Kriegsentscheidender US-Langstrecken-Begleitjäger P-51 Mustang.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und 3d-Modell.
North American P-51 Mustang
Typ: einsitziger Langstrecken-Begleitjäger.
Geschichte P-51 Mustang
Für die North American P-51 Mustang werden eine Vielzahl von Ansprüchen erhoben, wie dass es das beste Kampfflugzeug des Zweiten Weltkrieges war, den Übergang vom Kolben- zum Düsenjäger markierte und schließlich, das es die Art von Flugzeug war, welches den Alliierten schließlich die kriegsentscheidende Beherrschung des Luftraumes ermöglichte.
Bei all diesen Behauptungen gerät die Wahrheit jedoch etwas in Vergessenheit, denn die P-51 Mustang war das Ergebnis zweier fortschrittlicher Technologien, welche zusammentrafen.
Zu einem konstruierte die amerikanische Flugzeugindustrie innerhalb von nur 117 Tagen eine Flugzeugzelle, welche extrem fortschrittlich in der Struktur und Aerodynamik war. Zweitens ermöglichte die britische Luftfahrtindustrie mit ihrem herausragenden Rolls-Royce-Merlin-Motor die ideale Ergänzung. Ohne den britischen Motor, welcher schon die Supermarine Spitfire berühmt gemacht hatte, wäre die P-51 Mustang niemals unsterblich geworden.
Insgesamt wurden 15.469 Mustang-Jäger gebaut. Der Typ zerstörte 4.950 feindliche Flugzeuge im Luftkampf und 4.131 auf dem Boden während 213.873 Missionen alleine in Europa.
P-51 waren auch mit der USAAF während des Koreakrieges im Einsatz und wurden bis nach dem Zweiten Weltkrieg von den Luftstreitkräften von etwa 55 verschiedenen Nationen verwendet. Einige Mustang-Jäger fliegen heute immer noch durch Privat-Piloten, insbesondere hervorzuheben der US Unlimited Air-Racing Circuit.
Die ganze Geschichte der P-51 Mustang begann damit, dass im April 1940 die britische Einkaufs-Kommission der amerikanischen Firma North American vorschlug, Curtiss P-40 Jagdflugzeuge unter Lizenz für die Royal Air Force zu bauen. Der Präsident der Firma North American, J.H. ‚Dutch‘ Kindelberger, war von dem Vorschlag nicht begeistert. Er sagte, daß seine Firma einen Jäger bauen könnte, der besser als die P-40 war und dabei den gleichen V-12 Allison V-1710-Motor verwendete.
Die Briten akzeptierten diesen Vorschlag, machten aber zur Bedingung, daß der Prototyp innerhalb von 120 Tagen fertig sein müßte, da die Lage in Europa sehr ernst sei.
Zwei Konstrukteure von North American, Raymond Rice und Edgar Schmued, begannen sofort mit der Arbeit. Der daraus resultierende Prototyp NA-73X war drei Tage vor dem Termin fertig, obgleich noch ohne Motor und mit von einem AT-6-Trainingsflugzeug geborgten Rädern. Der Erstflug erfolgte am 26. Oktober 1940, da durch fehlende Motorlieferung von Allison die Fertigstellung um sechs Wochen verzögert wurde.
Das Flugzeug hatte eine außergewöhnlich saubere Linienführung und seine Leistung war überragend, mit einer 40 km/h schnelleren Höchstgeschwindigkeit als die P-40.
Zwischenzeitlich hatte die US-Regierung die Bestellung der RAF für 320 Flugzeuge genehmigt, unter der Voraussetzung, dass die USAAC mit zwei Exemplaren des neuen Flugzeuges für Testzwecke versorgt wird.
Der erste Serien-Mustang ging am 1. Mai 1941 in die Lüfte, verblieb aber bei der Firma North American für technische Weiterentwicklungen. Das zweite Serien-Flugzeug kam in Großbritannien im November 1941 an und wurde offiziell als Mustang Mk.I bezeichnet.
Die Mustang Mk.I, von denen die RAF annahm, dass sie jedem anderen amerikanischen Flugzeug überlegen seien, wurden im April 1942 als taktische Aufklärer in Dienst gestellt. Bei der Royal Air Force zeigte man sich beeindruckt, da der Jäger eine bessere Bewaffnung als die Spitfire V hatte und durch sein laminares Flügelprofil um 56 km/h schneller war. Auch die Treibstoffkapazität war doppelt so groß, allerdings nahm die Leistung des 1.166-PS-V-12-Allison-Motors mit Kühler unter dem Heck in Flughöhen ab 6.000 Meter stark ab, sodass nur der Einsatz als Aufklärer in niedrigen Flughöhen infrage kam.
Zur selben Zeit bestellten die Briten weitere 300 Stück, welche sich nur in Ausrüstung und Bewaffnung unterschieden. Insgesamt erhielt die RAF 620 Mustang Mk.I, 150 Mk.IA und 50 Mk.II.
Zwischenzeitlich wurden in Amerika, trotz brillanter Leistung in Flugversuchen bei der USAAC, nur 50 Mustangs mit einer Bewaffnung von vier 20-mm-Bordkanonen zur Foto-Aufklärung bestellt. Anschließend wurden aber weitere 500 Stück der Version A-36A als Sturzkampfbomber gekauft, welche mit sechs 12,7-mm-Maschinengewehren und zwei 227-kg-Bomben bewaffnet waren und über Sturzflugbremsen verfügten. Diese Flugzeuge wurden zwischen September 1942 und März 1943 ausgeliefert.
Eine weitere Bestellung über 310 P-51A Mustang ging dann ein, welche ab Frühjahr 1943 ausgeliefert wurden. Diese hatten vier 12,7-mm-Maschinengewehre als Bewaffnung und konnten Bomben oder erstmals abwerfbare Zusatztanks für Langstreckeneinsätze mitführen.
Aber die besten Tage der Mustang würden erst kommen. Der Gedanke, das volle Potenzial des Typs auszureizen und den Leistungsabfall in größeren Flughöhen abzustellen, kam britischen und amerikanischen Technikern fast gleichzeitig.
Die RAF übergab vier Mustangs an Rolls-Royce, um diese mit dem Merlin-61-Motor zu testen. In der Zwischenzeit wurden auch in den Vereinigten Staaten zwei Flugzeugzellen der Mustang zu North American geschickt, um diese mit Merlin-Motoren, welche von der Firma Packard unter Lizenz mit dem Namen V-1650-3 nachgebaut wurden, auszurüsten. Auf diese Weise erschien der Prototyp der P-51B im September 1942.
Nur kleine Veränderung wurden am vorderen Rumpfteil vorgenommen, um den neuen Motor einzubauen, sowie ein Zwischenkühllufteinlauf unter der Bugnase. Dazu kam ein neuer Propeller mit vier breiteren Blättern, aber die Leistungssteigerung war spektakulär. Das neue Flugzeug erreichte eine Geschwindigkeit von 710 km/h in einer Flughöhe von 9.000 Metern und stieg innerhalb von 5 Minuten und 54 Sekunden auf 6.100 Meter Höhe. Dies war eine erhebliche Steigerung gegenüber der Höchstgeschwindigkeit von 628 km/h auf 6.100 Metern und der Steigleistung von mehr als 9 Minuten auf die gleiche Höhe bei der P-51A.
So ging der Typ im Sommer 1943 in die Massenproduktion. Die Herstellung erfolgte in der Inglewood-Fabrik als P-51B (1.988 Stück gebaut) und in der neuen Dallas-Fabrikationsanlage als P-51C (1.750 Stück gebaut). Die Bewaffnung bestand anfangs allerdings aus nur vier 12,7-mm-Maschinengewehren. Die späteren C- und alle D-Modelle waren mit sechs 12,7-mm-MGs ausgerüstet und hatten eine Rückenflosse.
Die Briten erhielten davon etwa 1.000 Flugzeuge, wo sie als Mustang Mk.III bezeichnet wurden. Der erste Einsatz der P-51B erfolgte mit der 8. USA-Air-Force von England aus am 1. Dezember 1943.
Nachdem ausreichend US-Langstreckenjäger vom Typ P-51 Mustang in Großbritannien eingetroffen waren, begann die USAAF am 13. Dezember 1943 mit ihnen Einsätze gegen Deutschland zu fliegen. 45 Mustang-Jäger mit abwerfbaren Zusatztanks, welche ein Reichweite von bis zu 1.400 Kilometern ermöglichten, sicherten einen Bomberverband beim Angriff auf Kiel.
Die Mustangs kreisten über dem Ziel und schirmten die amerikanischen Bomber vor den deutschen Abfangjägern ab. Von diesem Tag an begannen die strategischen Tagesangriffe der USAAF unter Begleitschutz von Langstreckenjägern bis zu den Zielen. Mit den abwerfbaren Zusatztanks und einem weiteren hinter dem Cockpit konnten die P-51 sogar bis nach Berlin und weiter fliegen.
Die Mustangs flogen von nun den Bomberverbänden voraus, um deutsche Jagdflugzeuge schon zuvor abzufangen. Dieses Verfahren verwickelte die deutsche Luftwaffe in anhaltende Luftkämpfe und verhindert zumeist das Vordringen bis zu den schweren Bombern.
Durch die technische Innovation des Einsatzes von Langstreckenjägern mit Zusatztanks veränderte sich die Lage im Luftkrieg über Deutschland grundlegend und führte in den nächsten Wochen und Monaten zur Niederlage und nahezu Vernichtung der deutschen Luftflotte Reich und mit ihr wichtige deutsche Industriezentren und schließlich die lebenswichtige Treibstoffindustrie.
Ohne die P-51 Mustang wäre dies nicht möglich gewesen, wodurch das Flugzeug tatsächliche zu einer kriegsentscheidenden Waffe wurde.
Im nachfolgende Frühjahr erschien das hauptsächliche Serienmodell, die P-51D Mustang. Zuvor hatte die Royal Air Force mit ihrem Mustang Mk.III herumexperimentiert, um die Sichtverhältnisse aus dem Cockpit zu verbessern. Eine rahmenlose Blasenglasverkleidung, nach dem Erfinder als ‚Malcolm‘ bezeichnet, wurde daraufhin eingeführt.
Bei der Firma North American wurde dieses Problem ebenfalls in Angriff genommen, wobei der Rumpfbelag hinter dem Cockpit heruntergeschnitten und eine vertikale Heckoberfläche hinzugefügt wurde, um den Kielbereich auszugleichen. Dazu wurde ein tropfenförmiges, vollständig transparentes Kabinendach über das Cockpit gezogen.
Insgesamt wurden 7.966 P-51D Mustang gebaut. Diese Version wurde durch einen 1.700 PS starken Motor angetrieben und hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 703 km/h in einer Flughöhe von 7.620 Metern.
Die nachfolgende P-51K hatte einen anderen Propeller. Die schnellste Mustang war jedoch die noch besser geformte und leichtere P-51H, welche noch in den letzten Kriegswochen gegen die Japaner zum Einsatz kam. Sie hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 784 km/h auf 7.620 Metern Höhe. Insgesamt wurden 555 P-51H gebaut.
Zwischen 1947 und 1949 bestellte die US Air Force 272 der wesentlich längeren Zwillings-Mustang, wo die zwei Rümpfe mit Allison-Motoren durch einen normalen Flügel verbunden waren, und setzte sie mit Radarausrüstung als Nachtjäger über Korea ein.
Die australische Luftwaffe baute zwischen 1945 und 1948 in Lizenz 200 Mustang in vier Versionen. 1967 wurde die P-51 von Cavalier für die USAAF und andere Abnehmer wieder in Serie genommen. Für die vorgeschobene Luftüberwachung und für schnelle Angriffsaufgaben in Vietnam wurden die mit Propellerturbinen ausgerüsteten Turbo III und Enforcer entwickelt. Viele der zwischen 1968 und 1975 neu oder umgebauten Versionen sind Zweisitzer.
Benutzer: Australien, Kanada, China, Niederlande, Neuseeland, Polen, Südafrika, Sowjetunion, Schweden, Großbritannien, USA (im Zweiten Weltkrieg).
Mehr Bilder von P-51 Mustang
Spezifikationen für North American P-51 D Mustang
Spezifikationen:
North American P-51 D Mustang | Spezifikation |
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Typ | Langstrecken-Begleitjäger |
Antrieb | Packard V-1650-7 (in Lizenz gebauter R-R Merlin-61-Serie) Motor mit 1590 PS |
Besatzung | 1 |
Spannweite | 11,29 m |
Länge über alles | 9,81 m |
Höhe über alles | 4,10 m |
Leer-Gewicht | 3230 kg |
max.Startgewicht | 5260 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 703 km/h |
Steigleistung | 1060 m/min. |
Dienstgipfelhöhe | 12.770 m |
Reichweite | 1530 km, mit Abwurftanks 2100 km, Maximum 3350 km |
Bewaffnung:
North American P-51 D Mustang | Spezifikation |
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in Flügeln | 6 x 12,7mm-Browning-M3-MG mit je 270 oder 400 Schuß [je 1100 Schuss/min, 772 m/s Mündungsgeschw., Geschossgewicht 48 g] |
Zuladung Unterflügelstationen | Tanks oder zwei 454-kg-Bomben |
Einsatzstatistik:
North American P-51 D Mustang | Angaben |
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Erstflug (Prototyp) | 26.Oktober 1940, mit Merlin-Motor am 13.Oktober 1942, XP-51D im November 1943 |
Serienproduktion | Mai 1941 (P-51A), Ende 1943 (P-51D) |
Erster Langstrecken-Eskorteinsatz | 13. Dezember 1943 (45 P-51B/C nach Kiel) |
Zahlenmäßig starke Eskorteinsätze P-51D | ab März 1944 |
Endlieferung | November 1945 (P-51H) |
Stückpreis | 50.895 $ = ca. 113.100 Reichsmark |
Stückzahl (alle) | 15.686 (davon 7.966 P-51D) |
Einsätze Europa 1942-1945 | 213.873 |
Bombenabwurfmenge Europa 1942-1945 | 5.668 t |
Verluste Europa 1942-1945 | 2.520 |
Feindabschüsse Europa 1942-1945 | 4.950 |
Feindflugzeuge auf dem Boden zerstört, Europa 1942-1945 | 4.131 |
Animation 3D-Modell P-51 D Mustang
Quellenangaben und Literatur
Combat Aircraft of World War II (Bill Gunston)
Technik und Einsatz der Kampfflugzeuge vom 1. Weltkrieg bis heute (Ian Parsons)
Das große Buch der Luftkämpfe (Ian Parsons)
Luftkrieg (Piekalkiewicz)
Flugzeuge des 2. Weltkrieges (Andrew Kershaw)
World Aircraft World War II (Enzo Angelucci, Paolo Matricardi)
The Encyclopedia of Weapons of World War II (Chris Bishop)
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