Rheinübung – letzte Fahrt der Bismarck


Unternehmen Rheinübung, die letzte Fahrt der Bismarck.
Ausführlicher Bericht, zahlreiche Fotos und Video.

Schlachtschiff Bismarck verlässt Bergen
Das Schlachtschiff Bismarck läuft von Bergen zur letzten Fahrt aus.

t_arrow2 hier zu Teil I: Entwurf, Spezifikationen, 3D-Modell der Bismarck

Unternehmen Rheinübung, die letzte Fahrt der Bismarck


In Mai 1941 lief das Schlachtschiff Bismarck in Begleitung des Schweren Kreuzer Prinz Eugen in den Nordatlantik aus, um die alliierten Konvoi-Routen zu stören. Es wurde gehofft, daß sie unentdeckt in den Atlantik ausbrechen könnten, aber am 23. Mai wurden die Schiffe im Nebel der Dänemark-Strasse durch den britischen Kreuzer Suffolk gesichtet. Kurz danach trat noch ein zweiter Kreuzer dazu, die Norfolk.
Trotz aller Bemühungen diese abzuschütteln, begannen die zwei britischen Kreuzer die deutschen Schiffe zu beschatten und ihre Position zu melden. Zu diesem Zeitpunkt hätte Admiral Lütjens auf der Bismarck eigentlich das Unternehmen Rheinübung abbrechen müssen, da man ursprünglich von weniger leistungsstarken Bordradargeräten mit geringerer Reichweite auf britischen Schiffen ausgegangen war.

Die erste Sichtmeldung von Suffolk wurde um 19:22 Uhr von Admiral Holand auf dem Schlachtkreuzer Hood empfangen, der sich zu diesem Zeitpunkt 300 Seemeilen entfernt befand. Mit hoher Fahrt von 27 Knoten steuerte er mit seinen Schiffen, neben der Hood auch das neue Schlachtschiff Prince of Wales und sechs Zerstörern, auf die Dänemark-Straße zu und hoffte, auf die deutschen Schiffe am nächsten Morgen zu treffen.
Admiral Tovey an Bord des Flaggschiffs King George V erhielt die Meldung erst eine Stunde später und war in diesem Augenblick noch 600 Seemeilen entfernt. Zu seinem Verband gehörte auch der Flugzeugträger Victorious, welcher aber mit 48 für Ägypten bestimmte Hurricane-Jäger beladen war und somit nur noch sechs Fulmar- und neun Swordfish-Flugzeuge für den kurzfristigen Einsatz gegen den deutschen Flottenverband an Bord nehmen konnte. Admiral Tovey lief nun ebenfalls mit 27 Knoten auf Annäherungskurs, war aber zu weit weg, um am nächsten Morgen die deutschen Schiffe erreichen zu können.


 

Admiral Lütjens an Bord der Bismarck wusste in der Nacht durch die aufgefangenen, allerdings verschlüsselten, Funksprüche zwischen den britischen Flottenverbänden, dass er vermutlich am nächsten Tag in ein Gefecht geraten würde und bereitete seine Schiffe darauf vor.
Um 5:30 Uhr am 24. Mai meldete der Ausguck auf den britischen Schiffen Bismarck und Prinz Eugen in 17 Seemeilen Entfernung.

Aus einer Entfernung von 12,3 Seemeilen (24.232 Meter) eröffnete die führende Hood um 5:52 Uhr das Feuer auf den schweren Kreuzer Prinz Eugen. Das zweite Schiff, das Schlachtschiff Prince of Wales, eröffneten das Feuer kurz darauf, während die deutschen Schiffe zwei Minuten später auf das Feuer mit dem Beschuss der Hood antworteten.

Auf dem Oberdeck der Hood war eine neuartige Flak-Munition gelagert, die erprobt werden sollte. Für diese neue Munition gab es noch keinen Stauraum und so war sie natürlich bei der Bereitschaftsmunition an Deck feindlichen Treffern ausgesetzt. Die zweite Salve der Prinz Eugen traf Hood und eine 20,3-cm-Granate explodierte auf dem Oberdeck und setzte die neue Munition in Brand. Hood wurde von dicken Rauchschwaden umhüllt, was zwar bedrohlich aussah, aber erst einmal keine unmittelbare Gefahr für das Schiff darstellte.

Das Schlachtschiff Bismarck traf deckend mit der dritten und fünften Salve, wobei die letztere ein oder zwei direkte Treffer erzielte. Zu diesem Zeitpunkt lag die Gefechtsentfernung bei nur noch 17.373 Metern und bei dieser Schussentfernung waren die Geschütze hoch genug ausgerichtet, um den Granaten einen steilen Aufschlagwinkel zu geben.
Die 25 Jahre alt Hood war ein Schlachtkreuzer und nicht gegen so steil aufschlagende, schwere Granaten gepanzert. Um 6:01 Uhr durchschlug eine der Granaten das Deck und detonierte im hinteren Munitionsmagazin des britischen Flaggschiffs. Durch eine ungeheure Explosion brach es in zwei Teile und sank innerhalb von 3 Minuten, wobei es nur drei Überlebende unter den 95 Offizieren und 1.324 Seeleuten gab.

Danach wechselnden die deutschen Schiffe ihr Feuer auf die Prince of Wales, welche ihren Kurs ändern musste, um nicht mit Wrackteilen der Hood zu kollidieren. Dadurch sank die Feuerentfernung auf weniger als 16.500 Meter und Treffer von Bismarck und Prinz Eugen zerstörten die Brücke von Prince of Wales.
Das britische Schlachtschiff war gerade erst in Dienst gestellt worden und noch nicht voll kampfbereit und eingefahren. Auch gab es noch Probleme mit den Antriebsanlagen der Türme und den Drehvorrichtungen der schweren Geschütze. Deshalb entschloss sich Kapitän Leach, das Gefecht abzubrechen und zog sich zu den weiterhin beschattenden Kreuzern Suffolk und Norfolk zurück.


 

Aber auch das Schlachtschiff Bismarck überstand das Gefecht nicht unbeschädigt und erhielt drei Treffer durch Prince of Wales. Ein Treffer durchschlug das Vorschiff, der einen Treibstofftank beschädigte und den Inhalt kontaminierte. Eine weitere durchschlug die Seitenpanzerung und verursachte ein Leck, welches später einen Kesselraum mit einem Dynamo außer Gefecht setzte, während der dritte Treffer als Abprall-Treffer auf dem Deck keinen wesentlichen Schaden verursachte.
Der verunreinigte Treibstoff reduzierte die Reichweite des Schlachtschiff Bismarck und der Verlust eines Kesselraums verringerte die Geschwindigkeit um 2 Knoten, sodass beschlossen wurde, das Unternehmen abzubrechen und nach St.Nazaire für Reparaturen zu laufen.
Der Schwere Kreuzer Prinz Eugen war unbeschädigt und wurde gegen Ende des Tages zur selbständigen Kaperfahrt in den Atlantik entlassen.


Zu diesem Zeitpunkt stand Admiral Tovey auf dem Flaggschiff King George V und mit seinem Flugzeugträger nur noch 200 Seemeilen östlich.
Am Abend des 24. Mai wurde das Schlachtschiff Bismarck von Swordfish-Flugzeugen vom Flugzeugträger Victorious angegriffen und wurde von einem Torpedo getroffen, der aber keinen ernsthaften Schaden verursachte.

Prince of Wales, Norfolk und Suffolk folgten weiterhin der Bismarck. Die direkte Beschattung wurde von Suffolk durchgeführt, da dieses Schiff das beste Radargerät an Bord hatte, während die beiden anderen britischen Schiffe als Deckung folgten.
Eine Stunde nach Mitternacht gab es einen kurzen Zusammenstoß auf etwa 10 Seemeilen Entfernung, als Bismarck und Prince of Walkes einige Salven ohne Treffer austauschten. Nun musste Suffolk dem deutschen Schlachtschiff auf maximaler Radarreichweite folgen und wegen einer U-Boot-Warnung im Zickzack laufen. Deshalb gelang es Bismarck in der Nacht, den beschatteten britischen Schiffen zu entkommen, da sie genau in diesem Augenblick einen weiten Bogen nach Westen gemacht hatte.
Da die Briten nun erst einmal die mögliche Gefahr auf dem offenen Atlantik bannen mussten, wendeten sie sich nun nach Westen, während Bismarck in Richtung Nordwest-Frankreich lief. In diesem Moment hätte Bismarck entkommen können, aber Admiral Lütjens überschätzte jetzt den Gegner und nahm an, noch beschattet zu werden. Deshalb sendete er einen langen, ausführlichen Funkspruch mit einer Dauer von nicht weniger als 30 Minuten über die bisherigen Ereignisse an die Kriegsmarine in Deutschland. Noch bevor der Funkspruch überhaupt beendet war, hatten die Briten die Position der Bismarck angepeilt.

HMS King George V als Flaggschiff von Admiral Tovey
Schlachtschiff HMS King George V als Flaggschiff von Admiral Tovey bei der Jagd auf die Bismarck.

Aber auch die britische Admiralität beging einen groben Fehler, da sie annahm, dass Admiral Tovey auf King George V auch Zerstörer mit Funkpeilgeräten in seinem Verband hatte. So gab sie nur die Peilwerte – aber nicht die genauen Positionsangaben – weiter. Auf dem britischen Schlachtschiff wurden die Peilwerte noch auf einen falschen Karten-Typ übertragen. So ging man auf der King George V von einer 200 Seemeilen nördlicheren Position aus, als sich das deutsche Schlachtschiff tatsächlich befand.

Ein weiterer Fehler der britischen Admiralität entwickelte sich aber unbewusst zu deren Gunsten. Ein deutsches U-Boot sichtete den Flugzeugträger Victorious am 25. Mai um 13.20 Uhr und meldete ihn. Und da die Peilung des Funkspruchs gut zu einem möglichen Kurs der Bismarck passte, nahmen die Briten an, er wäre vom deutschen Schlachtschiff, welches nun entgegen jeder Erfahrung auf der Frequenz der U-Boote funkte. So änderten die britischen Schiffe um 18:10 Uhr wieder ihren Kurs auf die französische Westküste.
Trotzdem war Bismarck nun 110 Seemeilen vor der King George V und hätte eigentlich nicht mehr eingeholt werden können. Noch problematischer waren die Brennstoffvorräte auf den britischen Schiffen. So musste bereits der Schlachtkreuzer Repulse nach Neufundland weiterlaufen und Prince of Wales nach Island, um neuen Brennstoff zu bunkern.

Um 10.30 Uhr am 26. Mai wurde Bismarck jedoch wieder von einem Catalina-Flugboot der RAF-Küstenkommandos gesichtet. Dieses Flugzeug war in diesen Bereich geschickt worden, nachdem die Funksignale von der Bismarck vom Vortag von Ultra decodiert worden waren.
Zum selben Zeitpunkt kam die Force H mit dem Flugzeugträger Ark Royal aus Gibraltar heran. Kurze Zeit später sichteten auch Swordfish-Maschinen dieses Trägers das deutsche Schlachtschiff und nun sollte die Fühlung nicht mehr verloren gehen.

RAF-Aufklärungsfluzgzeug hat Bismarck gefunden
RAF-Aufklärungsfluzgzeug hat die unregelmäßige Ölspur im Kielwasser der Bismarck entdeckt.

Bismarck befand sich nun zwischen dem britischen Flottenverband von Admiral Tovey mit King George V und der langsameren Rodney sowie der Force H, welche allerdings nur über den 25 Jahre alten Schlachtkreuzer Renown verfügte. Obwohl Force H am nächsten zur Route der Bismarck stand, befahl die britische Admiralität, dass Renown sich nicht in ein Gefecht mit Bismarck einlassen dürfe.

In dieser Nacht wurde das Schlachtschiff Bismarck wieder von Swordfish-Flugzeugen – diesmal vom Träger Ark Royal der Force H – angegriffen, wobei sie von zwei Torpedos getroffen wurde. Ein Treffer mittschiffs hat nur geringfügigen Schaden verursacht, aber der Zweite traf völlig glücklich die Ruderanlage und verklemmte diese. Mit beiden verklemmten Rudern nach 15° Backbord ausgerichtet, begann das deutsche Schlachtschiff im Kreis zu laufen. Mithilfe der Propellerdrehungen konnte sie dann zwar einen erratischen Kurs nach Nordwesten halten, dieser führte aber genau in Richtung des aufkommenden Feindes.

In der Nacht wurde das Schlachtschiff Bismarck von Zerstörern der 4. Flottille angegriffen, welche bis auf die Unterbrechungen bei den Reparaturversuchen der Steuerruder wenig erreichten.


Am Morgen des 27. Mai 1941 erschienen zwei große Schiffe am nördlichen Horizont. Es waren die Schlachtschiffe King George V von Admiral Tovey – dem Befehlshaber der Home Fleet – und Rodney.
Letzteres Schiff eröffnete das Feuer um 8:47 Uhr, eine Minute später gefolgt durch das Flaggschiff. Ab 8:49 Uhr antwortete das deutsche Schlachtschiff Bismarck und deckte die Rodney mit ihrer zweiten Salve. Allerdings war sie auch selbst durch die dritte und vierte Salven der Rodney deckend getroffen worden, wobei ein Treffer der letzten Salve den A-Turm außer Gefecht setzt. Fünf Minuten später, um 8:57 Uhr, setzte ein Volltreffer auch den B-Turm außer Gefecht. Ein weiterer Treffer zerstörte den vorgeschobenen Gefechtsstand, wobei die meisten der höheren Offiziere fielen. Kurz darauf wurde auch die Feuerleitstände der Hauptartillerie, sowohl vorne und hinten, ebenfalls zerstört.

brennende Bismarck
Salven von Rodney und King George V umhüllen die brennende Bismarck mit Wasserfontänen.

Um 9:20 Uhr schoss nur noch der X-Turm unter selbständiger Leitung, um 9:40 Uhr war das gesamte Schlachtschiff Bismarck still geworden. Erst Rodney, dann King George V, schlossen auf um aus kürzester Distanz von 3000 bis 4000 Metern zu feuern.
Als die britischen Schlachtschiffe endgültig das Feuer eingestellt hatten, war das Schlachtschiff Bismarck nur noch ein schwimmende Wrack, tief im Wasser liegend und in Brand geraten. Um 10:25 Uhr feuerte der Kreuzer Dorset zwei Torpedos in die Steuerbordseite und zehn Minuten später einen dritten in ihre Backbordseite. Sie kippte über und begann vom Heck her zu sinken. Um 10:40 Uhr, immer noch mit wehender Flagge, kenterte das Schlachtschiff Bismarck und sank in der Position 48 ° 10’N, 16 ° 12’W. Es gab nur 118 Überlebenden.


Expedition zum Wrack der Bismarck


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Quellenangaben und Literatur

Fighting Ships of the World (Antony Preston)
Flotten des 2. Weltkrieges (Antony Preston)
Kriegsschiffe 1939-45 (Heyne-Bildpaperback
Die Schlacht im Atlantik (Andrew Kershaw)
Atlas zur Seefahrts-Geschichte (Christopher Loyd)
Seemacht – eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart (Elmar B. Potter, Admiral Chester W.Nimitz)


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