Fort Sumter – Auftakt zum US-Bürgerkrieg


Vor 160 Jahren, am 12. April 1861, begann der Angriff auf Fort Sumter im Hafen von Charleston durch die Konföderierten, was der Auftakt zum US-Bürgerkrieg war.

Fort Sumter
Fort Sumter (Farbfotografie, ca. 1900)

Wie die Einwohner von Charleston in South Carolina Fremden gerne erklären, liegt der Hafen von Charleston dort, wo die Flüsse Ashley und Cooper zusammenfließen und den Atlantik bilden.

Fort Sumter

Im Frühjahr 1861 richtete sich die Aufmerksamkeit des größten Teils der amerikanischen Nation auf den Hafen von Charleston und insbesondere auf die drei Forts des US-Bundes, die ihn bewachten: das aus dem Revolutionskrieg stammende Fort Moultrie auf Sullivans Island, das ebenso alte Castle Pinckney in der Nähe der Mündung des Cooper Rivers und das immer noch nicht fertiggestellte Fort Sumter auf einer künstlichen Insel in der Nähe des Eingangs zum Hafen.

Denn obwohl South Carolina nun darauf bestand, nicht mehr Teil der Vereinigten Staaten zu sein, behielt die Regierung in Washington die Kontrolle über diese drei Flächen, welche rechtlich US-Bundesbesitz darstellten.

Modell von Fort Sumter
Ein Modell von Fort Sumter, wie es im Frühjahr 1861 aussah.

Vorspiel zum Bürgerkrieg

Gouverneur Francis W. Pickens, der sich nach der Sezession als Oberhaupt von South Carolina betrachtete, schickte Abgesandte nach Washington, um über die Übergabe der Forts an South Carolina zu verhandeln. Der gemächliche Präsident James Buchanan weigerte sich offiziell, sich mit ihnen zu treffen, obwohl er inoffiziell verlauten ließ, dass er jede Handlung vermeiden werde, die eine Krise auslösen würde.
Buchanans Hauptziel im Jahr 1861 war es, sein Amt an Lincoln zu übergeben, ohne einen Krieg auszulösen. Schließlich, so dachte er sich, war es erst Lincolns Wahl, welche die Krise der Union herbeigeführt hatte – deshalb war nur angemessen, dass Lincoln sich damit auseinandersetzte.

Major Robert Anderson
Major Robert Anderson, der Kommandant von Fort Sumter. Er war zerissen von Pflichtgefühl und seiner Herkunft aus dem Süden, wo er ein überzeugter Sklavenhalter war und die Sezession von Bundesstaaten als ein verfassungsmäßiges Recht ansah.
Der Mann vor Ort in dieser Situation war Major Robert Anderson, der die winzige Garnison der Union im alten Fort Moultrie befehligte. Er war von Buchanans aus Virginia stammendem Kriegsminister John B. Floyd handverlesen ausgewählt worden, da Andersons Vater während der Amerikanischen Revolution das Fort Moultrie erfolgreich gegen eine britische Invasion verteidigt hatte und weil Anderson selbst aus dem Süden stammte und ein überzeugter Sklavenhalter war.
Floyds nachfolgende Handlungen deuten darauf hin, dass er hoffte, Anderson würde sich gegenüber seinen ‚Gastgebern‘ in Charleston kooperativ verhalten und die Forts gnädigerweise aufgeben, wenn die Zeit reif war. Anderson war jedoch ein ernsthafter und entschlossener professioneller Militär, der seinen Auftrag als besonderen Vertrauensbeweis betrachtete.

Da Anderson zu dem Schluss kam, dass Fort Moultrie nicht zu verteidigen war, verlegte er am 26. Dezember 1860 seine Garnison in das noch unvollständige, aber fast uneinnehmbare Fort Sumter.
Die Bewohner South Carolinians waren wütend, da sie sich an Präsident Buchanans ‚Versprechen‘ erinnerten, den Status quo aufrechtzuerhalten. Daher warfen sie der Bundesregierung vor, ihr Wort gebrochen zu haben.
US-Kriegsminister Floyd war fast ebenso empört und überlegte Anderson anzuweisen, nach Fort Moultrie zurückzukehren. Aber nachdem er eine Woche lang gezögert hatte, kam Buchanan schließlich zu dem Schluss, dass Anderson in Übereinstimmung mit seinen Ermessensspielraum den Anweisungen zufolge gehandelt hatte. Deshalb weigerte er sich, eine Rückkehr anzuordnen.

In der Zwischenzeit besetzten Truppen aus South Carolina sowohl Fort Moultrie als auch Castle Pinckney und begannen, einen Ring von Batterien um Fort Sumter zu errichten. Die wichtigsten Werke wurden im alten Fort Johnson und am Cummings Point errichtet, wo die Milizionäre aus Charleston eine durch ein Eisenschild geschützte Batterie errichteten. Beide Seiten nannten sie die Iron Battery (‚Eiserne Batterie‘).
Außerdem konnten Granaten Sumter von Fort Moultrie und von einer schwimmenden Batterie, die vor der Spitze von Sullivans Island verankert war, erreichen.

Im Januar schickte die Buchanan-Administration den Handelsdampfer Star of the West mit Verstärkung und Nachschub für Andersons eingeschlossene Garnison nach Charleston. Von Südstaaten-Sympathisanten in Buchanans Kabinett vorgewarnt, standen Artilleristen aus South Carolina bereit und eröffneten das Feuer auf das unbewaffnete Schiff. Der erste Schuss wurde von einem jungen Kadetten der Zitadelle abgefeuert.
Im Unklaren gelassen, was seine Pflichten in solch einer Situation war, zögerte Anderson, das Feuer zu erwidern, woraufhin die Star of the West abdrehte und zurück aufs offene Meer hinausfuhr.

Von Januar bis zu Lincolns Amtseinführung im März hielten beide Seiten einen unsicheren Waffenstillstand im Hafen ein. Die Einwohner von Charleston arbeiteten hart daran, ihre Befestigungen rund um das Fort zu verbessern, und Andersons Männer arbeiteten daran, Sumters Festungswerke zu vervollständigen und mehrere weitere Artilleriegeschütze zu montieren.

Südstaaten-Präsident Jefferson Davis
Südstaaten-Präsident Jefferson Davis war mit seinen Anweisungen hauptsächlich verantwortlich für die Eskalation um Fort Sumter.
Am 18. Februar 1861 wurde Jefferson Davis in Montgomery, Alabama, als erster und – wie sich herausstellen sollte – einziger Präsident der Konföderation vereidigt. Die Last, über Fort Sumters Schicksal zu entscheiden, ging damit von Pickens auf Davis über. Der neue Präsident schickte Gesandte nach Washington, um zu verhandeln, aber er schickte auch Brigadegeneral P.G.T. Beauregard nach Charleston, um dort das Kommando über die Südstaatentruppen zu übernehmen.

Zwei Wochen später wurde Abraham Lincoln in Washington als sechzehnter Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt und schwor in seiner Antrittsrede, Bundesbesitz im Süden zu ‚halten, zu besetzen und zu bewahren‘. Damit waren die Fronten klar gezogen.

Beschuss von Fort Sumter

Aufgrund von Informationen, dass Andersons Vorräte knapp wurden, befahl Lincoln Anfang April die Vorbereitung einer Hilfsexpedition nach Fort Sumter. Trotz der Versuche des Außenministers William Seward dies zu unterlaufen, da er den konföderierten Gesandten versprochen hatte, dass die Regierung das Fort evakuieren würde, begann die Expedition am 6. April.
Außerdem benachrichtigte Lincoln South Carolinas Gouverneur Pickens von der Expedition und spielte damit dem Süden geschickt den Ball zu. Pickens leitete die Information an Davis weiter, der am 10. April, nachdem er die Angelegenheit mit seinem Kabinett besprochen hatte, ein Telegramm an Beauregard schickte, in dem er ihm befahl, die Kapitulation Fort Sumters zu fordern und, falls dies verweigert würde, ‚das Fort zusammenzuschießen‘.

