Smith & Wesson Revolver


Amerikanische Smith&Wesson M1905, M1917 und 0,38/200 Revolver des Ersten und Zweiten Weltkriegs.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.

Smith&Wesson M1917
Smith&Wesson M1917 ‚Army‘

Mitte des neunzehnten Jahrhunderts traten verbreitet Revolver mit Patronen in einer rotierenden Trommel hinter dem Lauf auf. Dadurch konnten mehrere Schüsse hintereinander, ohne Nachladen abzugeben.


Nachdem die Einheitspatrone mit Hülsen aus Metall eingeführt wurden, reduzierten sich die Revolver-Modelle auf wenige Typen und verblieben über Jahrzehnte in der Bewaffnung aller Streitkräfte. Ende des neunzehnten Jahrhunderts begannen die amerikanischen Hersteller Colt und Smith and Wesson mit der Auslieferung von Revolvern, bei denen die Trommel zum Laden seitwärts abgeschwenkt wird und dieses Konstruktionsmerkmal wird bis heute verwendet.

Im Ersten Weltkrieg wurden Pistolen und Revolver noch hauptsächlich von Offizieren zur persönlichen Verteidigung getragen. Im Zweiten Weltkrieg wurden Faustfeuerwaffen jedoch in einem nie zuvor gesehenen Umfang verwendet. An allen Fronten verwendeten neben Offizieren auch Soldaten von Spezial- und Kommandoeinheiten, Fallschirmjägern, Kundschafter, Panzerbesatzungen, Unteroffiziere und Soldaten mit schweren Waffen – wie Maschinengewehren und Granatwerfern – Revolver und zunehmend auch automatische Pistolen.

Revolver wurden vor allem bei den britischen und amerikanischen Streitkräften, aber auch von der Roten Armee im Kampf verwendet. Die Smith and Wesson Revolver waren dabei einer der am weitesten verbreiteten Revolver-Typen bei den amerikanischen und britischen Streitkräften im Ersten und Zweiten Weltkrieg.


Smith&Wesson M1905

0,38-inch M1905
Typ: Revolver.

Smith&Wesson Modell 1905 'Victory'
Smith&Wesson Modell 1905 ‚Victory‘

Der Smith&Wesson Revolver M1905 wurde im Ersten und Zweiten Weltkrieg weit verbreitet von den Streitkräften der Vereinigten Staaten und Großbritannien eingesetzt.
Die Waffe wurde aus dem Modell 1902 Military and Police entwickelt und wurde von Mai 1905 bis 1953 gebaut. Insgesamt wurden mehr als 2,5 Millionen Stück ausgeliefert.

Der Standard-Revolver hatte ein Doppelbewegungs-Abzugssystem mit auskippbarer Trommel. Die für das Militär hergestellten Waffen wurden mit Phosphatoberflächen und glatten, hölzernen Griffschalen ausgeliefert. Sie wurden als Smith and Wesson Victory bezeichnet.


Smith&Wesson M1917

0,45-inch M1917
Typ: Revolver.

Smith&Wesson M1917 'Army' ausgekippter Trommel
Smith&Wesson M1917 ‚Army‘ mit ausgekippter Trommel zum Nachladen.

Bis 1916 übertraf die Nachfrage nach Kriegsmaterial und Waffen aller Art die Produktions-Kapazitäten der britischen und Commonwealth-Industrie, sodass in den USA Bestellungen für verschiedene Ausrüstungsgegenstände aufgegeben wurden.


Darunter waren auch Revolver und um Zeit zu sparen, wurde beschlossen, amerikanische Entwürfe einzuführen, welche modifiziert wurden, um die britische 0,455-inch (eigentlich eine 0,441-inch und damit 11,2 mm) Pistolenpatrone verschießen zu können.
Viele tausend dieser Pistolen wurden entsprechend von Smith&Wesson und der Colt Firearms Company in Produktion genommen und vereinbarungsgemäß an die britischen und Commonwealth-Streitkräfte ausgeliefert.

Als dann 1917 in den Krieg eintraten, fand sich die US-Armee unter einem noch größeren Mangel an Waffen vor, um ihre Expeditionstruppen auszurüsten, als es die Briten je zuvor waren.
Die Produktion des Colt M1911 war für die Anforderungen der amerikanischen Armee nicht ausreichend und die gesamte Munitionsherstellung war nur für diese automatische Pistole und randlos.

Nun war es deshalb wieder Zeit für eine weitere, hastige und übereilte Umstellung der 0,455-inch Revolver der Britischen Armee auf die amerikanische Standard-Patrone im Kaliber 0,45 inch (11,43 mm). Die gesamte Produktion ging nun ebenfalls an die amerikanische Armee.

Dies führte zu einigen Problemen. Die Konstruktion der Pistolen blieb nahezu identisch, aber die Beladung veränderte sich.
Die britische Patronenhülse hatte einen ausgeprägten Rand an der Grundplatte, während die amerikanische Hülse, die für den Einsatz in automatischen Pistolen vorgesehen war, diesen nicht hatte. Deshalb rutschten diese Kartuschen beim Einsetzen in die Zylinderkammern durch.
Dies wurde vermieden, indem die amerikanischen Kugeln zusammen in ‚Halbmond‘-Stahlblech-Klemmen mit jeweils drei Kugeln geladen wurden. Diese Klemmen erlaubten das Laden der Kugeln, was schnell und einfach geschehen konnte. Sie wurden auf Vorrat vom Schützen mit sich geführt, um schnell entladen, nachladen und schießen zu können.

Beide Revolver wurden mit der Bezeichnung M1917 versehen, wobei der Herstellername angehängt wurde, um die verschiedenen Modelle zu unterscheiden. Obwohl die beiden Pistolen praktisch identisch für den Benutzer waren, gab es doch leichte Unterschiede.

Der Colt-Revolver basierte auf dem Modell ‚New Service‘ von 1897, während die Smith&Wesson-Pistole ein ’neuer‘ Entwurf war, der auf der bestehenden Modellpalette des Unternehmens basierte. Beide verwendeten Ausschwung-Zylinder, die bei den M1917-Versionen Aussparungen in der Rückseite zur Aufnahme der ‚Halbmond‘-Klammern hatten. Beide waren große und schwere Revolver.
Die drehbare Trommel schwangen nach links zum Beladen und Auswerfen der Kartuschen heraus und seine Funktion war entweder ‚Single-Action‘ (einfach) oder ‚Double-Action‘ (Doppelbewegungsmechanismus).

Einmal im Dienst der US Army, erwiesen sich beide Pistolen als robust und zuverlässig. Schon zuvor hatten sie eine hohe Verbreitung bei der britischen Armee gefunden.
Das dreistufige Klippsystem machte keine Probleme und erwies sich als so erfolgreich, dass es sogar von anderen Nationen wie Brasilien, welche 1938 die Smith&Wesson M1917 in großen Mengen kaufte, übernommen wurde.
Beide Pistolen waren während des Zweiten Weltkriegs noch im Einsatz, obwohl die meisten ab 1940 von den britischen Streitkräften benutzt wurden. Vor allem die Homeguard und Royal Navy verwendete den Revolver. Aber auch viele Einheiten der US-Militärpolizei verwendeten bis 1945 noch das Modell.

Die Firma Colt Firearms stellte eine sehr ähnliche Waffe zum Smith&Wesson als Revolver Kaliber 0,45 her.


Von Oktober 1917 bis Januar 1919 wurden für die US-Armee 153.000 des Revolver Smith&Wesson Army M1917 gebaut. Anschließend wurde die Waffe auch auf dem kommerziellen Markt verkauft. Die Gesamtproduktion beider Modelle beläuft sich auf über 300.000 Stück und weitere 25.000 Stück wurden 1938 von Brasilien bestellt.


Smith&Wesson 0.38/200

Smith&Wesson .38in
Typ: Revolver.

Smith&Wesson 0,38-inch
Smith&Wesson 0,38-inch Revolver mit Patrone.

Nach den schweren Verlusten an Material 1940 in Dünkirchen und der rasanten Erweiterung der britischen Armee, welche neu ausgerüstet werden musste, begann die britische Regierung eine Vielzahl von Waffen in den USA einzukaufen.

Zu den Artikeln auf der Einkaufsliste gehörte ein Revolver und es wurde ein Vertrag mit der Smith&Wesson-Gesellschaft abgeschlossen, um ein Modell zu produzieren, welches für die Standard-Patrone 0,38 inch (9,65 mm) der britischen Armee geeignet ist. Die resultierende Waffe war das ‚British Military‘ oder ’38/200′ Modell, welches aus dem seit einigen Jahren kommerziell erhältlichen standardmäßigen Military and Police .38 Revolver entstand. Dabei wurden die Kammern für die britische Patrone dimensioniert.
Wie bei den meisten Smith&Wesson-Entwürfen hatten die Kammern einen kleinen Ausschnitt an der Stelle, an der das Ende der Patronenhülse lag, was die Verwendung längerer und leistungsfähigerer kommerzieller Patronen effektiv verhinderte.

Die ersten Lieferungen erfolgten nach dem von Smith&Wesson gewohntem Standard aus exzellentem, blauen und poliertem Stahl mit karierten Nussbaumgriffen, die das S&W-Medaillon in Silber trugen. Diese frühen Modelle wurden in drei Lauflängen (10,16 cm, 12,7 cm und 15,24 cm) geliefert. Die zwei kürzeren Versionen traten seltener auf.

Nach April 1942, unter dem Druck der Kriegswirtschaft, wurde die Verarbeitung der Oberfläche auf Sandstrahlverfahren umgestellt und die Griffe waren aus glattem Nussbaum ohne das Medaillon ausgeliefert. Zu diesem Zeitpunkt wurde nur noch das Modell mit dem 6-Zoll-Lauf (15,24 cm) produziert.

Smith&Wesson 0,38/200 nachladen
Ein kanadischer Unteroffizier lädt ein Smith&Wesson 0,38/200 Revolver nach.

Die üblichen Einschränkungen bei der Verwendung von Revolvern durch Infanteristen, Offiziere und Spezialisten trafen auch für den Revolver von Smith&Wesson zu. Trotzdem kann man behaupten, dass dies zweifellos der beliebteste Revolver war, der je ausgegeben wurde.
Leicht, ausgewogen, präzise und zuverlässig, war sie eine bessere Waffe im Kampf als der Enfield oder der Webley Revolver und wurde häufig von Kommando- und Luftlandetruppen geführt.
Sie wurde an alle Truppenteile der britischen Streitkräfte ausgegeben, viele gingen auch an die Commonwealth-Streitkräfte und sogar an verschiedene Widerstandsgruppen auf dem europäischen Kontinent.

 

Die Pistole war ein streng orthodoxer Entwurf, der in jeder Hinsicht konventionell war. Sie war einfach im Entwurf und Bedienung und verkörpert sowohl die hervorragende handwerkliche Qualität von Smith&Wesson, als auch die britischen Anforderungen.
Die daraus resultierende Waffe war extrem robust. Sie war so hervorragend, denn die Produktion an englischen Revolvern konnte niemals mit dem Bedarf der britischen Streitkräfte mithalten, sodass Smith&Wesson mehr als nur eine Lücke ausfüllte.

Sie litt jedoch unter einem leichten mechanischen Defekt, da die Hauptfeder nach einigen Jahren des Gebrauchs dazu neigte, eine dauerhafte Einstellung anzunehmen, welche den Hammerschlag schwächte.
Dies wurde bei seinem früheren Einsatz als Polizeirevolver in den USA nie beanstandet worden und trat erst nach einigen Jahre Kriegseinsatz durch die britischen Soldaten auf. Denn die Militär-Munition benötigte einen etwas härteren Aufschlag auf die Kappe als die zivile Munition, um zu funktionieren. Die Reparatur war jedoch eine einfache Angelegenheit und das Auftreten dieses Defekts beeinträchtigte nie die Popularität der Waffe.

Normalerweise wurde die Pistole in einem geschlossenen Leder- oder Gurtband-Holster getragen, welcher den Hammer abdeckte, sodass das Problem mit dem Hängenbleiben wie bei den Enfield-Revolvern nicht so akut war.
Von britischen Soldaten wurde der Revolver normalerweise an einer Schnur um die Taille oder Hals getragen, um zu verhindern, dass ein Gegner die Pistole aus nächster Nähe dem Schützen Entreißen kann.
Es gibt keine Berichte, dass die Waffe einmal im Kampf versagt hatten, auch wenn sei unter den fürchterlichsten Bedingungen eingesetzt wurde.

Zwischen 1940 und dem Ende der Produktion im Jahr 1946 wurden über 890.000 Stück produziert und ausgegeben. Viele sind heute immer noch im Einsatz und es dauerte bis weit in die 1960er Jahre, bis die ersten britischen Einheiten sie durch die Browning HP ersetzen.


Spezifikationen Smith and Wesson Revolver

Spezifikationen:

SpezifikationSmith&Wesson M1905Smith&Wesson M1917Smith&Wesson 0,38/200
TypRevolver RevolverRevolver
Kaliber9,65 mm11,56 mm (brit.), 11,43 mm (US)9,65 mm
Länge 25,6 cm 27,4 cm25,7 cm
Gewicht0,85 kg1,02 kg0,88 kg
Lauf? 14,0 cm12,7 cm
Magazin 6-Schuss-Zylinder6-Schuss-Zylinder6-Schuss-Zylinder
FunktionDouble Action (stabiler Rahmen, ausschwenkbarem Zylinder und Handauswerfer) Single- oder Double Action (stabiler Rahmen, Gasdichtung mit ausschwenkbarem Zylinder und Handauswerfer)Single- oder Double Action (stabiler Rahmen, ausschwenkbarem Zylinder und Handauswerfer)
Geschoßgeschwindigkeit?253 m/sek198 m/sek

Einsatzstatistik:

AngabenSmith&Wesson M1905Smith&Wesson M1917Smith&Wesson 0,38/200
HerstellerSmith&Wesson Arms Co., Springfield (Massachusets)==
ProduktionsbeginnMai 19051916 für brit. Streitkräfte, Oktober 1917 US-Streitkräfte1940 (für brit. Streitkräfte)
Truppeneinführungdanachdanachdanach
Endlieferung1953 (für Zivilmarkt)Januar 1919 für US Army, 1938 für brasil. Streitkräfte1946
Produktionszahlinsg. 2.500.000über 325.000 (153.000 für US Army, 25.000 brasil. Streitkräfte)890.000
Stückpreis???


Animation 3d-Modell Smith&Wesson Modell 29 Magnum (1955)


Video: Schiessen mit cal.45 Magnum Revolver

Schiessen mit verschiedenen Faustfeuer- und Langwaffen, darunter cal.45 Magnum Revolver (als dritte Waffe):

 


Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)


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