Japanische Pistolen


Japanische automatische Pistolen und Revolver aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken und Bilder.

Pistole Typ 14 Nambu
Automatische Pistole Typ 14 Nambu

Automatische Pistolen und Revolver der japanischen Streitkräfte in den Weltkriegen.

Revolver Meiji Typ 26

Revolver Meiji Typ 26
Revolver Meiji Typ 26

Während des Ersten Weltkriegs verwendeten die japanischen Streitkräfte zwei Typen von Faustfeuerwaffen: den Revolver Typ 26 und die automatische Pistole Typ 04.
Der 9-mm Typ 26 Revolver wurde 1893 ursprünglich für die japanische Kavallerie angenommen und da es das 26. Jahr der Meiji-Herrschaft war, auch als ‚Pistole Revolver Meiji 26‘ bezeichnet.

Es war ein japanischer Entwurf, welcher typisch für seine Zeit war. Denn die Waffe wurde zu einer Zeit hergestellt, als die Japaner erst noch westliche Technologien studierten, um ihre Nation aus der noch weit verbreiteten, mittelalterlichen Rückständigkeit herauszubringen. Jedoch waren sich die japanischen Entwickler von Faustfeuerwaffen nicht sicher, welche westlichen Entwürfe sie als Vorbilder nehmen sollte und so entstand eine Vermengung aus verschiedenen Modellen.

Das Erscheinungsbild verdankt die Waffe dem russischen Nagant-Revolver, das Zylinderschwenksystem stammt von dem von der japanischen Marine 1879 gekauften Smith & Wesson Revolvern, die Möglichkeit zum Aufklappen des Schlossmechanismus zur Reparatur und Reinigung stammt vom französischen Lebel M1892 und die Mechanik wurde von mehreren zeitgenössischen europäischen Entwürfen abgeleitet, hauptsächlich aus Holland.
Um auch einen Hauch eigener Ideen einzubringen, beschlossen die Japaner die Waffe als eine Double-Action-Pistole auszulegen und ihre eigene 9-mm-Munition zu verwenden, welche bis dahin oder seitdem von keiner anderen Waffe verwendet wurde.

Eine derartige Kombination hätte eigentlich ein vernünftiges Ergebnis hervorbringen müssen, aber irgendetwas ging beim Zusammensetzen schief und die Waffe hatte einen schweren Lauf, war wegen des Double-Action-Verschlusses ebenso schwer abzufeuern und mangelhaft aus minderwertigen Material hergestellt.
Die Genauigkeit war ebenso schlecht und die außerhalb Japans unbekannte und eigentümliche 9-mm-Randkartusche erzielte nur 184 Joule beim Austritt aus dem Lauf, was eine der schwächsten jemals verwendeten militärischen Patronen war.

Das Ergebnis war ein etwas seltsamer Revolver, der trotzdem offensichtlich brauchbar und schlagkräftig genug war, um in zwei Weltkriegen vom japanisches Heer verwendet werden zu können.
Nach der Einführung der automatischen Nambu-Pistolen wurde der Revolver während des Zweiten Weltkriegs hauptsächlich von Reserve- und Heimatverteidigungs-Verbänden verwendet. Einige japanische Unteroffiziere im Süd-Pazifik verwendeten den Revolver Meiji Typ 26 jedoch ebenfalls.


Automatische Pistole Typ 04 Nambu

Typ 14 Nambu
Automatische Pistole Typ 14 Nambu

Die automatische Pistole vom Typ 04 wurde von Oberst Kijiro Nambu entworfen, wurde aber nie offiziell für die kaiserlich-japanische Armee übernommen. Sie wurde auch als ‚Taisho 04‘ bezeichnet, da sie im vierten Jahr der Taisho-Herrschaft perfektioniert und in den kommerziellen Handel kam.
Nach zeitgenössischen Zeitungsartikeln wurde die neue Waffe von Oberst Nambu erstmals dem japanischen Kaiser im September 1909 bei den Abschlusszeremonien der Toyama-Militärakademie vorgeführt.

Von dieser Waffe wurden aber so viele von japanischen Offizieren gekauft und im Dienst verwendet, dass sie von den Streitkräften mit der Bezeichnung ‚Typ 04‘ versehen wurde. Im Westen wurde sie jedoch als ‚Nambu‘ bekannt und sie war schließlich so weit verbreitet, dass dort alle nachfolgenden japanischen Pistolen-Modelle als ‚Nambu‘ bezeichnet wurden.

Obwohl die Nambu-Pistole Ähnlichkeiten mit der Luger Parabellum Modell 1908 aufweist und deshalb manchmal als ‚japanische Kopie der Luger‘ bezeichnet wurde, gibt es keine mechanischen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Waffen.
Der Typ 04 verschoss eine 8-mm-Patrone und die Mechanik war der italienischen Glisenti nicht unähnlich, jedoch kräftiger. Diese Mechanik gab dem Typ 04 sein unverwechselbares Aussehen und vermutlich verwendete Nambu die italienische Pistole als Ausgangspunkt für seinen Entwurf.
Es gab mehrere Variationen des Basismodells Typ 04, von denen die drastischste eine spezielle 7-mm-‚Baby- Nambu‘-Version war, die für den Gebrauch durch Stabsoffiziere bestimmt war.


Trotz ihrer weit verbreiteten Verwendung war der Typ 04 offenbar keine sehr zufriedenstellende Pistole. Eine konstante Ursache für Probleme war die Schlagfeder, die manchmal so schwach wurde, dass sie keine Patrone mehr abfeuern konnte. Deshalb enthielten während des Zweiten Weltkriegs die serienmäßige Pistolenhalfter auch eine eigene Tasche mit einer Ersatzfeder.
Ein weiteres Problem war der allgemein niedrige Standard des verwendeten Stahls, welcher für einige Komponenten bei der Herstellung verwendet wurde. Dieser konnte bei härterem Gebrauch der Waffe zerbrechen.
Weiterhin verwendete die Pistole eine ungewöhnliche Flaschenhals-förmige Patrone mit einer nur 6,5 Gramm schweren Kugel. Abgesehen von den japanischen Maschinenpistolen wurde diese Patrone niemals mehr bei einer anderen Waffe verwendet.

Trotzdem blieb der Typ 04 viele Jahre lang in Verwendung und war auch noch während des Zweiten Weltkriegs immer noch im Gebrauch, trotz der Verfügbarkeit einer allgemein verbesserten automatischen Pistole, welche 1927 als Typ 14 eingeführt worden war.


Automatische Pistole Typ 14 Nambu

Pistole Typ 04 Nambu
Automatische Pistole Typ 04 Nambu

Obwohl der Typ 14 immer noch Nambu genannt wurde und leicht mit dem Modell Typ 04 verwechselt werden kann, wurde diese Version nicht mehr Oberst Nambu entworfen.
Diese automatische Pistole hatte ihren Ursprung in einem Entwicklungsbüro eines staatlichen Waffenarsenals, wahrscheinlich des Nagoya-Arsenals. Sie sollte den Typ 04 mit einer leichter herzustellenden Waffe ersetzen und diese Pistole wurde dann auch tatsächlich offiziell von den japanischen Streitkräften übernommen.
Die Modellnummer gibt an, dass sie im 14. Jahr der Taisho-Herrschaft, also 1925, fertiggestellt wurde.

Die hauptsächlichen Änderungen gegenüber dem Typ 04 bestanden aus dem Einbau einer Sicherung in einer Position, die nur mit der freien Hand des Schützen bedient werden konnte und dem Ersatz der einfachen, versetzten Rückholfeder durch zwei Federn, wovon sich jeweils eine auf jeder Seite des Rahmens befand. Dazu kamen noch einige kleinere, interne Veränderungen zur Vereinfachung der Produktion.

Jedoch wurde nichts für die Verbesserung der Haltbarkeit der Schlagfeder getan, sodass dies nach wie vor der Schwachpunkt auch dieser Konstruktion blieb.
Ein weiterer Nachteil war, dass der Schlagbolzen nach dem letzten Schuss an der Magazin-Plattform offengehalten wurde, nachdem der letzte Schuss abgegeben worden war. Der Druck der beiden Rückschlagfedern sowie einer starken Magazinhaltefeder erschwert dann die Entnahme des leeren Magazins.
W0enn die Finger des Schützen durch Öl oder Schweiß glitschig waren und die Waffe dazu noch verschmutzt, so war es fast unmöglich, das Magazin schnell zu wechseln.

Es gibt ein oder zwei weniger bedeutende Varianten dieser Waffe. Zu einem, die ‚Baby-Nambu‘ als kleineres Modell für eine spezielle 7-mm-Patrone. Ursprünglich für den kommerziellen Verkauf entwickelt, scheint dann die gesamte Produktion von der japanischen Luftwaffe übernommen worden zu sein.
Das ‚Kiska‘-Modell ist eine Taisho 14 mit einem extragroßen Abzugsbügel, um die Benutzung mit Handschuhen zu ermöglichen. Sie wurde Anfang der 1930er Jahre für den Einsatz in der Mandschurei entwickelt, erhielt aber ihren inoffiziellen alliierten Namen durch den Umstand, dass sie von den alliierten Truppen im Feldzug auf den Aleuten zum ersten Mal vorgefunden wurde.

Wie bei dem Typ 04 war dieses Modell weit verbreitet und wurde im Kampf auf dem gesamten ostasiatischen Kriegsschauplatz eingesetzt.
Der einzige konkrete Bericht auf die Verwendung im Kampf befindet sich in einem Manuskript von Oberstleutnant R. K. Wilson, der von einer Begegnung in Burma mit einem unglücklichen japanischen Offizier berichtete. Nachdem der Japaner seine Pistole auf den sich nähernden Briten Leergeschossen hatte, wurde er von diesem erschossen, während er vergeblich versuchte, das leere Magazin zu entfernen. Somit war der Mann ein Opfer des zuvor erwähnten fehlerhaften Konstruktionsmerkmals.


Automatische Pistole Typ 94 Shiki-Kenju

Pistole Typ 94
Pistole Typ 94
In den 1930er Jahren hatten die japanischen Streitkräfte die automatische Pistole Typ 14 in Verwendung, welcher ein solider Entwurf war und im Westen meist auch als ‚Nambu‘ wie der vorausgegangene Typ 04 von Oberst Nambu bezeichnet wurde.
Aber nach den ausufernden Feldzügen in China ab Mitte der 1930er Jahre wurde der Bedarf nach mehr Pistolen für die sich ständig vergrößernden japanischen Streitkräfte ebenfalls größer und konnte nicht mehr durch die Nambu-Pistolen gedeckt werden.


Eine einfache Lösung erschien auf der Bildfläche durch eine automatische 8-mm-Pistole, welche seit 1934 kommerziell hergestellt wurde. Aber die Verkäufe dieser Pistole waren gering, hauptsächlich als Folge des seltsamen und unbeholfenen Aussehens der Waffe.
Deshalb konnten die japanischen Streitkräfte die vorhandenen Lagerbestände sowie die gesamte, laufende Produktion übernehmen.

Diese Waffe wurde ursprünglich an das Personal der Panzertruppe und der Luftwaffe ausgegeben. Bis zum Ende der Produktion im Jahr 1945 wurden mehr als 70.000 Stück hergestellt und bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Präsenz der automatischen Pistole Typ 94 Shiki-Kenju auch auf andere Waffengattungen ausgebreitet.
Die Bezeichnung Typ 94 entstammt dem japanischen Kalenderjahr 2594, welches dem Jahr 1934 ihrer Einführung nach westlicher Zeitrechnung entspricht.

Nach allem, was über diese Pistole bekannt ist, war es eine der schlechtesten jemals in den Dienst einer Streitmacht übernommen Faustfeuerwaffen. Ersteinmal war der Entwurf in mehrfacher Hinsicht unsolide, dazu war das gesamte Erscheinungsbild unschön und die Waffe konnte nur schlecht gehandhabt werden und war dabei oft unsicher.
Die Ursache für den letzten Umstand war, dass ein Teil des Auslösemechanismus aus der linken Seite des Rahmens herausragte. Wenn auf diesen Druck entstand und sich eine Patrone in der Kammer befand, konnte ein unbeabsichtigter Schuss ausgelöst werden.
Ein weiteres schlechtes Merkmal war die Vorrichtung, welche sicherstellen sollte, dass nur Einzelschüsse abgegeben werden konnten, wenn der Abzug durchgedrückt wurde. Diese Funktion war so schlecht ausgeführt, dass eine Patrone abgefeuert werden konnte, bevor sie vollständig in die Kammer gelangt war.
Die Patrone erreichte nur 244 Joule beim Verlassen des kurzen Laufs.

Zusammen mit diesen Fehlern kam noch eine mangelhafte Qualität bei der Fertigung der Waffe mit minderwertigen Materialien dazu. Das Ergebnis war eine Waffe, welche gefährlich unsicher zu tragen und zu benutzen war. Die Herstellung dieser Waffe erfolgte so überstürzt, dass das Ergebnis eine schlecht gemachte Pistole war.

Die Pistole Typ 94 musste an das Militär trotz all ihrer Mängel ausgegeben werden, weil die japanische Industrie zu diesem Zeitpunkt keine bessere Waffe produzieren konnte. So wurden von dieser Pistole Exemplare erbeutet, wo noch Markierungen und Spuren von Werkzeugmaschinen auf der Außenhülle zu sehen sind.
Der Grad der minderwertigen Herstellung und Funktion der Waffe ist so dramatisch, dass sie eigentlich weder zum Tragen noch zum Schießen verwendet werden sollte.


Spezifikationen japanische Faustfeuerwaffen

Spezifikationen:

SpezifikationRevolver Meiji 26Taisho 04 NambuTaisho 14Typ 94
TypRevolverSelbstladepistole==
Kaliber9 mm8 mm==
Länge23,9 cm22,9 cm22,7 cm18,3 cm
Gewicht0,9 kg0,9 kg0,9 kg0,69 kg
Lauf11,90 cm; 6 rechtsläufige Züge12,0 cm; 6 rechtsläufige Züge12,07 cm; 6 rechtsläufige Züge9,6 cm; 6 rechtsläufige Züge
Magazin6886
FunktionRevolver mit Klapprahmen, nur Double-Action und selbstausstoßendRückstoss==
Geschossgeschwindigkeit277 m/sek325 m/sek325 m/sek305 m/sek

Einsatzstatistik:

AngabenRevolver Meiji 26Taisho 04 NambuTaisho 14Typ 94
HerstellerStaatsarsenal NagoyaJapan Special Steel Company Staatsarsenal, Nagoyaverschiedene Staatsarsenale=
Produktionsbeginn1893191519271934
Truppeneinführung1893 für japanische Kavallerieinoffiziell von Offizieren19271934
Endlieferung??19451945
Produktionszahl???70.000+
Stückpreis????


Quellenangaben und Literatur

The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
Infanterie im 2. Weltkrieg (J.B.King, John Batchelor)


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