Späte japanische Flugzeugträger des 2. Weltkriegs: Riesen-Flugzeugträger Shinano, Projekte Unryu-Klasse und Ibuki
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.
Späte japanische Flugzeugträger
Seiteninhalt:
Shinano
Typ: Flugzeugträger.
Flugzeugträger Shinano
Die frühen Kampfhandlungen zur See im Pazifik-Krieg zeigten sehr schnell die Überlegenheit der Flugzeuge gegenüber dem schweren Schiffsgeschütz. Ein unmittelbares Ergebnis dieser Ereignisse war die Einstellung aller Arbeiten an Schlachtschiffen in Japan.
Dies betraf auch den Bau von Schlachtschiffen der Yamato-Klasse, von denen eines Mitte 1942 und ein weiteres fast fertig war. Es befand sich noch ein drittes Schiff der Klasse im Bau, von dem erst der Rumpf fast vollständig fertig war. Dieses dritte Schiff, Shinano, bot sich nach den schweren Verlusten in der Seeschlacht bei den Midway-Inseln als Plattform für einen Flugzeugträger an und wäre außerdem hervorragend gepanzert.
Zudem würde das Schiff über ein erhebliches Ladevolumen verfügen, wodurch große Mengen an Kraftstoff und Kampfmittel mitgeführt werden könnten. Diese Fähigkeit führte zu der Idee, Shinano als Versorgungsschiff für Kampfverbände auszulegen, das die anderen Flugzeugträger mit Treibstoff, Munition und auch Reserve-Flugzeugen versorgen könnte. Der Flugzeugträger-Kampfverband könnte dann wesentlich länger in See bleiben.
Der Schiffskörper des ursprünglichen Schlachtschiffes wurde im Großen und Ganzen zusammen mit dem hervorragenden Panzerschutz beibehalten. Lediglich der Panzergürtel wurde von 398 mm auf 205 mm reduziert, mit Ausnahme um die Magazine, wo er seine ursprüngliche Stärke behielt.
Der wichtigste horizontale Schutz bestand aus einem 190 mm dicken Panzerdeck.
Der Hangar war ein einziger 168 Meter langer Raum, unterteilt mit Rolltoren. Es gab zwei Aufzüge, die Flugzeuge auf das mit 80 mm gepanzerte Flugdeck bringen sollten.
Der Kommandoturm an Steuerbord war ähnlich den Flugzeugträgern der Hiyo-Klasse, aber erheblich größer. Radargeräte der Typen 13 und 22 wurden eingebaut.
Shinano sollte mit einer eigenen Gruppe von 40 bis 50 Flugzeugen, untergebracht im vorderen Teil des Hangars, ausgerüstet werden. Der Großteil der Kapazität sollte aber aus Ersatzmaschinen für andere Flugzeugträger oder vorgeschobene Landbasen bestehen.
Das Schiff wurde jedoch niemals eingesetzt. Während der Fahrt nach Kure für die Endausrüstung und Seeerprobung wurde der Flugzeugträger Shinano am 29. November 1944 von vier Torpedos des amerikanischen U-Bootes Archersfish getroffen. Da noch nicht alle Pumpen und Schotte vollständig installiert waren und die Besatzung noch mit ihrem Schiff unvertraut war, sank der Träger, nachdem der Maschinenraum und die nahezu leeren Treibstoffbunker überflutet waren, sieben Stunden später.
Shinano war bis zur USS Forrestal (1954) der größte Flugzeuträger der bis zum 2. Weltkrieg und danach gebaut wurde.
Animation 3D-Modell Flugzeugträger Shinano
Spezifikationen Flugzeugträger Shinano
Spezifikationen:
Shinano | Spezifikation |
---|---|
Typ | Flugzeugträger |
Wasserverdrängung | 65.837 t |
Einsatzverdrängung | 73.040 t |
Länge zwischen Loten | 244 m |
Länge über alles | 266 m |
Breite | 40 m |
Tiefgang | 10,4 m |
Maschinen | Kampon Gas-Turbinen mit 12 Kessel |
Gesamtleistung | 150.000 PS |
Heizöl | 9.046 t |
Geschwindigkeit | 27 kn |
Fahrbereich | 10.000 sm bei 18 kn |
Besatzung | 2400 |
Bewaffnung:
Shinano | Spezifikation |
---|---|
Flugzeuge | 120 (40-50 + Reserven) |
Haupt-Bewaffnung | 16 x 12,7-cm Mehrzweck-Geschütze |
Flak | 145 x 25-mm-Flak, 336 x 12-cm Flugabwehr-Raketenwerfer |
Panzerschutz:
Shinano | Dicke |
---|---|
Seite (Gürtel) | 205 mm |
Seite (Magazine) | 398 mm |
Hauptdeck | 190 mm |
Flugdeck | 80 mm |
Einsatzstatistik:
Shinano | Angaben |
---|---|
Bauzeit | als Schlachtschiff am 4. Mai 1940 auf Stapel gelegt. Stapellauf als Flugzeugträger am 8. Oktober 1944 |
Verbleib | unfertig versenkt am 29. November 1944 |
Weitere japanische Flugzeugträger-Projekte
Taktisch legten die Japaner, ebenso wie die Amerikaner, den Schwerpunkt ihrer Trägereinsätze auf Angriffe gegen feindliche Seestreitkräfte. Aufklärung dagegen wurde eher durch die durch Katapulte gestartete Wasserflugzeuge der Kreuzer und Schlachtschiffe durchgeführt.
Allerdings bildete die Doktrin der Zerstreuung statt Konzentration der Träger eine ihrer hauptsächlichen Schlacht-Taktiken nach dem erfolgreichen Schlag gegen Pearl Harbor im Dezember 1941. Der umfassende See- und Luftkrieg im Pazifik ab Mitte 1942, welcher durch die amerikanische Fähigkeit der Massenproduktion von Kriegsschiffen und Flugzeugen ausgelöst wurde, traf die Japaner unvorbereitet. Das traf sowohl für die Technologien und noch viel mehr für ihre Fähigkeit zu, Schiffe und Flugzeuge in großen Mengen zu bauen sowie ausreichend qualifizierte Piloten in der notwendigen Zahl hervorzubringen.
Diese Nachteile führten hauptsächlich zum allmählichen Aussterben der japanischen Träger-Streitmacht, welche 1945 aufgehört hatte zu existieren, so wie praktisch auch die gesamte kaiserlich-japanische Marine.
Ibuki
1943 bestand die japanische Flugzeugträger-Streitmacht aus nur noch zwei Angriffsträgern, zwei großen, aber langsamen Flotten-Trägern, welche von Handelsschiff-Entwürfen abstammten, und drei leichten Trägern, von denen einer immer zum Training eingesetzt wurde.
Weitere Flottenträger befanden sich im Bau und verschiedene Umbauten zu Trägern aus Frachtschiffen waren verfügbar, aber wenn sich die Verluste entsprechend der Rate aus dem Jahr 1942 fortsetzten, war es klar, dass Ersatzschiffe in einer wesentlich schnelleren Geschwindigkeit verfügbar gemacht werden müssen.
So wurde ein Notfall-Programm zum Träger-Bau begonnen. Als die japanische Lage mehr und mehr verzweifelter wurde, konnten viele dieser Projekte nicht mehr realisiert werden, einschließlich des Umbaus dieses schweren Kreuzers.
Einzelheiten zum ursprünglichen Kreuzer-Entwurf sind nur wenige vorhanden, aber er erscheint, dass dieser 12.500 Tonnen Wasserverdrängung und eine Bewaffnung von zehn 203-mm-Geschützen erhalten sollte. Die Panzerung war ähnlich der schweren Kreuzer der Mogami-Klasse, mit einer 100-mm-Panzerung am Gürtel, welche bis auf 125 mm entlang der Magazine anstieg. Die Panzerdecks waren von 36 bis 61 mm dick, aber es ist unklar, ob diese Panzerung auch im Träger-Umbau beibehalten werden sollte. Die Schiffshülle war in jedem Fall ausgebeult, vermutlich um die Stabilität zu verbessern, von dem was einmal eine lebhafte Kreuzer-Plattform war.
Eine Insel an Steuerbord war eine Eigenschaft des überarbeiteten Entwurfs, mit einem abwärts entlüfteten achternen Schornstein und der üblichen Batterie aus 48 Stück 25-mm-Flugabwehrkanonen entlang der Deckkante. Schweres Flugabwehrfeuer sollte von zwei 76,2-mm-Kanonen/60 nach vorne erfolgen und es gab eine Vorrichtung für 168 Flugabwehr-Raketenwerfer.
Der Hangar bestand aus einem einzigen Abschnitt mit zwei Aufzügen. Um zusätzlich Treibstoff zu bunkern, wurde die Hälfte der Kessel entfernt.
Der Umbau der Ibuki zum Träger wurde im Herbst 1943 angeordnet und ihr unvollständiger Rumpf wurde nach Sasebo geschleppt. Die Arbeiten an dem Schiff gingen etwas unregelmäßig vonstatten und wurden im März 1945 abgebrochen, ohne die geringste Aussicht, den Träger fertigzustellen.
Der Schiffsrumpf wurde in der Nachkriegszeit verschrottet.
Unryu-Klasse
Der ultimative Entwurf der japanischen Flugzeugträger-Entwicklung während des Zweiten Weltkrieges war eine Gruppe von Schiffen, welche im Allgemeinen auf einer verbesserten Soryu-Klasse basierten. Die Unryu-Klasse hatte eine starke Ähnlichkeit zu dieser Klasse, aber jedes Schiff unterschied sich wiederum im Detail, welche durch die Erfahrung während des Kriegsverlaufs im Pazifik ausgelöst wurden.
Unryu wurde im Flottenprogramm von 1941 bestellt, gefolgt von einem Schwesterschiff. Das zweite Schiff wurde 1942 aber wieder annulliert und stattdessen eine Serie von sieben Trägern genehmigt, denen acht weitere mit einem leicht vergrößerten Schiffsrumpf folgen sollten.
Die Ereignisse führten jedoch dazu, dass nur fünf der ersten Nachfolgegruppe auf Kiel gelegt wurden, wovon nur zwei neben dem Klassenschiff Unryu bis Kriegsende fertiggestellt wurden.
Um den Bau zu vereinfachen, wurden Antriebsmaschinen für Kreuzer eingebaut, aber ein Mangel an Teilen führte dazu, dass Aso und Katsuragi nur Zerstörer-Turbinen erhielten, was die Leistung um ein Drittel und die Höchstgeschwindigkeit um 2 Knoten reduzierte.
Antriebsmaschinen und Magazine waren durch eine Panzerung von 45 mm und 150 mm am Gürtel geschützt, sowie mit einer 25 mm bzw. 55 mm Deckpanzerung. Die Insel, Flugdeck, Hangar und Bewaffnung folgten den erprobten Mustern der Soryu-Klasse, wenn auch nur zwei statt drei Aufzüge vorhanden waren.
Die Träger der Unryu-Klasse sollten keine gepanzerten Flugdecks erhalten, was sich praktisch dadurch erklärte, daß sie nicht für die klassische Rolle als Flottenträger konzipiert wurden. Sie sollten den Kern von Angriffsverbänden bilden, welche feindliche Schiffskonvois angreifen, gedeckt durch schwere Kreuzer. Die Aufgabe, Träger-Schlachten durchzuführen, war für die gepanzerten Flottenträger vorgesehen.
Ihre leichtere Konstruktion verhinderte weitgehend auch, dass sie schwerere Angriffsflugzeuge wie die B7A und B6N einsetzen konnten, welche geeignet waren, die Luftabwehr amerikanischer Flottenträger zu durchdringen. Allerdings wurden sie als geeignete Plattformen für Flugzeuge angesehen, welche Kamikaze-Angriffe durchführen konnten.
Die nachfolgenden Spezifikationen beziehen sich in erster Linie auf das Klassen-Schiff Unryu. Die Wasserverdrängung der anderen Schiffe variierten. So hatte Amagi eine Wasserverdrängung von 17.460 Tonnen bzw. 22.800 Tonnen Einsatzverdrängung. Für Katsuragi waren die Werte 17.260 bzw. 22.530 Tonnen und ihr Flugdeck war 237,13 Meter lang.
Probeberechnungen reichten von 19.780 Tonnen Wasserverdrängung bei Unryu, Katsuragi und Aso über 20.020 Tonnen bei Kasagi bis zu 20.120 Tonnen bei Amagi und Ikoma.
Die fest eingebaute Flugabwehr-Batterie bei Amagi und Katsuragi hatte 89 Stück 25-mm-Kanonen bei ihrer Fertigstellung. Auch die Flugzeugausstattung variierte. So waren für Ikoma nur 53 Maschinen vorgesehen, während Kasagi, Katsuragi und Aso 64 aufnehmen sollten. Dies war aber wahrscheinlich eher auf eine andere geplante Zusammensetzung an Flugzeugtypen auf den einzelnen Trägern, als durch wesentliche Unterschieden in der Größe der Flugzeughangars, zurückzuführen.
Typ-21-Radargeräte mit zwei Antennen waren auf der Insel und einer an der Steuerbord-Kante achtern montiert. Dazu war ein Typ-13-Frühwarnradar installiert.
Aso, Ikoma und Kasagi wurden niemals fertiggestellt und die Arbeiten an ihnen wurden Anfang 1945 eingestellt. Ihre Schiffskörper wurden nach dem Krieg verschrottet. Zuvor wurde Aso noch von den Japanern für Experimente mit Selbstmord-Waffen verwendet.
Die drei in Dienst gestellten Träger Unryu, Amagi und Katsuragi verfügten bei Kriegsende über eine Bewaffnung aus jeweils insgesamt 89 Stück 25-mm-Flugabwehrkanonen, davon waren 22 Dreifach- und 23 transportable Einzelgeschütze. Dazu hatten sie noch jeweils sechs 8-fach-Raketenwerfer zur Flugabwehr.
Unryu sah keinen Kampfeinsatz aufgrund des Mangels an Flugzeugen und Treibstoff. Im Herbst 1944 wurden Patrouillen mit einigen A6M Zeros und B6N Torpedobombern an Bord durchgeführt. Am 16. Dezember 1944 wurde sie vom US-Unterseeboot Redfish vor Schanghai versenkt.
Amagi wurde niemals eingesetzt. Sie sank nach Bombenangriffen bei Kure am 27. Juli 1945. Der Rumpf wurde nach dem Krieg verschrottet.
Katsuragi wurde nicht in Dienst gestellt. Zweimal beschädigt bei Luftangriffen auf Kure am Ende des Krieges, aber noch seefähig genug, um als Repatriierung-Schiff nach der japanischen Kapitulation verwendet zu werden. Nach Kriegsende später verschrottet.
Spezifikationen Flugzeugträger Unryu und Ibuki
Spezifikationen:
Spezifikation | Unryu | Ibuki |
---|---|---|
Typ | Flugzeugträger | = |
Wasserverdrängung | 17.424 t | 12.700 t |
Einsatzverdrängung | 22.860 t | ? |
Länge zwischen Loten | 207 m | 187,8 m |
Länge über alles | 227,35 m | 205 m |
Länge Flugdeck | 217 m | 201 m |
Breite | 22 m (27 m Flugdeck) | 21,2 m (23 m Flugdeck) |
Tiefgang | 7,85 m | 6,3 m |
Maschinen | Turbinen und Kampon-Kessel | Turbinen (4 Kessel, 2 Schrauben) |
Gesamtleistung | 152.000 PS | 72.000 PS |
Heizöl | 3.729 t | ? |
Geschwindigkeit | 34 kn | 29 kn |
Fahrbereich | 8.000 sm bei 18 kn | ? |
Besatzung | 1595 | 1015 |
Bewaffnung:
Spezifikation | Unryu | Ibuki |
---|---|---|
Flugzeuge | 65 | 27 |
Haupt-Bewaffnung | 12 x 12,7-cm Mehrzweck-Geschütze | 4 x 76 mm |
Flak | 51 x 25mm-Flak (später 89 x 25mm-Flak, 6 x 8fach-Fla-Raketenwerfer) | 38 x 25 mm, 168 Fla-Raketenwerfer |
Panzerschutz:
Dicke | Unryu | Ibuki |
---|---|---|
Seite (Gürtel) | 150 mm | 100 mm |
Seite (Magazine) | 45 mm | 125 mm |
Decks | 25 und 55 mm | 36-61 mm |
Flugdeck | - | ? |
Einsatzstatistik:
Schiff | Kiellegung | Stapellauf | Indienststellung | Verbleib |
---|---|---|---|---|
Unryu | 1. Aug 1942 | 25. Sep 1943 | 6. Aug 1944 | versenkt 19. Dez 1944 |
Amagi | 1. Okt 1942 | 15. Okt 1943 | 10. Aug 1944 | versenkt 27. Juli 1945 |
Katsuragi | 8. Dez 1942 | 19. Jan 1944 | - | verschrottet nach Kriegsende |
Kasagi | 14. Apr 1943 | 19. Okt 1944 | - | - |
Aso | 8. Jun 1943 | 1. Nov 1944 | - | - |
Ikoma | 5. Juli 1943 | 17. Nov 44 | - | - |
Ibuki | 24. Apr 1942 | 21. Mai 1943 | - | verschrottet nach Kriegsende |
Quellenangaben und Literatur
Fighting Ships of the World (Antony Preston)
Aircraft Carriers of the World, 1940 to the Present – An Illustrated Encyclopedia (Roger Chesneau)
Kriegsschiffe von 1900 bis heute – Technik und Einsatz (Buch und Zeit Verlagsgesellschaft)
The Illustrated Directory of Warships from 1860 to the present day (David Miller)
Flotten des 2. Weltkrieges (Antony Preston)
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