Am nächsten Tag stellte Beauregard pflichtbewusst seine Forderung an Anderson, der sich weigerte zu kapitulieren. Um aber ein Blutvergießen zu verhindern, informierte er Beauregards Abgesandte, dass seine Vorräte so gering seien, dass Nahrungsmittelmangel in jedem Fall seine Kapitulation in ein paar Tagen erforderlich machen würden.
Hierin lag eine mögliche Lösung für die verzwickte Situation. Nach einer mehrstündigen Verzögerung, während Beauregard mit dem konföderierten Präsidenten Davis Rücksprache hielt, kehrten die Abgesandten nach Mitternacht und damit am 12. April 1861, nach Fort Sumter zurück, um Anderson zu fragen, wann genau das Fort übergeben werden würde. Anderson antworte, dass dies bis zum Mittag des 15. April erfolgen müsste, wenn das Fort in der Zwischenzeit nicht wieder versorgt würde.
Leider hielten Beauregards Abgesandte diese Antwort für unbefriedigend und informierten Anderson um 3:30 Uhr, dass sie in einer Stunde das Feuer eröffnen würden. Um 4:30 Uhr feuerte ein einzelnes Geschütz von Fort Johnson eine Granate im hohen Bogen in Richtung Fort Sumter zu, die rund 30 Meter über den Festungswällen explodierte. Dies war der erste Schuss, welcher zum Startschuss für den Amerikanischen Bürgerkrieg wurde.


Unionssoldaten mit Mörsern
Unionssoldaten mit Mörsern in einer Küstenstellung während des Bürgerkrieges.

Das Bombardement dauerte den ganzen Tag und die Nacht hindurch an. Die US-Regierungstruppen erwiderten das Feuer erst um 7:00 Uhr morgens, als Abner Doubleday, Andersons Stellvertreter und der angebliche Erfinder des Baseballs, eine 32-Pfünder bei der ‚Iron Battery‘ sichtete und den Befehl zum Feuern gab. Aber das Feuer der Artilleristen der Union war unwirksam, weil Anderson sich weigerte, seine großkalibrigen Geschütze an der exponierten Brüstung einzusetzen und weil er keine Zünder für die Explosionsgranaten seiner kleineren Geschütze hatte. Er musste sich daher auf Kanonenkugeln verlassen, die sich als völlig nutzlos gegen die geschützten Batterien der Rebellen erwiesen.

Kapitulation von Fort Sumter

Fort Sumter Flagge der Konföderierten
Am 14. April 1861 weht die Flagge der Konföderierten über Fort Sumter.
Am frühen Nachmittag des 13. April 1861, dem zweiten Tag des Beschusses, traf ein Schuss der Rebellen den Fahnenmast von Fort Sumter, welcher die US-Flagge zu Fall brachte. Obwohl sie jedoch bald wieder gehisst wurde, ruderte Oberst Louis T. Wigfall (der spätere Senator Wigfall von Texas) hinüber zum Fort, um noch einmal zu fragen, ob Anderson sich ergeben würde. Da die Brände im Fort außer Kontrolle gerieten und keine Aussicht auf Hilfe durch das US-Flottengeschwader bestand, stimmte Anderson zu.

Am 14. April marschierte die US-Garnison aus dem Fort auf Boote der Rebellen, welche die Männer zum Unionsgeschwader vor der Küste brachten. Unglaublicherweise resultierten die einzigen Verluste auf beiden Seiten aus der Explosion eines US-Geschützes während des Salutierens vor der Flagge nach der Kapitulation.

Nach den Nachrichten von Fort Sumter forderte Präsident Lincoln die US-Bundesstaaten dazu auf, 75.000 Freiwillige für drei Monate bereitzustellen, um die Revolte im Süden niederzuwerfen. Die nächsten drei Monate verbrachten beide Seiten damit, Truppen für einen Feldzug aufzustellen. Am 21. Juli 1861 kam es zur Ersten Schlacht von Bull Run, welche im Süden als ‚Manassas‘ bezeichnet wurde und damit war der Amerikanische Bürgerkrieg eine unvermeidliche Tatsache geworden.

Versuche der Rückeroberung

Weil South Carolina der erste Staat war, der sich von der Union abspaltete, und weil die ersten Schüsse des Krieges in seinem Hafen abgefeuert wurden, hatte Charleston eine besondere Bedeutung für beide Seiten. Während des Krieges unternahmen die Unionstruppen drei groß angelegte Versuche, Charleston einzunehmen, die allesamt erfolglos blieben.

Hafen von Charleston mit seinen Forts
Der Hafen von Charleston mit seinen Forts und die drei Versuche der Union, sie zu erobern.

Im Mai 1862 fuhr der Befehlshaber des Blockadegeschwaders der Union vor Charleston, Captain John B. Marchand, mit einigen seiner leichteren Schiffe durch die Sperre am Eingang des Stono-Rivers und schickte nach einer kurzen Untersuchung einen Bericht an seine Vorgesetzten, in dem er behauptete, dass die am Ufer des Flusses gelandeten Truppen der Union über James Island marschieren und Fort Johnson von hinten einnehmen könnten. Die Einnahme dieses Forts, argumentierte Marchand, würde Sumter unhaltbar machen und zur Einnahme von Charleston selbst führen.

Die Unionstruppen für eine solche Operation wurden schnell verfügbar gemacht, aber die Konföderierten hatten eine rund 3 Kilometer lange Verteidigungslinie westlich von Secessionville über die Halbinsel gezogen.
Trotzdem ordnete der US-Brigadegeneral Henry W. Benham am 16. Juni 1862 den Angriff auf diese Stellung an, welcher in einem Fiasko endete. Anschließend wurde Benham sogar verhaftet, da er den Angriff ohne Rücksprache mit dem Oberbefehlshaber des Kriegsschauplatzes angeordnet hatte.

Im 7. April 1863 versuchte eine US-Flotte aus Monitoren (Panzerschiffen) und hölzernen Dampfschiffen unter Vizeadmiral Samuel F. Du Pont in den Hafen von Charleston einzudringen. Aber die Konföderierten in Charleston hatten sich praktisch zwei Jahre auf solch einen Versuch vorbereitet und schlugen den Angriff mit Leichtigkeit ab.

Hafen von CFort Sumter unter konföderierter Flagge
Fort Sumter unter konföderierter Flagge am 20. Oktober 1863.

Der ernsthafteste Versuch der Union, Charleston und seine Forts zu erobern, fand von Juli bis September 1863 statt. Eine Unionsarmee unter Generalmajor Gillmore landete auf Morris Island und belagerte mit dem Unterstützungsfeuer des Flottengeschwaders Fort Wagner. Ein Sturmangriff am 18. Juli scheiterte aber, woraufhin Gillmore mit einer Belagerung für über einen Monat fortfuhr.
Anfang September war Gillmore für einen zweiten Sturmangriff bereit, aber am 7. September hatten die Konföderierten das Fort und die dahinter liegende Batterie Gregg (die ‚Eiserne Batterie‘) heimlich evakuiert. Gillmore versuchte nun das dahinter auf seiner künstlichen Insel liegende Fort Sumter zu nehmen, was aber scheiterte.

So konnte Charleston mit seinem wichtigen Hafen für ein ganzes weiteres Jahr von den Konföderierten gehalten werden und fiel erst, als Shermans ‚Marsch der verbrannten Erde‘ von Atlanta nach Savannha im Georgia und dann weiter nach Columbia, der Haupstadt von South Carolina, die rückwärtigen Eisenbahnverbindungen der Stadt zerschnitt.

Schließlich, am 9. April 1865, fast vier Jahre nach den ersten Schüssen auf Fort Sumter, kapitulierte Südstaaten-General Robert E. Lee gegenüber Ulysses S. Grant in Appomattox Court House, was den Amerikanischen Bürgerkrieg beendete.


Quellenangaben und Literatur

A Battlefield Atlas of the Civil War (Craig L. Symonds)
dtv-Atlas Weltgeschichte (Band 2 – Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart)


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