Amerikanischer Bürgerkrieg


Geschichte des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865).
Ursachen und Entwicklungen zum Bürgerkrieg und die Ereignisse im ersten Kriegsjahr 1861.

Unions-Karree gegen Kavallerie
Ein komplettes Unions-Regiment übt eine selten angewendete Taktik: ein Karree gegen Kavallerie-Angriffe.

Der Amerikanische Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 war der verheerendste Krieg, welcher jemals auf amerikanischen Boden geführt wurde. Die Verluste überstiegen selbst diejenigen der USA im Ersten oder Zweiten Weltkrieg.

Der Amerikanische Bürgerkrieg 1861-1865

Spaltung der USA

Die Vereinigten Staaten von Amerika waren Ende der 1850er Jahre bereits stark gespalten. Die Staaten im Norden, insbesondere die an der Ostküste, waren demokratisch und zukunftsorientiert, mit einer großen Zahl europäischer Einwanderer, und ihre Wirtschaft basierte auf Industrie und in den weiter westlich gelegenen Bundesstaaten auf der Landwirtschaft.

In den Südstaaten hingegen herrschten von reaktionäre Ideen vor, bis hin zu einem fast mittelalterlichen Feudalismus. Ihre Wirtschaft basierte hauptsächlich auf dem Baumwollanbau, aber Ende der 1850er Jahre wurde ihnen bewusst, dass sie allmählich zu den ‚armen Verwandten‘ des Nordens wurden.

Der wichtigste Streitpunkt war jedoch die Frage der Sklaverei, die im Norden verboten war, im Süden aber zum Wesen des Landes gehörte. In den Nordstaaten wuchs eine Anti-Sklaverei-Bewegung zunehmend an, welche 1851 durch den emotionsgeladenen Bestseller-Roman Onkel Toms Hütte von Beecher-Stowes starken Auftrieb gewann.

Jedoch hatte sich bereits zuvor, in den Jahren 1844-1845, die Methodistische und Baptistische Kirche über die Sklavenfrage gespalten und weitere Bindeglieder zwischen den einzelnen Bundesstaaten folgten.
Deshalb wurden in den 1850er Jahren im Süden zunehmend Literatur und Zeitungen aus dem Norden von der Einfuhr ausgeschlossen.

Die Einstellung weiter Bevölkerungskreise im Norden gegenüber der Sklaverei mündete 1859 erstmals in Gewalt, als der religiöse Fanatiker John Brown das Zeughaus des US-Militärs in Harpers Ferry in seine Gewalt brachte, um mit den vorgefundenen Waffen von hier aus einen ‚religiösen Kreuzzug‘ zur Befreiung der Sklaven im Süden zu starten. Jedoch wurde Brown nach einem heftigen Gefecht gegen US-Marinesoldaten unter dem Befehl von Oberst Robert E. Lee gefangen genommen und wegen Hochverrats gehängt.

Harpers Ferry nach Browns Überfall
Harpers Ferry liegt an der Stelle, wo der Shenandoah-River in den Potomac fließt. Die ausgebrannten Lagerhallen des US-Arsenals nach John Browns Überfall sind links im Bild zu sehen.

Browns Tod löste bei den Gegnern der Sklaverei erhebliche Empörung aus, und es war klar, dass sich die kommenden Präsidentschaftswahlen auf die Frage der Sklaverei konzentrieren würden. Insbesondere ging es darum, wie die Sklaverei in den neuen Gebieten im Westen gehandhabt werden sollte.
Als der in der Sklavenfrage aber eher gemäßigte republikanische Kandidat Abraham Lincoln zum Präsidenten gewählt wurde, sahen die Südstaaten trotzdem nur eine Möglichkeit, die Sklaverei zu erhalten und damit ihre Agrarwirtschaft unter dem Motto ‚Cotton is King‘ zu bewahren: die Abspaltung von der Union und die Gründung einer eigenen, unabhängigen Nation.

Die Masse der gewöhnlichen Einwohner im Süden waren jedoch keine Sklavenhalter und sie sahen in der Streitfrage nur einen weiteren Versuch des Nordens, die wirtschaftlich abhängigen Südstaaten gefügig zu machen und noch mehr auszubeuten. Auch herrschte unter den weißen Bewohnern im Süden eine ständige Unruhe wegen der Gefahr von Sklavenaufständen, sodass sie den ‚Status Quo‘ so lange wie möglich aufrechterhalten wollten.

Jedoch war bereits 1860 für fast Jedermann klar, dass die Tage der Sklaverei gezählt waren und es über kurz oder lang in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren zu einer schrittweisen Abschaffung gekommen wäre.
Dies wäre unter sozialen Gesichtspunkten sinnvoller gewesen, als die dann erfolgte plötzliche Befreiung aller Sklaven, welche zu Massenverelendungen, Rassismus, Slums in den Industriestädten des Nordens und der Entwurzelung ganzer Bevölkerungsgruppen geführt hatte.
So gab es bereits 1861 Einwände, dass die Unterbringung der amerikanischen Farbigen in den Slums des Nordens, wo sie in den grässlichen Fabriken schuften mussten, doch auch kaum viel humaner und demokratischer als im Süden war. Dazu hatten viele der Weißen im Norden ähnliche starke Vorurteile und rassistische Einstellungen gegenüber den Farbigen, wie dies auch im Süden der Fall war. Der Umgang mit den farbigen Freiwilligen-Regimentern der Union in der späteren Kriegsphase führte dies deutlich vor Augen.

So erklärte am 20. Dezember 1860 die Legislative von South Carolina den Staat zu einem unabhängigen Commonwealth, der nicht mehr der Union angehörte. Eine solche Entscheidung war den Politikern des Nordens, die die Union als unteilbares Ganzes betrachteten, ein Dorn im Auge. Jedoch folgten South Carolina aber bald auch Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana und Texas. Sie schlossen sich zu den Konföderierten Staaten von Amerika zusammen und wählten am 9. Februar 1861 Jefferson Davies zu ihrem Präsidenten.

Tennessee-Regiment
Ein Tennessee-Regiment schließt sich Anfang 1861 der ‚Armee von Virginia‘ an.

Es war allen klar, dass der Norden die Sezession eines so großen Teils des Landes nicht wortlos hinnehmen würde, und so rief Präsident Davis zwei Tage nach Lincolns Amtseinführung 100.000 Einjahres-Freiwillige auf. Mitte April 1861 hatte die Konföderation schon 35.000 Mann unter Waffen, eine doppelt so große Streitmacht wie die kleine Unionsarmee.

Lincoln unternahm einen Versuch, die US-Garnison in Fort Sumter im Hafen von Charleston zu versorgen und zu verstärken, was zu einem Beschuss durch die Streitkräfte South Carolinas unter General Beauregard führte.
Am 14. April kapitulierte Fort Sumter, und am folgenden Tag forderte Lincoln 75.000 Freiwillige zur Niederschlagung des Aufstands auf.
Virginia – noch immer Teil der Union – bezeichnete diesen Aufruf als Kriegshandlung gegen die abtrünnigen Südstaaten und trat selbst diesen bei, gefolgt von Arkansas, Tennessee und North Carolina. Am 20. Mai 1861 befanden sich elf Staaten in bewaffneter, offener Rebellion, während Kentucky am 24. Mai seine Neutralität erklärte. Als Gegenmaßnahme verkündete Lincoln eine Blockade der südlichen Häfen.


Die Gegner

Lager von Freiwilligen
Ein typisches Lager von Freiwilligen vor dem Beginn der Kampfhandlungen, wobei es nicht eindeutig ist, ob aus dem Süden oder Norden. Ältere Männer, Frauen und Kinder besuchen ihre Verwandten oder Freunde.

Auf dem Papier hatten die zweiundzwanzig Nordstaaten eine überwältigende Übermacht. So betrug ihre Bevölkerung 22 Millionen Menschen gegenüber nur 5 1/2 Millionen Weißen im Süden. Der Norden verfügte sowohl über Landwirtschaft als auch über Schwerindustrie, während die Konföderation vom Export ihrer Baumwolle, ihres Zuckers und ihres Tabaks als Gegenleistung für Materiallieferungen abhängig war, die sie selbst kaum herstellen konnte.
Die zunehmende Blockade der Unions-Flotte übte einen Würgegriff aus, aus dem sich der Süden nie mehr befreien konnte. Dies verursachte einen Mangel an Waffen, Munition und Ausrüstung, der sich im Laufe des Krieges immer weiter verschärfte.


Die ‚Armee‘ der Konföderation bestand zu diesem Zeitpunkt ausschließlich aus neuen Rekruten und lokalen Milizen und Freiwilligen-Kompanien, die schlecht ausgebildet und ausgerüstet waren und durch 313 Berufsoffizieren verstärkt wurden, welche die US-Armee nach der Abspaltung ihrer Heimatstaaten verlassen hatten. Nur sechsundzwanzig weitere Mannschafts-Dienstgrade desertieren zur Konföderation.
In den ersten Kriegsmonaten musste sich der Norden ebenfalls auf seine Milizkompanien stützen, da die reguläre Armee klein war und sich auf die westlichen Grenzgebiete und die Ostküste verteilte.

Als der Krieg ausbrach, besaß die Union nur vier Kriegsschiffe in den nördlichen Gewässern, während die Konföderation über keinerlei Schiffe verfügte. Es gab lediglich nur eine Anzahl von ‚abtrünnigen‘ Marine-Offizieren und kaum Möglichkeiten zum Bau von Schiffen im Süden, da sich die wichtigsten Werften alle im Norden befanden.

Washington und Custer
Am 31. Mai 1862 wurde der Zweite Leutnant J.B. Washington und Adjudant von Südstaaten-General Johnston gefangen genommen und sitzt hier neben seinem Freund und Klassenkameraden aus West Point, dem Zweiten Leutnant G.A. Custer der 5. US-Kavallerie.
Die größte Tragödie des Krieges war die Tatsache, dass es sich tatsächlich um einen ‚Bürgerkrieg‘ handelte – die Zahl der dadurch getrennten Familien war erschütternd. Drei Fälle zeigen, wie sehr Amerika zu ‚einer geteilten Nation‘ wurde:
Die Frau von Präsident Lincoln hatte einen Bruder, drei Halbbrüder und drei Schwäger in der konföderierten Armee.
Bei Gettysburg griff das 7. West-Virginia-Regiment der Union unter dem Kommando von Oberstleutnant Lockwood das konföderierte 7. Virginia-Regiment an. Einer der verwundeten und gefangenen Offiziere der Konföderierten war der Neffe von Oberst Lockwood.
Doch die Tragödie, welche die ganze Nation erfasste, lässt sich am besten am Fall von Kapitän Franklin Buchanan aufzeigen, dem Kommandanten der C.S.S. Virginia, die im März 1862 die U.S.S. Congress versenkte. Buchanans Bruder war Zahlmeister der Congress, welcher bei der Versenkung des Schiffes ums Leben kam.

Derartige tragische Ereignisse wiederholten sich während des gesamten Krieges. So soll bei Shiloh ein junger Soldat aus Kentucky gesehen worden sein, der auf die gegnerischen Linien zeigte und seinem Bruder zurief: ‚Warte, Bill, schieß nicht mehr! Da ist Vater!‘.


Die ersten Gefechte

Lager konföderierter Infanterie
Ein Lager konföderierter Infanterie.

Am 20. April 1861 eroberte die Miliz von Virginia die Marinewerft von Norfolk, deren Besitz ein wichtiger Erfolg für die Konföderation war. Dazu konnten sie die alte Dampffregatte Merrimack und große Bestände an schweren Waffen erbeuten.
Im Mai war sogar die US-Bundeshauptstadt Washington kurzzeitig durch die Südstaatler bedroht. Dagegen konnte am 1. Juni bei Boonville eine konföderierte Bedrohung von St. Louis am Mississippi abgewehrt werden. Den ganzen Juni über kam es bereits zu Scharmützeln in West Virginia.

1. Virginia-Kavallerie-Regiment
Eine der Elite-Einheiten des Südens war das 1. Virginia-Kavallerie-Regiment, hier auf dem Marsch.

Zum ersten und wichtigsten Kriegsschauplatz wurde das Gebiet um die beiden Hauptstädte Washington und Richmond in Virginia, wo letztere zum Sitz der konföderierten Regierung wurde.
General McDowell rückte am 19. Juli mit 38.000 Unionssoldaten, zu denen weniger als 2.000 reguläre Soldaten gehörten, aus, um Beauregard anzugreifen. Dieser stand mit 20.000 Konföderierten in der Nähe von Centerville in Virginia.
Nicht ahnend, dass der konföderierte General Joseph Johnston mit 12.000 Mann Verstärkung eingetroffen war, griff McDowell in der Ersten Schlacht von Bull Run mit einem zu komplizierten Schlachtplan für seine unausgebildeten und unerfahrenen Milizsoldaten an.
Sein Angriff wurde von der Virginia-Brigade von General Thomas J. Jackson zum Stehen gebracht. Jackson wurde dabei als ’so Standhaft wie eine Steinmauer‘ beschrieben, unempfindlich gegen die Angriffe der Union, was ihm seinen berühmten Spitznamen ‚Stonewall-Jackson‘ einbrachte.
Als Johnstons Verstärkungen mit der Eisenbahn ankamen, was eine bedeutende Neuerung in der Geschichte der Kriegsführung war, wurden McDowells Freiwillige überflügelt und flohen in Panik.
Die wenigen regulären US-Soldaten deckten den Rückzug der Milizen, aber Präsident Davis verbot jegliche Verfolgung, die zur Einnahme der Bundeshauptstadt Washington hätte führen können, wenn sie erlaubt worden wäre.

 69. New Yorker Freiwilligen-Regiment Rückkehr
Das 69. New Yorker Freiwilligen-Regiment wird trotz der Niederlage von Bull Run jubelnd bei seiner Rückkehr in die Stadt empfangen.

In der Folge wurde bei der Union McDowell durch General McClellan ersetzt, der sich daran machte, die spätere ‚Army of the Potomac‘ zu reorganisieren und zu formieren, damit sich das Debakel von First Bull Run nicht wiederholen würde.
Am 10. August 1861 stoppte Unionsgeneral Lyon den Vormarsch der Konföderierten im Westen auf Missouri bei Wilson’s Creek, allerdings auf Kosten seines eigenen Lebens.

Mitte September wurde General Robert E. Lee, welcher der Mann war, der John Brown 1859 in Hapers Ferry gefangen genommen hatte, und nun der Armee der Konföderation angehörte, bei dem Versuch, West Virginia zurückzuerobern, von Unionstruppen am Cheat Mountain zurückgeschlagen. Vor Lees Übertritt zur Konföderation hatte US-Präsident Lincoln ihm sogar das Kommando über die Unionstruppen angeboten, welches er jedoch ablehnte.

Am 2. Oktober wurde bei Balls Bluff eine kleine Streitmacht der Union vernichtet, doch am 7. November überfiel der Unionsgeneral Ulysses S. Grant in einem Blitzvorstoß Belmont und beendete damit den Druck der Konföderierten auf Missouri.

1861 endete damit ohne weitere militärische Aktionen. McClellan wurde zum Oberbefehlshaber der Union ernannt und löste den alten Helden Winfield Scott ab, der wegen seines fortgeschrittenen Alters in den Ruhestand getreten war. Dies war eine unglückliche Entscheidung seitens der Union, denn der gebürtige Südstaatler Scott war trotz seines hohen Alters immer noch der fähigste militärische Kopf des Landes.

button go US-Bürgerkrieg im Jahr 1862.


Quellenangaben und Literatur

Der US-Bürgerkrieg 1861-1865, Soldaten, Waffen, Ausrüstung (Jan Boger)
Uniforms of the American Civil War (Philip Haythornthwaite)
dtv-Atlas Weltgeschichte (Band 2 – Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart)
The Army of Northern Virginia ((Philip R. N. Katcher)
American Civil War Armies (4): State Troops (Philip Katcher)


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