Die britische Infanterie während der Revolutionskriege von 1773 bis 1803.
Großbritannien war der erbitterte und ausdauerndste Gegner der Französischen Revolution. Im Zeitraum von 1792 bis 1814 war lediglich eine kurze Spanne von weniger als zwei Jahren Frieden zwischen den beiden Gegnern. Großbritannien war in seiner moderneren Geschichte immer bemüht, ein Gleichgewicht der Kräfte auf dem Kontinent bestehen zu lassen – allerdings nicht zuletzt, um sein koloniales Weltreich im Windschatten der Konflikte auf dem Kontinent zu errichten und zu erhalten.
Im Jahre 1793 kämpften britische Truppen daher erstmals seit dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen das revolutionäre Frankreich in Belgien.
Die Armee war eigentlich die ineffektivste Waffe im britischen Rüstungsarsenal. Sie war klein und nicht gerade hoch angesehen in Europa. Die Amerikanische Revolution hatte katastrophale Auswirkungen auf ihr Ansehen. Jedoch war gerade diese Niederlage der Auslöser, welcher zum letztendlichen Sieg in Waterloo führte.
Vielfältige Lehren wurden gezogen, welche die Armee zu mehr als einen Gegner für selbst größere französische Kräfte machten.
Die Organisation der Armee – welche Wellington später als die einzige Armee beschrieb, welche ‚in der Lage ist, überall hinzugehen und alles zu tun‘ – änderte sich in dieser Zeit, bis auf den weiteren Ausbau der Leichten Infanterie, nicht mehr besonders. Dies hatte die Ursache, dass alleine die britische Infanterie einen ungebrochenen Rekord von Erfolgen über die Franzosen erzielte, und somit es keine Gründe für Veränderungen gab.
Die Standardwaffe in diesen Regimentern war die schon 1717 eingeführte Steinschlossmuskete ‚Brown Bess‘. Sie wog 6 kg und feuerte runde Bleikugeln von etwa 28 g Gewicht. Von der Treffgenauigkeit wusste Oberst Hanger, der mit den hessischen Jägern im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg diente, zu berichten: ‚Die Muskete eines Soldaten, falls nicht äußerst schlecht gebohrt, kann einen Mann auf 75 Metern treffen, vielleicht sogar auf 90 Metern, aber ein Soldat muss schon viel Pech haben, wenn er von einer gewöhnlichen Muskete auf 130 Metern verwundet wird, vorausgesetzt der Feind zielt auf ihn, und was das Schießen mit einer normalen Muskete auf 180 Metern angeht, so könnte man ebenso gut auf den Mond schießen …‘
Die Linieninfanterie bestand im Gegensatz zu den tiefen französischen Kolonnen lediglich aus zwei Gliedern, sodass jede Waffe eingesetzt werden konnte und vielfach mit deutlich unterlegenen Truppen trotzdem die Feuerüberlegenheit erzielt wurde. Hinzu kam, dass die Engländer für gewöhnlich niemals angriffen, sondern eine sorgfältig gewählte Verteidigungsstellung in ansteigendem Gelände besetzten, wo nur wenig von ihnen zu sehen war.
Zudem waren die nach und nach aufgestellten Leichten Truppen den französischen Plänklern in Ausbildung aufgrund der Erfahrungen des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges weit überlegen und als im Jahre 1800 noch die Baker Rifle beim 95. Regiment eingeführt wurde, bestand zumindest hier auch ein erheblicher waffentechnischer Fortschritt. Die Baker war eine echte Büchse mit gerilltem Lauf und erzielte bis auf 275 m gegen Einzelziele gute Ergebnisse !
Quellenangaben und Literatur
Uniforms of the French Revolutionary Wars 1789-1802 (Philip Haythornthwaite)
Weitere interessante Beiträge: