 19 |
Handgranaten | 6 | 5 | 5 | 6 |
T-Minen | 20 | 4 | 43 | 11 |
Sturmpistole | - | - | 1 | - |
Panzerwurfmine
Vor der Einführung der Raketenpanzerbüchse Panzerschreck und der Panzerfaust verfügte die Wehrmacht über die Panzerwurfmine (L) als spezielle Panzerabwehrwaffe für die Infanterie, während die ‚geballten Ladungen‘ aus Panzerminen oder zusammengeschnürten Handgranaten nur ein Provisorium sein sollten.
Die speziellen Panzerbekämpfungstrupps der deutschen Infanterie sollten mit einer leistungsstarken Abstandswaffe ausgestattet werden, die von einem Mann getragen und von einem Mann bedient werden konnte.
Es war eine spezielle Form einer Panzerabwehrgranate, die mit einem Sprengkopf mit Hohlladung zur Zerstörung der Panzerung des Zielpanzers versehen war. Um sicherzustellen, dass der Gefechtskopf tatsächlich auf die Panzerung des Ziels traf, wurde die Granate mit einem Flossenheck zur Stabilisierung und Lenkung während des Flugs ausgestattet.
Die Panzerwurfmine wurde auf ihr Ziel auf besondere Art und Weise geworfen. Der Granatsprengkopf hatte dahinter einen Stahlkörper, der an einem Holzgriff befestigt war. Der Benutzer nahm diesen Griff in die Hand und hielt ihn hinter seinem Rücken, wobei der Sprengkopf senkrecht nach oben gerichtet war. Dann schwang der Benutzer seinen Arm nach vorne und ließ den Griff los.
Wenn die Granate dann im Flug war, entfalteten sich vier Flossen zur Führung und Stabilisierung aus dem Griff. Die Flugbahnstabilisierung dieser Flossen hielt den Sprengkopf in einer korrekten Position mit dem Aufschlagzünder vorne, um die maximale Wirkung beim Einschlag zu erzielen.
Das ganze klingt ziemlich einfach, aber in der Praxis war es nicht einfach, die Panzerwurfmine effektiv einzusetzen.
Zunächst einmal war die maximal mögliche Reichweite durch die Kraft und die Fähigkeiten des Werfers begrenzt und betrug in der Regel bestenfalls 30 m, lag aber häufig darunter. Die Treffsicherheit konnte nur durch Übung mit speziellen, trägen Trainingsversionen verbessert werden.
Doch trotz dieser Nachteile lag diese Waffe einigen deutschen Panzerabwehrspezialisten sehr. Im Vergleich zu anderen Panzerabwehrwaffen, die von der Wehrmacht verwendet wurden, war die Panzerwurfmine relativ klein, leicht und handlich.
Sie war wirksam, denn der Sprengkopf bestand zu gleichen Teilen aus RDX und TNT und wog 0,52 kg. Kombiniert mit dem Prinzip der Hohlladung gewährleistet dies in der Regel die Durchdringung selbst der stärksten Panzerung fast aller alliierten Panzer.
Die Panzerwurfmine hatte auch den Vorteil, dass der Benutzer sich dem Panzer nicht nähern musste, um die Granate auf dem Ziel anzubringen, mit allen Risiken, die eine solche Taktik mit sich bringt. Weitere Sicherheit wurde dadurch geboten, dass der Sprengkopf sich erst im Flug vollständig scharf machte, da der Wurfvorgang auch den Zünder scharf machte.
Trotz ihres Erfolges bei den deutschen Truppen wurde die Panzerwurfmine von den Alliierten nicht genau kopiert. Erbeutete Exemplare wurden zwar verwendet, wenn sie in die Hände der Alliierten fielen, insbesondere vor allem von der Roten Armee, aber die Amerikaner setzten sie oft falsch ein, da sie zunächst dachten, sie seien dazu bestimmt, wie ein übergroßer Pfeil geworfen werden. Sobald dieser Fehler aufgefallen war, wurden spezielle Merkblätter herausgegeben, um diese Praxis zu korrigieren.
Nach 1945 wurde das Prinzip eine Zeit lang von verschiedenen Staaten des Warschauer-Pakt-Staaten angewandt, und in den letzten Jahrzehnten haben die Ägypter die Panzerwurfmine als Bestandteil ihrer Streitkräfte für die heimische Rüstungsindustrie kopiert. Sie hatten herausgefunden, dass diese Art von Panzerabwehrwaffe genau zu ihrer Infanterietaktik für die Panzerabwehr passt und ihre Versionen ist nach Berichten zufolge durchaus in der Lage, die modernsten Panzer auszuschalten.
Spezifikationen:
Die deutsche Panzerwurfmine (L) hatte einen maximalen Durchmesser von 11,43 cm, eine Länge von 53,3 cm (davon 22,86 cm Gehäuse und 27,9 cm Griff mit Stabilisierungsflossen) und ein Gesamtgewicht von 1,35 kg (wovon der Sprengkopf 0,52 kg ausmachte).
Quellenangaben und Literatur
The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
welches als Austrittsdüse, sollte wohl heissen
ueber die hohlladung? funktionsweise?