Simonow- und Tokarew-Gewehr, DP-MG


Sowjetisches vollautomatisches Gewehr Simonow AVS-36 und Selbstladegewehre Tokarew SVT-38, SVT-40 und DP-Maschinengewehre.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken und Bilder.

Simonow-Gewehr
Simonow-Gewehr Modell 1936 AVS

AVS-36, SVT-38 und SVT-40
Typ: Vollautomatisches Gewehr bzw. Selbstladegewehr.

Geschichte


In der Sowjetunion wurde über die Jahre hinweg ein gewisses Talent bei der Weiterentwicklung von Infanteriewaffen hervorgebracht. Dazu gehörte neben den PPS-Maschinenpistolen auch der frühe Schritt hin zu Selbstladegewehren.

AVS-36

AVS-36
Vollautomatisches Gewehr Modell 1936 (AVS-36)

Das erste davon war das Automaticheskaia Vintovka Simonow, entworfen von Sergej Simonow, welches nach zehnjährigen Versuchen 1936 bei der Roten Armee als AVS-36 eingeführt wurde. Es sollte das Standardgewehr Mosin-Nagant bei der Truppe nicht vollständig ersetzen, sondern nur ergänzen und bei der Infanterie für mehr Feuerkraft sorgen.

Das Funktionsprinzip basierte auf der Gasentnahme aus dem Lauf und konnte sowohl für Einzelfeuer oder Dauerfeuer verwendet werden. Das Magazin fasste bis zu 15 Patronen.
Es wurden bis 1940 etwa 65.000 Exemplare in der Waffenfabrik von Ishewsk hergestellt und es wurde von der Roten Armee im Winterkrieg von 1939/40 gegen Finnland eingesetzt.

Das Gewehr war aber kein großer Erfolg, da es einen zu starken Mündungsausstoß und Rückstoß produzierte, eine ungenügende Treffgenauigkeit hatte, der eher komplizierte Mechanismus zu anfällig für Dreck und Staub war und die Bauteile nur eine geringe Lebensdauer hatten.

Deshalb wurde es nicht weiter hergestellt und durch das Tokarew-Gewehr ersetzt.


SVT-38

SVT-38
Selbstladegewehr Modell 1938 (SVT-38)

Das von Fjodor W. Tokarew entwickelte Selbstladegewehr SVT-38 (Samozariadnja Wintowka Tokarew) ersetzte 1938 das nicht allzu erfolgreiche AVS-36. Ursprünglich war es keine große Verbesserung gegenüber dem AVS, vor allem, da es nur in Einzelfeuer arbeitete. Wie das AVS arbeitete die Waffe mit einem Gassystem und behielt die wesentlichsten Bauteile bei, aber das Abzugssystem wurde vereinfacht. Die Munitionszufuhr erfolgte ebenfalls durch ein abnehmbares Magazin, aber für nur zehn Patronen.

Das neue Gewehr wurde schnellstmöglich in der Waffenfabrik von Tula im Jahr 1939 in Auftrag gegeben und ein Jahr später auch in Ishewsk in die Serienproduktion genommen. Ein Teil der hergestellten Gewehre, sowie vom Nachfolger SVT-40, erhielt Zielfernrohre für den Einsatz bei den Scharfschützen.

Da die Waffe jedoch so leicht wie möglich gehalten werden sollte, war der Mechanismus viel zu leicht für die auftretenden Kräfte und mechanischen Vorgänge, welche bei längerer Benutzung anfallen. Während die Kombination eines gasbetriebenen Systems und ein Verriegelungsblock nach unten in eine Aussparung im Gehäuse sich grundsätzlich bewährte, gab es trotzdem häufig Probleme, hauptsächlich, weil Teile davon kaputtgingen.


Aus diesem Grunde wurde das SVT-38 im Laufe des Jahres 1940 aus der Produktion genommen und durch das SVT-40 ersetzt.


SVT-40

SVT-40
Selbstladegewehr Modell 1940 (SVT-40)

Das SVT-40 entstand aus dem früheren Modell SVT-38. Der hauptsächliche Unterschied lag vor allem bei Vereinfachungen für die Produktion und um die Zuverlässigkeit zu verbessern. Tokarew vervollkommnete sein erstes Modell technisch und machte es auch leichter.

Es konnte bereits im April 1940 als Modell 1940 oder SVT-40 in die Produktion genommen werden. Die Produktion erfolgte in gewaltigen Stückzahlen und ersetzte bald das Vorgängermodell. Im Laufe des Jahres 1941 wurden an die Rote Armee mehr als eine Million Stück ausgeliefert.
1942 sank die Produktion jedoch auf etwa nur noch 25 Prozent und anschließend wurde es vollkommen durch die Maschinenpistole PPSh-41 ersetzt.

Das Modell 1940 kann von dem Modell 1938 dadurch unterschieden werden, dass der Lauf mehr sichtbar ist und es eine zwei- oder dreifache Schall-Mündungsbremse im Gegensatz zu der sechsfachen des früheren Modells hat, da es ein kürzeres Bajonett verwendet.
Die Funktion erfolgt über das Gasdrucksystem, welches nahe der Mündung abgezogen wird, um einen Gaskolben in einem Zylinder über dem Lauf anzutreiben. Dieser bewegt seinerseits eine Betätigungsstange nach hinten, welche über den Verschluss hinausragte um auf die Vorderseite des Bolzenträgers zu schlagen, um diesen nach hinten gegen die Rückholfeder zu drücken.
Die Bewegung des Bolzens wird durch den Bolzenträger mithilfe von Nockenspuren durchgeführt, welche den Bolzen anheben und loslassen und ihn schließlich durch die verbleibende Rückwärtsbewegung des Trägers festhalten.
Die Rückholfeder befindet sich im Bolzenträger innerhalb des Gehäuses, welche für die Dauer des Vorgangs verantwortlich ist und Träger und Bolzen zurückzieht, um eine neue Patrone zu laden. Eine separate Feder zieht die Betätigungsstange und den Gaskolben.

Vom mechanischen Standpunkt ist dies ein fortschrittlicher und üblicher Entwurf, aber zum Zeitpunkt der Entwicklung der Waffe gab es aber offensichtlich eine Reihe kleinerer Probleme, welche unter dem Zeitdruck nicht bereinigt werden konnten.
Daher erwies sich schon das Modell 1938 im Einsatz als zerbrechlich und wurde 1940 zugunsten des SVT-40 ersetzt. Dieses litt aber ebenfalls unter seiner Empfindlichkeit, welche beim harten Fronteinsatz seinen Tribut forderte.

sowjet marines murmansk
Sowjetische Marinesoldaten der Nordmeer-Flotte in einer Verteidigungsstellung bei Murmansk. Der Mann vorne ist mit der PPSh-41 MPi und die anderen Marinesoldaten sind mit dem SVT-40 bewaffnet.
Es musste im Einsatz sorgfältig gepflegt werden und so wurden die Gewehre vor allem an Unteroffiziere der Infanterie-Regimenter oder sorgfältig ausgesuchte Schützen und an besondere Einheiten ausgegeben, wo ihr schnelles Feuer am wirksamsten war.
Später wurde die Mehrzahl von den Fronttruppen wieder abgezogen und mit Zielfernrohren zu Scharfschützengewehren umgearbeitet. Für Scharfschützen war ein Selbstlader von Vorteil und diese hatten auch mehr Zeit, um die Waffe sorgfältig zu pflegen und einzusetzen.

Zu Beginn des Unternehmen Barbarossa verfügte die Rote Armee über nicht genügend Maschinenpistolen, und so baute Tokarew das Gewehr zum AVT-40 um, welches vollautomatisches Dauerfeuer geben konnte. Doch diese Modifikation war nicht sonderlich erfolgreich und es wurden nur wenige gebaut.
Auch soll es eine kürzere Karabiner-Version gegeben haben, welche aber unter dem starken Rückstoß beim Schießen litt und daher auch nur wenig gebaut wurde.

Als die deutschen Truppen 1941 in die Sowjetunion eindrangen, trafen sie bald auf das Feuer der SVT-38 und SVT-40 Selbstlader. Alle erbeuteten Exemplare wurden sofort unter der Bezeichnung Selbstladegewehr 258(r) und Selbstladegewehr 259(r) von der Wehrmacht übernommen. Nachdem der grundsätzliche Gasmechanismus untersucht worden war, wurde dieser umgehend auch für das deutsche Gewehr 43 verwendet.


Die sowjetischen und deutschen Selbstladegewehre, zusammen mit der amerikanischen M1 Garand Rifle und Carbine M1, hatten einen starken Einfluss auf die Infanterie-Taktiken und bestätigten die Bedeutung der höheren Feuerkraft auf dem Schlachtfeld. Dies resultierte in das deutsche Sturmgewehr 44 und die modernen Sturmgewehre.

Benutzer: Rote Armee.


Spezifikationen Selbstladegewehr Modell 1940 (SVT-40)

Spezifikationen:

SVT-40 Spezifikation
Typ Selbstladegewehr (AVT-40 auch vollautomatisch)
Kaliber 7,62 mm
Länge 122,6 cm (AVS-36 126 cm)
Gewicht 3,85 kg (SVT-38: 4,15 kg; AVS-36: 4,26 kg)
Lauf 62,5 cm mit 4 rechtsläufigen Zügen
Magazin 10 Schuss (AVS-36: 15)
Funktion Gas, Kippbolzen
Geschossgeschwindigkeit830 m/s
Feuergeschwindigkeit?
Schussweite ?

Einsatzstatistik:

AngabenAVS-36SVT-40
HerstellerStaatsfabrik Ishewsk Staatsfabriken Tula und Ishewsk
Serienproduktion 1936-1940 April 1940 - 1942 (SVT-38: 1939-40)
Stückzahl 65.000 über 1,25 Millionen (1941 über 1 Million, 1942 nur noch 25%)
Stückpreis ??


Maschinengewehr DP

Maschinengewehr DP
Leichtes Maschinengewehr DP Modell 1927

Wassili A. Degtyarev war einer der führenden sowjetischen Waffenkonstrukteure und begann bereits 1921 mit der Arbeit an einem Maschinengewehr.
Bis 1926 war das DP-Maschinengewehr perfektioniert und zur Erprobung vorgelegt. Im nachfolgenden Jahr (andere Quelle erst 1928) wurde es von der Roten Armee als ihr leichtes Standard-Maschinengewehr übernommen.

Es war eine sehr gute Konstruktion, die sich besonders gut für die Sowjetarmee eignete, denn es hatte nur sechs bewegliche Teile und erforderte keine hochqualifizierten Arbeitskräfte oder komplizierte Maschinen, um es herzustellen. Außerdem war es einfach zu bedienen und es war äußerst robust.

Zwei leichte Nachteile zeigten sich allerdings später als Folge des langen Kriegseinsatzes. So bestand das sperrige Trommelmagazin aus dünnem Stahlblech und neigte dazu, beim Fallenlassen oder bei grober Handhabung zu verziehen. Zudem befanden sich die den Gaskolben umgebende Rückholfeder unter dem Lauf, wo sie bei längerem Feuern durch die dadurch abgegebene Hitze erwärmt wurden und dann dazu neigten, an Widerstandskraft zu verlieren.

Die Herstellungszahlen der DP-Maschinengewehre waren enorm. Bei Beginn von Unternehmen Barbarossa verfügte die Rote Armee 1941 über 170.000 dieser Maschinengewehre und weitere 660.000 wurden während des Krieges gebaut.
Die Verluste im Kampf und durch technischen Verschleiß betrugen allerdings mehr als die Hälfte dieser Waffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand das Maschinengewehr auch in Ländern der Dritten Welt große Verbreitung.

Partisanen DP-MG
Sowjetische Partisanen üben mit einem leichten DP-Maschinengewehr.

Die Funktion des DP-Maschinengewehrs war eher ungewöhnlich, wenn auch nicht originell. Das System basierte auf einem Patent des Schweden Friberg, das 1872 eingereicht und 1907 von Kjellman verbessert wurde. Anschließend versuchten sich ein oder zwei Konstrukteure an diesem Verschluss-System, aber Degtjarjow war der erste, der es zur praktischen Anwendung brachte und für sein vom britischen leichten Lewis-Maschinengewehr aus dem 1. Weltkrieg inspirierten Entwurf verwendete.

Dabei werden zwei seitlich schwingende Streben in der Seite des Bolzens geführt und schwenken nach außen in Aussparungen im Waffengehäuse. Wenn sich der Schlagbolzen nach vorne bewegt, um auf die Patrone zu treffen, drücken Nockenflächen die Streben nach außen, sodass der Verschluss vor dem Abfeuern der Patrone positiv verriegelt sein muss.
Wenn sich der Gaskolben nach dem Schuss nach hinten bewegt, drücken die Nockenflächen die Streben nach innen, lösen sie vom Gehäuse und entriegeln den Bolzen, sodass er durch weitere Bewegung des Kolbens geöffnet werden kann. Als die britische Firma Rolls-Royce 1941 beschloss, ein Maschinengewehr zu konstruieren, wählten sie ebenfalls dieses Verriegelungssystem.

Varianten

DT Modell 1929 (Degtjarow Tankovii): Eine Modifikation des DP zur Verwendung in Panzern (Tank), welches ab 1929 verwendet wurde. Das Magazin war höher und hatte einen kleineren Durchmesser, trug aber 60 Schuss. Der Lauf war schwerer und nicht schnell austauschbar, dazu war ein Teleskopkolben und ein Pistolengriff eingebaut. Es gab keinen Mündungsfeuerdämpfer.
Die Waffe konnte sehr einfach aus dem Panzer ausgebaut werden und als leichtes Maschinengewehr im Infanteriekampf verwendet werden. Dazu wurde ein Bügel mit einem Zweibein, ein Mündungsfeuerdämpfer und eine mechanische Visiervorrichtung mitgeliefert. Der Einsatz in dieser Form erfolgte während der Kämpfe an der Ostfront häufig.

Leichtes Maschinengewehr DT
Leichtes Maschinengewehr DT Modell 1929

DPM (DP Modifiziert): Der Krieg offenbarte einige kleinere Mängel der Waffe und 1944 wurde das Maschinengewehr modifiziert, um diese zu beheben. Die Rückholfeder wurde in ein Rohr am hinteren Teil der Waffe verlegt, dass über den Schaft hinausragt. Dies machte es dem Schützen schwer, die Waffe in der üblichen Weise zu halten, weshalb ein Pistolengriff angebracht wurde. Das Zweibein wurde verstärkt und anstelle des Gaszylinders am Lauf befestigt.
Allerdings soll diese Variante erst nach Kriegsende zum Einsatz gekommen sein.


Spezifikationen DP-Maschinengewehr

Spezifikationen:

DPSpezifikation
Typ leichtes Maschinengewehr
Kaliber 7,62 mm
Länge 126,6 cm
Gewicht8,5 kg
Lauf60,45 cm
Magazin47-Schuss-Trommelmagazin
FunktionGas; Verriegelungsstreben
Geschossgeschwindigkeit838 m/s
Feuergeschwindigkeit550 Schuss/min.
Schussweite ?

Einsatzstatistik:

AngabenDP
HerstellerStaatsfabrik Tula
Serienproduktion1928 bis nach dem 2- Weltkrieg
Stückzahl830.000 (170.000 bis Juni 1941; 660.000 1941-1945)
Stückpreis ?


Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)


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