Akagi, erster japanischer Angriffs- und Flotten-Flugzeugträger.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken und Bilder.
Akagi.
Typ: Angriffs- und Flottenträger.
Geschichte
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Wie es auch in den USA der Fall war, waren Japans erste Flotten- und Angriffsträger eine direkte Folge der Washingtoner Flottenverträge von 1922. Nach den Bedingungen der Verträge war Japans maximal erlaubte Tonnage für Großkampfschiffe 315.000 Tonnen und maximal 10 Schiffe. Noch deutlicher machte es der Umstand, dass auch keine Neukonstruktionen erlaubt waren.
Doch waren noch 81.000 Tonnen für die kaiserlich-japanische Marine für Flottenträger verfügbar, wobei die Wasserverdrängung für ein einzelnes Schiff auf 27.000 Tonnen begrenzt war – abgesehen von zwei, welche bis zu 33.000 Tonnen groß sein durften.
Ende 1921 hatte Japan schon gute Fortschritte bei seinem ‚Acht-Acht‘-Marineprogramm erreicht, was die japanische Marine mit acht modernen Schlachtschiffen und acht modernen Schlachtkreuzern bis Anfang der 1930er Jahre ausstatten sollte.
Nachdem das Washingtoner Flottenabkommen diese Pläne fortgeschwemmt hatte, stand Japan mit vier halbfertigen Rümpfen vom Schlachtkreuzern der Amagi-Klasse auf verschiedenen Werften da. Diese Schiffe sollten ursprünglich eine Verdrängung von 41.200 Tonnen haben und mit zehn 40,6-cm-Geschützen bewaffnet werden.
Das am weitesten fortgeschrittene Paar bot nun die Möglichkeit, Japan mit zwei Flugzeugträgern als Rivalen der amerikanischen Lexington-Klasse auszustatten. Der Auftrag zum Umbau wurde im November 1922 erteilt.
Als sich die Fertigstellung der Entwürfe gerade dem Abschluss näherten, wurde die Gegend um Yokohama von einem Erdbeben heimgesucht, welches den Rumpf der Amagi so weit beschädigte, dass eine Wiederherstellung ökonomisch unsinnig war.
Die Wiederaufnahme der Arbeiten an der geänderten Akagi begannen Ende 1923. Die wesentliche Struktur des Rumpfes wurde beibehalten, aber um eine maximale Flugzeugkapazität zu erreichen, waren an dem Entwurf einige Veränderungen notwendig. Ein Doppeldeck-Hangar war möglich, wenn das Gewicht des Rumpfes reduziert wurde, und dementsprechend wurde die Panzerung des ursprünglichen Schlachtkreuzer-Entwurfs überarbeitet.
Der Panzergürtel an der Wasserlinie wurde von 254 mm auf 152 mm reduziert und das Panzerdeck von 97 mm auf 78 mm. Um das Obergewicht durch die Hangars zu kompensieren, wurde das Panzerdeck weiter nach unten versetzt, praktisch vom Ober- zum Hauptdeck, was eine Absenkung des Hauptgürtels und eine Neugestaltung der Torpedowulst erforderlich machte. Der Bug wurde zu einer Form wie bei einem Klipper verändert.
Der Umbau hatte nur wenig Einfluss auf den Entwurf des Rumpfs, wenn es auch einige Veränderungen innerhalb gab, nicht zuletzt die Neuordnung der Kesselschächte. Es gab auch eine Verringerung der Kohlekapazität um etwa 15 Prozent auf 2.100 Tonnen, was allerdings keinen großen Einfluss auf den Fahrbereich hatte, da die Wasserverdrängung auch entsprechend abnahm. Die ursprüngliche Menge an Heizöl wurde jedoch beibehalten.
Die Kessel bestanden aus acht Kohle- und elf Sprühkohlebrennern und die Maschinen der Getriebeturbine des Schlachtkreuzers blieben unverändert. Die Kesselgase wurden nach Steuerbord abgeführt, wobei sie über einen großen, nach unten gerichteten Trichter austraten, ergänzt durch einen kleineren, nach oben gerichteten Stapel weiter hinten.
Die Rauchgasabschächte waren jedoch recht ungeschickt angeordnet. Der vordere Schornstein ließ die Abgase zwar nach unten ab, ab der achterne senkrechte Schornstein ließ den Dampf und Rauch oft über das ganze Hauptflugdeck hinwegziehen.
Offenbar ganz unabhängig waren die Japaner zu dem Schluss gekommen, dass die zweigeschossige Hangaranordnung nicht nur die beste Möglichkeit bot, eine sehr große Luftkampfgruppe zu bilden, sondern sie auch einen äußerst effizienten Einsatz im Kampf ermöglichte, da sich jedes Hangardeck zu einem vorderen, kurzen (15,25 m das obere; 53,3 m das untere) Hilfsflugdeck öffnete, wodurch der Träger ein ’stufenweises‘ Profil erhielt.
Das obere Hilfsdeck wurde von zwei 203-mm-Geschütztürmen flankiert und die Höhe des oberen Hangars wurde durch eine Verbindungsposition unterhalb der vorderen Kante des Hauptflugdecks begrenzt, was einer der Gründe war, warum auf diese Anordnung später verzichtet wurde.
Das Hauptflugdeck war einzigartig konturiert, nach vorne und hinten geneigt, etwa an dem Punkt, wo sich die Flugzeuge in die Luft erhoben. Dies geschah vermutlich deshalb, um Start und Landung zu erleichtern.
Es gab zwei Aufzüge – 13,75 m x 12,95 m vorne und 12,80 m x 8,40 m hinten – und dazwischen befand sich ein Arretiersystem aus Längsdrähten, die etwa 91 Meter des Decks belegten.
Sechs einzeln montierte 203-mm-Geschütze befanden sich in den Kasematten und direkt dahinter waren 12-cm-Flugabwehrkanonen in Zwillingsstellungen montiert und befanden sich an Stellungen mittschiffs, knapp unter dem Flugdeck.
Der Flugzeugträger wurde ohne Insel fertiggestellt, erhielt jedoch bald eine kleine Navigationsbrücke auf der Steuerbordseite.
Währen Amagi- und amerikanische Lexington-Klasse wie begonnen als Schlachtkreuzer fertiggestellt worden, so hätten die japanischen Schiffe die amerikanischen ohne Probleme niederkämpfen können, da sie mit Ausnahme der Geschwindigkeit in jedem anderen Bereich überlegen waren. Als Flugzeugträger war die Akagi der Lexington jedoch unterlegen, da sie die verfügbare Tonnage nicht so effizient nutze. Erst der Umbau in den 1930er Jahren ließ den japanischen Träger dem amerikanischen nahezu gleichwertig werden.
Modifikationen der Akagi
Schon recht schnell nach Fertigstellung erhielt Akagi eine Hilfsnavigationsplattform auf der Steuerbordseite nach vorne, direkt unter der Flugdeckkante und 1931 wurde ein neues Querdeck-Ableiter Getriebe eingebaut.
Ab Oktober 1935 wurde sie in großem Stil umgebaut, um Flugzeuge effektiver einsetzen zu können. Steigende Abmessungen und das erhöhte Gewicht von neueren Flugzeugen hatten die Undurchführbarkeit der kurzen, nach vorwärts gerichteten Startplattformen deutlich gemacht.
Die 203-mm-Geschütztürme wurden entfernt, das untere Deck wurde gekürzt und das obere verlängert und beide wurden eingeschlossen, um einen zusätzlichen Hangar zu bilden. So konnten zusätzlich 31 Flugzeuge mehr an Bord genommen werden.
Das Hauptflugdeck wurde über das Vorschiff hinaus auf eine Gesamtlänge 249,20 Metern verlängert. Ein weiterer Aufzug, etwa 11,45 m x 12,65 m groß, wurde mittschiffs hinzugefügt, und das Flugdeck wurde teilweise zum Port hinverbreitert. Der Rumpf wurde darunter erweitert, um einen kleinen Inselüberbau aufzunehmen. Akagi und ihr Schwesterschiff Kaga wurden so zu den einzigen Flugzeugträgern auf der Welt, welche ihre Insel auf der Backbordseite hatten.
Die 12-cm-Bewaffnung blieb unverändert, mit der Ausnahme, daß die Geschützstände an Steuerbord in Schutztürme eingeschlossen wurden, um die Mannschaften vor Abgasen zu schützen, die nun durch einen einzigen, vergrößerten und nach unten führenden Trichter abgelassen wurden.
Die Nahbereichs-Flugabwehrbatterie wurde durch die Installation von vierzehn 25-mm-Zwillingsgeschützen ergänzt, die in neuen Plattformen unter dem vorderen und hinteren Flugdeck eingebaut wurden.
Das Schiff wurde neu mit Kesseln ausgerüstet unter Verzicht auf die Kohlebefeuerung und entsprechender Vergrößerung des Ölbunkers auf 5.770 Tonnen. Auch wurde das Flugdeck verstärkt. Der zweite Schornstein verschwand und der verbleibende wurde dafür vergrößert.
Alle diese Veränderungen, welche zu einem erheblichen Anstieg der Wasserverdrängung auf 36.500 Tonnen Standard und 42.750 Tonnen voll beladen führten (die ursprünglichen 33.521 Tonnen bei der Probefahrt stiegen auf 40.650 Tonnen an) und durch eine erforderliche Modifikation der Unterwasserausbuchtungen, ließen die Schiffsbreite auf 31,40 Meter anstiegen. Die Geschwindigkeit bei voller Kraft erhöhte sich auf 31,5 Knoten, wobei der mittlere Tiefgang nun bei 8,68 Meter lag.
Nach Abschluss des Umbaus im August 1938 bestand die Flugzeuggruppe aus achtzehn Aichi D1A ‚Susie‘ Sturzbomber, 36 Yokosuka B4Y ‚Jean‘ Torpedobombern und achtzehn Mitsubishi A5M ‚Claude‘ Jagdflugzeugen. Reserveflugzeuge konnten verladen werden, um eine theoretische maximale Kapazität von 91 Flugzeugen zu erreichen.
Einsatz der Akagi
Der große Flugzeugträger Akagi erlaubte es den Japanern schon früh, ihre Trägerpiloten zu den am besten ausgebildeten aller Streitkräfte zu trainieren. Da auch bei Beginn des Zweiten Weltkrieges die Flugzeuge ausgezeichnet waren, machte dies die japanische Marineluftwaffe zu einem gefährlichen Gegner.
Der Flugzeugträger Akagi nahm 1937 am Chinesisch-Japanischen Krieg teil und führte im Dezember 1941 den Kampfverband an, welcher Pearl Harbor angriff.
Einsätzen im Südpazifik gegen Rabaul und Darwin folgte ein Einfall in den Indischen Ozean im April 1942, wo ihre Flugzeuge daran beteiligt waren, die britischen Kreuzer Dorsetshire und Cornwall zu versenken, Einrichtungen auf Ceylon zu zerstören und ebenfalls für die anschließende Versenkung des Flugzeugträgers Hermes mitverantwortlich waren.
Zwei Monate später, am 4. Juni 1942, begann jedoch die verhängnisvolle Seeschlacht von Midway, als der japanische Trägerverband mit Akagi und drei weiteren Flottenträgern unter Nagumo von amerikanischen Aufklärungsflugzeugen gesichtet wurde. Anfangs flogen die japanischen Trägerflugzeuge einen erfolgreichen Angriff gegen Midway, als Admiral Nagumo den tödlichen Fehler beging, die zum Einsatz gegen amerikanische Flugzeugträger in Reserve gehaltenen Flugzeuge für eine zweite Welle gegen Midway neu zu bewaffnen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die US-Träger Enterprise und Hornet schon ihre Flugzeuge zum Angriff auf den japanischen Flugzeugträger-Verband gestartet. Obwohl ein japanisches Aufklärungsflugzeug den Start der Flugzeuge von den amerikanischen Trägern beobachtete, meldete es jedoch nur fünf Kreuzer und fünf Zerstörer gesichtet zu haben.
Die erste Welle der amerikanischen Flugzeuge hatte jedoch erst einmal keinen Erfolg und schwere Verluste, wobei die deckenden japanischen Zero-Jäger aber in die Nähe der Wasseroberfläche gezogen wurden. Als dann drei Staffeln amerikanischer SBD-Sturzkampfbomber eintrafen, gab es praktisch keine japanische Luftdeckung mehr und ihrem konzentrierten Angriff fielen schnell hintereinander Akagi, das Schwesterschiff Kaga und die Soryu zum Opfer.
Dabei wurde die Akagi von zwei Bomben von Sturzkampfbombern der USS Enterprise getroffen, von denen eine das Flugdeck durchschlug und im oberen Hangar explodierte, wobei dort bereitgestellte Bomben und Torpedos ebenfalls detonierten. Die zweite Bombe explodierte auf dem Flugdeck und verursachte schwere Schäden unter den dort abgestellten Flugzeugen.
Unkontrollierbare Feuer breiteten sich aus und acht Stunden später, am 5. Juni 1942 wurde der Flugzeugträger von den Zerstörern Arashi, Hagikaze, Maikaze und Nowake selbst versenkt.
Benutzer: Japan.
Spezifikationen Flugzeugträger Akagi
Spezifikationen:
Akagi | Spezifikation 1927 | nach Umbau 1938 |
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Typ | Flugzeugträger | = |
Wasserverdrängung | 27.330 t | 37.080 t |
Einsatzverdrängung | 34.232 t | 43.221 t |
Länge zwischen Loten | 232,6 m | 235 m |
Länge an der Kiellinie | 249 m | 250,3 m |
Länge über alles | 260 m | 260,6 m |
Breite an der Kiellinie | 29 m | 31,3 m |
Breite über Flugdeck | 30,5 m | 30,5 m |
Tiefgang | 8,1 m | 8,6 m |
Maschinen | Kampon mit 8 Kohle und 11 Kohle/Öl (4 Wellen) | 19 Kampon Öl (4 Wellen) |
Gesamtleistung | 131.200 PS | 133.000 PS |
Brennstoffvorrat | 2.130 t Kohle, 3.960 t Heizöl | 5.860 t Heizöl |
Geschwindigkeit | 31 kn | 32,5 kn |
Fahrbereich | 8.000 sm bei 14 kn | 8.200 sm bei 16 kn |
Besatzung | 1.600 | 1.340 |
Bewaffnung:
Akagi | Spezifikation 1927 | nach Umbau 1938 |
---|---|---|
Flugzeuge | 60 | 91 |
Haupt-Bewaffnung | 10 x 20cm L/50 | 6 x 20cm L/50 |
Flak | 12 x 12cm | 12 x 14cm, 28 x 2,5cm |
Panzerschutz:
Akagi | Dicke |
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Seite (Gürtel) | 152 mm |
Hauptdeck | 79 mm |
Einsatzstatistik:
Akagi | Angaben |
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Bauwerft | Staatswerft Kure |
Kiellegung | 6.12.1920 (als Schlachtkreuzer) |
Umbau zum Träger | November 1923 |
Stappellauf | 22.4.1925 |
Fertigstellung | 3.3.1927 |
Verbleib | Selbstversenkung 6.6.1942 |
References and literature
Fighting Ships of the World (Antony Preston)
Kriegsschiffe von 1900 bis heute – Technik und Einsatz (Buch und Zeit Verlagsgesellschaft)
The Illustrated Directory of Warships from 1860 to the present day (David Miller)
Flotten des 2. Weltkrieges (Antony Preston)
Kriegsschiffe 1939-45 (Heyne-Bildpaperback)
Aircraft Carriers of the World, 1940 to the Present – An Illustrated Encyclopedia (Roger Chesneau)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
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