Stärke, Organisation und Uniformen der Armee, Luftwaffe und Marine von Norwegen im April 1940 beim Unternehmen Weserübung.
Norwegische Armee
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Nach mehr als einhundert Jahren des Friedens verfügte Norwegen 1939 über kein stehendes Heer und die Regierung war der Auffassung, dass eine wirksame Verteidigung des Landes gegen eine Großmacht sowieso unmöglich war.
Der russische Angriff auf Finnland im November 1939 war jedoch ein schwerer Schock und während des Winters wurde eine beträchtliche norwegische Streitmacht im Norden des Landes zusammengezogen. Nachdem Russland jedoch einen Waffenstillstand mit Finnland im März 1940 vereinbart hatte, wurde diese Streitmacht wieder aufgelöst.
Bei der deutschen Invasion am 9. April war die norwegische Armee daher nur teilweise mobilisiert und befand sich in Mitten der Ausbildung neuer Rekruten.
Die Deutschen hatten gehofft, durch Unterstützung des norwegischen Verteidigungsministers Quisling, Norwegen beim Unternehmen Weserübung ebenso wie Dänemark weitgehend friedlich zu besetzten. Aber König Haakon VII. war von Natur aus ein starrköpfiger Mensch und zusammen mit der Regierung entschlossen, Widerstand bis zum Letzten zu leisten.
So sinkt noch am selben Tag der deutsche Schwere Kreuzer Blücher unter dem Feuer norwegischer Küstenbatterien im Oslofjord. Trotzdem gelingt es den deutschen Truppen in Kristiansand, Stavanger, Bergen, Trondheim und Narvik anzulanden und die Städte unter Kontrolle zu bringen.
Doch trotz dieser Nachteile lieferte Norwegen einen hartnäckigen Kampf und es dauerte zwei Monate, bevor das Land völlig besetzt war und die eingreifenden englischen, französischen und polnischen Truppen vertrieben waren.
Bis Anfang Mai 1940 hatten die deutschen Truppen ganz Süd- und Mittelnorwegen unter Kontrolle gebracht. Die norwegische Regierung kapitulierte schließlich am 9. Juni 1940.
Noch bis zum 10. Juni hielten sich Teile der norwegischen Armee, nachdem die Alliierten die Stadt Narvik schon Ende Mai aufgegeben hatten und der König mit der Regierung nach Großbritannien geflohen war.
Trotz der erbitterten Kämpfe waren die Opfer verhältnismäßig gering, die Norweger verloren 1.335 Tote und Verwundete. Kleineren Kontingenten von Norwegern gelang die Flucht nach England, während andere die Grenze nach Schweden überschritten.
König Haakon VII. war der Oberbefehlshaber einer weitgehend territorial strukturierten Armee, welche nach voller Mobilisation etwa 100.000 Mann stark war. Eine kleine Gruppe von professionellen Offizieren und Unteroffizieren waren für die Organisation der Armee und für die Ausbildung von Rekruten verantwortlich.
Das Land war in sechs Militärbezirke eingeteilt, mit Hauptquartieren in Halden, Oslo, Kristiansand, Bergen, Trondheim und Harstadt. Jeder Bezirk sollte im Ernstfall ursprünglich eine Brigade ins Feld schicken, welche später zu einer Division sowie Garnisons- und Reservetruppen ausgebaut werden sollte.
Eine Infanterie-Division bestand aus dem Stab, zwei oder drei Infanterie-Regimentern und entweder ein Feldartillerie-Regiment oder ein Gebirgsartillerie-Bataillon.
Die 2. Infanterie-Division in Oslo beinhaltete die Königliche Garde und ein Kavallerie-Regiment. Die 5. und 6. Infanterie-Division hatten darüber hinaus ein Pionier- und ein Flugabwehr-Bataillon.
Ein Infanterie-Regiment hatte eine Sollstärke von 3.750 Mann und war mit dem Krag-Joergensen M1894 Gewehr bewaffnet. Einige Regimenter hatten ein Fahrrad-Bataillon als Aufklärungseinheit, welches im Winter als Ski-Bataillon eingesetzt wurde.
Die Unterstützungswaffen bestanden aus 96 leichten Maschinengewehren vom Typ 6,5-mm Madsen, 36 schweren Maschinengewehren Colt-Browning M29 und 8 schweren Granatwerfern.
Die Feldartillerie-Regimenter bestanden aus drei Bataillonen mit drei Batterien zu je vier Geschützen. Das erste und zweite Bataillon waren mit den 120 mm Kongsberg-Feldhaubitzen ausgerüstet, während das dritte Bataillon als Reserve diente und über drei Batterien mit 75mm M1901-Ehrhardt Feldkanonen verfügte. Alle Artilleriegeschütze wurden durch Pferdegespanne gezogen.
Das Flugabwehr-Regiment war motorisiert und mit schweren 20-mm-Madsen-Maschinengewehren und 75 mm M1932-Kongsberg-Flak-Gechützen ausgerüstet.
Stärke und Ausrüstung der norwegischen Divisionen:
Infanterie-Division | |
---|---|
Zahl der Verbände | 6 |
Infanterie-Regimenter | 2-3 (jedes mit 3.750 Mann) |
Gesamtstärke | ? |
Maschinengewehre | 264-396 (192-288 x leichte 6,5-mm Madsen, 72-108 x schwere Colt-Browning M29) |
Granatwerfer | 16-24 (schwere) |
Artillerie | 24-36 (16-24 x Kongsberg 120mm-Feldhaubitzen, 12 x Ehrhardt 75mm M1901 Feldgeschütze) |
Flugabwehr-Kanonen | ? (Madsen 20mm schwere Fla-MG's, Kongsberg 75mm M1932 Flak) |
Uniformen der norwegischen Armee
Die grau-grüne Uniform der norwegischen Armee war ursprünglich 1912 eingeführt worden. Die Uniform war höchst standardisiert und die gleiche für alle Ränge.
Die grundsätzliche Uniform für Offiziere und andere Ränge ist in der Abbildung dargestellt, aber zudem gab es noch eine Seitenkappe mit Paspeln und zwei Arten von Stahlhelmen. Der erste Helm war der britische Mark I, welcher aber im Prozess der Ablösung durch den schwedischen Zivilschutz-Helm war, der bei den Norwegern M1931 genannt wurde. Im Jahr 1935 wurde ein ovales, gestanztes Abzeichen mit dem norwegischen Löwe eingeführt, welches an der Vorderseite des Helmes getragen wurde.
Über der Feldbluse, die es in drei Arten gab, wurde oft eine zweireihige, wasserabweisende grau-grüne Baumwoll-Kanevas-Jacke ohne Abzeichen getragen. Bei Kälte trugen norwegische Offiziere und Mannschaften auch Schaffellmäntel oder andere Bekleidungsstücke ziviler Winterkleidung.
Rangabzeichen: Rangabzeichen-Spitzen erschienen auf der Kappe, Kragen der Feldbluse und auf Schulterstücken auf den Mänteln, während Unteroffiziere Rangabzeichen an den Ärmel-Manschetten hatten.
Die Waffengattung wurde durch die Farbe und Form der Uniform-Knöpfe angezeigt.
Zweite Reihe v.l.n.r.: Oberstleutnant, Leutnant, Offiziers-Anwärter, Unterfeldwebel, Unteroffizier. Dann Mützenabzeichen für Generale, Offiziere, Mannschaften, Unteroffiziere. Ganz rechts Luftwaffen-Abzeichen für Beobachter (oben) und Pilot (unten).
Norwegische Luftwaffe
Schon um die Mittagszeit des 9. April 1940 hatten die deutschen Streitkräfte fast alle Flugplätze und Wasserflugzeug-Stützpunkte südlich von Narvik besetzt und die meisten der halbwegs modernen norwegischen Jagdflugzeuge (Gloster Gladiator Doppeldecker) waren bei der Verteidigung von Oslo zerstört worden. Danach konnte die norwegische Luftwaffe kaum noch in die Kämpfe eingreifen.
Die Luftwaffe war in drei Ketten (jeweils eine aus Jägern, Bombern und Aufklärern) mit zusammen 76 Flugzeugen und 940 Mann organisiert und sollte die Bodenstreitkräfte unterstützen.
Uniformen der norwegischen Luftwaffe
Rangabzeichen:
Rangabzeichen-Spitzen erschienen an der Mütze, Kragen der Bluse und als Schulterstreifen auf Mänteln. Unteroffiziere trugen ihre Rangabzeichen an den Ärmel-Manschetten. Es gab auch markante Muster von Mützenabzeichen für Unteroffiziere, Offiziere und Generale.
Es gab keine speziellen Abzeichen für die Waffengattung oder Funktion, aber Piloten und Beobachter trugen ein Silber-besticktes Flügel-Abzeichen auf ihrer rechten Brust.
Norwegische Marine
Am 8. April 1940, dem Tag vor der deutschen Invasion, hatte die norwegische Marine und Marineluftwaffe eine Stärke von 5.200 Mannschaften und Offizieren. Trotz der Tatsache, dass der Großteil der Schiffe der norwegischen Marine veraltet waren, hinterließen sie einen guten Eindruck in den Kämpfen gegen Deutschland. So mussten schließlich die meisten ihrer Schiffe kampfunfähig geschossen oder versenkt werden.
Die norwegische Marine verfügte zu Beginn über 113 Schiffe:
2 kleine Küstenpanzerschiffe,
10 Minenleger,
7 Zerstörer,
3 große Torpedoboote der Trygg-Klasse,
14 Torpedoboote,
9 U-Boote,
8 Minensucher,
9 Patrouillenboote,
49 Hilfs-Patrouillenboote (umgebaute andere Schiffe).
Nur 13 dieser Schiffe erreichten britische Häfen nach der norwegischen Kapitulation.
Noch während die Kämpfe anhielten, entschied die norwegische Regierung am 22. April 1940 alle noch unter ihrer Kontrolle befindlichen Handelsschiffe des Landes zu beschlagnahmen. So konnten etwa eintausend Schiffe mit insgesamt 4 Millionen Tonnen und 30.000 Seeleuten den Alliierten zur Verfügung gestellt werden und spielten eine wichtige Rolle in der Schlacht im Atlantik.
Neben der Flotte gab es auch Küstenbefestigungen bei Oscarborg, Oslofjord, Kristiansand, Bergen und Andalsnes, besetzt von 308 Offizieren mit 2.095 Soldaten und mit Kanonen unterschiedlicher Kaliber.
Die norwegische Marineluftwaffe wurde bereits 1915 gegründet und da sie nur eine geringe Größe hatte, spielte sie nur eine begrenzte Rolle im Krieg gegen Deutschland. Einige ihrer Flugzeuge konnten jedoch nach dem deutschen Angriff nach Nord-Norwegen entkommen und nahmen an den Kämpfen bis zum 7. Juni 1940 teil.
Uniformen der norwegischen Marine
Offiziere, Kadetten und Quartiermeister bzw. Unteroffiziere trugen eine Schirmmütze, zweireihige Reeferjacke mit einem weißen Hemd und schwarzer Krawatte, passende blaue Hosen und schwarze Schuhe. Der Mantel war zweireihig.
Seeleute trugen eine dunkelblaue Matrosenjacke mit einem Rangabzeichen an rechten Ärmel und einer Seemannsmütze. In kaltem Klima trugen sie eine zweireihige Caban-Jacke.
Die Winterkopfbekleidung für Offiziere war eine schwarze Karakulmütze, an welcher sich ein spezielles Muster von Mützenabzeichen befand.
Rangabzeichen:
Die Ränge für Admirale, Offiziere, Feldwebel, Quartiermeister, Kadetten und Maat wurden in der norwegischen Marine durch verschiedene Muster eines Mützenabzeichens angezeigt. Wie auch in anderen skandinavischen Marinen trugen eingezogene Wehrpflichtige ein spezielles Abzeichen.
Rangabzeichen-Spitzen erschienen auf den Ärmelmanschetten der Seemännerjacken und auf den Schulterstücken der Seemäntel. Matrosen trugen ihre Rangabzeichen am oberen rechten Ärmel.
Zur Unterscheidung der Waffengattung trugen Offiziere der verschiedenen Dienste eine unterschiedlich geformte ‚Locke‘ und eine unterschiedliche Licht-Farbe zwischen den Rangabzeichen-Spitzen. Oberfeldwebel hatten goldene Abzeichen, während Stabsfeldwebel bis hinunter zum Matrosen rote Abzeichen über ihren Rangabzeichen trugen.
Die Angehörigen des Marine-Flugdienstes trugen Marine-Uniform, während Flugpersonal goldbestickte Flügel-Abzeichen auf der rechten Brust trugen. Mannschaften trugen auf der Uniform spezielle Dienstabzeichen, welche das Flügel-Abzeichen mit den Buchstaben ‚A‘ auf dem oberen linken Ärmel hatte.
Quellenangaben und Literatur
The Armed Forces of World War II (Andrew Mollo)
World War II – A Statistical Survey (John Ellis)
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