Mannlicher-Carcano


Bewaffnung der italienischen Infanterie: Gewehr Mannlicher-Carcano und Pistole Beretta Modell 1934.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken und Bilder von Fucile Modello 91, Mannlicher-Carcano M1891 und Modell 38, sowie Pistola Automatica Beretta Modello 1934.

Mannlicher-Carcano
Mannlicher-Carcano M1891 (oben) und Modell 38 (unten).

Mannlicher-Parravicino-Carcano Modello 91
Typ: Italienisches Infanteriegewehr.

Fucile Modello 91


Das italienische Standardgewehr des Ersten Weltkriegs war das Fucile Modello 91, welches als Typ Mannlicher-Carcano bekannt wurde.
Die Waffe wurde zwischen 1890 und 1891 im Turiner Arsenal entwickelt und war eine Verschmelzung eines Mauser-Verschlusses aus dem belgischen und deutschen Mle 1889, der Anordung des Kastenmagazins aus dem Mannlicher-System und einer neuen Verschlusshülsen-Sicherung, welche Salvatore Carcano gebaut hatte.
Die Italiener schätzten das sich daraus ergebende Gewehr und übernahmen es 1892. Es sollte bis zum Zweiten Weltkrieg das italienische Standardgewehr bleiben.

Allerdings schien niemand sonst die italienische Begeisterung zu teilen, denn die einzigen Verkäufe in Drittstaaten vor dem Ersten Weltkrieg gingen nach Japan und diese Lieferung wurde für die japanische 6,5-mm-Patrone modifiziert, die sich in den Abmessungen von der italienischen Version unterschied.

Im Einsatz erwies sich das Modello 91 jedoch als solide genug, aber die Zusammenführung verschiedener Merkmale im Bereich des Verschlusses und des Magazins führte zu einer Konstruktion, die etwas komplizierter war, als sie hätte sein müssen. Deshalb erforderte das Modello 91 im Einsatz eine beträchtliche Aufmerksamkeit vom Träger. Insbesondere in den Kolonialgebieten in Afrika verursachte das Geradeausspur-Verschlusssystem Ladehemmungen, wenn es schmutzig wurde.

Aus dem Modello 91 entstand eine ganze Gruppe von Karabiner-Typen, welche in verschiedenen Varianten für die Kavallerie, Spezialeinheiten, Kanoniere, Pioniere und andere Truppenteile gebaut wurden. Während diese Karabiner handlich und einfach zu tragen waren, litten sie jedoch unter den üblichen Problemen kurzläufiger Waffen, obwohl die Patrone weniger kräftig war, als in woanders verwendeten Typen.
Einige dieser Karabiner waren mit Stachelbajonetten ausgestattet, während das Infanteriegewehr Modello 91 ein Messerbajonett hatte.

Da das Modello 91 während des Ersten Weltkriegs nur von italienischen Truppen verwendet wurde, sah es hauptsächlich nur Einsätze gegen die Österreich-ungarische Armee entlang der Front an der Grenze, mit dem Höhepunkt während der Schlacht von Caporetto im Jahr 1917.
Diese Schlacht führte zu erheblichen Verlusten und Einbußen bei den Italienern und als Folge wurden auch einige britische Divisionen von der Westfront zur Verstärkung geschickt, um die italienische Front zu stabilisieren.
Das Ergebnis der Schlacht von Caporetto war nicht nur auf die Leistung des Modello 91 zurückzuführen, welche vieler seiner Zeitgenossen entsprach, aber schon damals war allgemein anerkannt, dass die italienische 6,S-mm-Patrone eher unterdurchschnittlich war und es dem von ihr verschossenen Geschoss generell an Durchschlagskraft fehlte.

35. italienische Division Saloniki
Die 35. italienische Division marschiert im August 1916 durch Saloniki. Die Soldaten tragen ihr ‚Fucile Modello 91‘.

Doch diese Punkte waren für die Italiener offensichtlich nebensächlich, denn das Modell 91 ließ sich gut handhaben und schoss sehr gut. Die kleine Patrone erzeugte weniger Rückstoß als bei anderen Konstruktionen üblich – obwohl die Karabiner-Versionen genauso schlecht schossen wie von anderen Typen – und das generelle Fehlen von Vorsprüngen und Teilen, an denen sich die Kleidung verfangen konnte, machte das Modello 91 zu einer guten Waffe, um sich durch unwegsames Gelände zu bewegen.
Aber selbst heute noch ist der Gesamteindruck, den das Modello 91 hinterlässt, dass es eine etwas kompliziertere Waffe war als andere aus seiner Zeit und trotz der verständlichen Begeisterung der Italiener für ein nationales Produkt war es eine sehr komplexe Waffe. Daher gehörte es im Ersten Weltkrieg eher zu den ‚Mitläufern‘ unter den Gewehren.

Mannlicher-Karabiner 'Moschetto Modello 91 per Cavalleria'
Mannlicher-Karabiner ‚Moschetto Modello 91 per Cavalleria‘ mit Kaliber 6,5 mm aus dem 1. Weltkrieg. Wie der Name sagt, war die Waffe für die Kavallerie, wurde aber auch von Spezialtruppen und Kanonieren und Meldern verwendet.

Mannlicher-Carcano M1891 und Modell 38

Wie bereits erwähnt, wurde das hauptsächliche italienische Infanteriegewehr 1890 im Armee-Arsenal von Turin entwickelt und der Name, welches es erhielt, ist ein wenig irreführend.
Tatsächlich war der einzige Bestandteil von Mannlicher nur das Magazin mit der 6-Patronen-Klammer. Das einzige Merkmal, welches Carcano zuzurechnen ist, ist der Sicherheitsverschluss und der Name des Generals Parravivino scheint nur aus Höflichkeit eingefügt worden zu sein, da dieser der verantwortliche Offizier der Beschaffungskommission war, welche mit der Entwicklung des neuen Gewehr-Entwurfes beauftragt war. Für alles andere könnte der Name des Gewehrs auch ‚Mauser-Carcano‘ lauten, da es sich im Allgemeinen nur um ein modifiziertes Mauser-Gewehr handelt.

Parade italienischer Truppen
Parade italienischer Truppen bewaffnet mit Mannlicher-Carcano-Gewehren.

Das Mannlicher-Patronen-Klammer-System rechtfertigt vielleicht noch eine zusätzliche Erklärung. Wenn auch jedermann diese als ‚Clips‘ (englisch für Klammern) bezeichnet, so werden doch die meisten Gewehre durch ein System geladen, was als ‚Chargers‘ (Lader) bezeichnet wird. Metallklammern, welche die Griffigkeit der Patronen erhöhen, die per Daumendruck in das Magazin geladen werden und der ‚Charger‘ dann entfernt wird. Alle Lee-Enfield und Mauser-Gewehre benutzen dieses System.


Beim Clip-System bleiben die Klammern an den Patronen auch nach dem Laden und bilden einen wesentlichen Bestandteil des Magazin-Systems. Ein Mechanismus presst die Patronen aus der Klammer und schiebt sie nach und nach in die Kammer zum Laden. Wenn die letzte Patrone das Magazin verlassen hat, wirft das Mannlicher-System die Klammer durch ein Loch im Boden des Magazins heraus. Zusammen mit dem amerikanischen Garand-Gewehr war das Mannlicher-Carcano der einzige ‚Clip‘-Lader, welcher im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde – und bei beiden wurde die Klammer nach dem letzten Schuss herausgeworfen.

Im Wesentlichen war das M1891 eine funktionstüchtige Infanteriewaffe und auf Augenhöhe mit seinen Zeitgenossen. Es diente mit der Zeit als Grundlage für eine Vielzahl von Variationen und sein Hauptnachteil war die etwas schwache 6,5-mm-Patrone, welche es verschoss.
Die Italiener waren sich dieses Nachteils bewusst und führten 1938 eine 7,35-mm-Patrone ein, von der sie hofften, dass diese die 6,5-mm-Patrone ersetzen würde. Unglücklicherweise dachte die italienische Finanzverwaltung anders darüber und so erfolgte der Wechsel des Kalibers niemals in dem erhofften Umfang. Eine geringe Anzahl der Gewehre des Modell 38 mit dem 7,35-mm-Kaliber wurde schließlich hergestellt, aber die 6,5-mm-Waffen waren bei weitem die häufigsten während des gesamten Krieges.

Varianten:

Es gab eine große Anzahl von Varianten, von denen allerdings nur zwei bedeutend für die Infanterie waren:

Karabiner M1891/24: Nach dem 1. Weltkrieg entschieden die Italiener, es den anderen Großmächten gleichzutun und die Unterscheidung in Langgewehre und Karabiner fallen zu lassen. Die Gewehre des Modells 1891 wurden auf eine Lauflänge von 45 cm gekürzt, der Bolzen weiter nach unten versetzt und die Sicht, um das Ziel anvisieren, verbessert. Dies wurde dann das Standard-Armeegewehr.

M1938: Die Einführung der 7,35-mm-Patrone verlangte eine leichte Überarbeitung, da diese zu kräftig war um bequem durch den kurzen Lauf des M1891/24 geschossen zu werden. Ein neues Gewehr mit einem 53,3 cm langen Lauf wurde entwickelt, welches aber sonst identisch war. Mit dem Scheitern der vollständigen Umstellung auf das 7,35-mm-Kaliber wurden auch eine Reihe davon für das Kaliber 6,5mm hergestellt und waren vermutlich die besten Mannlicher-Carcano-Gewehre. Mit einer derartigen Waffe wurde übrigens 1963 US-Präsident Kennedy erschossen.

Benutzer: Italien (für alle Varianten).

Bilder Mannlicher-Carcano M1891


 


Spezifikationen Mannlicher-Carcano M1891

Spezifikationen:

Mannlicher-Carcano M1891 Spezifikation
TypInfanterie-Gewehr
Kaliber 6,5 mm
Länge129 cm
Gewicht 3,5 kg
Lauf 78 cm mit 4 rechtsläufigen Zügen
Magazin 6 Schuss integriertes Kastenmagazin, Klammer-Lader (clip-loaded)
FunktionZylinderschloß
Geschoßgeschwindigkeit 700 m/s
Feuergeschwindigkeit?

Einsatzstatistik:

Mannlicher-Carcano M1891 Angaben
HerstellerArmee-Arsenale
Serienproduktionseit 1924
Endlieferung1943-45
Stückzahl (alle)?
Stückpreis?



Pistola Automatica Beretta Modello 1934

Alpini mit Modello1934
Ein italienischer Alpini-Soldat zielt mit seiner Modello 1934 Pistole.

Die Standard-Armeepistole der italienischen Armee im Zweiten Weltkrieg war die kleine Pistola Automatica Beretta Modello 1934, welche auch heute noch ein sehr beliebtes Sammlerstück mit großer Anziehungskraft ist.

Sie wurde als Standard-Dienstpistole der italienischen Armee im Jahr 1934 eingeführt und sie war damals nur der letzte Schritt in einer langen Reihe von Automatikpistolen, die bis ins Jahr 1915 zurückverfolgt werden können. In diesem Jahr wurde erstmals ein neuer Pistolenentwurf gebaut, um den Anforderungen der expandierenden Italienische Armee von 1915 bis 1918 gerecht zu werden. Obwohl sie als Pistola Automatica Beretta Modello 1915 weit verbreitet war, wurde sie nie offiziell als Dienstmodell akzeptiert. Diese ursprüngliche Beretta hatte ein Kaliber von 7,65 mm, obwohl einige wenige mit Kaliber ‚9 mm kurz‘ hergestellt wurden, welche dann als Munition für das spätere Modell 1934 verwendet wurde.

Nach 1919 erschienen weitere Beretta-Pistolen, die alle dem ursprünglichen Entwurf von 1915 folgten. Bereits vor dem Erscheinen des Modello 1934 war also das ‚klassische‘ Erscheinungsbild dieser Pistole bereits etabliert, mit dem stumpfen Umriss und der Front mit dem abgeschnittenen Rahmen, welcher um den vorderen Teil des Laufes gewickelt war, um das Zielkorn zu tragen.
Der kurze Pistolengriff fasst nur sieben Schuss und um eine besseren Griffigkeit zu gewährleisten, wurde der charakteristische ‚Sporn‘ von einem bereits im Jahr 1919 entstandenen Entwurf übernommen.

Zum Schießen verwendete der Mechanismus das konventionlle Rückstoß-System ohne irgendwelche ungewöhnlichen Eigenschaften oder sonstiges Schnickschnack. Obwohl der Verschluss offen gehalten wurde, sobald das Magazin leer war, bewegte er sich dann wieder nach vorne, sobald das Magazin zum Nachladen entfernt wurde. Die meisten anderen Pistolen dieser Art halten jedoch den Schlitten des Gehäuses offen, bis das Magazin gewechselt wurde.

Das Modello 1934 hatte einen freiliegenden Hammer, der nicht von der Sicherung nicht beeinflusst wurde, sodass der Abzug zwar verriegelt war, wenn die Sicherung aktiv war, aber der Hammer konnte entweder manuell von Hand oder aus Versehen gespannt werden, was zum Abfeuern einer Patrone führen konnte. Dies war das einzige unglückliche Merkmal bei einer ansonsten soliden Konstruktion.

Das Modello 1934 wurde fast immer in hervorragender Qualität gefertigt und verarbeitet, weshalb der Typ zu einer begehrten Kriegstrophäe bei den alliierten Soldaten wurde.
Nahezu die gesamte Produktion wurde von der italienischen Armee übernommen, aber es gab auch ein Modello 1935 in Kaliber 7,65 mm für die Italienische Luftwaffe und Marine. Abgesehen vom Kaliber war diese Variante identisch mit dem Modello 1934.

Die deutschen Truppen verwendeten den Typ als die Pistole P671(i). Trotz seines allgemeinen Gesamterfolgs war das kleine Modello 1934 technisch gesehen wenig kraftvoll und wirksam im Einsatz, wurde aber nichtsdestotrotz zu einer der berühmtesten Pistolen, die während des Zweiten Weltkriegs zum Einsatz kamen.

Beretta Modell 1934
Beretta Modell 1934

Spezifikationen Beretta Modello 1934

Spezifikationen:

SpezifikationBeretta Modell 1934
TypAutomatik-Pistole
Kaliber9 mm 'kurz'
Länge15,2 cm
Gewicht0,568 kg (0,660 kg geladen)
Lauf0,90 cm; 4 rechtsläufige Züge
Magazin7-Schuss-Kastenmagazin
FunktionRückstoß
Geschossgeschwindigkeit290 m/sek

Einsatzstatistik:

AngabenBeretta Modell 1934
HerstellerP. Beretta (Gardone)
Produktionsbeginn1934
Truppeneinführung1935
Endlieferungweiterhin als 'Cougar' im Handel
Produktionszahlüber eine Million bis 1945 (sowie 58.850 an Rumänien, ab 1944 für die deutsche Armee gebaut)
Stückpreis?


Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)


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