Teil II zu: Warum erklärte Hitler den USA den Krieg ?
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Der Weg zum ‚echten‘ Weltkrieg
Zwischenzeitlich sah es so aus, dass der Sieg gegen Russland zum Greifen nah war, sodass sich Hitler wohl Gedanken darum machte, wie er den ‚Endsieg‘ erreichen könnte. Dafür spielte die USA eine große Rolle und so gab es verschiedene Gespräche mit dem japanischen Botschafter zu diesem Thema.
Hierfür gab es zwei Möglichkeiten: entweder lässt der Sieg über Russland die USA von einem Kriegseintritt absehen, oder aber er ermöglicht es, durch die hinzugewonnen Ressourcen und die Ausschaltung des letzten möglichen Gegners im Rücken, Krieg gegen sie zu führen.
Anfang August 1941 änderte sich jedoch die Lage. Generalstabschef Halder notierte dazu ‚Koloss Russland ist unterschätzt worden‘. Es war abzusehen, dass der Krieg über den Winter dauern würde und zu einem Abnutzungskampf führen würde.
Anschließend wechselte in Japan die Regierung durch die Amtsübernahme des bekannten ‚Hardliner‘ Tojo, da es zu keine für Tokio annehmbaren Bedingungen bei den Verhandlungen mit Washington kam. Deshalb fragte Mitte November 1941 die Abteilung für fremde Heere im japanischen Generalstab ihre deutschen Kollegen an, ob es im Falle, dass es zu keiner friedlichen Einigung zwischen Japan und den USA käme, Deutschland in den Krieg eintreten würde und keiner der Verbündeten einen Separatfrieden mit den Angloamerikanern vereinbaren würde.
Direkt am nächsten Tag antwortete der deutsche Außenminister Ribbentrop, dass dies für Deutschland selbstverständlich sei. Japan drängte nun und wollte dazu ein förmliches Abkommen als Ergänzung zum Dreimächtepakt. Die deutsche Regierung wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die letzte Frist für die Japaner für eine Einigung mit den USA der 25. November 1941 war, danach war der Krieg für sie unvermeidlich.
Doch für das neue Abkommen, zu dem auch Italien zurate gezogen wurde, waren noch einige Details zu klären. Und Hitler befand sich Anfang Dezember auf einer Reise an der Ostfront und war für Tage scheinbar von allen Nachrichtenverbindungen abgeschnitten.
Deshalb konnte das neue Abkommen bis zum japanischen Überfall auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 nicht mehr unterzeichnet werden.
Als Hitler die Nachrichten vom japanischen Angriff erhielt, war er besonders glücklich. Nun war der Krieg zu einem echten Weltkrieg geworden. ‚Gewinnen wir diese Partie, dann steht der Traum der Weltherrschaft nichts mehr im Wege‘, war seine Meinung.
Und ‚Wir können diesen Krieg gar nicht verlieren, denn wir haben nun mit Japan einen Verbündeten, der noch niemals besiegt worden ist.‘
Auch überschätzte er die Wirkung des japanischen Überfalls auf die amerikanische Pazifik-Flotte gewaltig, ebenso wie das militärische und wirtschaftliche Potenzial Japans. Für Hitler schien sich mit einem Schlag die schon vor Moskau gewaltig unter Druck gekommene deutsche Situation erheblich verbessert zu haben. Voller Optimismus traf er am 9. Dezember in Berlin ein.
Dahinter stand der Gedanke, den ‚latenten, unerklärten Kriegszustand‘ mit den USA nun beenden zu können und den deutschen U-Booten in der Atlantikschlacht freie Hand gewähren zu können, ohne alle möglichen Einschränkungen und Nachteile weiter zu erdulden.
Er konnte es nun Roosevelt zurückzahlen und die monatelang aufgestaute Wut abreagieren.
Pearl Harbor bot nun die Gelegenheit der Kriegserklärung. Hitler traf diese Entscheidung wohl umgehend und ohne irgendein Gespräch mit einem Vertrauten. Eine weitere Rolle dürfte Hitlers Einstellung spielen, dass sich eine Großmacht nicht den Krieg erklären lässt, sondern dies selbst tut. Er wollte nicht warten, bis Roosevelt das amerikanische Volk und den Kongress so weit hatte, bis dieser seinerseits Deutschland den Krieg erklären konnte.
Drei Tage vor Pearl Harbor erschienen noch Sensationsmeldungen in der US-Presse über ein ‚Siegesprogramm‘, in dem eine amerikanische Expeditionsstreitmacht in Europa kämpfen sollte. Es erschien also wahrscheinlich, dass Roosevelt, nachdem er Japan den Krieg erklären konnte, dies auch über kurz oder lang gegenüber den anderen Achsenstaaten tun würde.
Hitlers Kriegserklärung an die USA
Die Amerikaner sollten einen Krieg auf zwei Ozeanen führen müssen und dies würde Deutschland die Zeit verschaffen, den russischen Widerstand endgültig zu brechen oder Stalin zumindest einen Verhandlungsfrieden aufzunötigen.
Für Hitler war die Kriegserklärung an die USA also genau das, was er wollte. Er nahm nur das sowieso unvermeidliche vorweg, was aber nicht unbedingt ein weiser Weg war.
Hitler schien bereits im Herbst 1941 die Möglichkeit eines Scheiterns in Betracht gezogen haben, als er anmerkte, das deutsche Volk, sollte es sich letzten Endes als nicht stark genug erweisen, es verdient haben, unterzugehen und von der stärkeren Macht vernichtet zu werden. Er schien schon damals erkannt zu haben, dass der totale Sieg im Osten unmöglich geworden ist und das der Krieg mit den USA unvermeidlich wird.
In Washington konnte Roosevelt nach Pearl Harbor – natürlich ohne auf irgendwelche Widerstände zu treffen – vor dem Kongress Japan den Krieg erklären. Sein Außenminister Cordell Hull ließ später durchblicken, ‚wir hielten es für zwangsläufig, dass Deutschland und die anderen Achsenstaaten uns von selbst den Krieg erklären würden, und wir dies nicht von uns aus tun müssten‘.
Diese Gewissheit konnte die amerikanische Regierung deshalb haben, da sie den Geheimschlüssel der japanischen Botschaft mitlesen konnten und über die Verhandlungen zwischen Tokio und Berlin über die Modifizierungen des Dreimächtepaktes informiert waren.
So übernahm es letztlich Hitler, Roosevelt von womöglichen Schwierigkeiten vor dem Kongress und der amerikanischen Bevölkerung bei einer Kriegserklärung gegenüber Deutschland, zu befreien.
Quellenangaben und Literatur
Der 2. Weltkrieg (C. Bertelsmann Verlag)
Zweiter Weltkrieg in Bildern (Mathias Färber)
A World at Arms – A Global History of World War II (Gerhard L. Weinberg)
Wendepunkte (Ian Kershaw)
Illustrierte Geschichte des Dritte Reiches (Kurt Zentner)
Unser Jahrhundert im Bild (Bertelsmann Lesering)
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