Stärke, Organisation und Uniformen des französischen Heeres und der l’Armee de l’Air bei Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939.
Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges stand ein erheblicher politischer Druck hinter der Auffassung, dass eine Strategie basierend auf eine starke Verteidigungslinie am besten den Anforderungen eines modernen Krieges und den Bedürfnissen der französischen Nation gerecht werden konnte. Das Ergebnis war der Bau der Festungskomplexe der Maginot-Linie, welcher einen Großteil des Verteidigungshaushaltes aufbrauchte.
Das konservative französische Militär hatte zwar eine kleine aber lautstarke Schule des modernen Denkens, welche die Abhängigkeit von statischen Befestigungen verurteilte, sich jedoch nicht durchsetzen konnte.
Französische Streitkräfte im September 1939
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Frankreich ging aus dem 1. Weltkrieg mit beträchtlichen militärischen Prestige hervor, jedoch waren die französischen Streitkräfte und tatsächlich auch die ganze Nation erschöpft.
Das französische Heer war eine Armee der Wehrpflichtigen und von sehr unterschiedlicher Qualität. Die Reserve-Divisionen wurden häufig zu einer Belastung und Beobachter, darunter der englische General Brooke, waren von ihrem Ungehorsam und schlampigen Auftreten erschüttert.
Die französische Armee wurde am 1. September 1939 mobilisiert, wobei etwa 5 Millionen Reservisten in das stehende Heer von 900.000 Mann übernommen wurden.
Grundsätzliche Verbände der französischen Armee
Infanterie Division | Kavallerie Division | Leichte Mechanisierte Division | Panzer Bataillon | |
---|---|---|---|---|
Verbände insgesamt | 91 (30 reguläre, 13 Festungs-, 12 nordafrikanische und 9 Kolonial-Divisionen) | 5 | 3 | 39 |
Infanterie Regimenter | 3 mit je 3.000 Mann und 80 Offizieren | ? | 1 mit 3.000 Mann und 80 Offizieren | - |
Offiziere | 500 | ? | ? | ? |
Unteroffiziere und Mannschaften | 17.000 | ? | ? | ? |
Gesamtstärke | 17.500 | ? | ? | ? |
Maschinengewehre | 514 (168 schwere, 346 leichte) | ? | 160 (48 schwere, 112 leichte)? | |
Granatwerfer | 51 (27 leichte, 24 schwere) | ? | 17 (9 leichte, 8 schwere) | ? |
Haubitzen und Feldgeschütze | 60 (36 x 75mm M1897/17, 12 x 105mm, 12 x 155mm) | ? | ? | ? |
Panzerabwehrkanonen | 49 (43 x 25mm, 6 x 47mm) | ? | 6 (25mm) | ? |
Panzer | - | 45 - 60 | 90 - 120 + Panzerspähwagen | 45 - 60 |
Bestand an Panzerkampfwagen im September 1939
Panzertyp | Bestand |
---|---|
Renault FT-17 | ca. 1.600 |
Char 2C | 10 |
AMC-35 | 88 |
Hotchkiss H-35, H-39 | 821 |
Char B1 | 365 (bis Juni 1940) |
Renault AMR 33 | ca. 200 |
Renault R-35 | ca. 1.600 |
Somua S-35 | 500 (bis Juni 1940) |
Insgesamt | ca. 4.200 im September 1939 |
Uniformen
Zwanzig Jahre nach seiner Einführung wich das alte ‚Horizont-Blau‘ der französischen Uniformen des Ersten Weltkrieges dem Khaki, als dieses 1935 zur Standardfarbe der Uniformen der französischen Armee bestimmt wurde.
Zuvor hatten nur die Kolonialsoldaten und afrikanischen Truppen khaki getragen. In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg wurden eine Reihe von Änderungen an den bestehenden Uniformen vorgenommen und völlig neue Kleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände eingeführt, die aber bis zum Sommer 1940 noch nicht alle Truppenteile erreicht hatten.
Offiziere trugen entweder weiterhin den alten geschlossenen Waffenrock oder das neue offene Muster, das links unten beim Generalleutnant (rechts) abgebildet ist. Im Feld trugen die Generäle ein einfaches khakifarbenes Käppi mit metallischen Rangsternen auf der Vorderseite.
Der Mantel war einreihig, mit fünf oder sechs Knöpfen vorne und einem niedrigen Fallkragen mit ausgeprägter Spitze, und der Umschlagmantel war einreihig, mit fünf Manschetten. Als Ausgehuniform konnten Offiziere lange khakifarbene Hosen mit braunen Paspeln und Streifen tragen.
Eine der wichtigsten Variationen der Felduniform wurde vom berittenen Personal bei der Kavallerie, bespannten Artillerie und Versorgungskolonnen mit Pferdefuhrwerken getragen. Sie erhielten einen einreihigen Mantel und Reithosen, während ihr Schuhwerk aus Stiefeletten, Sporen und Leggings bestand.
Schützen (Chasseurs a pied) und Gebirgsschützen (Chasseurs alpins) trugen eine unverwechselbare dunkelblaue Uniform, obwohl sie den khakifarbenen Mantel der Infanterie für den Wintereinsatz beibehielten. Die Kopfbedeckung war ein dunkelblaues Barett.
Der Winter von 1939/1940 war besonders streng, und der französische Soldat fand seine Uniform unzureichend für die Temperaturen, die manchmal minus 20 Grad Celsius erreichten. Die Winterkleidung musste von der Einheit oder dem Einzelnen improvisiert werden und bestand im Wesentlichen aus zusätzlicher Unterwäsche und Pullovern. Die gebräuchlichsten Formen der äußerlichen Winterkleidung waren ärmellose Schaffellmäntel und Stulpen, Gummistiefel und Wintertarnanzüge.
Angehörige von motorisierten und gepanzerten Verbänden erhielten die Standarduniform, trugen aber im Dienst mit ihren Fahrzeugen einen speziellen Helm oder ein schwarzes Barett und entweder den veralteten doppelreihigen, schwarzen Ledermantel oder das neue einreihige braune Modell. Über khakifarbenen Hosen und Gamaschen trugen sie khakifarbene Exerzierhosen, die um den Knöchel herum geschlossen wurden.
Bei warmem Wetter trugen Panzerbesatzungen in der Regel ihre zweiteiligen Arbeitsoveralls. Motorradtruppen trugen ebenfalls den Helm der motorisierten Truppe und einen Ledermantel oder die neue zweireihige Baumwoll-Entenjacke des Modells 1938 oder einen wasserdichten Regenmantel aus Segeltuch.
Die Kolonialsoldaten und afrikanischen Truppen, die während des Feldzuges 1940 in Frankreich eingesetzt wurden, trugen die Standarduniform der französischen Armee mit bestimmten Unterscheidungsmerkmalen. Die Fremdenlegion zum Beispiel hatte das Recht, das weiße Käppi zu tragen (obwohl es nur selten im Einsatz verwendet wurde), während die Zouaven, Tirailleure und Spahis den Chechias oder Turbane in verschiedenen Farben trugen. Darüber hinaus trugen die Fremdenlegion und die Zouaven eine blaue Schärpe, die Tirailleure eine rote Schärpe und die Spahis einen weiß-roten Burnus.
Abzeichen
Der Rang der Offiziere wurde durch die Abzeichen an den Ärmeln des Waffenrocks und des Übermantels sowie an der Kopfbedeckung und der Futtermütze angezeigt. Auf dem Mantel und anderer Überbekleidung wurden die Rangabzeichen durch eine Reihe von Streifen auf Laschen dargestellt, die an einem Mantelknopf befestigt waren.
Offiziere im Generalsrang hatten goldene Eichenblätter auf das Käppi gestickt, während andere Offiziere goldene und silberne Spitzen auf dem Käppi trugen, um den Rang zu kennzeichnen.
Das Regiments-Abzeichen oder die Regiments-Nummer wurde auf der Vorderseite des Käppis gezeigt.
Abzeichen für Offiziere und Unteroffiziere wurden als Chevrons und Streifen am Arm getragen. Die Dienstgrade ab Gefreiter aufwärts waren berechtigt, einen goldenen oder silbernen Kinnriemen am Käppi zu tragen.
Die Farbe der Chevrons und Ziffern sowie die Farbe des Kragenspiegels selbst identifizierten die Einheit des Trägers. Infanterie und Panzertruppen hatten zum Beispiel khakifarbene Abzeichen – aber während die Infanterie blaue Chevrons und rote Ziffern verwendete, hatten die Panzertruppen normalerweise graue Chevrons und Ziffern. Die Artillerie wiederum hatte rote Kragenabzeichen mit blauen Chevrons.
Französische Rangabzeichen für Offiziere
Erste Reihe am Käppi, zweite Reihe Manschetten (v.l.n.r.):
Marschall von Frankreich; Armee-General; Korps-General; Generalleutnant (einer Division); Generalmajor (einer Brigade); Oberst; Oberstleutnant (Panzertruppe); Major (Sahara-Kompanien); Hauptmann (Dragoner); Leutnant (Marokkanische Spahis); Zweiter Leutnant (Fremdenlegion).
Französische Rangabzeichen für Unteroffiziere und Mannschaften
Erste Reihe am Käppi (bis auf letzte drei), zweite Reihe (und erste Reihe letzte drei) Manschetten (v.l.n.r.):
Chef-Adjutant; Adjutant; Oberfeldwebel; Unterfeldwebel (reguläre Truppen); Unterfeldwebel; Korporal-Major (Rang über Unteroffizier); Korporal (Unteroffizier); Oberschütze.
Letzte drei – erste Reihe: Oberfeldwebel; Unterfeldwebel (der Regulären); Unterfeldwebel.
Letzte drei – zweite Reihe: Korporal-Major (Panzertruppe); Korporal (Unteroffizier der Kavallerie); Oberschütze (Marokkanische Schützen).
Französische Luftwaffe
Stärke der l’Armee de l’Air
Die Luftverteidigung Frankreich und seinen überseeischen Provinzen lag in der Hand von fünf Luft-Regionen (Dijon, Paris, Tours, Aix-en-Provence und Nordafrika), von denen jede in zwei Bezirke aufgeteilt war. Die größten fliegenden Verbände waren die Luftwaffen-Divisionen und selbständigen Luftwaffen-Brigaden. Eine Luftwaffen-Division hatte zwei oder drei Brigaden mit je zwei oder drei Staffeln.
Die Stärke am Vorabend des 2. Weltkrieges waren 1.114 Jagdflugzeuge, 1.002 Bomber und 800 Aufklärer und im August 1939 bestand das Personal aus 110.000 Mann. Eine Zahl, die bis zum März 1940 auf 150.000 Mann anstieg.
Stärke der l’Armee de l’Air:
bekannte französische Flugzeugtypen 1939 | etwaige Anzahl |
---|---|
Dewoitine D500 Jäger | 100 |
Liore et Oliver Bomber | 300 |
Amiot 143 Bomber | 140 |
Bloch MB Jäger | 85 |
Farman F222 Bomber | ? |
Morane-Saulnier MS406 Jäger | 308 (1.018 bis Juni 1940 gebaut) |
Potez 63 schwerer Jäger | 80 |
Curtiss Hawk P-36 Jäger | 150 |
Uniformen l’Armee de l’Air
Die Dienstkleidung für Offiziere und reguläre Unteroffiziere ist in der Abbildung links dargestellt. Darüber wurde oft ein doppelreihiger Mantel mit zwei Reihen von drei vergoldeten Metallknöpfen getragen.
Andere Dienstgrade hatten eine dunkle, stahlgraue Bluse mit rundem Fallkragen, die geschlossen getragen wurde, aber ein blaues Hemd und eine schwarze Krawatte freiließ. Sie wurde mit einer passenden langen Hose und und einem ‚Horizont-blauen‘ Mantel getragen. Dieser veraltete Infanterie-Mantel wurde ab I937 durch das Muster des Kavallerie-Mantels ersetzt, jedoch in ‚Louise-Blauer‘ Farbe.
Die Kopfbedeckung bestand aus einer Schirmmütze mit weißem Überzug für den Sommer, einem schwarzen Barett für den Alltags- und Arbeitseinsatz und den beiden Mustern des französischen Armee-Stahlhelms, wobei das Adrian-Modell der Infanterie und auch die von den motorisierten Truppen getragene Version verwendet wurden.
Der Standard-Fliegeranzug aus Segeltuch ist ebenfalls in der Abbildung links oben dargestellt, aber viele Piloten von einsitzigen Flugzeugen trugen eine doppelreihige Lederjacke.
Abzeichen
Der Rang wurde durch die Stickerei oder die Rangunterscheidungsspitze an der Schirmmütze und an den Manschetten der Offiziere und Feldwebel angezeigt.
An der Arbeitsmütze beschränkte sich die Rangabzeichen-Spitze auf einen ovalen Aufnäher auf der Vorderseite der Mütze und nicht auf den ganzen Umfang des Mützenbandes.
Andere Dienstgrade trugen ihre Dienstgradabzeichen auch auf der Kopfbedeckung und den Mützen. An der Flieger- und Dienstkleidung wurde die Rangabzeichen-Spitze auf einem Stoffaufnäher getragen, welcher an der Vorderseite des Kleidungsstücks angeknöpft war.
Zur Unterscheidung der Dienstgrade wurden bestimmte Truppengattungen und manchmal auch Einheiten selbst durch ein Emblem oder eine Nummer gekennzeichnet, die in das geflügelte Abzeichen integriert wurde, das auf der Vorderseite der Schirmmütze und auf der rechten Brust getragen wurde.
Andere Dienstgrade trugen ihre Dienstgradfarbe in Form von Chevrons auf den Kragenspiegeln, während die Formations-Nummer oder das Emblem für andere Dienstgrade in Orange und für Unteroffiziere in Gold gestickt war.
Piloten von Flugzeugen und Ballonen sowie Kadetten-Piloten, Mechaniker und Beobachter trugen ein markantes rundes weißes Metallabzeichen auf der rechten Brusttasche.
Gesamtstärke französische Streitkräfte
5.000.000 Mann, 99 Divisionen, 4.200 Panzer, etwa 11.000 Kanonen
2.916 Flugzeuge (1.114 Jagdflugzeuge, 1.002 Bomber)
7 Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer, 1 Flugzeugträger, 19 Kreuzer, 70 Zerstörer, 75 U-Boote
Weiter zu Französische Streitkräfte beim deutschen Angriff im Mai 1940.
Quellenangaben und Literatur
The Armed Forces of World War II (Andrew Mollo)
World War II – A Statistical Survey (John Ellis)
Krieg der Panzer (Piekalkiewicz)
Chronology of World War II (Christopher Argyle)
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