Französische Aufklärungsflugzeuge und Bomber des Ersten Weltkriegs.
Geschichte, Entwicklung, Einsatz, Spezifikationen, Statistiken, Bilder und Modelle.
Caudron G und R11, Farman Longhorn MF11, Bleriot XI, Deperdussin, Voisin III und Breguet XIV.
Französische Aufklärer und Bomber
Caudron G
Französischer zweisitziger Aufklärungsbomber Caudron G III, IV und VI und R11.
Caudron G III, IV und VI
Typ: Zweisitziger Aufklärungsbomber und Trainingsflugzeug.
Geschichte:
Die meisten Flugzeuge mit Gondel- und Heckausleger zwischen 1914 und 1919 waren Schubdoppeldecker, die Caudron G III unterschieden sich davon, dass sie den Motor an der Vorderseite hatte. Sie wurde aus der einsitzigen G II entwickelt, welche 1913/14 ein vertrauter Anblick auf allen europäischen Flugschauen war.
In ihrer ursprünglichen Form war die militärische G IIIA-2 ein den Korps-Truppen zugeteiltes zweisitziges Aufklärungs- und Artillerie-Beobachtungsflugzeug, welches weit verbreitet von den französischen, britischen, belgischen, russischen und italienischen Luftstreitkräften während der ersten Hälfte des 1. Weltkrieg eingesetzt wurde.
Die meisten der vielen hundert gebauten G III wurden in Frankreich hergestellt, aber kleinere Bauzahlen wurden auch in Großbritannien von der britischen Caudron-Gesellschaft fertiggestellt. A.E.R. in Italien baute 170 Stück von 1915 bis 1916.
Die G III wurde ursprünglich von einem 80 PS starken Motor angetrieben, entweder aus der Produktion von Gnome, Le Rhone oder Clerget. In späteren Maschinen aber wurde gewöhnlich nur der 100-PS Anzani 10C Zylindermotor eingebaut.
Die G III hatte eine gute Reichweite von 4 Stunden Flugzeit, war aber in der Regel zu langsam und zu anfällig, um auf längeren Aufklärungsflügen eingesetzt zu werden. Die französischen Maschinen wurden deshalb Mitte 1916 von der Front zurückgezogen, aber die italienischen G III stand weiterhin bis März 1917 im Einsatz und die Briten verwendeten ihre Modelle bis August 1917 im Fronteinsatz. Noch am 1. Januar 1917 verwendete das Royal Flying Corps seine Caudron G III, bewaffnet mit kleinen Bomben und einem Maschinengewehr im vorderen Cockpit, um Bodenziele anzugreifen.
Der Royal Navy Air Service verwendete einige seiner G III für Küstenpatrouillen. 124 Caudron G III wurden an den Royal Navy Air Service ausgeliefert, sowie 109 an das Royal Flying Corps.
Ihr Abzug von der Front bedeutete jedoch nicht das Ende ihrer Einsatzzeit, denn sie wurden zu einem der populärsten Trainingsflugzeuge bei den alliierten Luftstreitkräften. In dieser Funktion wurde das Flugzeug als G IIIE-2 bezeichnet und 192 E2 wurden von den amerikanischen Expeditionsstreitkräften im Jahr 1918 gekauft.
Die meisten Caudron G.III hatten Ketten-gesteuerte Flügel, aber Querruder in den oberen Flügeln wurden bei den späteren Flugzeugen eingebaut.
Die Caudron G IV, welche im März 1915 erschien, war im Wesentlichen eine vergrößerte Version des G III und von zwei Motoren angetrieben. Ursprünglich waren dies 80-PS Le Rhone-Motoren, aber dann wurden 100-PS. Anzani die für die spätere Produktion der Flugzeuge eingeführt. Die Seitenleitwerk-Oberflächen wurden auf vier erhöht. Ein in alle Richtung frei feuerndes Vickers- oder Lewis-MG wurde im vorderen Cockpit angebracht und in seiner Form als G IVB-2 Tagbbomber konnte das Flugzeug bis zu 100 kg Bombenlast tragen.
Einige G IV wurden mit einem zweiten Maschinengewehr ausgerüstet, montiert über der oberen Tragfläche und nach hinten schießend. Obwohl die Bombenlast bescheiden war, hatte die G IV eine gute Leistung und eine besonders gute Steigrate.
Im Einsatz erwies sie sich als durchaus zuverlässiges Flugzeug, wie aus ihrer Übernahme durch die italienische Luftwaffe für Langstreckenflüge über die Alpen hervorgeht.
Das Flugzeug wurde von der französischen Aviation Militaire im November 1915 in Dienst gestellt und blieb bis zum nachfolgenden Herbst im Einsatz. In Italien wurden durch A.E.R. 51 G IV von 1916 bis 1917 gebaut. Der Royal Navy Air Service erhielt 53 in Frankreich gebaute G IV und 12, welche von der britischen Caudron-Gesellschaft hergestellt wurden.
Diese wurden von 1916 bis Anfang 1917 für Tag- und Nachtangriffe auf deutsche Wasserflugzeug-Stützpunkte und Zeppelin-Hangars in Belgien durch das 4. und 5. Wing verwendet.
Flugzeuge in französischen Diensten bestanden aus beiden Versionen der GIV, der B-2 und A-2.
Im Jahr 1918 kauften die amerikanischen Expeditionsstreitkräfte 10 G IVA-2 als Trainingsflugzeuge.
Im Sommer 1916 erschien eine Kombination aus der G IV und dem späteren R-Bomber, welcher von Rene Caudron entwickelt wurde, unter der Bezeichnung G VI. Es war eine Weiterentwicklung aus der G IV und beinhaltete viele neue Funktionen, einschließlich des hervorstechenden ‚Kiels‘ mit einem überdachten Rumpf sowie einer Einzelflosse und Seitenruder, wie bei der späteren Caudron R 4 und R 11.
Die Triebwerke für die G.VI waren zwei Le Rhone-Rotationskolbenmotoren von 80, 110 oder 120 PS. Der Beobachter saß im hinteren Cockpit, in welchem eine Ringmontage für ein oder zwei defensive Lewis-MGs eingebaut war. Die G VI wurde offenbar nur in der A2-Form gebaut und im Hinblick auf die unmittelbare Einführung der R 4 und R 11 vermutlich auch nicht in beträchtlicher Zahl.
Es war nicht möglich, eine Aufschlüsselung nach Typen in den französischen Geschwadern mit Flugzeugen aus der Caudron G-Serie zu finden, aber insgesamt wurden 38 Escadrilles mit Flugzeugen aus der Caudron G-Serie während des 1. Weltkrieg ausgerüstet.
Benutzer: Frankreich, England, Italien, USA, Russland.
Spezifikationen Caudron GIV B-2
Spezifikationen:
Caudron GIV B-2 | Spezifikation |
---|---|
Typ | Zweisitziger Aufklärungsbomber |
Besatzung | 2 |
Antrieb | 2 x 80-PS Le Rhone 9C 9-Zylinder oder 100-PS Anzini |
Spannweite | 17,20 m |
Länge | 7,20 m |
Höhe | 2,60 m |
Flügelfläche | 36,82 m² |
Leergewicht | ca. 1.100 kg |
Startgewicht | 1.330 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h in Seehöhe |
Steigleistung | ? |
Dienstgipfelhöhe | 4.000 m |
Reichweite | 4 Stunden (400 km) |
Bewaffnung | ein bewegliches 7,62-mm-Vickers oder Lewis-MG im vorderen Beobachtersitz, manchmal ein weiteres MG auf dem Oberflügel |
Zuladung | Unterflügelaufhängungen für 100 kg Bomben |
Erstflug | G III: 1914, G IV: März 1915 |
Truppenlieferung | G IVB November 1915; G IV bis Mai 1918 |
Produktion | unbekannt, aber mehrere hundert |
Caudron R11
Caudron R11
Geschichte: Seit Dezember 1917 wurden etwa 500 bis 1000 Stück, trotz ernsthafter Schwierigkeiten mit den Motoren, gebaut. Obgleich als Bomber entwickelt, fanden die R11 ihre Aufgabe als Begleitjäger für Bomber wie die Breguet XIV. Anders als einsitzige Jäger konnten die R11 ihre Position an der Seite der Bomber halten, während die MG-Schützen mit fünf bis sechs MGs den Luftraum freihielten. Der Typ war stark, kunstflugtauglich und angenehm zu fliegen.
Farman Longhorn MF11
Geschichte: Truppenlieferung seit Juli 1913 und als Trainer im Einsatz bis 1918. Ebenfalls gebaut in England, Italien und Russland. Zumindest bis Mitte 1915 das Hauptkampflugzeug der Alliierten. Der Typ war zuverlässig, träge und unstabil und wurde deshalb vorwiegend als Trainer verwendet.
Deperdussin
Geschichte: Deperdussin entwickelte drei Modelle von Aufklärern seit 1910 (Ein- und Zweisitzern). Die Firma ging durch eine Verhaftung von M.Deperdussin in Staatsbesitz über und wurde später berühmt als S.P.A.D (SPAD-Jäger).
Bleriot XI
Geschichte: Bleriot konstruierte Flugzeuge seit 1906 und am 9.7.1909 gelang ihm zuerst der Flug über den Ärmelkanal. Zu Beginn des Krieges erledigte der Typ erfolgreich Aufklärungsaufgaben und war aufgrund seiner guten Sichtverhältnisse bei den Piloten sehr beliebt. Später waren seine Modelle zu langsam und unbeweglich und Bleriot produzierte Modelle anderer Hersteller für die französische Regierung.
Voisin III
Geschichte: Von allen Modellen (I-X) wurden von 1914 bis Kriegsende etwa 3500 Stück gebaut. Der Typ war robust und kampfkräftig, da der Aufbau zur Hauptsache aus Stahl bestand. Spätere Modelle hatten sogar 47- (Bild) oder 37-mm-Kanonen im vordern Cockpit und konnten bis zu 300 kg Bomben tragen. Sie wurden nicht nur in Frankreich, sondern auch in England und Italien gebaut sowie auch von Belgien und Russland eingesetzt.
Breguet XIV
Geschichte: Seit 1917 wurden etwa 5500 bis Kriegsende und bis 1926 insg. 8370 gebaut. Die Maschine bestand weitgehend aus Leichtmetall, hatte einen starken und wirtschaftlichen Motor, automatische Landeklappen an den Unterflügeln und war der leistungsfähige französische Bomber und wurde in nur knapp 6 Monaten entwickelt. Zudem wurde der Typ auch von Belgien und USA eingesetzt.
Quellenangaben und Literatur
The Illustrated Encyclopedia of Weapons of World War I (Chris Bishop)
An Illustrated History of the Weapons of World War One (Ian Westwell)
Jane’s Fighting Aircraft of World War I
Aircraft of World War I 1914-1918 (Jack Herris, Bob Pearson)
Technik und Einsatz der Kampfflugzeuge vom 1. Weltkrieg bis heute (Ian Parsons)
Bombers, Patrol and Reconnaissance Aircraft 1914-1919 (Kenneth Munson)
Weitere interessante Beiträge: