Uniformen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg.
Rangabzeichen Rote Armee und Luftwaffe 1940 bis 1943, sowie 1943 bis 1945 und Uniformen der Luftlandetruppe und des NKWD.
Uniformen
Eine der Grundprinzipien der ursprünglichen sowjetischen Philosophie war die Ausschaltung der Klassen und Privilegien, die im zaristischen Russland eine so wichtige Rolle im öffentlichen Leben gespielt hatten.
Jedoch musste die gerade in den Wirren des erbitterten russischen Bürgerkriegs gegründete Rote Armee schon sogleich erfahren, dass sie ohne Disziplin gar nicht existieren konnte, geschweige denn einen Krieg gewinnen.
Der einzige Weg, Disziplin aufrechtzuerhalten, war die Ernennung von Kommandanten mit der Befugnis, dafür zu sorgen, dass jeder Befehl schnell und effizient ausgeführt wurde. Und dazu musste wiederum die Autorität des Kommandanten gestärkt werden, indem er eine besondere Uniform mit speziellen Abzeichen erhielt, welche die sichtbaren Symbole seiner Stellung waren.
Stalin kämpfte mit diesem Problem die ganzen 1920er und 1930er Jahre und war schrittweise gezwungen, zu den traditionellen militärischen Werten zurückzukehren.
Denn Offiziere zögerten, Verantwortung zu übernehmen, die letztendlich zu ihrem Tod führen könnten, insbesondere wenn diese gefährlichen Ernennungen nicht von Prestige und Privilegien begleitet wurden. Sie kämpften um militärische Ränge und Titel, elegante neue Uniformen und Auszeichnungen, welche die russischen Offiziere traditionell genossen hatten.
Der typische Soldat der Roten Armee lebte noch immer ein Leben voller Langeweile und Härte mit wenig Komfort, schlechtem Essen und noch schlechterer Kleidung. Dennoch war der durchschnittliche Soldat immer noch besser dran als der Industriearbeiter oder Kollektivbauer.
Per Dekret des Präsidiums des Obersten Rates der Sowjetunion vom 7. Mai 1940 wurde der Rang eines Generals an diejenigen Generaloffiziere verliehen, die das Glück hatten, die Säuberungen von 1937 und 1938 zu überleben.
Im Felddienst trugen alle Ränge der Roten Armee die gleiche Uniform. Im Sommer bestand sie aus der Schirmmütze Fouraschka oder der Seitenkappe Pilotka und einem Hemd Rubaha mit Stehkragen, welches oberhalb einer passenden Reithose und hohen, schwarzen Lederstiefeln getragen wurde. Ein Mangel an Leder führte jedoch dazu, dass viele Männer Stiefeletten und Wickelgamaschen trugen.
Die Winter-Uniform im Feld war die gleiche, beinhaltete aber einen spitzen, grauen, gepolsterten Stoffhelm Schlem, oder ab 1940 eine graue Stoffkappe mit grauer Vliesstoff-Vorderseite und Nacken- und Ohrklappen. Der Mantel war zweireihig und bestand aus einem steifen, grob graubraunen Tuch. Er wurde mit Haken und Ösen auf der rechten Seite festgezogen und konnte als Decke verwendet werden. Andere Arten von Wintermäntel wurden entweder aus Schaffell, welche normalerweise von Panzerbesatzungen oder Kavalleristen getragen wurde, oder aus khakifarbener Baumwolle gefertigt.
Zwei Muster von Stahlhelmen wurden allgemein verwendet. Das erste, 1936 eingeführte, wurde 1940 durch ein neues Modell ersetzt, das mit kleinen Änderungen auch in der Sowjetarmee der Nachkriegszeit eingesetzt wurde.
Spezielle Felduniformen wurden an die Besatzungen von gepanzerten Kampffahrzeugen, Motorradfahrern, Fallschirmspringern, Scharfschützen und Sturmpionieren ausgegeben.
Die Besatzungen von Panzerfahrzeugen vor dem Krieg hatten eine teuer gefertigten Lederschutzhelm mit Rippenstruktur und zweireihiger schwarzer Lederjacke. Während des Krieges wurde dieser Lederhelm durch einen aus grauer, khakifarbener oder schwarze Baumwollente ersetzt und die häufigste Form der Schutzkleidung war der einteilige Overall aus khakifarbener oder schwarzer Baumwollente (siehe Foto ganz oben).
Fallschirmtruppen trugen zunächst einen grauen Baumwollenten-Flughelm und einen Überzug über ihren Felduniformen, aber während des Krieges trugen sie eine einheitliche Felduniform und Kopfbedeckung und erhielten den einteiligen Tarnanzug, der auch von Scharfschützen und Angriffspionieren getragen wurde.
Kavalleristen und Angehörige der berittenen Artillerie hatten jedoch zu Beginn des Krieges blaue Hosen, wobei Offiziershosen rot gestreift waren. Die Offiziere behielten den alten, von 1924 stammenden, gemusterten knopflosen Mantel bei, der mit Haken und Ösen befestigt wurde und länger als das Muster der Infanterie war. Es gab auch die Bekesha, ein kurzer Khaki-Mantel, der mit Lammfell gefüttert war.
Die Kosaken trugen entweder die Standard-Armeekopfbedeckung oder die traditionelle Pelzmütze Papacha mit einem Oberteil in der Hauptfarbe, das auch auf der ausgeleierten, blauen Hose auftauchte. Dies geschah in Form von hellblauen Paspeln oder breiten roten Streifen für Terek-, Kuban- und Don-Kosaken.
Rangabzeichen
Da das Schulterbrett als Symbol der zaristischen Unterdrückung galt, entwickelte die Rote Armee ein neues System von Rangabzeichen, das aus geometrischen Formen aus rotem Emaille bestand, die auf farbigen Kragenabzeichen montiert waren. Dabei gab es Dreiecke für Unteroffiziere, Quadrate für Kompanie-, Rechtecke für Feld- und Rauten für Generaloffiziere.
Invertierte Winkelabzeichen zum Tragen an beiden Manschetten wurden 1935 für Offiziere eingeführt. Die traditionellen militärischen Titel fehlten in der Roten Armee und die Offiziere wurden ernannt und waren unter dem allgemeinen Titel ‚Kommandant‘ bekannt, sodass ein Mann mit dieser Bezeichnung beispielsweise ebenso ein Zugführer im Unteroffiziers-Rang als auch ein General als Armee-Befehlshaber sein konnte.
Mit der Wiedereinführung der Rangtitel für Generaloffiziere am 13. Juli 1940 wurden fünfzackige, vergoldete Metallsterne zu ihren Rangabzeichen. Am 26. Juli 1940 wurden alle ehemaligen militärischen Titel wiederbelebt und neue Rangabzeichen eingeführt.
Rangabzeichen Rote Armee und Luftwaffe 1940-1943:
Erste Reihe v.l.n.r.: Mützenband für Luftwaffen-Offiziere, Armee-Generale und Armee-Offiziere (hier der Artillerie).
Zweite (Hemd- oder Mantelabzeichen) und Dritte (Armabzeichen) Reihe v.l.n.r.: Marschall der Sowjetunion, General der Armee, Generaloberst der Luftwaffe, Generalleutnant der Artillerie, Generalmajor der Kavallerie, Oberst der Luftwaffe, Oberstleutnant der Infanterie, Major der Kavallerie, Hauptmann bei den Panzern.
Vierte (Mantelabzeichen), Fünfte (Kragenabzeichen) und Sechste (Armabzeichen) Reihe v.l.n.r.: Oberleutnant der Luftwaffe, Leutnant der Pioniere, Junior-Leutnant der Artillerie, Oberfeldwebel der Infanterie, Feldwebel der Kavallerie, Unterfeldwebel der Panzer, Unteroffizier I (Mladshiy serzhant) der Pioniere, Unteroffizier II (Yefreytor) der Luftwaffe, Ärmelabzeichen der Luftwaffe.
Rangabzeichen 1943 bis 1945:
Schließlich überraschte Stalin am 6. Januar 1943 alle, insbesondere die alten Bolschewiki, indem er das verhasste Symbol des zaristischen Militarismus, das Schulterbrett, wieder einführte. Nun wurden sowohl die Rangtitel als auch die Rangabzeichen vollständig restauriert, obwohl sie nicht vollständig mit denen der zaristischen Armee identisch waren, da Stalin sich auch entschieden hatte, den 1881 abgeschafften Rang des Majors wieder einzuführen !
Die Farben der Waffengattungen erschienen als Paspeln auf der Kopfbedeckung, Hemd und Tunika sowie auf den Kragenstücken. Ab Januar 1943 erschienen diese auch an den Schultergurten.
Innerhalb der Waffengattung wurden bestimmte besondere Funktionen und Aufgaben durch kleine Metallabzeichen angezeigt, die zuerst an den Halskragen und dann an den Schultergurten getragen wurden.
Schulter-Rangabzeichen Rote Armee und Luftwaffe 1943-1945:
Erste Reihe (für Felduniformen) v.l.n.r.: Marschall der Sowjetunion (Muster 4.2.1943), Senior-Marschall der Artillerie (Muster 27.10.1943), Marschall der Luftwaffe (Muster 27.10.1943), Oberst der Luftwaffe, Oberstleutnant der Infanterie, Major der Kavallerie, Hauptmann der Panzer, Oberleutnant der Luftwaffe, Leutnant der Pioniere, Junior-Leutnant der Artillerie.
Zweite Reihe (für Paradeuniformen) v.l.n.r.: Marschall der Sowjetunion (Muster 15.1.1943), General der Armee, Generaloberst, Generalleutnant, Generalmajor, Oberst der Luftwaffe, Oberstleutnant der Infanterie, Major der Kavallerie, Hauptmann der Panzer, Oberleutnant der Luftwaffe, Leutnant der Pioniere, Junior-Leutnant der Artillerie.
Dritte Reihe (jeweils Feld- und Paradeuniform nebeneinander) v.l.n.r.: Oberfeldwebel der Infanterie, Feldwebel der Kavallerie, Unterfeldwebel der Panzer, Junior-Feldwebel der Pioniere, Unteroffizier der Luftwaffe, Soldat der Artillerie.
Uniformen der Luftlandetruppe
Die Vorkriegsuniform der Fallschirmtruppen der Roten Armee war die der Roten Luftwaffe mit himmelblauen Kappenbändern und Kragenabzeichen.
Die Felddienstuniform bestand aus einem blau-grau gepolsterten Leinen-Flughelm und einem einteiligen Überzug, auf dem die himmelblauen Kragenstücke angebracht waren, auf denen die Rangabzeichen zu sehen waren. Der Überzug wurde über der standardmäßige Khaki-Felduniform getragen. Alle anderen Bestandteile, das Schuhwerk und die persönliche Ausrüstung entsprachen dem üblichen Muster.
Während des Krieges wurde der blaugraue Überzug durch einen khakifarbenen mit einem Tarnmuster ersetzt, welches in Schwarz aufgedruckt war, wie er für Scharfschützen und Angriffspioniere ausgegeben wurde.
Deutsche Beobachter berichteten, dass die Roten Fallschirmtruppen zwar ‚die beste Art der sowjetischen Infanterie darstellten‘, aber keine Standarduniform trugen, sondern verschiedene Kleidungsstücke von Armee und Luftwaffe, dazu Fliegeranzüge und Lederjacken. Dies lag wahrscheinlich daran, dass Fallschirmspringer sowohl aus Armee- als auch aus Luftwaffen-Einheiten kamen und in der Zeit, als an allem Mangel herrschte, weiterhin ihre früheren Uniformen trugen.
Viele der Luftlandoperationen wurden auch zur Unterstützung von Partisanen in den von Achsentruppen besetzten Gebieten durchgeführt und eine Vielzahl von Kleidungsstücken war dabei nützlich, um die Ankunft von Verstärkungen durch reguläre Truppen zu verbergen.
Verschiedene Kategorien und Klassen von Abzeichen wurden von qualifizierten Fallschirmspringern auf der linken Brust der Tunika, des Hemdes und manchmal sogar des Sprungüberzugs getragen.
Uniformen des NKWD
Grenztruppen, welche unter die Zuständigkeit des Staatsministeriums des Innern kamen, wurde auch in militärischen Einheiten formiert und mit Infanteriewaffen ausgestattet. Ihre charakteristische Farbe war ein leuchtendes Grün, was auf der Schirmmütze (grünes Oberteil, dunkelblaues Band und karminrote Paspel) und auf den Kragenstücken, die grün mit karminroter Paspel waren, auftauchte.
Uniformen von Polit-Kommissaren
Kommissare trugen die standardmäßige Uniform der Roten Armee mit Rangabzeichen am Kragen, aber um sie von Truppenoffizieren zu unterscheiden, hatten diese keine goldenen oder silbernen Rändern, sondern schwarze Paspeln.
Wo Truppenoffiziere Rangabzeichen in der Form umgekehrte Winkel auf den Manschetten hatten, trugen Polit-Offiziere stattdessen ein handbesticktes rotes Tuch mit einem fünfeckigen Stern.
Mit der Einführung der Schulterbretter im Februar 1943 begannen die Polit-Offiziere die gleichen Rangabzeichen wie die Truppenoffiziere zu tragen und das rote Sternabzeichen wurde abgeschafft.
Quellenangaben und Literatur
The Armed Forces of World War II (Andrew Mollo)
The Red Army of the Great Patriotic War 1941-45 (Steven J. Zaloga)
Illustrated Encyclopedia of the Red Army
Weitere interessante Beiträge: