Luftkrieg im Pazifik


Tatsachen-Bericht über den Luftkrieg im Pazifik vom japanischen Zero-Ass Saburo Sakai. Einsätze über Neu-Guinea im Sommer 1942.

Einsatzbesprechung japanischer Flugzeugbesatzungen
Einsatzbesprechung japanischer Flugzeugbesatzungen, welche ihre Truppen zwischen Buna und Port Moresby unterstützen sollen.

Von Mitte April bis Mitte August 1942 schienen die Tage übergangslos ineinander zu verschmelzen. Das Leben wurde zu einer endlosen Wiederholung von Jagdeinsätzen, Begleitaufgaben für unsere Kampfflugzeuge über Moresby oder Alarmstarts gegen feindliche Einflüge. Die Alliierten schienen einen unerschöpflichen Nachschub an Flugzeugen zu haben. Keine Woche verging, ohne dass der Gegner Verluste erlitt, und dennoch kam er immer wieder. Zu zweit, zu dritt oder zu Dutzenden.


1942 trug keines unserer Jagdflugzeuge irgendwelche Panzerung für die Führerkanzel, noch hatten die Zeros selbstschließende Treibstofftanks, wie sie die amerikanischen Maschinen besaßen. Und wie der Feind sehr schnell herausfand, genügte eine Garbe aus ihren 12,7-mm-MGs, um die Treibstoffbehälter einer Zero in Flammen aufgehen zu lassen.

Trotzdem führte damals kein einziger unserer Flugzeugführer einen Fallschirm bei sich. Diese Tatsache hat im Westen zu der falschen Auffassung geführt, unsere Führung hätte unser Leben gering geschätzt, die Flugzeugführer als Verschleiß-Ware abgetan und sie mehr als Schachfiguren denn als Menschen betrachtet. Das ist vollkommen falsch. Jeder Mann bekam seinen Fallschirm zugeteilt. Die Entscheidung, ohne ihn zu fliegen, war einzig und allein unsere Entscheidung und nicht das Ergebnis irgend eines Befehls von oben herab. Tatsächlich war es so, dass man uns zwar nicht befahl, den Schirm zu tragen, uns aber doch drängte, ihn im Kampf anzulegen. Auf einigen Plätzen bestand der Kommandeur darauf, dass Fallschirme getragen wurden, und die Männer hatten keine andere Wahl, als ihn in die Maschine zu packen. Allerdings wurden dann oft die Gurte nicht angelegt, sondern der Schirm lediglich als Sitzkissen verwendet.

Wir hatten nicht viel im Sinn mit dem Fallschirm, denn für uns bedeutete er nichts weiter als eine Behinderung unserer Bewegungsfreiheit in der Kabine während des Luftkampfes. Es war schwierig, Arme und Beine zu bewegen, wenn sie durch Gurte eingeengt waren. Darüber hinaus gab es aber noch einen anderen ebenso zwingenden Grund, im Kampf keinen Fallschirm zu tragen. Die Mehrzahl unserer Kämpfe mit feindlichen Jägern fand über deren eigenem Gelände statt. Über Feindgebiet auszusteigen aber war völlig undenkbar, denn eine solche Tat wäre gleichbedeutend gewesen mit der Bereitschaft, sich gefangennehmen zu lassen, und nirgends kann man im japanischen Militärkodex oder im traditionsreichen »Bushido« (Samurai-Kodex) die abscheulichen Worte »Kriegsgefangener« finden. Es gab keine Gefangenen. Ein Mann, der vom Kampf nicht zurückkehrte, war eben tot. Kein tapferer Jagdflieger würde sich vom Feind gefangennehmen lassen. Das war absolut unvorstellbar.

Formation von A6M2 Zeros mit Zusatztanks
Formation von A6M2 Zeros mit Zusatztanks, wodurch eine Flugzeit von 8 Stunden möglich ist.

Während des Monats Juni begegneten wir einer immer stärker werdenden Anzahl von feindlichen Jägern und Bombern. Man sagte uns, dass der Feind dabei sei, seine Luftstreitkräfte in diesem Raum zu verstärken, und dass wir von nun an unsere Einsätze verstärken müssten. Jedem war klar, das wir jetzt jede Zero würden nötig haben, deren wir nur habhaft werden könnten. Der Gegner rodete immer mehr Einsatzplätze in dem Urwaldgebiet rund um Port Moresby.

Als eine japanische Heeres-Division am 21. Juli in Buna, 180 km südlich Lae, landete, begann für uns eine neue Phase der Jagdeinsätze. Die Truppen begannen sofort einen Gewaltmarsch landeinwärts durch den Dschungel in Richtung auf Port Moresby. Auf der Karte sah dieses Unternehmen ganz einfach aus, denn Buna schien nur einen Steinwurf von Moresby, quer über die Papua-Halbinsel, entfernt zu sein.

Aber die Landkarten der dschungelbewachsenen Inseln sind eine Sache, und die grausame Wirklichkeit dort im dichten Urwald ist eine völlig andere. Das japanische Oberkommando beging einen furchtbaren und tödlichen Fehler, als es die Truppen in den Angriff auf Moresby warf. Noch bevor die Schlacht zu Ende war, hatte Japan einen seiner schwersten Schläge in diesem Krieg erlitten.

Zero-Sen auf Anbon Inseln
A6M2 Zero-Sen auf Anbon Inseln 1942.

Der Angriff über Land war eine reine Verzweiflungstat. Ursprünglich hatte unser Oberkommando eine massierte Landungsoperation gegen Moresby geplant, aber dieses Vorhaben wurde am 7. und 8. Mai, während der Seeschlacht im Korallenmeer, fallengelassen, nachdem zwei feindliche Flugzeugträger auf zwei japanische in dem einzigen Seegefecht gestoßen waren, bei dem kein Überwasserfahrzeug auch nur einen Schuß gegen das andere abfeuerte. Jeder Verband setzte seine Flugzeuge ein, um auf den Gegner einzuhämmern. Wir haben zwar die Schlacht gewonnen, aber der Feind hatte sein Ziel erreicht: Die Landungsoperation wurde abgeblasen.

Nach der Landung in Buna befahl das Hauptquartier in Rabaul, unsere Luftangriffe auf Moresby abzubrechen und den Brückenkopf ständig aus der Luft zu unterstützen. Die Landung in Buna war nur Teil einer größeren Operation, die schon zum Scheitern verurteilt war, noch ehe sie richtig begann. Nicht der Dschungel allein erwies sich als eine Gefahr ungeheuren Ausmaßes, sondern der völlige Mangel an Verständnis für die Probleme der Logistik seitens der Truppenführung war es, der unsere Soldaten behinderte.


Während des Tages jonglierte unser Stützpunkt in Lae mit seinen 20 oder 30 einsatzfähigen Jägern, um zwischen sechs und neun »Zeros« ständig über Buna in der Luft zu haben und gleichzeitig genügend Reserven für die Platzverteidigung bereitzuhalten. Der Luftschirm über Buna war geringer, als er erforderlich gewesen wäre, aber unseren Jägern gelang es, größere Angriffe zur Vernichtung des Brückenkopfes zu verhindern.
Buna war für mich ein Schock, als ich meine erste Patrouille flog. Ich hatte schon viele Landungsoperationen aus der Luft gesehen, aber niemals zuvor war ich Zeuge solch eines hilflosen Versuchs gewesen, eine kampfstarke Infanterie-Division zu versorgen. Soldaten stampften über den Strand und schleppten Versorgungskisten in den Dschungel. Ganze zwei kleine Transportschiffe, mit einem U-Boot-Jäger als Begleitschutz, lagen vor dem Strand und entluden Nachschubgüter.

Saburo Sakei verliert ein Auge
Saburo Sakai nach seinem Langstrecken-Einsatz über Giuadalcanal am 7. August 1942. Er ist durch Flak-Splitter schwer verwundet und verliert dadurch ein Auge.
Die nächsten Wochen waren wir damit beschäftigt, für den Brückenkopf von Buna Deckung zu fliegen, aber die zweite Hälfte Juli brachte eine für uns neue und merkwürdige Phase des Krieges. Wir flogen nicht mehr ohne Fallschirm. Vom Oberkommando kamen neue Befehle und Hauptmann Saito wies jeden Flugzeugführer an, im Kampf den Schirm zu tragen. Ebenso beunruhigend für uns waren weitere Befehle, die unausgesprochene, aber unheilverkündende Folgen in sich bargen. Wir wurden aus der Offensive herausgezogen. Hauptmann Saito erließ den Befehl, dass von nun an kein Jäger, wie zwingend die Lage auch immer sei, die Owen Stanley Bergkette überfliegen dürfe.


Quellenangaben und Literatur

Flugzeuge des 2. Weltkrieges (Andrew Kershaw)
Samurai! (Saburo Sakai)


Zum teilen:

Weitere interessante Beiträge:
Goebbels Sportpalast Totaler Krieg
Zweiter Weltkrieg - Totaler Krieg. Der Totale Krieg Der Zweiten Weltkrieg wurde zum Höhepunkt des Totalen Krieges, als die Nazis Read more
Panzermuseum Munster
Fakten zum 2. Weltkrieg: Schlachten, Rüstungsproduktion und Personen. Fakten 2. Weltkrieg Die Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist nicht allein aus Read more
Fletcher' McNair (DD-680)
Amerikanische Fletcher-Klasse, bester Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell. Fletcher-Klasse (119 Schiffe, plus 62 Read more
Spitfire von Bf 109 verfolgt
Schlacht um England 1940. Vom Unternehmen Seelöwe zur Luftschlacht um England (Battle of Britain) vom Adlertag bis zum 'Blitz'. Die Read more
Langstrecken-Jäger Ju 88C
Einsatzstärken und Ausstattung an Flugzeugen der deutschen Luftflotten am 20. September 1942. Die deutsche Luftwaffe in der zweiten Jahreshälfte 1942 Read more
Jagdpanzer IV der 116. Panzer-Division
Geschichte der 116. Panzer-Division: Aufstellung und Einsätze 1944/45 der 'Windhunde'-Division. Die 116. Panzer-Division, ebenso wie die Panzer-Lehr-Division, bewiesen, wenn neue Read more

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen
Einen Moment bitte noch - das hier ist bestimmt auch interessant:

geglueckter Schuss
Die deutsche militärische Leistungsfähigkeit an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg. Teil IV der Analyse der Kampfkraft mit einem statistischen Vergleich Read more

VIELEN DANK FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT!