Belgischer Minerva, erster eingesetzter Panzerwagen aus dem 1. Weltkrieg.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen und Bilder.
Minerva-Panzerwagen
Typ: Panzerwagen.
Geschichte:
Seiteninhalt:
Die Belgier waren die ersten, welche Panzerwagen im Ersten Weltkrieg zum Einsatz brachten. Deshalb sind die Belgier die Ahnherren der Kriegführung mit Panzerwagen und zeigten allen anderen Streitkräften, wie solche Fahrzeuge eingesetzt werden und nahmen so eine Kampfführung voraus, welche in ihrem ganzen Umfang erst im Zweiten Weltkrieg zu sehen war.
Praktisch sofort als die deutsche Armee im August 1914 in Belgien einfiel, wurde vorauseilende Kavallerie durch die Belgier angegriffen. Gewöhnlich waren die Deutschen dabei zahlenmäßig weit überlegen, sodass die Belgier anfingen die Mobilität von Kraftfahrzeugen, als Ausgleich zu verwenden. Zuerst verwendeten die Belgier eine Vielzahl unterschiedlicher Kraftwagen, welche mit Maschinengewehren bewaffnet wurden. Schon bald erhielten einige davon gepanzerte Schutzschilde für den MG-Schützen.
Zum Ende des ersten Kriegsmonats wurden zwei Minerva-Tourenwagen mit improvisierter Panzerung in den Cockerill-Werken bei Hoboken ausgerüstet und in den Einsatz geschickt. Diese ersten Fahrzeuge waren gewöhnliche, kommerzielle Standardmodelle mit einem Schutz aus 4-mm-Panzerplatten um den Motor, zwei gepanzerte Klappen vor dem Kühler und Panzerplatten an den Seiten und oben offen, um ein Hotchkiss-Maschinengewehr mit einem halbrunden Schutzschild zu befestigen. Das Fahrzeug hatte eine Sichtluke nach vorne für den Fahrer sowie Luken an den Seiten und hinten. Da es keine Einstiegsluken gab, musste über den Fahrzeugrand ein- oder ausgestiegen werden.
Es war vor allem die letzte Art des Einsatzes, welche am meisten Aufmerksamkeit erregte, denn zu dieser Zeit des Krieges marschierten die deutschen Truppen in dichten Formationen über freies Gelände oder über Straßen vorwärts. Ein einziges Maschinengewehr eines Minerva-Panzerwagens konnte unter diesen Umständen erheblichen Schaden anrichten und dies kam wiederholt vor.
Aber dieser Zeitraum dauerte nicht all zulange an. Bis zum Oktober 1914 hatten die Schützengräben entlang der Westfront auch die Gegend an der Yser erreicht und dort blieb die belgische Armee bis 1918 in einem Stellungskrieg festgebunden. Diese Gegend war zu feucht und versumpft, damit Panzerwagen irgendetwas Sinnvolles unternehmen konnten und so war die Zeit des unmittelbaren Einsatzes vorüber.
Ebenfalls im Oktober 1914 fiel Antwerpen zusammen mit den dortigen Minerva-Werken an die Deutschen, sodass keine neuen Fahrzeuge als Basismodell des Panzerwagens mehr verfügbar waren.
Aber in den paar Wochen, in denen die Minerva-Panzerwagen im Einsatz gewesen waren, zeigten sie gegenüber allen interessierten Kreisen bei Freund und Feind ihr Potenzial, was derartige Fahrzeuge erreichen konnten. Das belgische Beispiel wurde daher sofort von Schwadronen des britischen Royal Naval Air Service mit ihren Rolls-Royce Panzerwagen kopiert und auch die Deutschen begannen eigene Panzerwagen zu entwerfen.
Nachdem die Westfront zumindest für die belgischen Minerva-Panzerwagen ‚geschlossen‘ war, wurde eine spezielle belgische Panzerwagen-Einheit zum Einsatz nach Russland gegen die Deutschen geschickt. Dort leisteten die belgischen Fahrzeuge einen wertvollen Beitrag, bis sie im Jahr 1918 wieder nach Hause verschifft wurden. Zurück in Belgien wurden die Einheiten wieder mit neuen Fahrzeugen ausgerüstet.
Aber selbst die alten Minerva-Panzerwagen von 1914 blieben weiterhin in Dienst und einige wurden noch bis 1933 von der belgischen Gendarmerie verwendet. Erst dann waren sie vollständig durch SAVA- und Mors-Panzerwagen abgelöst worden.
Die Fabrik Societe Anversoise pour Fabrication de Voitures Autombiles baute das Fahrgestell des SAVA-Panzerwagens. Die Cockerill-Werke bauten nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs um dieses Fahrzeug herum ebenfalls einen gepanzerten Aufbau wie beim Minerva-Panzerwagen.
Das neue Fahrzeug hatte jedoch einen verbesserten Panzerschutz, wobei insbesondere der Fahrer durch abgeschrägte Flächen zum Abweisen von Geschossen besser geschützt war.
Das Fahrzeug hatte im Aufbau hinten eine Eingangstür und war mit einem 8-mm-Hotchkiss-MG in einem kuppelförmigen Turm bewaffnet, der jedoch hinten offen war.
Dieses Modell erhielt eine 37-mm-Kanone mit Schutzschild in einem Turm. Zudem konnte auch noch ein Hotchkiss-MG über der Kanone eingebaut werden. Auch bei diesem Fahrzeug konnte man ebenfalls wie beim Minerva-Panzerwagen nur über die Wagenoberkante einsteigen.
Von den Mors-Panzerwagen wurden ebenfalls einige zusammen mit französischen Peugeot-Panzerwagen von 1915 bis Ende 1917 durch die Belgier in Russland eingesetzt.
Spezifikationen Minerva-Panzerwagen
Spezifikationen:
Minerva-Panzerwagen | Spezifikation |
---|---|
Typ | Panzerwagen |
Besatzung | 3-5 Mann |
Bewaffnung | 1 x 8-mm-Hotchkiss-Maschinengewehr |
Länge | 4,90 m |
Breite | 1,75 m |
Höhe | 2,30 m |
Panzerung | 4-5 mm |
Kampfgewicht | ca. 4.000 kg |
Antrieb | unbekannter Type eines Benzin-Motors |
Höchstgeschwindigkeit | 40 km/h |
Fahrbereich (Strasse) | unbekannt |
Erstlieferung | Ende August 1914 |
Truppenlieferung | August 1914 |
Stückzahl | ? |
Quellenangaben und Literatur
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)
Panzer und andere Kampffahrzeuge von 1916 bis heute (Christopher F. Foss, John F. Milsom, Colonel John Stafford Weeks, Captain Georffrey Tillotson, Richard M. Ogorkiewicz)
Weitere interessante Beiträge: