Beretta-Maschinenpistolen


Italienische Maschinenpistolen Beretta Modell 1918, 1938A, 1942 und 12.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken und Bilder.

Beretta 1938A
Beretta-Maschinenpistole Modell 1938A

Beretta Modell 1938A, 1942.
Typ: Maschinenpistole.

Geschichte Beretta-Maschinenpistolen


Die Beretta-Maschinenpistolen hatten ihren Ursprung aus einem halbautomatischen Karabiner aus dem Jahr 1935. Die Waffe des Konstrukteurs Tullio Marengoni wurde aber überarbeitet und ging mit selektiver Feuerauswahl 1938 bei der Firma Beretta in Brescia in die Produktion. Es war eine Waffe in Form eines Karabiners mit nicht verriegeltem Verschluss.
Als eine höchst erfolgreiche Waffe unterlag diese zahlreichen, geringfügigen Veränderungen während ihrer Bauzeit und blieb bis 1950 in der Produktion, bevor sie durch modernere Entwürfe abgelöst wurde.

Das erste Model hatte einen vollständigen Holzschaft, ähnlich dem alten Modell 1918, aber das Magazin befand sich unter der Waffe. Sie hatte ein speziell entworfenes, klappbares Bajonett und einen Kühlmantel mit großen, zunächst ovalen, Löchern um den Lauf herum.
Die Beretta-Maschinenpistole hatte auch einen vollständigen neuen Feuermechanismus mit zwei Abzügen. Der vordere Auslöser war für das Abgeben von Einzelschüssen und der hintere Auslöser für das vollautomatische Feuern. Das vordere Ende des Laufmantels war in einen rudimentären Kompensator geformt, mit zwei großen Löchern obendrauf.

Obwohl es ein sehr brauchbarer Entwurf war, wurde diese Waffe nur in geringen Stückzahlen im Jahr 1938 gebaut und schnell durch eine zweite Version ersetzt, welche keine unverwechselbare Modellnummer hatte.
Diese Version erhielt einen Feuerauswahlhebel durch einen Sperrriegel in der Form eines Querbolzen hinter dem letzten Abzug. Wurde dieser hineingedrückt, verhinderte dieser, dass der hintere Abzug betätigt werden konnte und die Waffe arbeitete nur im Einzelfeuer. Die Laufummantelung hatte kleinere, kreisförmige Löcher, aber der Kompensator und das Bajonett des ersten Modells wurden beibehalten.

Milizionär der faschistischen Legion Tagliamento
Italienischer Milizionär der faschistischen Legion Tagliamento 1944, bewaffnet mit deutschen Stielhandgranaten und einer Beretta M38-Maschinenpistole.

Eine dritte Version wurde Ende 1938 entworfen und ging 1939 neben der zweiten Version in die Serienproduktion. Der Unterschied lag in dem Weglassen des Bajonetts und eine Änderung im Entwurf des Kompensators auf vier nach oben ausgerichtete Löcher.
Beide Versionen wurden in Massenproduktion in großen Stückzahlen für die italienischen, deutschen und rumänischen Streitkräfte bis 1944 ausgeliefert. Danach setzte die Produktion für einige Zeit aus, um nach Kriegsende fortgesetzt zu werden.

Der ursprüngliche Entwurf erforderte komplett maschinell erstellte Komponenten, ein teurer und langsamer Fertigungsprozess. So wurden 1940 leichte Veränderungen durchgeführt, um eine schnellere Produktion zu ermöglichen. Die Laufummantelung war nun aus gestanzten Blech, gerollt und geschweißt, während der Entwurf des Bolzens durch die Übernahme eines Erbes der Villar Perosa Modell 1918, des festen Schlagbolzens anstatt eines getrennten Bauteils, vereinfacht wurde.

Die Beretta-Maschinenpistolen wurden selbst später noch unter Bedingungen der Massenproduktion aufwendig – vergleichbar mit Handarbeit – in hervorragender Qualität gebaut. Dazu war die Waffe so ausbalanciert, dass sie in besonderer Weise im Gefecht eingesetzt werden konnte. Sie war zwar ziemlich schwer, dafür aber zumeist zuverlässig und auch präzise. Mit einem 10-Schuss-Magazin konnte sie genauso wie ein Einzelfeuer-Karabiner eingesetzt werden und war dabei sehr genau auf Entfernungen bis zu 300 Metern.

Während die Waffe ursprünglich für die 9-mm-Glisenti-Munition vorgesehen war, konnte aber genauso gut auch die deutsche 9-mm-Parabellum-Patrone verschossen werden. Um aber die bestmögliche Leistung zu erzielen, wurde ursprünglich eine besondere Patrone, genannt 9mm M38, für die Waffe ausgegeben. Diese war durch eine grüne Umrandung an der Spitze markiert und wurde in 10-Schuss-Paletten geliefert, welche mit einem speziellen Werkzeug in das Magazin geladen wurde. Es gab Magazine in verschiedenen Größen für 10, 20, 30 oder 40 Patronen.

Die Beretta-Maschinenpistole Modell 1938A wurde weit verbreitet während des Zweiten Weltkriegs eingesetzt. Die italienischen Streitkräfte verwendeten sie vor allem in Nordafrika und Russland und sie wurde auch von der Wehrmacht als Maschinenpistole (Beretta) 38(i) übernommen. Neben den 1943 erbeuteten Exemplaren wurden weitere 230.000 Stück direkt von der Fabrik an die Deutschen ausgeliefert. Ebenfalls wurde die Waffe von der rumänischen und kroatischen Armee verwendet.
Auch bei den alliierten Truppen waren erbeutete Beretta-Maschinenpistolen willkommen, obwohl zumeist bei ihnen immer ein Mangel an ausreichenden Magazinen und Patronen bestand.
Die italienische Armee und Polizei verwendeten die Beretta-Maschinenpistolen noch nach dem Zweiten Weltkrieg.


Varianten

Beretta Modell 38/42
Beretta Modell 38/42

Beretta Modell 38/42: Um die Herstellung des Modells 1938A noch weiter zu vereinfachen, wurde sie von ihrem Konstrukteur Marengoni zum Modell 38/42 weiterentwickelt. Während es grundsätzlich die gleiche Waffe wie das Modell 1938A war, waren Bauteile und Magazingehäuse aus Metallstanzteilen, auf den Kühlmantel wurde verzichtet und der Kompensator zu einem zwei-löchrigen Typ zurückgesetzt. Das Klappvisier wurde durch ein einfaches, umklappbares Visier ersetzt.
Die erste Version erhielt einen Lauf mit Kühlrippen und zwei Einschnitte oben an der Mündung, welche als Hubkompensator dienten. Diese Einrichtung stellte sich als überflüssig heraus und wurde schnell weggelassen und der Lauf wurde glatt. Der Lauf und Holzschaft wurde ebenfalls gekürzt und endete hinter dem Magazingehäuse.

Beretta 1942 mit Patronenclips
Beretta Modell 38/42 mit Patronen-Klammern.

Beretta Modell 38/43: Der Begriff wird manchmal für das Modell 38/42 mit glattem Lauf verwendet.

Beretta Modell 38/44: Weitgehend das gleiche wie das Modell 38/43, aber mit einer leichten Veränderung im Entwurf des Bolzens und der Rückholfeder. Im Ergebnis war die Rückschlägerkappe glatt, während die Modelle 38/42 und 38/43 ein abgehobenes Zentrum auf der Kappe hatten, der als Anker für die Rückholfeder diente.

Benutzer: Italien, Deutschland, Rumänien, Kroatien.


Spezifikationen Beretta-Maschinenpistole Modell 1938A

Spezifikationen:

Beretta Modell 1938A Spezifikation
Typ Maschinenpistole
Kaliber 9 mm
Länge 94,8 cm (Modell 1942: 79,5 cm)
Gewicht 4,4 kg; geladen 4,97 kg (Modell 1942: 3,39 kg)
Lauf 31,5 cm mit 6 rechtsläufigen Zügen
Magazin 10, 20, 30 oder 40-Schuss-Kastenmagazin (Modell 1942: nur 20 oder 40 Patronen)
Funktion Rückstoss, Feuerauswahl
Geschossgeschwindigkeit420 m/s
Feuergeschwindigkeit600 Schuss/min
Schussweite zielgenaues Einzelfeuer bis zu 300 Meter

Einsatzstatistik:

Beretta-MaschinenpistolenAngaben
HerstellerP. Beretta in Brescia
Serienproduktion 1938-1950
Stückzahl unbekannt (230.000 direkt 1943/44 für Deutschland)
Stückpreis ? (teuer, da aufwendige Fertigung)


Weitere Beretta-Maschinenpistolen

Beretta Modell 1918

Beretta Modell 1918
Beretta Modell 1918

Die Beretta 1918 ist, ähnlich wie die OVP-MPi, kaum mehr als der Mechanismus der Villar Perosa aus dem 1. Weltkrieg, der in einer praktischeren Form präsentiert wurde. Die Firma Beretta erhielt zeitgleich mit OVP den Auftrag, die schwerfällige Villar Perosa (kurz ‚VP‘) zu einer geeigneteren Waffe umzubauen.

Das Modell 1918 wurde von Tullio Marengoni entworfen und war seine erste Entwicklung auf dem Gebiet der Maschinenpistolen. Danach entwarf er noch viele Waffen und blieb selbst dann noch beratender Ingenieur bei der Firma Beretta, als er sich 1956 vom Posten des leitenden Entwicklers zurückzogen hatte.


Die Veränderungen bestanden darin, einen neuen Auslösemechanismus, der auf demjenigen des damaligen italienischen Standardgewehrs basierte, einen langen Holzschaft mit einem Auswurfschlitz darunter und ein klappbares Bajonett, ähnlich dem italienischen Standard-Karabiner, einzubauen.
Das Ergebnis war eine äußerst praktische und handliche Waffe. Der Mechanismus blieb unverändert, wobei das Drehbolzensystem verwendet wurde und das geschlitzte, gebogene Magazin passt in die Oberseite des Mechanismus.

Maschinenpistole Villar-Perosa
Die knapp 60 cm lange, zweiläufige Maschinenpistole Villar-Perosa wurde ursprünglich als leichtes Flugzeug-MG konstruiert, wurde dann aber auch von der italienischen Infanterie in den Schützengräben oder im Gebirge verwendet und auf dem Zweibein oder mit einem Geschirr von der Brust aus eingesetzt. Sie wog knapp 8,2 kg und die zwei Magazine hatten je 25 Patronen.
Um die Waffe in großer Serie herzustellen, da sie derjenigen von OVP vorgezogen wurde, wurde die Masse der vorhandenen Villar-Perosa-Maschinengewehre zusammen mit dem Ersatzteillager an Beretta übergeben und diese zum Bau des neuen Modells 1918 verwendet. Deshalb gibt es heute kaum noch Exemplare der ursprünglichen Villar Perosa des Ersten Weltkriegs.

Das Modell 1918 wurde bereits Anfang 1918 an die Arditen-Regimenter der Italienische Armee des 1. Weltkriegs Armee ausgegeben und war damit die erste Maschinenpistole, welche standardmäßig eingeführt wurde und damit der deutschen Bergmann-MPi um einige Wochen voraus.

Sie blieben bis zum Zweiten Weltkrieg im Einsatz, wurden aber aufgrund ihres kardanischen Aussehens oft nicht als das wahrgenommen, was sie eigentlich waren, nämlich Maschinenpistolen. So beschwerte sich ein zeitgenössischer Autor darüber, dass die Italiener überhaupt keine automatischen Waffen entwickelten und es vorzogen, ihre Soldaten nur mit ‚theatralischen Karabinern mit Klappbajonetten‘ auszurüsten. Offensichtlich war er nicht in der Lage gewesen, zwischen dem Mannlicher-Carcano M1891 Karabiner und dem Modell 1918 Unterschiede zu erkennen.

Exemplare des Modell 1918 wurden im Spanischen Bürgerkrieg und im Italienisch-Äthiopischen Krieg verwendet und tauchten noch regelmäßig zu Beginn des Wüstenkrieges im Zweiten Weltkrieg bis 1941 bei den italienischen Truppen auf.

Variante Model 18/30:
Diese Waffe wurde nur sehr selten vom Militär benutzt und entstand aus dem Modell 1918. Das 15-Schuss-Magazin wurde unterhalb der Waffe befestigt und warf die Patronen nach oben aus. Gespannt wurde mit einem ringförmigen Griff am Ende und der Mechanismus war geändert, sodass nur Einzelfeuer möglich war. Vorgesehen als Polizei-Waffe und nicht in großer Stückzahl gebaut.


Beretta Modell 12

Beretta Modell12
Beretta Modell 12

Die Beretta Modell 12 Maschinenpistole wurde 1959 entwickelt und von der italienischen Armee, den Carabinieri und anderen Militär- und Polizeibehörden auf der ganzen Welt übernommen. Das Modell 12 ist eine Rückstoßbetriebene, selektiv arbeitende Maschinenpistole, die von einem offenen Bolzen aus arbeitet.

Der Schlagbolzen ist am Bolzen befestigt, welcher sich um den hinteren Teil des Laufes herum einbindet, um die Gesamtlänge zu reduzieren und das hin- und herspringen des Laufes während des vollautomatischen Feuers zu reduzieren.
Der Abzug, die beiden Griffe und die Magazinverkleidung sind aus gestanztem Stahl gefertigt. Der Ladegriff befindet sich auf der linken Seite. Die beiden Pistolengriffe befinden sich an jedem Ende des Gehäuses und das Modell 12 verfügt über einen Durchdruck-Wählhebel direkt vor und über dem hinteren Griff, welcher eine Druckknopf-Sicherung ist.
Der Sicherheitsverschluss entriegelt direkt das Hauptsicherheitssystem, welcher ein Hebel ist, der in der Vorderseite des Griffs eingebaut ist. Wenn der Sicherheitsgriff nicht zusammengedrückt wird, bewegt sich der Bolzen nicht, und zwar unabhängig davon, ob er sich im gespannten oder entspannten Zustand befindet.

Die 1983 eingeführte Version ‚Modell S‘ verfügt über eine automatische Sicherung an der Vorderseite des Griffs, einen dreistufigen Sicherheits- und Feuerwahlschalter und eine verbesserte Rückstoß-Auffänger-Funktion. Diese Version hat auch verbesserte Zielvorrichtungen und die zuvor freiliegenden Teile liegen innerhalb einer schützenden, beschichten Epoxidharz-Oberfläche.
Das Modell 12 kann entweder mit einem seitlich einklappbaren Metall-Schulterstück oder einem festen Schulterstück ausgestattet werden.

Spezifikationen für Modell 1918 und 12

SpezifikationenModell 1918Modell 12
HerstellerBeretta (Brescia)Beretta
TypMaschinenpistoleMaschinenpistole
Kaliber9 mm9 mm
Patrone9mm9mm Parabellum
Länge109,22 cm41,7 - 66 cm (je nach Schulterstück)
Lauflänge30,48 cm20,0 cm
Züge6 (rechtsläufig)6
Gewicht3,26 kg3,4 kg
Feuerrate/min900550
Praktische Feuerrate/min?200
Funktionverzögerter Rückstoß
Rückstoß
Magazin25 (Kastenmagazin)20, 32 oder 40 (Kastenmagazin)
Feuermodusnur voll-automatischhalb- oder voll-auomatisch
Geschossgeschwindigkeit381 m/s380 m/s
Max. Schussweite?200 m
Effektive Schussweite?50 m
Indiensstellung19181959

Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
Twenty-First Century Small Arms – The World’s great Infantry weapons (Steve Crawford)


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