Englischer Jagdbomber Hawker Typhoon und seine Erfolge über der Normandie 1944.
Geschichte, Entwicklung, Spezifikationen, Statistiken, Bilder, Video und 3d-Modell.
Hier zum Vorgänger Hawker Hurricane.
Jagdbomber Hawker Typhoon
Hawker Typhoon
Typ: Jagdbomber.
Geschichte
Von Anfang an beeinträchtigt durch eine Vielzahl von Entwurfs- und Entwicklungsproblemen und einer nicht weniger katastrophalen, schnellen Motorenentwicklung, welche unzählige Schwächen bis zur Indienststellung ungelöst ließ, war die Hawker Typhoon eigentlich dafür vorgesehen, die Hawker Hurricane als Abfangjäger abzulösen.
Obwohl die Entwicklung eines so großen und kampfstarken Jagdflugzeuges ein Risiko darstellte, verzichtete man bei Hawker auf die Griffon- und Centaurus-Motoren und wollte den neuen, komplizierten und ungetestete Vulture- oder Sabre-Motor einbauen. Die Entwicklung des R-Jäger ‚Tornado‘ mit dem Vulture-Motor wurde dann bereits Anfang 1941 aufgegeben, während der N-Jäger Hawker Typhoon mit dem Napier-Sabre-Motor sich um ein halbes Jahr verzögerte, da die Serienproduktion der Hawker Hurricane zu diesem Zeitpunkt wichtiger war.
Nach recht problematischer Entwicklung startete dann 1941 die Herstellung der Hawker Typhoon by Gloster Aircraft. Im September 1941 erhielten die 56. und 609. Squadron in Duxford den neuen Jäger.
Doch der Sabre-Motor war unzuverlässig wodurch Leistung und Steigleistung ungenügend waren. Eine weitere Schwäche, welche festgestellt wurde, lag in der Verbindung von dem Leitwerk zum Rumpfheck, was anfangs zu zahlreichen Unfällen führte. Diese waren darauf zurückzuführen, dass sich das gesamte Leitwerk beim Flug ablöste. Eine grobe Abhilfe dagegen war es, zahlreiche Platten um diese Verbindung herum aufzunieten.
Nach dem Höhepunkt des Debakels über Dieppe bei dem dortigen, gescheiterten Landungsunternehmen und einer einzigartigen, enttäuschenden Leistung als Jagdflugzeug wurde schon daran gedacht, dass ganze Programm einzustellen.
Im November 1942 erschienen dann jedoch die schnellen deutschen Jabos vom Typ Focke-Wulf Fw 190 über Südengland, welche bei ihren Blitzangriffen praktisch nur von den Hawker Typhoon abgefangen und abgeschossen werden konnten.
Auch wurde die Hawker Typhoon dadurch schließlich als potenziell effektives Bodenangriffsflugzeug erkannt.
Die bisherigen technischen Schwierigkeiten wurden nach und nach gelöst und die ersten Einsätze als Jagdbomber hatten gezeigt, dass die Typhoon Mk IA mit ihrer Flügelbewaffnung aus zwölf 7,7-mm-Browning-Maschinengewehren wenig wirksam bei der Bekämpfung von Bodenzielen waren, sodass der Bau dieser Version eingestellt wurde.
Nach Versuchen bei Boscombe Down Ende 1942 setzte der Typ seine Einsätze über den Ärmelkanal bewaffnet mit zwei 113-kg-Bomben und vier 20-mm-Hispano-Maschinenkanonen fort.
Zusammen mit den langsam veraltenden Hurricane-Bombern setzten die Typhoon Mk IB Jagdbomber der 175., 181. und 245. Squadron (Staffel) diese Einsätze über den Ärmelkanal hinweg das ganze Jahr 1943 fort, während andere bis in das deutsch-besetzte Frankreich und die Benelux-Staaten eindrangen, um Flugfelder, Straßen und Eisenbahnverbindungen sowie andere Schlüsselziele anzugreifen.
Eine weitere Schwierigkeit bei den frühen Einsätzen der Hawker Typhoon lag in ihrer oberflächlichen Ähnlichkeit mit dem deutschen Focke-Wulf Fw 190 Jagdflugzeug, was zu einer Reihe von Verlusten durch ‚friendly‘ (eigenes) Feuer führte. Erst als die markanten schwarz-weißen Erkennungsstreifen an den Innenflügeln der Typhoon aufgemalt wurden legte sich dieses Problem der Abschüsse durch alliiertes Flugabwehrfeuer.
Trotz all dieser unglücklichen Umstände stellte sich das klobige Flugzeug dann 1944 doch als eine der wichtigsten Waffen in der alliierten Rüstkammer heraus, als die Invasion in der Normandie im Juni begann.
Mit einer nach und nach gesteigerten Zuladung von nun 907 kg konnte die Typhoon mit Raketen die wichtigen deutschen Küstenradarstationen noch vor der eigentlichen Landung ausschalten und später Panzeransammlungen angreifen, als der Ausbruch der alliierten Truppen aus den Landeköpfen heraus erfolgte.
Immer etwas träge zu fliegen, war die Hawker Typhonn jedoch in den letzten neun Monaten des Krieges eine überwältigende Form einer mächtigen, präzisen und mobilen Artillerie für die alliierten Truppen, als diese quer über Nordwesteuropa strömten – ähnlich wie es die Stuka für die Deutschen in den ersten Kriegsjahren war.
Von den 3.330 Typhoon-Jägern baute Gloster 3.315 Stück und die letzten 3.000 mit einem verbesserten Kabinendach.
Benutzer: britische Royal Air Force.
Hier zum Nachfolger Hawker Tempest.
Animation 3D-Modell Hawker Typhoon IB
Wirkung der Hawker Typhoon gegen Panzerfahrzeuge
Wenn es irgendeinen Feldzug im Zweiten Weltkrieg gab, bei welchem die Bedingungen für eine Luftstreitmacht ideal waren, ihre Fähigkeiten vorzuführen feindliche Panzerfahrzeuge auszuschalten, dann war es in der Normandie im Sommer 1944.
Die Alliierten beherrschten den Luftraum uneingeschränkt, was viel mehr als nur eine Luftüberlegenheit war und während der Tagesstunden konnten sie jedes Ziel nach Belieben angreifen, mit Ausnahme an einigen wenigen Stellen mit einer unangenehmen Flak-Konzentration.
Dazu hatten sie tausende der besten und stärksten Bodenangriffsflugzeuge des Zweiten Weltkriegs zur Verfügung, darunter die Hawker Typhoon. Sie hatten praktisch unbegrenzte Vorräte an Munition und Treibstoff und eine sehr gut ausgebaute logistische Bodenorganisation. Ihre Luftstützpunkte befanden sich in kurzer Entfernung und ihre Ziele waren auf einer sehr kurzen Frontlinie konzentriert. Dazu konnte das Wetter nicht besser sein.
Nach Angaben der Royal Air Force war die Hawker Typhoon das effektivste Bodenangriffsflugzeug und Panzervernichtungsflugzeug auf der ganzen Welt im Jahr 1944, was wohl zutreffend war. Nicht weniger als 26 RAF-Staffeln (Squadrons) waren mit Typhoons Mitte 1944 ausgerüstet. Diese Flugzeuge waren rund um die Uhr während der Kämpfe in der Normandie in Parade-Formationen im Einsatz, wortwörtlich flogen sie über dem Zielgebiet Kreise und warteten auf ihre Gelegenheit zum zuschlagen.
Offizielle Aufzeichnungen der RAF und der USAAF behaupten die Zerstörung von tausenden von deutschen Panzerkampffahrzeugen in der Normandie. Darunter befinden sich einige wie diese Beispiele:
Während der Operation Goodwood vom 18. bis 21. Juli 1944 melden die britische 2. Taktische Luftflotte und die 9. USAAF die Zerstörung von 257 bzw 134 Panzern. Davon wurden alleine 222 von Typhoon-Piloten durch den Einsatz von Raketen als Vernichtet gemeldet.
Während des deutschen Gegenangriffs bei Mortain vom 7. bis 10. August 1944 melden die britische 2. Taktische Luftflotte und die 9. USAAF die Zerstörung von 140 bzw. 112 Panzern.
An einem einzigen Tag im August 1944 melden die Typhoon-Piloten der RAF nicht weniger als 135 zerstörte deutsche Panzer.
Was aber geschah wirklich ?
Zum Unglück für die Luftwaffen-Piloten besucht eine kleine und gewöhnlich als Untersuchungs- und Analyse-Einheit bezeichnete Gruppe von Spezialisten das Kampfgebiet, wenn es gesichert ist. Dies ist und war bei den meisten Streitkräften so üblich und bei der britischen Armee nicht anders.
Die Aufgabe der Untersuchungs- und Analyse-Einheit war es, die Ergebnisse der Taktiken und Waffen, welche während der vorausgegangenen Kämpfe eingesetzt wurden zu untersuchen, um ihre Effektivität festzustellen. Das Ziel ist es dabei, zukünftige Taktiken und Waffensysteme zu optimieren.
In der Normandie stellten sie fest, dass die Abschussmeldungen der verschiedenen Luftwaffen-Verbände nicht einmal in die Nähe der Realität kamen. In der Gegend der Kämpfe bei der Operation Goodwood fanden sie insgesamt 456 zerstörte Panzer vor, von den 301 detailliert untersucht wurden.
Dabei kam heraus, dass nur 10 Panzer durch Typhoon-Jabos mit Raketen zerstört worden waren, was weniger als 3 Prozent der gemeldeten Erfolge war. Noch schlechter macht es die Sachlage, dass nur 3 von 87 untersuchten Panzern durch Luft-Boden-Raketen zerstört worden waren.
Die Geschichte wiederholte sich bei Mortain noch schlimmer. Es kam dabei heraus, dass nur 177 deutsche Panzer und Sturmgeschütze an dem Angriff teilgenommen hatten, was schon einmal 75 weniger waren, als von den Piloten als zerstört gemeldet. Aber von diesen 177 eingesetzten Panzern gingen nur 46 verloren und davon waren nur neun das Opfer eines Luftangriffs. Dies ergibt wieder eine Bestätigung für nur 4 Prozent der bei Luftschlägen als vernichtet gemeldeten Panzern.
Wenn man die Ergebnisse der verschiedenen Gefechte in der Normandie zusammenfasst, so kommt man auf noch nicht einmal insgesamt einhundert zerstörte deutsche Panzer durch Luftangriffe im gesamten Zeitraum. Dabei hatte die RAF nur für einen einzigen Tag im August 35 Prozent mehr zerstörte Panzer gemeldet, als die Gesamtzahl aller während der Schlacht in der Normandie durch Luftangriffe vernichtenden deutschen Panzer tatsächlich war !
In Anbetracht des Umstandes, dass die Wehrmacht etwa 1.500 Panzer, Jagdpanzer und Sturmgeschütze in der Normandie verloren hatte, betrugen somit die Verluste aus Luftangriffen weniger als 7 Prozent.
Der größte Unterstützer des großen Mythos der aus der Luft zerstörten Panzerfahrzeuge des Zweiten Weltkriegs waren – und sind auch heute noch – die massiv übertriebenen Meldungen der Piloten über Vernichtungserfolge.
Die Hawker Typhoon mit ihren Kanonen und bis zu acht Raketen war und wird immer noch in verschiedenen jüngeren Berichten als die beste Waffe bezeichnet, einen Tiger-Panzer zu stoppen. Das Flugzeug mit seinen Piloten wurde für die Zerstörung von Dutzenden dieser schweren Panzer in der Normandie verantwortlich gemacht.
Nach verlässlichen Meldungen wurden jedoch nur 13 Tiger-Panzer durch Luftangriffe im gesamten Feldzug in der Normandie zerstört. Von diesen fielen sieben Stück am 18. Juli 1944 dem massiven Bombenteppich strategischer Bomber bei der Vorbereitung von Operation Goodwood, dem Ausbruch aus dem Normandie-Brückekopf, zum Opfer.
Dies bedeutet, daß höchstens 6 Tiger-Panzer durch Jagdbomber während der gesamten Kämpfe in der Normandie zerstört wurden.
In Wirklichkeit stellte sich heraus, dass die britische 17-Pfünder-Panzerabwehrkanone die beste Waffe zum Abschuss eines Tigers war, während die Hawker Typhoon weit dahinter in der Liste folgt.
Tatsächlich muss man davon ausgehen, dass Luftangriffe gegen Panzer-Formationen, welche durch Flak gedeckt waren, gefährlicher für die Piloten der Jagdbomber als die Panzerbesatzungen waren. Die britische 2. Taktische Luftflotte verlor 829 Flugzeuge über der Normandie, während die 9. USAAF weitere 897 verlor. Diese Verluste, welche ironischerweise die deutschen Panzerverluste in den Schlachten in der Normandie überstiegen, bestanden fast alle aus Jagdbombern. Insgesamt 4.101 alliierte Flugzeuge und 16.714 Mann ihrer Besatzungen gingen über der Normandie bei der Unterstützung der alliierten Bodentruppen verloren.
Hier zum Nachfolger Hawker Tempest.
Spezifikationen Hawker Typhoon IB
Spezifikationen:
Hawker Typhoon IB | Spezifikation |
---|---|
Typ | Jagdbomber |
Antrieb | 1 x flüssigkeitsgekühlter 2180 PS Napier Sabre II 24-Zylindermotor |
Besatzung | 1 |
Spannweite | 12,67 m |
Länge über alles | 9,73 m |
Höhe über alles | 4,66 m |
Leer-Gewicht | 3.992 kg |
Startgewicht | 6.010 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 664 km/h |
Steigleistung | 914 m / min. |
Dienstgipfelhöhe | 10.730 m |
Reichweite | 821 km (mit Bomben), 1.577 km mit Abwurftanks |
Bewaffnung:
Hawker Typhoon IB | Spezifikation |
---|---|
starr in den äußeren Flügeln | 4 x 20mm Hispano Kanonen |
Zuladung | Aufhängungen für 8 Raketen oder 2 x 227 kg Bomben |
Einsatzstatistik:
Hawker Typhoon | Angaben |
---|---|
Erstflug | 24. Februar 1940 |
Serienproduktion | 27. Mai 1941 |
Endlieferung | November 1945 |
Stückzahl | 3.330 |
Video vom Einsatz der Hawker Typhoon in Computerspielen
Unter anderem eine Mission mit einer Hawker Typhoon in einer Realistischen Landschlacht vom free2play-Spiel War Thunder:
Wer das Gratis-Panzer-Spiel noch nicht kennt, kann War Thunder hier kostenlos downloaden:
Hier zum Nachfolger Hawker Tempest.
Quellenangaben und Literatur
Combat Aircraft of World War II (Bill Gunston)
Technik und Einsatz der Kampfflugzeuge vom 1. Weltkrieg bis heute (Ian Parsons)
Das große Buch der Luftkämpfe (Ian Parsons)
Luftkrieg (Piekalkiewicz)
Flugzeuge des 2. Weltkrieges (Andrew Kershaw)
Kampfflugzeuge (Bill Gunston)
Operation Barbarossa: the Complete Organisational and Statistical Analysis, and Military Simulation, Volume I – IIIB (Nigel Askey)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
Krieg der Panzer (Piekalkiewicz)
Typhoon/Tempest in action (Jerry Scutts)
Weitere interessante Beiträge: