Mauser C/96


Erste automatische Selbstladerpistole Mauser-Automatik C/96.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken und Bilder der deutschen Mauser C/96.

Mauser-Pistole Modell 1896
Mauser-Pistole Modell 1896

Mauser C/96
Typ: Automatik-Pistole.

Geschichte Muaser C/96


Entworfen bereits 1894 und mit einem Hahn, welcher gespannt am Sattel des Reiters befestigt sein sollte, war die Mauser C/96 schon die bevorzugte Waffe von Winston Churchill während seiner Zeit in der britischen Armee. Anschließend immer wieder kopiert in verschiedenen Waffenfabriken rund um den Globus, wurde sogar in den 1980er Jahren eine moderne Version als Maschinenpistole von den Chinesen gebaut.

Die Geschichte der Mauser C/96 ‚Besenstiel‘-Pistole mag zwar schon in den 1890er Jahren begonnen haben, sie ist aber noch weit davon entfernt, vorüber zu sein. Die C/96 war die erste wirkliche automatische Selbstlader-Pistole der Welt und über die Jahrzehnte hat sie viele Nachfolger erzeugt, welche immer noch verwendet werden.

Die Mauser C/96 Pistole wurde erstmals im Jahr 1896 hergestellt und war sofort zu einer äußerst gesuchten Waffe. Die Hauptattraktion war ihre Selbstladefunktion, aber viele Käufer wurden auch vom Aussehen der Waffe angezogen. Einfach die Waffe nur mit sich zu führen, hebt den Träger schon von den anderen ab, aber dies wurde wieder durch den Nachteil wettgemacht, dass sie nicht leicht zu pflegen war. Sie hatte einen komplizierten Mechanismus und es dauerte einige Zeit, diesen zu verstehen. Aber die Außenstehenden bemerkten jedoch niemals diese verborgenen Tätigkeiten und so waren sie beeindruckt.

Jeder am anderen Ende des Laufs der Pistole war ebenso beeindruckt, wenn auch weniger zu seiner Freude. Die 7,63-mm-Patrone, welche von der C/96 verschossen wurde, war ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss, welches im Vergleich zu anderen Pistolen dieser Zeit erheblichen Schaden selbst noch über größere Entfernungen verursachte.

C/96 mit dem ledernen Halfter
Oben die C/96 mit dem ledernen Halfter mit Zubehörhalterung, 10-Schuss-Ladestreifen und darunter ohne Halfter.

Die Firma Mauser förderte dies durch das Anbringen von Zieleinrichtungen bis zu Entfernungen von 1.000 Metern an einigen Modellen, was jedoch etwas zu sehr optimistisch war.
Um diese Eigenschaft der großen Feuerreichweite richtig ausnutzen zu können, gab es hölzerne Halfter, welche auch zu Schulterstücken verdoppelt werden konnten, um genauer zu Zielen. Ursprünglich wurden diese Zubehöre nur für gut betuchte Kunden gebaut, aber es dauerte nicht lang, bevor sie die Aufmerksamkeit der Militärs weckten. Diese übernahmen diese Ideen, wollten aber noch zusätzlich das Reinigungszubehör, zusätzliche Ladestreifen und anderes Zubehör am Halfter montiert haben. Schließlich wurde der hölzerne Halfter gegen eine lederne Ausführung mit all diesen Extras ausgetauscht.

Mauser C/96 im Ersten Weltkrieg

Zur Zeit als der Erste Weltkrieg ausbrach, war die Mauser-Automatikpistole C/96 weit verbreitet. Viele wurden an Offiziere und auch in verschiedene andere Länder verkauft, da zu dieser Zeit die Offiziere ihre eigenen Faustfeuerwaffen selbst beschaffen mussten. Viele waren von der C/96 fasziniert und auch viele britische Offiziere trugen sie. Selbst Winston Churchill trug noch eine Mauser C/96 während seiner Zeit hinter den Schützengräben des Ersten Weltkrieges.

Die meisten C/96 wurden jedoch vom deutschen Heer während des Krieges verwendet, wo sie als ’neue Sicherung 1912′ bezeichnet wurden. Dies waren vereinfachte Varianten im Vergleich zu den vorhergehenden Modellen und hatten einen Standardlauf von 139,7 mm Länge. Viele wurden mit dem hölzernen Halfter ausgegeben.

Mauser-Pistole Modell 1912
Mauser-Pistole Modell 1912 mit Holzschaft.

Es war dieses Modell 1912, welches die C/96 zunehmend zu einer speziellen Attentatswaffe machte, ausgelöst durch die Einführung einer schlagkräftigen 9-mm-Patrone durch die Firma Mauser, bezeichnet als ‚Mauser Export‘. Diese verteuerte eine Kugel identisch zur Parabellum-Patrone, aber mit einer größeren Mündungsbeschleunigung von 415 Metern pro Sekunde. Dies machte die Kombination aus Pistole und Patrone zu einer hervorragenden Langstreckenwaffe, welche verhältnismäßig einfach verborgen und über Entfernungen verwendet werden konnten, welche deutlich über die gewöhnlichen Schussweiten von Faustfeuerwaffen hinausgingen.
So wurden die Mauser-Export-Pistolen oft für verdeckte Unternehmungen und Tötungseinsätze auf der ganzen Welt verwendet, insbesondere auf dem Balkan, wo die C/96 am meisten bevorzugt wurde.
Die Bedeutung dieser speziellen Patrone muss aber nicht überbewertet werden, da auch das Standard-Mauser-7,63-mm-Geschoss schon mehr als eine durchschnittliche Leistung bot.


Während des Ersten Weltkriegs war die verschiedenen Formen der Mauser C/96 in den Schützengräben nicht so erfolgreich wie einige andere Pistolen. Der komplexe Mechanismus der Waffe litt unter den Bedingungen des Grabenkrieges, wo er mit dem Schmutz und Schlamm in Berührung kam. Deshalb wurde die C/96 vor allem von Soldaten hinter der Frontlinie verwendet, wie zum Beispiel von Artilleristen.

Die Automatik-Pistole wurde auch mit einigem Erfolg von den neuen deutschen Fliegereinheiten verwendet. Es war praktisch eine der ersten Waffen, welche jemals im Luftkampf eingesetzt wurden, als deutsche Piloten mit ihren ansonsten unbewaffneten Flugzeugen versuchten, auf nahe vorbeifliegende alliierte Flugzeuge und ihre Piloten zu schießen.
Die C/96 war vermutlich besser als die meisten anderen Schusswaffen unter diesen schwierigen Bedingungen und zwangen die alliierten Piloten, mit weniger geeigneten Pistolen und Gewehren zu antworten. Dies geschah aber nicht lange bevor Maschinengewehre in den Flugzeugen verwendet wurden und so endete die Zeit der Pistolen in Luftkämpfen, so schnell wie sie begonnen hatte.

Während des Ersten Weltkrieges produzierte Mauser die C/96 – hauptsächlich das Modell 1912 – zu Tausenden, um die ständig wachsenden Anforderungen zu befriedigen. Die Qualität vieler dieser während des Krieges gebauten Exemplare litt darunter und eine Änderung wurde 1916 durchgeführt, damit die Pistole die 9-mm-Parabellum-Munition verschießen konnte. Diesen Pistolen wurde eine große ‚9‘ in den hinteren Kolben eingebrannt, welcher rot gefärbt war.

Zwischen den Weltkriegen

Nach dem Waffenstillstand verboten die Alliierten Mauser, weiterhin das deutsche Heer mit der Waffe zu versorgen und so schaute sich die Firma nach neuen Kunden um. Viele kommerzielle Geschäfte wurden durch den Zusammenbau von Pistolen aus vorhandenen Ersatzteilen getätigt, aber der größte Nachkriegskunde war die neue Sowjetunion. Dafür produzierte Mauser das 7,62-mm-Modell, bekannt unter dem Namen ‚Bolo‘, welcher angeblich von ‚Bolschewik‘ abgeleitet war.
Diese Version hatte einen 99 mm langen Lauf und ein gekürztes Magazin für 6 Patronen. Das Erscheinungsbild war insgesamt sauber und viel glatter als die früheren Modelle. Die ‚Bolos‘ wurden in großen Mengen von beiden Seiten während des russischen Bürgerkriegs Anfang der 1920er Jahre verwendet und noch mehr wurden 1926 gekauft.

Ende der 1920er Jahre verlor Mauser Kunden an eine Reihe von Produzenten von Mauser-Kopien in Übersee. Der Reiz der C/96 beschränkte sich nicht nur auf die Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkriegs und eine Reihe von C/96 waren schon vor dem Kriegsausbruch nach Persien und China verkauft worden, wo das Modell willkommen aufgenommen wurde.
So dauerte es nicht lange, bis Hersteller aus anderen Ländern Kopien der C/96 für diesen Markt bauten. Insbesondere in Spanien wurden direkte Kopien der Waffe für Verkäufe nach China und andere fernöstliche Länder gebaut.
Auch in China selbst wurde die C/96 in allen Varianten nach gebaut. Einige davon waren vollständige Kopien, andere sahen jedoch nur so aus und verwendeten einen anderen Mechanismus. Dazu gab es noch einige Exponate, welche eher gefährlicher für den Schützen als sein Ziel waren.
Diese chinesischen Waffen waren gewöhnlich auch mit chinesischen Markierungen versehen, um ihren Ursprung zu kennzeichnen und wurden in tausenden von Exemplaren für den lokalen Markt gebaut.

Kaiser Haile Selassie zurück
Kaiser Haile Selassie sitzt nachdenklich auf einem Baumstumpf nach seinem epischen Rückmarsch nach Äthiopien. Seine Leibwächter fallen durch eine außergewöhnliche Vielzahl von Waffen auf, darunter eine Mauser C/96 Automatik-Pistole bei dem Mann auf der rechten Seite.

Die Spanier und Chinesen führten dazu auch eine Neuerung ein. Durch einige leichte Veränderungen beim Mechanismus des Auslösers konnte die C/96 in eine Art von Maschinenpistole verändert werden oder genauer in eine Automatik-Pistole, welche auch vollautomatisch schießen konnte.
Der Wert einer Waffe in der Größe der C/96, welche vollautomatisch schießen konnte, war zweifelhaft, trotzdem konnten die Resultate dramatisch sein. Insbesondere auf kurzen Entfernungen war das 10-Schuss-Magazin schnell geleert und der Rückstoß ließ den Lauf ebenso schnell von seinem Ziel weg nach oben ziehen. Dies schien für die Chinesen kein Problem darzustellen, welche wieder diese neue spanische und auch lokal gebaute Variante mit Begeisterung aufnahmen.
Diese Waffen wurden schnell zu einem besonderen Statussymbol und die Kriegsherren rüsteten oft ihre persönlichen Leibwachen damit aus. Dies stellte sicher, dass diesen Männern überall der nötige Respekt entgegengebracht wurde.
Das heftige Hochziehen der Mündung beim Feuern wurde leicht von den Chinesen unter Kontrolle gebracht, indem sie einfach die Waffe seitwärts hielten, um einen weiten Bogen mit Horizontal-Feuer einzudecken.

Mauser-Pistole Modell 1932
Vollautomatische Mauser-Pistole Modell 1932

Die Firma Mauser wurde durch derartige Aktivitäten in ihrem Marktsegment natürlich bald alarmiert und begann 1930 mit dem Bau ihres eigenen Modells, um die Situation unter Kontrolle zu behalten.
Die Firma änderte den grundsätzlichen Mechanismus der C/96 etwas zum Modell 712, welche als ‚Schnellfeuer‘ bekannt wurde. Dies war eine fortschrittlichere Waffe als viele der im Ausland gebauten Modellkopien, mit einem verlängerten Magazin, welches bis zu 20 Patronen aufnehmen konnte. Dazu kam eine weit bessere Verarbeitungsqualität und die meisten der Waffen erhielten eine Einrichtung zum Anbringen eines Schulterstückes.
Diese Waffe wurde genauso ein großer Erfolg wie viele der vorhergehenden Modelle, obwohl sie keinen großen Kampfwert hatte. Sie brachte lediglich Respekt dem Träger ein und trat bald als furchtbare Attentatswaffe in Erscheinung. König Alexander II. von Jugoslawien wurde durch eine solche Waffe 1934 ermordet.

Im Zweiten Weltkrieg und danach

Mauser-Pistole Hanoi 1945
Mauser-Pistole im Einsatz bei vietnamesischen Aufständischen in Hanoi nach der japanischen Kapitulation 1945.

Das deutsche Militär war dagegen weniger beeindruckt, trotzdem wurden einige für die deutschen Streitkräfte gebaut. Einige gingen an die deutsche Luftwaffe, noch mehr an die Waffen-SS und andere Organisationen, wie die Hitlerjugend. Auch die Kriegsmarine erhielt eine Reihe, welche von den Chinesen bestellt worden waren, aber nicht ausgeliefert wurden.
Im deutschen Einsatz wurde die ‚Schnellfeuer‘ nicht sehr weit verbreitet im Gefecht verwendet, dafür oft von der Waffen-SS bei Aktionen hinter der Front, hauptsächlich gegen Widerstandskämpfer und Partisanen. Auch die Spezialeinheiten der Division ‚Brandenburg‘ verwendeten sie bei ihren verdeckten Operationen.


Die C/96 und die ‚Schnellfeuer‘ wurden noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges aus der Produktion genommen. Beide waren für eine umfangreiche Produktion unter Kriegsbedingungen zu teuer und andere Waffen hatten eine höhere Priorität.

Aber trotzdem endete die Geschichte der Mauser-Automatikpistole C/96 nicht an dieser Stelle. In China wurde die Produktion der verschiedenen Kopien fortgesetzt und in allen dortigen Feldzügen bis zum kommunistischen Sieg im Bürgerkrieg von 1948/49 verwendet. Und die C/96 wird dort weiterhin von Einzelnen getragen, welche sie aber heute eher als Rangauszeichnung anstatt als Kampfwaffe gebrauchen.

Typ 80 vollautomatische Pistole
Die zeitgenössische chinesische Version Typ 80 vollautomatische Pistole für den Exportmarkt.

Spezifikationen Mauser C/96 Militärmodell

Spezifikationen:

Mauser C/96 Spezifikation
Typautomatische Selbstlade-Pistole
Kaliber 7,63 mm oder 9 mm
Länge 30,80 cm
Gewicht 1,22 kg
Lauf 14,00 cm
Magazin10 Schuss-Ladestreifen (Modell 1932 auch 20 Schuss-Ladestreeifen)
FunktionMauser-Zylinderschloß
Geschoßgeschwindigkeit433 m/sek

Einsatzstatistik:

Mauser C/96 Angaben
Hersteller Mauser
Produktionsbeginn1896
Endlieferung1938
Produktionszahl ca. 270.000 (150.000 vom deutschen Heer 1914-18 verwendet); 95.000 Modell 1932 (70.000 nach China exportiert, 7.800 von deutschen Truppen verwendet)
Stückpreis?


Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)


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