Kriegstagebuch des Zweiten Weltkrieges für Oktober 1939.
Ende des Polenfeldzug, Schlachtschiff Royal Oak versenkt und deutsch-russisches Handelsabkommen.
Oktober 1939
Zurück zu September 1939.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Sonntag den 1. Oktober 1939:
Polen
Deutsche Truppen marschieren in Warschau ein beginnen mit der Entwaffnung der polnischen Garnison (120.000 Offiziere und Mannschaften).
Kapitulation von Hela, des letzten Zentrums des polnischen Widerstandes.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Montag den 2. Oktober 1939:
Politik
Panamerikanische Sicherheitszone eingerichtet. Die USA und die lateinamerikanischen Staaten verbieten See- und Luftoperationen in einem Seegebiet bis zu 1.000 km vor ihren Küsten.
Heimatfronten
Großbritannien: Sondergerichte beginnen sich mit den 50.000 Ausländern zu befassen, welche im Bereich von London registriert sind.
Besetzte Gebiete
Tschechoslowakei: Die Tschechische National-Armee im Exil wird in Frankreich gegründet. Französisch-tschechische Vereinbarung unterzeichnet.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Dienstag den 3. Oktober 1939:
Westfront
Französischer Rückzug aus dem während der Saar-‚Offensive‘ eroberten deutschen Gebieten (Warndt-Wald und Saarbrücken-Bogen) abgeschlossen.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Mittwoch den 4. Oktober 1939:
Seekrieg
Atlantik: Das deutsche U-Boot U-35 setzt die 28 Mann Besatzung des torpedierten griechischen Frachters Diamantis an der irischen Kerry-Küste an Land.
Besetzte Gebiete
Polen: Nikita Chruschtschow (Sekretär der Kommunistischen Partei der Ukraine und in den 50er Jahren sowjetischer Staatschef) kündigt die ‚Kommunisierung‘ von Ost-Polen an.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Donnerstag den 5. Oktober 1939:
Polen
Ende des Polenfeldzug. Säuberungsaktionen deutscher Truppen zwischen den Flüssen Weichsel und Bug, wo sich immer noch polnische Truppen befinden.
Hitler fliegt nach Warschau, um der Siegesparade beizuwohnen.
105.000 polnische Soldaten konnten sich über Rumänien der Gefangenschaft entziehen und werden Teil der polnischen Exilstreitkräfte.
Seekrieg
Acht Gruppen englischer und französischer Kriegsschiffe jagen das Panzerschiff Admiral Graf Spee im Atlantik und Indischen Ozean.
Panzerschiff Deutschland versenkt das Frachtschiff Stonegate im Nord-Atlantik.
Politik
Sowjetisch-Lettischer Beistandspakt. Sowjetische Truppen werden in Lettland stationiert.
Heimatfronten
Frankreich: Das Parlament vertagt sich auf unbestimmte Zeit und 26 kommunistische Abgeordnete werden verhaftet.
VERLUSTE IM POLENFELDZUG:
Deutschland | Polen | Russland | |
---|---|---|---|
Gefallene Soldaten | 10.572 | 66.300 | 734 |
Verwundete Soldaten | 30.322 | 130.000 | ? |
Kriegsgefangene | - | 967.000 (750.000 an Deutschland) | - |
Panzer | 217 | ? | ? |
Flugzeuge | 285 | 333 | ? |
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Freitag den 6. Oktober 1939:
Politik
Hitlers ‚Friedensrede‘ im Reichstag. Hitler behauptet, dass der totale Zusammenbruch und die Teilung Polens die Notwendigkeit eines Krieges zwischen England, Frankreich und Deutschland beendet hat. Deutschland hätte keine territorialen Ansprüche an Frankreich. Er plädiert für eine Friedenskonferenz, freien Handel, Wiederherstellung der deutschen Kolonien und Rüstungsbegrenzung.
Polen
Die letzten Reste der polnischen Armee – etwa 8.000 Mann – kapitulieren gegenüber den deutschen Truppen bei Kock, südöstlich von Warschau.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Samstag den 7. Oktober 1939:
Seekrieg
Der Transport des englischen BEF (Britisches Expeditionskorps) nach Frankreich ist vollständig abgeschlossen und lief ohne Verluste unter Sicherung englischer und französischer Seestreitkräfte ab. 161.000 Soldaten mit 24.000 Fahrzeugen und Panzern sowie 140.000 Tonnen an Nachschubgütern wurden transportiert.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Sonntag den 8. Oktober 1939:
Politik
Evakuierung der deutschen Bevölkerung aus dem Baltikum. 50.000 deutschstämmige Einwohner von Lettland werden in das Reich zurückgeführt (die erste Gruppe verlässt per Schiff am 14. Oktober das Land). Eine ähnliche Rückführungsregelung wird für Estland getroffen, wo 13.000 deutschstämmige Einwohner bis 21. November das Land verlassen.
Finnland akzeptiert die russische Aufforderung, eine Delegation nach Moskau zu entsenden, um Grenzstreitigkeiten zu diskutieren. Die Gespräche werden ergebnislos vom 12. bis 14. Oktober und 28. Oktober bis 8. November geführt.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Montag den 9. Oktober 1939:
Westfront
Hitlers ‚Weisung Nr.6‘: es sind Pläne und Vorbereitungen für eine baldige Offensive im Westen gegen Holland, Belgien und Frankreich zu treffen. Das Oberkommando des Heeres erarbeitet den Plan für den Fall ‚Gelb‘.
Seekrieg
Atlantik: Die ‚City of Flint‘-Affäre: das Panzerschiff Deutschland kapert den US-Frachter City of Flint im Nord-Atlantik. Das Schiff kommt schließlich frei und trifft am 27. Januar 1940 in Baltimore ein.
Ferner Osten
Chinesisch-Japanischer Krieg: Chinesischer Sieg bei Changsha.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Dienstag den 10. Oktober 1939:
Politik
Sowjetische-Litauischer Pakt über gegenseitige Hilfe: Russische Streitkräfte werden in Litauen stationiert. Die Stadt Wilna (in der russischen Besatzungszone von Polen) wird Litauen angeschlossen.
Neutrale
Finnland: Verdunkelung in Helsinki angeordnet. Die freiwillige Evakuierung der Zivilbevölkerung beginnt.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Mittwoch den 11. Oktober 1939:
Heimatfronten
England: Clackmannan and E. Stirling Nachwahlen. Woodburn (von Labour) erhält 15.645 Stimmen, Stewart (von den Pazifisten) nur 1.060.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Donnerstag den 12. Oktober 1939:
Westfront
BEF (Britisches Expeditionskorps) nun vollständig im Einsatz entlang der französisch-belgischen Grenze zwischen Maulde und Halluin.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Freitag den 13. Oktober 1939:
Westfront
Scharmützel östlich der Mosel. Die Franzosen sprengen drei Rhein-Brücken.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Samstag den 14. Oktober 1939:
Seekrieg
Atlantik: SCHLACHTSCHIFF ROYAL OAK VERSENKT (833 Opfer), im ‚gegen jedes Eindringen gesicherten‘ Ankerplatz der Royal Navy von Scapa Flow, durch das deutsche U-Boot U-47 von Günther Prien.
Die englische Flotte wird anschließend bis auf Weiteres nach Loch Ewe (West-Schottland) verlegt.
Das polnische Unterseeboot Orzel erreicht England nach einer erstaunlichen Flucht aus der Ostsee.
Westfront
General Gamelin, der französische Oberbefehlshaber, richtet einen melodramatischen Aufruf an die Truppen, in dem er eine massive deutsche Offensive ‚in jedem Augenblick‘ vorhersagt.
Neutrale
Finnland: Militärische Mobilmachung.
Geheimkrieg
Das entkommene polnische Code-Knacker-Team beginnt seine Einsätze mit dem höchst geheimen Nachbau der deutschen Enigma-Verschlüsselungsmaschine in Frankreich. Am 25. Juli hatten die Polen bereits jeweils einen Nachbau nach England und Frankreich geliefert.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Sonntag den 15. Oktober 1939:
Neutrale
Finnland: Die Wehrpflicht wird eingeführt.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Montag den 16. Oktober 1939:
Westfront
Deutscher Gegenangriff im Saarland und innerhalb 48 Stunden sind die französischen Deckungsstreitkräfte vertrieben. Nur geringe Verluste auf beiden Seiten.
Luftkrieg
Neun neue Ju 88-Bomber greifen englische Kriegsschiffe bei Rosyth im Firth of Forth an. Ein Blindgänger durchschlägt das Deck des Kreuzers Southampton.
Seekrieg
Atlantik: Der französische Zerstörer Cyclone versenkt das deutsche U-Boot U-45 im Golf von Biskaya.
Polen
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt offiziell die Beendigung des Feldzuges in Polen bekannt. Allerdings halten einige Teile der polnischen Armee noch in entlegenen Gebieten aus.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Dienstag den 17. Oktober 1939:
Luftkrieg
Angriff auf Scapa Flow durch Ju 88, welche das Ausbildungs-Schlachtschiff HMS Iron Duke schwer beschädigen (das Schlachtschiff war das Flaggschiff der englischen Flotte während des 1. Weltkrieg ).
Seekrieg
Deutsche Zerstörer legen in der Nacht Minen vor der Humber-Mündung in die Nordsee. Westfront
Das Oberkommando der Wehrmacht meldet ‚absolute Ruhe‘ an der Rhein-Front, lediglich ein deutscher Soldat durch herabfallende Splitter von deutschem Flak-Feuer umgekommen.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Mittwoch den 18. Oktober 1939:
Politik
Vier-Mächte-Konferenz in Stockholm, an der die Könige von Dänemark, Norwegen, Schweden und der Präsident von Finnland teilnehmen (bis zum 19. Oktober).
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Donnerstag den 19. Oktober 1939:
Politik
Englisch-Französisch-Türkischer Vertrag über gegenseitigen Beistand unterzeichnet. Der Vertrag richtet sich in erster Linie gegen Russland, welches schon seit jeher an Istanbul und den Dardanellen als Zugang zum Mittelmeer interessiert ist. Die Türkei erhält das Sandschak von Alexandrette in Nord-Syrien zurück, welches sie im 1. Weltkrieg an Frankreich verloren hatte.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Freitag den 20. Oktober 1939:
Seekrieg
Atlantik: Deutschland warnt davor, dass neutrale Handelsschiffe welche in alliierten Konvois fahren, ohne Vorwarnung versenkt werden können.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Samstag den 21. Oktober 1939:
Seekrieg
Atlantik: Die französische Force de Raide (welche die schnellsten und größten Zerstörer der Welt beinhaltet) eskortiert einen großen Trans-Atlantik-Konvoi bis zum 30. Oktober, und kapert dabei den deutschen Frachter Sante Fe.
Jäger der englischen RAF schießen vier von neun He 115 Wasserflugzeuge ab, welche einen Konvoi vor der Humber-Mündung angreifen.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Sonntag den 22. Oktober 1939:
Besetzte Gebiete
Polen: ‚Wahlen‘ in der West-Ukraine und West-Weiß-Russland (russisch besetztes Polen) werden in russischer Sprache abgehalten.
Heimatfronten
Indien: Die indische Kongress-Partei verweigert ihre Unterstützung zu den englischen Kriegsanstrengungen und verurteilt den britischen Imperialismus.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Montag den 23. Oktober 1939:
Seekrieg
Atlantik: Die englische Home Fleet sichert Eisenerz-Konvois von Narvik in Norwegen nach Großbritannien (zurück am 31. Oktober).
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Dienstag den 24. Oktober 1939:
Politik
Deutsch-Russisches Handelsabkommen. Die Sowjetunion liefert eine Million Tonnen Getreide und Weizen.
Besetzte Gebiete
Polen: In Paris trifft ein großer polnischer Goldschatz ein, welcher von Warschau über Rumänien und Syrien geschmuggelt wurde.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Mittwoch den 25. Oktober 1939:
Seekrieg
Mittelmeer: Drei deutsche U-Boote werden in das Mittelmeer entsandt, aber nur U-26 gelingt der Einbruch durch die Straße von Gibraltar. Das U-Boot erzielt keine Erfolge dort.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Donnerstag den 26. Oktober 1939:
Politik
Die sowjetische Regierung bestreitet das Recht Großbritanniens, sowjetische Handelsschiffe auf dem Weg nach Deutschland zu stoppen.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Freitag den 27. Oktober 1939:
Neutrale
Belgien: König Leopold erklärt im Rundfunk der USA seine Entschlossenheit, die Neutralität Belgiens verteidigen zu wollen.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Samstag den 28. Oktober 1939:
Politik
Bei den Gesprächen in Moskau verlangen die Russen strategisch wichtige Gebiete Finnlands, so in der Karelischen Landenge, den Flottenstützpunkt Hangö und den eisfreien Hafen bei den Nickel-Gruben von Petsamo am Polarmeer im Austausch für wertloses russisches Territorium entlang der östlichen Grenze. Die Finnen lehnen die Vorschläge am 8. November ab und reisen am 13. November ergebnislos nach Hause zurück.
Besetzte Gebiete
Tschechoslowakei: Tschechischer Unabhängigkeitstag, die deutsche Polizei schießt auf Demonstranten in Prag, wobei es 16 Tote gibt.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Sonntag den 29. Oktober 1939:
Seekrieg
Atlantik: Deutschen Kriegsschiffen und U-Booten wird die Erlaubnis erteilt, Passagierschiffe welche in einem Geleitzug mitfahren, anzugreifen. Diese dienten dabei normalerweise als Truppentransporter.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Montag den 30. Oktober 1939:
Seekrieg
Atlantik: Das deutsche U-Boot U-56 torpediert das stärkste englische Schlachtschiff, HMS Nelson, westlich der Orkney-Inseln, aber die Torpedos versagen und explodieren nicht.
Kriegstagebuch 2. Weltkrieg für Dienstag den 31. Oktober 1939:
Politik
Molotow, russischer Premierminister und Außenminister, erläutert die sowjetische Außenpolitik: Freundschaft mit Deutschland, Unterstützung der deutschen ‚Friedensbemühungen‘ und wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Seekrieg
Handelsschiffs-Verluste im Oktober 1939: 46 alliierte Schiffe mit zusammen 193.355 Tonnen im Atlantik.
5 deutsche U-Boote im Atlantik, Arktis oder Ostsee versenkt.
Weiter zu November 1939.
Quellenangaben und Literatur
Krieg der Panzer (Piekalkiewicz)
Luftkrieg (Piekalkiewicz)
Chronology of World War II (Christopher Argyle)
Der Grosse Atlas zum II. Weltkrieg (Peter Young)
Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, Band 1-8 (Percy E. Schramm)
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