Aufstellung und Einsätze der 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend 1943-45.
Bezeichnung, Kommandeure, Aufstellung, Gliederung, Normandie, Ardennen-Offensive und in Ungarn.
Die Geschichte der 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend.
Bezeichnung
Seiteninhalt:
SS-Panzer-Grenadier-Division Hitlerjugend (Februar 1943)
12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend (Oktober 1943)
Kommandeure
- SS-Brigadeführer Fritz Witt (Juni 1943 bis Juni 1944)
- SS-Brigadeführter Kurt Meyer (Juni bis September 1944)
- SS-Obersturmbannführer Hubert Meyer (September bis Oktober 1944)
- SS-Brigadeführer Fritz Kramer (Oktober bis November 1944)
- SS-Brigadeführer Hugo Kraas (November 1944 bis Mai 1945)
Aufstellung
Die Angehörigen der Jugendorganisation Hitlerjugend wurden zwar bereits ermutigt, sich freiwillig zur Waffen-SS zu melden, trotzdem schlug der ‚Jugendführer des Deutschen Reich‘, Artur Axmann, dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler, vor, eine komplette SS-Division mit Jungen aus Jahrgang 1926 aufzustellen.
Adolf Hitler genehmigte diesen Plan und setzte SS-Gruppenführer Berger als Befehlshaber ein, der sich sogar selbst dafür beim Führer vorgeschlagen hatte. Dagegen bevorzugte Himmler vernünftigerweise einen kampferprobten Veteran mit enger Verbindung zur HJ. Dies war der 35 Jahre alte SS-Standartenführer Fritz Witt, welcher Regimentskommandeur in der 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS-Adolf Hitler war und das Ritterkreuz mit Eichenlaub erhalten hatte. Witt wurde dadurch zu Deutschlands zweitjüngsten General – nach dem 31-jährigen Generalmajor Adolf Galland von der Luftwaffe – als er am 1. Juli 1943 zum SS-Brigadeführer ernannt wurde.
Im Mai 1943 rückten die ersten 8.000 Siebzehnjährigen für eine zweimonatige Vorbereitungseinführung ein. Von Juli bis zum 1. September 1943 bildeten 16.000 Jugendliche die Einheiten der Hitlerjugend-Division auf Truppenübungsplätzen in der Gegend um Turnhout in Belgien.
Der Kader aus kampferprobten Offizieren und Unteroffizieren kam zumeist von der Leibstandarten-Division, aber auch von allen anderen SS-Panzer-Divisionen und eine Anzahl von Offizieren des Heeres wurden ebenfalls zu der neuen SS-Division versetzt. Dazu wurden noch kriegserprobte Frontsoldaten von Heer und Luftwaffe, welche aus der Hitlerjugend hervorgegangen waren, zu dieser sonst reinen Rekruten-Division versetzt.
Dabei erhielten ein Schützenpanzerwagen-Bataillon und fünf motorisierte Panzergrenadier-Bataillone erst einmal italienische Beutefahrzeuge, bevor sie moderne deutsche Ausrüstung bis Mai 1944 erhielten.
Ursprünglich eine Panzergrenadier-Division, erhielt die Formation die Nummer ’12‘ und wurde am 21. Oktober zu einer Panzer-Division erweitert, zusammen mit einem vollständigen Panzer-Regiment mit 218 PzKpfw IV und PzKpfw V Panther. Das SS-Panzer-Regiment 12 wurde ab Sommer 1943 hauptsächlich aus dem I.//SS-Pz.Rgt.1 der LSSAH aufgestellt und wurde bis November zum Pz.Rgt.12 ‚HJ‘ verstärkt.
Die Division wurde dabei umbenannt in 12. SS-Panzer-Division ‚Hitlerjugend‘ oder kurz nur ‚HJ‘.
Die Panther-Abteilung wurde erst Anfang 1944 in Mailly-le-Camp durch Heranziehung der Panzer-Brigade 10 des Heeres fertig. Die Panzer-Aufklärungs-Abteilung 12 wurde im September 1943 bei Rurnhout und das Panzer-Artillerie-Regiment 12 zur gleichen Zeit bei Mol in Belgien fertiggestellt. Die I. Abteilung erhielt im Frühjahr 1944 18 Panzerhaubitzen Hummel und Wespe und leichte Schützenpanzerwagen als gepanzerte Artillerie-Beobachtungswagen. Zu gleichen Zeit trafen die SS-Werfer-Abteilung 12 aus Böhmen und die Panzer-Flak-Abteilung 12 mit jeweils vier Batterien bei der Division ein.
Selbst unter Berücksichtigung des Kaders war das Durchschnittsalter in der Division nur 18 Jahre. Und anstatt den üblichen Rationen an Zigaretten wurden Süßigkeiten an die Angehörigen ausgegeben.
Im April 1944 wurde die Division für Frontfähig erklärt und verlegte nach Nordfrankreich unter dem Kommando des I. SS-Panzer-Korps.
Gliederung
Gliederung:
12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend | Einheiten |
---|---|
Stab/12.SS-Panzer-Division 'HJ' | Div.Begl.Kp. (tgp) |
SS-Pz.Gren.Rgt. 25 | I.-III.(Rgt) 13.-16.Kp |
SS-Pz.Gren.Rgt. 26 | I.-III. wie Rgt.25 / III.(gp) 26 Schützenpanzerwagen |
SS-Panzer-Regiment 12 | I.-II.-I.(4 Kompanien PzKpfw V Panther)-II.(4 Kompanien PzKpfw IV) |
SS-Pz.Aufkl.Abt. 12 | 2 Panzerspähwagen-, 3 Pz.Aufklärungs-, V. Kompanie) |
SS-Pz.Artillerie-Rgt. 12 | I.-III.-I.(Selbstfahrlafetten) - 18 Panzerhaubitzen, Panzer-Beobachtungs-Batterie |
SS-Werfer-Abt. 12 | 4 Nebelwerfer-Batterien mit Zugkraftwagen |
SS-Pz.Nachrichten-Abt. 12 | Fernsprech-, Funk-Kompanie, leichte Nachrichten-Kolonne |
SS-Pz.Jäger-Abt. (Sfl.) 12 | vier Panzerjäger-Kompanien mit Zugkraftwagen und auf Selbstfahrlafetten (Mai 1944) |
SS-Pz.Pionier-Btl. 12 | zwei Pionier-Kompanien (motorisiert); 3.Pz.Pi-BrüKo. (Brückenbau) |
SS-Pz.Flak-Abteilung 12 | drei schwere und zwei gemischte Flak-Batterien |
(Pz.)Div.Nachsch.Fhr. 12 | Wirtschafts-, Naschschubs-, Instandsetzungs- und Sanitäts-Bataillon |
SS-Pz.Ers.Bataillon 12 | fünf Feldersatz-Kompanien, Divisions-Kampfschule |
Normandie 1944
Als die Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie anlandeten, wurde die 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend nach vorne an die Front beordert. Nach einem Nachtmarsch war sie die erste SS-Formation, welche am 7. Juni ins Gefecht ging.
Dieses Schema wiederholte sich für den nächsten Monat. Die Teenager-Soldaten folgten ihren erfahrenen Offizieren in einer Serie von höchst wirksamen Angriffen gegen die britischen und kanadischen Truppen um Caen.
Allerdings war eine Folge ihrer Unerfahrenheit in Kombination mit Fanatismus hohe Verluste. In vier Wochen erlitt die Division 60 Prozent Verluste. Dazu traten Verstöße gegen die Genfer Konvention auf, als am 16. Juni 1944 etwa 65 kanadische und britische Gefangene ermordet wurden.
Für diese Kriegsverbrechen der Division wurde Kurt Meyer nach Kriegsende zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, von der er neun Jahre verbüßte. Denn am 16. Juni wurde Franz Witt durch das Feuer von Kriegsschiffen getötet und das Kommando über 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend ging auf den 33 Jahren alten ‚Panzer-Meyer‘ über. Dieser führte die Division in nahezu andauernden Kämpfen gegen stark überlegene Gegner an, bis die Überlebenden am 11. Juli in die Gegend bei Potigny zurückgezogen wurden.
Es erfolgte eine frontnahe Auffrischung durch Feldersatz-Marscheinheiten, welche zum Teil von der Luftwaffe stammten.
Nur eine Woche später war Hitlerjugend jedoch wieder in der Frontlinie, um dem britischen Unternehmen ‚Goodwood‘ zu begegnen. Anfang August wurde das I. SS-Panzer-Korps jedoch getrennt, wobei die LSSAH in Richtung Westen nach Avranches geschickt wurde, während Hitlerjugend die nördliche Ecke des Falaise-Kessels hielt, indem die Alliierten 90.000 deutsche Soldaten einschließen wollten.
Heftigen Widerstand gegen die 4. kanadische und 1. polnische Panzer-Divisionen leistend, kämpfte Meyer mit großer Entschlossenheit, trotz einer überwältigenden feindlichen Artillerie-Überlegenheit, während gleichzeitig die alliierten Jagdbomber den Himmel beherrschten.
Hitlerjugend konnte aus dem Kessel entkommen, aber von den anderen Truppen um Falaise konnten dies nur 30.000 Mann. Meyer wurde dabei verwundet, als er Höhe 159 mit nur 500 Panzergrenadieren gegen die 3. kanadische Infanterie-Division hielt.
Nur 3.300 Überlebende der 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend erreichten die belgische Grenze. Bis Anfang September hatte die Division den Fluss Maas erreicht, aber Meyer wurde von belgischen Widerstandskämpfern gefangen genommen und Hitlerjugend bestand nur noch aus 600 einsatzfähigen Soldaten und hatte keine Panzer mehr.
Ardennen-Offensive
‚HJ‘ wurde Anfang Oktober 1944 aus der Front gezogen und in der Gegend von Diepholz und Bassum bei Bremen aufgefrischt. Mitte Dezember erfolgte dann die Verlegung in die Eifel und die 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend nahm im Rahmen der 6. SS-Panzer-Armee an der Ardennen-Offensive teil.
Am 1. Januar 1945 stand sie im Belagerungsring um Bastogne, aber bis zum 18. Januar wurden alle dortigen Truppen zum Rückzug gezwungen. ‚HJ‘ erhielt schon zuvor bei St.Vith eine kurze Auffrischung und marschierte am 12. Januar 1945 in Richtung Köln ab, von wo sie an die Ostfront verlegt werden sollte. In Köln erhielt die Division weiteren Ersatz und neues Material.
Ab Ende des Jahres 1944 erhielt die Division größtenteils Ersatz aus aufgelösten Einheiten der Kriegsmarine oder Luftwaffe. Diese Soldaten waren zumeist ältere Jahrgänge, hatten vor Jahren nur eine kurze Ausbildung als Infanteristen erhalten und waren ohne Erfahrung im Bodenkampf. Sie wurden jedoch in der Divisions-Kampfschule umfassend nachgebildet und haben sich dann ohne große Nachteile in die Kampftruppe eingefügt.
Ungarn 1945
Nach der Einstellung der Ardennen-Offensive, wurde Hitlerjugend zusammen mit der Leibstandarte nach Ungarn geschickt, um am Angriffsunternehmen ‚Frühlingserwachen‘ teilzunehmen. Diese Offensive fand in der Gegend des Plattensee statt und sollte das von sowjetischen Truppen belagerte Budapest entsetzen.
Anfang Februar 1945 kämpfte die Division bei einer erfolgreichen vorbereitenden Operation, bei der ein russischer Brückenkopf über den Fluss Gran zerschlagen wurde. Am 6. März erfolgte die Hauptoffensive, welche aber durch ein Zusammenspiel aus völlig ungeeigneten Gelände für Panzer und hartnäckigen russischen Widerstand zu einem vorzeitigen Abbruch gezwungen wurde.
Das I. SS-Panzer-Korps, zu dem neben der Leibstandarte auch die Hitlerjugend gehörte, wurde zu einem Rückzugsgefecht nach Nordwesten gezwungen und wurde bis zum 13. April bis vor Wien zurückgedrängt.
Zu diesem Zeitpunkt betrug die Gesamtstärke der 12. SS-Panzer-Division Hitlerjugend – einschließlich der Soldaten in Lazaretten und von der Division getrennt – knapp über 7.730 Mann, aber die tatsächliche Kampfkraft war weit geringer.
Bis Anfang Mai erfolgte die Verteidigung im Wiener Wald, südwestlich von Wien. Nun hatte nur noch Vorrang, nach Westen zu marschieren, der herankommenden US Army entgegen, um der Gefangennahme durch die Sowjets zu entgehen.
Am 8. Mai 1945 ergaben sich 455 Überlebende mit einem Panzer der Hitlerjugend – von ursprünglich 21.300 Mann – der 52. US-Infanterie-Division bei Enns in Österreich.
Fünfzehn Angehörige der Hitlerjugend-Division wurden mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.
Besondere Abzeichen
Die einzigen besonderen Abzeichen, welche offiziell autorisiert wurden, war ein Manschettenband, welches den Namen der Division in lateinischer Schrift wiedergab. Dieses wurde nur in maschinell gewebter Ausführung im ‚BeVo-ähnlichen‘-Format hergestellt.
Ein weiteres Manschettenband existierte in maschinell bestickter Form mit der Inschrift in Sütterlin-Buchstaben. Dieses war jedoch kein Manschettenband, welches von der Waffen-SS autorisiert war, sondern für das Führungspersonal der Hitlerjugend gedacht war. Trotzdem belegen Fotografien, dass dieses Manschettenband auch von Angehörigen der Division getragen wurde.
Quellenangaben und Literatur
Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 (Bundesarchiv-Militärarchiv und Arbeitskreis Wehrforschung)
Die gepanzerten und motorisierten deutschen Grossverbände 1935-1945 (Rolf Stoves)
The Waffen-SS (Martin Windrow)
Into the Abyss – The last years of the Waffen-SS (Ian Baxter)
Waffen-SS – From Glory to Defeat 1943-1945 (Robert Michulec, Ronald Volstad)
The Waffen-SS (3): 11. to 23. Divisions (Gordon Williamson)
Mein Vater trat der Division 12 bei, weil er und seine Mitschüler nicht nach Hause durften, solange sie nicht unterschrieben hatten. Dass kurz darauf die hohen Zahlen der „Freiwilligenbeitritte“ als Erfolg bekannt gegeben wurden, war für meinen Vater ein weiteres Beispiel für dieses verlogene System. Als 29er Jahrgang kam er jedoch nicht mehr zum Einsatz.