StG-45


StG-45 oder Sturmgewehr 45 und seine modernen Nachfolger G3, CETME, HK33, G36.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken und Bilder.

StG-45
Sturmgewehr 45 (StG-45)

Sturmgewehr 45 (StG-45)
Typ: automatisches Gewehr.

Geschichte


Gegen Endes 2. Weltkrieg hatten alle Streitkräfte das große Potenzial der automatischen Infanterie-Waffen erkannt. Automatische Waffen deklassierten die traditionellen Zylinderschloss-Gewehre, da sie innerhalb der häufigsten Feuerreichweite bei Infanteriegefechten eine wesentlich höhere Feuer-Kadenz mit relativ hoher Schussgenauigkeit hatten. Diese Infanteriewaffen hatten auch größere Magazine für mehr Patronen.

Die ersten automatischen Infanteriewaffen, welche weit verbreitet während des 2. Weltkrieg eingesetzt wurden, waren die deutsche MP 40 und die russische PPSh-41 Maschinenpistolen. Maschinenpistolen waren aber nur auf sehr kurze Entfernungen effektiv und ziemlich ungenau.

So entstand erstmals mit dem Sturmgewehr 44 eine Kombination aus der hohen Feuerkraft der Maschinenpistole und der größeren Reichweite und Genauigkeit der traditionellen Infanteriegewehre. Kurz als StG-44 bezeichnet, wurde die Waffe zur ‚Mutter aller Sturmgewehre‘ und war in letzten beiden Kriegsjahren zunehmend häufig bei Wehrmacht und Waffen-SS zu sehen.
Diese Waffe verfeuerte eine 7,92×33-mm-Kurz-Kartusche aus einem gekrümmten, herausziehbaren 30-Schuss-Kastenmagazin. Sie wurde durch ein Kippbolzen-System betrieben und bis Kriegsende wurden rund 425.000 Sturmgewehre ausgeliefert.

Wie meistens bei der Einführung eines neuen, revolutionären Waffensystems war das StG-44 jedoch keine perfekte Infanterie-Waffe. Für die immer mehr unter Druck kommende deutsche Kriegsindustrie war die Waffe nicht einfach genug herzustellen und auch für den Infanteristen im Feld zu schwer zu tragen.

Deshalb wurde ein Auftrag erteilt, das deutsche Heer mit einer kostengünstigeren und einfacher herzustellenden Variante des StG-44 auszurüsten, welche auch weniger Gewicht haben sollte.
Die Entwurfsarbeiten begannen bei Mauser im Jahr 1944 und die neue Waffe hatte natürlich eine gewisse Ähnlichkeit mit der bisherigen Sturmgewehr-Serie. Es folgten anschließend Versuche mit der als ‚Gerät 06‘ bezeichneten Waffe.

Das Gerat 06 verwendete einen Rollenverschluss, kurzen Rückstoßmechanismus mit einem gasbetriebenen Kolben. Nach einer Änderung, welche das Gassystem durch einen Rollenverschluss mit verzögerten Masseverschluss ersetzt, erschien der Prototyp ‚Gerät 06H‘.
Diese Waffe erhielt dann die offizielle Bezeichnung StG-45 (M) und die Produktion wurde in Auftrag gegeben.

Bei Kriegsende im Mai 1945 waren jedoch gerade erst einmal 30 Vorserienmodelle des vielversprechenden StG-45 fertiggestellt, bevor die Mauser-Fabrik in Oberndorf/Neckar von alliierten Truppen besetzt wurde. Diese Gewehre sollten für Truppenversuche an der Front verwendet werden, wozu es nicht mehr kam. Das StG-45 war somit der Höhepunkt der Entwicklung von Sturmgewehren in Nazi-Deutschland.

Äußerlich war das StG-45 ein konventioneller Entwurf mit einem festen hölzernen Schulterstück, abgewinkeltem Pistolengriff sowie ein fest im Gehäuse montierten Lauf. Das Magazin wurde in traditioneller Weise vor dem Auslöser mit allen notwendigen inneren Funktionen am Gehäuse untergebracht.
Ein Ladegriff wurde auf dem Gehäuse mit einem herausstehenden Hebel eingebaut. Eine Auswahl für den Feuermodus wurde für den schnellen Zugriff in der Nähe des Daumens angebracht. Dafür gab es drei Einstellungen: ‚S‘, ‚E‘ und ‚D‘ (gesichert, Einzel- und Dauerfeuer).
Jeweils ein Zielkorn wurde kurz vor dem Lademechanismus und vorne auf der Mündung angebracht.


Die Konstruktion der Waffe erfolgte aus Stahlstanzteilen und wurde an bestimmten Stellen geschweißt. Das Magazin war wie gehabt gekrümmt und es gab ein kleineres 10-Schuß-Magazin sowie das Standard-30-Schuss-Magazin.

Im Gegensatz zum StG-44 kostete das StG-45 nur die Hälfte, benötigte nur die Hälfte an Rohstoffen bei der Herstellung und hatte eine kürzere Fertigungszeit. Auch war die neue Waffe rund 1 kg leichter.

Nach dem Krieg wurde es üblich, dass sich deutsche Waffenkonstrukteure zur Fortsetzung ihrer Arbeit in andere Länder begaben. Einige der Mitarbeiter der Mauser-Werke nahmen an der Entwicklung einer ähnlichen, automatischen Waffe in Frankreich teil, welche die Patrone des US 30 M1 Carbine mit einem Rollenverschluss-Mechanismus verfeuern sollte. Das Projekt wurde dann aber wegen fehlender finanzieller Mittel abgebrochen.

Weitere Mitarbeiter machten sich später auf den Weg nach Spanien, wo die Regierung die CETME-Gruppe unterstützte, welche einen praktikablen Prototyp mit Rollenverschluss-Masseverschluss-Mechanismus konstruierte, der 7,29-mm-Patronen verfeuerte.
Das spanische Militär übernahm eine modifizierte Form der Waffe, welche eine weniger kraftvolle 7,62-mm-CETME-Patrone von 1958 verfeuerte.

Diese Waffe wurde auch von der neuen Bundeswehr übernommen, welche durch die Firma Heckler&Koch ab 1959 als HK G3 Sturmgewehr mit der 7,62×51-mm-NATO-Patrone hergestellt wurde. Auf diese Weise erreichte der Kriegsentwurf der Wehrmacht mit dem verzögerten Masseverschluss-System wieder Deutschland und wurde anschließend in einer Vielzahl von automatischen H&K-Waffen weiter verwendet.


Spezifikationen Sturmgewehr 45

Spezifikationen:

Sturmgewehr 45 (StG-45) Spezifikation
TypAutomatisches Gewehr
Kaliber 7,92 mm (Kurz-Patrone 33mm)
Länge 90,00 cm
Gewicht 4 kg (3,7 kg kleines Magazin)
Lauf 43,00 cm mit 4 rechtsläufigen Zügen
Magazin 10- oder 30 Schuss einsteckbares Kasten-Magazin
Funktion Rollenverschluss
Geschoßgeschwindigkeit 640 m/s
Feuergeschwindigkeit 450 Schuss/min.
Gefechts-Schussweite ca. 300 Meter

Einsatzstatistik:

Sturmgewehr 45 Angaben
Hersteller Mauserwerke AG (Oberndorf)
Serienproduktion1945 (nur Vorserie kurz vor Kriegsende)
EndlieferungMai 1945
Stückzahl (alle) 30
Stückpreis ca. 33 Reichsmark


Die modernen Nachfolger

CETME

Das CETME-Sturmgewehr hat seine Ursprünge in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele deutsche Waffenentwickler keine Arbeit mehr hatten. Einige davon fanden Arbeit bei der spanischen Centro de Estudios Tecnicos de Materiales Especiales oder kurz CETME.
Auf der Grundlage ihrer großen Kriegserfahrung mit den deutschen automatischen Sturmgewehren StG-44 und StG-45 entwickelten sie zwei Prototypen, welche deren Rückstoßmechanismus und Rollenverschluss verwendeten.
Die neue Waffe wurde als CETME Modell A bezeichnet und war zuverlässig und populär.


Die neuste Version des CETME-Sturmgewehrs ist eine halbautomatische, mit verzögerten Rollenverschluss ausgestattete Waffe, welche eine Verriegelung-Rolle zur Verzögerung der Rückstoßbewegung des Bolzenträgers verwendet, bis der Druck im Lauf zu einem Punkt reduziert ist, wo die Rückstoßkraft nicht mehr mechanisch schädlich ist. Diese ist ein relativ einzigartige Merkmal für Militärgewehre, da die meisten halbautomatischen Waffen durch einen getrennten Gaszylinder betrieben werden.
Der Bolzenträger bewegt sich auf einer Schiene auf beiden Seiten des Edelstahlguss-Rückschlägers und das vordere Rohr der Unterbaugruppe des Bolzenträgers läuft auf einer eigenen Schiene über dem Lauf, wo sich auch der Ladegriff und Reinigungszubehör befindet.

Wie die meisten modernen Sturmgewehre wird für das CETME synthetisches Material für die Oberflächen verwendet. Es gibt auch eine Reihe von Varianten, einschließlich des Karabiners Modell LC und des Modells LI für den Export.

CETME
CETME

G3

1950 gab die spanische Armee eine Spezifikation für ein modernes Gewehr mit selektivem Feuermodus heraus. Die Entwicklung dieser Waffe begann bei der Centro de Estudios Tecnicos de Materiales Especiales, einer Gesellschaft der spanischen Regierung, bekannt unter dem Namen CETME.

CETME stellte ein Team aus spanischen und deutschen Waffenkonstrukteuren zusammen. Zu diesem Team gehörte auch Ludwig Vorgrimmler, im allgemeinen bekannt als der Erfinder des verzögerten Rollenverschluss-Systems.
Der Verschlussmechanismus des StG-45 wurde als Grundlage des neuen Entwurfs verwendet. Prototypen des neuen Gewehres waren 1952 fertig zum Versuchsschießen.

Bis 1954 wurde die 7,62mm x 51 Patrone innerhalb der NATO-Allianz als Standard-Munition eingeführt. Daher beauftragte 1954 die spanische Regierung die deutsche Firma Heckler&Koch das CETME-Gewehr für dieses neue Kaliber anzupassen.
Nach weiteren fünf Jahren der Entwicklung übernahm die Bundeswehr dieses neue Gewehr im Jahr 1959 und bezeichnete als G3 (Gewehr 3).

Alle G3 leiden unter ihrem relativ hohen Gewicht und starken Rückstoß durch die 7,62×51-Patronen im automatischen Feuermodus. Allerdings ist die Wirkung dieser 7,62-mm-Patrone viel besser als die 5,56-mm-Kugel und hat auch eine größere Reichweite.

Wie gewöhnlich alle Waffen von Heckler&Koch ist das G3 sehr zuverlässig und auch sehr robust. Es wurde viel Preßstahl bei dieser für selektives Feuern ausgelegten Waffe verwendet. Seit der Indienststellung 1959 wurde das Gewehr zahlreichen Modifikationen unterzogen.

G3
G3

HK33

Das Hecker&Koch 33 Gewehr ist im Wesentlichen eine verkleinerte Version des G3-Entwurfs, um die 5,56-mm-Patrone verschießen zu können. Das HK33E war das erste Gewehr im Kaliber 5,56×45, wo das verzögerte Rollenverschluss-System zur Anwendung kam, welches zum ersten Mal für das G3 perfektioniert wurde.
Als ausschließlich halb-automatische Waffe für den zivilen amerikanischen Markt ist das Gewehr als HK93 bekannt.

Das HK33 verwendet genau den gleichen Auslöser, Bolzen und Feuermechanismus wie das G3, ist aber kürzer und leichter. Es hat auch die gleiche Zielvorrichtung und Arbeitsweise.
Die häufigste Version des Gewehres ist mit einem 25-Schuss-Magazin aus Stahl ausgerüstet. Heckler&Koch hat später auch 30-Schuss-Magazine für den Polizei-Einsatz oder den zivilen Markt hinzugefügt.
Die Magazine sind extrem lang haltbar und können auch noch verwendet werden, wenn ein Fahrzeug darüber gerollt ist.

Die häufigsten Varianten sind das HK33A2 und A3 mit festen und einziehbaren Kolben. Die E-Version hat normalerweise eine schwarze Oberfläche, wenn sie auch in Tarnfarbe oder Wüstenfarbe – je nach Wunsch des Auftraggebers – geliefert werden kann.
Das HK33E ist erhältlich mit festen Kolben, mit einschiebbaren Kolben und in einer Scharfschützen-Version. Das SG/1 ist die Scharfschützen-Variante und hat Wangen-Polsterung, festen Kolben, Zweibein und Zielfernrohr.

Wie alle Waffen von Heckler&Koch ist das Gewehr sehr zuverlässig.

HK33
HK33

G36

Das neuere G36 oder G36E ist ein wirklich modulares Waffensystem im Kaliber 5,56x45mm, welches für die Bundeswehr als Ersatz für das G11-Sturmgewehr entworfen wurde.
Fast vollständig aus einem zähen, faserverstärkten Polymer-Material konstruiert und mit einer einfachen, selbstregulierenden Gas-System-Funktion ausgerüstet, gibt das G36 und G36E dem Schützen eine leichtgewichtige Waffe in die Hand, welche eine große Leistung bei einem extrem geringen Pflegeaufwand bietet.

Der Lauf des G36 und G36E kann durch Waffentechniker der Truppe ausgetauscht werden, um entweder ein Gewehr oder einen Karabiner daraus zu machen, wobei der gleiche, übliche Auslöser verwendet wird.
Das G36 kann zerbrechliche Übungsmunition ohne besondere Mündungsgeräte verschießen. Kartuschen-Munition – ähnlich Platzpatronen – und Sicherheitsbeschussvorrichtungen mit konventioneller Kartuschen-Munition ist als Zubehör auch verfügbar.

Das Gassystem des G36 ist sehr intensiv ausgelegt, um die Gase in das innere der Waffe zurückzudrängen. Dies sichert ein verlässliches Arbeiten selbst nach dem Abfeuern von 15.000 Schuss ohne Reinigung. Polymer-Komponenten können einfach mit auf Wasser basierenden Reinigungsmitteln oder – wenn nötig – sogar ausschließlich mit Wasser gesäubert werden.

Das 30-Schuss-Polymer-Magazin kann ohne eine Magazin-Klemme befestigt werden, ist 30 Prozent leichter als Metall-Magazine und ist widerstandsfähig gegenüber Korrosion. Der beidhändige Spannhebel verdoppelt die Wirkung auf die Vorwärtsbewegung und kann dazu benutzt werden, eine einzelne Patrone geräuschlos in die Kammer zu legen.

G36
G36

Spezifikationen

Spezifikationen:

SpezifikationG3CETMEHK33G36
HerstellerH&KCETMEH&KH&K
TypSturmgewehr===
Kaliber 7,62 mm 5,56 mm==
Patrone 7,62x51mm NATO 5,56x45mm NATO==
Länge 102,1 cm 92,5 cm 67,5-86,5 cm 75,8-99,8 cm
Lauflänge 45 cm 40 cm 32 cm 48 cm
Züge4666
Gewicht 4,4 kg 3,4 kg 3,89 kg 3,43 kg
Feuerrate/min550700650750
Praktische Feuerrate/min150200200200
Funktionverzögerter Rückstoss==Gas
Magazin2012/3025/3030
Feuermodus halb- und voll-auto= = (plus 3 Schuss-Feuerstoß) halb- und voll-auto
Geschossgeschwindigkeit800 m/s875 m/s880 m/s920 m/s
Max. Schussweite1.500m1.500m1.500m1.000m
Effektive Schussweite550m550m550m400m
Indiensstellung1959198419851995


Quellenangaben und Literatur

Twenty-First Century Small Arms – The World’s great Infantry weapons (Steve Crawford)
Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg (V. Dolinek, V. Francev, J. Sach)
The Encyclopedia of Infantry Weapons of World War II (Ian V.Hogg)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)


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